Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

24.5.12

Auch die Urheberrechtskampagne geht weiter

Die derzeit tobende – und das kann man praktisch wörtlich nehmen – Urheberrechtsdiskussion ist um eine Nuance reicher. Der Chefredakteur der bei Gruner & Jahr erscheinenden GEO, Peter-Matthias Gaede, hat eine eigene Erklärung verfasst, in der er die Chefredakeure der Republik offensiv auffordert, sich für das geistige Eigentum einzusetzen.

Dagegen wäre an sich nichts einzuwenden, wenn nicht erneut mit der größtmöglichen Unsachlichkeit argumentiert würde, wofür Begriffe wie „Leichtigkeitslüge“ oder der Vorwurf des Einsatzes denunziatorischer Mittel ein beredtes Beispiel bieten.

Besonders hervorzuheben ist allerdings der Umstand, dass hier gerade diejenigen am lautesten schreien, die ansonsten die Rechte von Autoren am stärksten mit Füßen treten. Und ich meine damit namentlich die Zeitschrift GEO oder auch das Handelsblatt.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die von Leuten wie Gaede ausgehende Agitation gerade auch dem Zweck dient, von dem eigenen unfairen Umgang mit Autoren abzulenken. Wer wie Gaede expressis verbis die ungenügende Bezahlung von Journalisten beklagt und dies im Zusammenhang mit Begriffen wie Raubkopien oder Tauschbörsen tut, der führt eine Ablenkungsdebatte. Denn der Grund dafür, dass Journalisten und Autoren schlecht bezahlt werden, hat in erster Linie nichts mit dem Phänomen des Filesharings oder des „Raubkopierens“ zu tun, sondern damit, dass Verlage unangemessene Honorare bezahlen und dies auch noch mit der Forderung nach Buy-Out-Klauseln verbinden.

Gerade deshalb müssenn wir wieder und vorrangig über das Urhebervertragsrecht reden. Weil die Verlagslobby aber genau diese Diskussion vermeiden will, schickt sie Leute wie Gaede vor, um ein aggressives Ablenkungsmanöver zu inszenieren. Dass die Diskussion über das Urhebervertragsrecht auch die Politik (wieder) erreicht hat, scheint in den Verlagshäusern für Nervosität zu sorgen.

posted by Stadler at 10:44  

6 Comments

  1. „Gerade deshalb müssen wir wieder und vorrangig über das Urhebervertragsrecht reden.“

    Ansätze dazu sind erkennbar, z. B. gestern bei der Linken: http://www.wawzyniak.de/nc/start/aktuelles/detail/zurueck/aktuell-72954074a4/artikel/bitte-kommentieren-gesetzentwurf-zum-urhebervertragsrecht-der-linken-im-bundestag/

    Gerade als Literaturübersetzerin und damit nolens volens Beteiligte am „Übersetzerstreit“ finde ich: Zehn Jahre Stillstand sind genug! Das Urheberstärkuingsgesetz von 2002 war gut gemeint, aber nicht effektiv.

    Comment by Andrea Kamphuis — 24.05, 2012 @ 11:01

  2. Ich habe eben vor einer knappen Stunde mit einem Urheber telefoniert, der als sogenannter „Freier“ für Verlage arbeitet. Er meinte zu den Ausbeuterverträgen, man könne ja nichts dagegen machen. Es wäre halt so wie es ist.

    Ich kann mir daher sehr sehr gut vorstellen, dass den Verlagen eine Diskussion in Richtung der wahren Urheber gar nicht recht sein könnte. Und diese wahren Urheber wissen auch, dass oft auch Verlage sich als „Raubkopierer“ betätigen oder betätigt haben, und zwar an ihren Werken. Daher die Ausbeuterverträge, damit sie dies seither „legal“ tun können.

    Comment by Frank — 24.05, 2012 @ 12:18

  3. Wie sehr die Raummörderkopierargumentation wirkt, das sieht man schon hier in den Foren.

    Manipulierte „pro“ Urheberrechtsstudien oder einfache Behauptungen werden geglaubt, „kontra“-Studien nicht zur Kenntnis genommen. Begriffe wie „geistiges Eigentum“ und „Raubkopie“ sind nur die Kampfbegriffe, die jegliche sinnvolle Diskussion unmöglich machen sollen. Sinn ist gerade die Ablenkung vom Thema. Es ist vollkommen sinnlos und dumm sich bei solchen Argumenten auf irgend eine Diskussion einzulassen.

    Zu „Ausbeuterverträgen, man könne ja nichts dagegen machen“. Gut, liebe Verwerterindustrie, wenn das so ist: Filesharing, da kann man nichts machen.

    Das ist natürlich falsch, doch einzig mit $$-Zeichen vor den Augen und Ausbeutung im Sinn kann man das natürlich nicht sehen.

    Comment by Joachim — 24.05, 2012 @ 14:12

  4. Wer im Glashaus sitzt, sollte ja eigentlich nicht mit Steinen werfen. Ich als Urheber leide nicht unter der Privatkopie meiner Fotografien, dafür bekomme ich ja von der VG-Bildkunst meinen Obolus, sondern unter der unerlaubten Nutzung durch gewerbliche Anbieter, die meine Bilder einfach benutzen und sich nicht um die Lizenzen dafür scheren.

    Es scheint schon normal, dass UrhG § 13 ignoriert wird. Und Anfragen auf Grund UrhG § 101 werden in der Regel auch nur unter Hinzuziehung anwaltlicher Hilfe beantwortet. Wir Urheber brauchen brauchen Partner, die unsere Rechte akzeptieren und nicht Privatleute kriminalisieren.

    Comment by winston t. wolf — 24.05, 2012 @ 17:32

  5. Wenn ihr endlich mal begreifen würdet, dass das Urheberrecht nur instrumentalisiert wurde um das Internet zu kontrollieren…
    Die Regierungen und die Lobbyisten haben es damit geschafft, den einfachen Bürger derart gegen die Reformer oder besser gesagt “Bewahrer”, des freien Internets aufzubringen, dass sie wahrscheinlich schon bald ACTA oder einen beliebigen Ableger durchsetzen werden können…:-(

    Comment by Publicviewer — 26.05, 2012 @ 20:32

  6. Jürgen Ziemer in der SZ vom 20. März 2012
    „Nur das mit den Künstlern, die nichts verdienen, das macht vermutlich sogar hartnäckigen Piraten zu schaffen. Diesen Effekt nutzt die Unterhaltungsindustrie aus: Die Künstler sind ihr Schutzschild.“
    http://bit.ly/KnIizG

    Comment by Che — 28.05, 2012 @ 20:57

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