Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

8.11.12

Der Staat subventioniert den Urheberrechtslobbyismus auch unmittelbar

Dass die Musik- und Filmindustrie und die Verlage massiven Lobbyismus betreiben, der im Bereich des Urheberrechts in den letzten zehn Jahren zu einer deutlichen Verschiebung zu Gunsten der Rechteinhaber und zu Lasten der Allgemeinheit geführt hat, ist nicht neu, auch wenn dies von der Politik gerne bestritten wird. Diese Verschiebung beeinträchtigt beispielsweise den Bereich der Bildung und des E-Learnings spürbar, während der Gesetzgeber – ebenfalls lobbyismusbedingt – den eigentlichen Urhebern nach wie vor kein ausreichend effektives Urhebervertragsrecht zur Seite stellt. Der Gesetzgeber hat durch mehrere Neuregelung eine wahre Abmahnindustrie förmlich erschaffen, die ihm mittlerweile aber selbst unheimlich ist und an deren Eindämmung deshalb gearbeitet wird.

Die Politik wird aber nicht nur in einer Art und Weise von der Urheberrechtslobby beeinflusst, die dem Allgemeinwohl abträglich ist, sondern sie suventioniert den Urheberrechtslobbyismus zudem durch finanzielle Zuwendungen auch direkt. Der Gesprächs- und Arbeitskreis Geistiges Eigentum (enGAGE) erhält nach einem Bericht von iRightsInfo 42.625 Euro als einmalige staatliche Zuwendung. Ziel von enGAGE ist es, das Bewusstseins für den Wert des geistigen Eigentums zu stärken. Anstatt sich also an einer ergebnisoffenen Debatte, die gerade auch den ideologisch geprägten Begriff des geistigen Eigentums ins Visier nimmt, zu beteiligen, positioniert sich der Staat weiterhin einseitig und unausgewogen auf Seiten der Rechteinhaber.

Vorsitzender von enGAGE ist übrigens Prof. Dr. Rolf Schwartmann, der auch dasjenige Gutachten verfasst hat, das dem BMWi die Einführung eines Three-Strikes-Warnmodells vorschlägt und der auch ansonsten mit z.T. eigenwilligen aber stets rechteinhaberfreundlichen Rechtsansichten aufwartet.

Dass es bei enGAGE dann noch heißt, man wolle die Debatte wissenschaftlich aufbereiten und damit gleichzeitig versachlichen, klingt fast nach Hohn. Denn eine ergebnisorientierte und ideologisch vorbelastete wissenschaftliche Forschung ist genau das, wovon man in diesem Bereich wegkommen muss.

posted by Stadler at 11:33  

3 Comments

  1. Ich hatte gestern einen Artikel verfasst, der zu einem ganz ähnlichen Schluss aus dem Medienecho kommt: http://freiekulturundmusik.wordpress.com/2012/11/07/kritik-an-engage-in-den-medien/

    Mich würde interessieren, wie du die Abgrenzung von staatlichen Unterstützungen für irights.info oder cloud.irights.info gegenüber der enGAGE!-Anschubfinanzierung begründen würdest. Meines Erachtens geht es bei iRights sehr viel stärker um Aufklärung als bei enGAGE und ich sehe nicht, dass enGAGE einen Weg in Richtung Neutralität einschlagen wird: http://engage.fh-koeln.de/category/meinungen/

    Comment by Philip — 8.11, 2012 @ 12:46

  2. Tscha nu, fast normale Härte. Wenn man dann noch weiß, daß Schwartmanns Angetraute den Laden Schwartmann Beteiligungs Ltd. besitzt, und diese Klitsche Gesellschafterin bei …

    Normales, tägliches Kotzen — wenn ich es mal so deutlich zum Ausdruck bringen darf.

    Dieses Land, seine Berater & korrupten Politclowns ist so derart tief im Gesäss, daß mich mittlerweile tatsächlich wundert, nicht täglich von irgendwelchen Massakern an den Korruptis zu lesen.

    Comment by Josh@_[°|°]_ — 9.11, 2012 @ 01:10

  3. PS: Ich habe bewußt darauf verzichtet, hier deutlicher zu werden, denn ich weiß natürlich um klagefreudige Zecke liest mit — was ich nie verantworten wollte, ist Thomas doch einer der Besten in diesem Land.

    Wie auch immer, der geneigte Suchmaschinenverwender wird ohnehin selbst fündig, sofern bei diesem nicht nach „Stratmann Beteiligung Gemahlin“ Knoffhoff-Schluss ist.
    :)

    Comment by Josh@_[°|°]_ — 9.11, 2012 @ 01:15

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