Die Groteske um Street View
Die Diskussion um Google Street View nimmt mehr und mehr groteske Züge an. Bestes Beispiel dafür ist der Leitartikel des ansonsten von mir hochgeschätzten Heribert Prantl in der SZ. Prantl meint, es würde einen Volksaufstand geben, wenn der Staat so etwas machen würde wie Google mit Street View.
Dieser Annahme liegt bereits im Ansatz ein Denkfehler zugrunde. Der Staat würde so etwas nämlich nicht machen, weil es für ihn nicht von Wert ist, alle paar Jahre die Fassaden von Häusern zu fotografieren.
Vergleiche mit der Vorratsdatenspeicherung, Video-Überwachung oder Online-Durchsuchung, wie Prantl sie anstellt, sind schlicht unsachlich. Denn Street View ermöglicht keinerlei Überwachung und ist im Vergleich zu den genannten Instrumentarien ziemlich harmlos. Wenn man den Kommentar von Prantl weiterliest, dann erkennt man, dass auch er nicht so genau weiß, was gegen Street View tatsächlich einzuwenden ist. Aber, es geht nach der Ansicht Prantls offenbar auch nicht nur um Street View, sondern irgendwie darum, dass Google allgemein zu viele Daten sammelt und zu viel Macht hat.
Das mag sein, taugt aber nicht als Einwand gegen Street View. Denn in diesem Fall fotografiert Google den öffentlichen Raum und stellt diese Bilder online. Vielleicht wäre die öffentliche Meinung und Diskussion auch eine andere, wenn der gemeine Bildleser verstanden hätte, dass es Street View nicht ermöglicht, ihn in seinem Garten zu beobachten. Aber die Bildzeitung und die Politik marschieren wieder einmal im Gleichschritt, wenn es um gezielte Desinformation der Bürger geht.
Sicherheitspolitiker, die ansonsten gerne den öffentlichen Raum mit Kameras vollplflastern würden, regen sich plötzlich öffentlichkeitswirksam über Street View auf. Das erweckt den Anschein einer Ablenkungsdebatte.
Während die Bundesregierung schon Anzeichen von Vernunft erkennen lässt und signalisiert, den vom Bundesrat bereits beschlossenen Gesetzesentwurf für eine gesetzliche Regelung von Street View im BDSG nicht mittragen zu wollen, leistet die Bundestagsfraktion der GRÜNEN in diesem Punkt gerade ihren netzpolitischen Offenbarungseid. Denn sie unterstützt diesen verfehlten Gesetzesentwurf mit Vehemenz. Auch das stellt eine Form von politischem Opportunismus dar.
Um es positiv zu formulieren: Street View ist ein innovatives Vorhaben, gegen das keine vernünftigen Einwände bestehen.
Das hast Du jetzt nett gesagt.
Die ganze Debatte: Albernheiten.
Comment by vera — 16.08, 2010 @ 20:56
http://archiv.twoday.net/stories/6470490/
Comment by Dr. Klaus Graf — 16.08, 2010 @ 20:58
Um es negativ zu formulieren: Gegen Street View spricht der hohe Kamerastandpunkt.
Positiv ist dagegen, dass man kein neues Gesetz benötigt, denn der § 201a StGB existiert ja mittlerweile: http://dejure.org/gesetze/StGB/201a.html
Grundsätzlich hätte ich gegen Street View auch keine Bedenken – wenn da nicht die Kamerahöhe von 2,9 m wäre. Damit verlässt man nämlich den Bereich der Panoramafreiheit und betritt den höchstpersönlichen Lebensbereich. Ein „besonders gegen Einblick geschützter Raum“ muss nach herrschender Meinung kein allseits geschlossener Bereich sein, so reichen bei der Unfallrettung Sichtschutzzäune aus, um Gaffer rechtswirksam vom Knipsen der Verletzten abzuhalten. Eine dichte, mannshohe Hecke hat die gleiche Wirkung, denn sie signalisiert unmissverständlich: Du darfst hier nicht reinschauen! Allerdings gibt es baurechtlich meist Beschränkungen der Heckenhöhe, so dass man sich gegen die Google-Kameras nicht einmal dann wehren kann, wenn man es denn wollte.
Sobald Hilfsmittel eingesetzt werden und bei der Fotografie tatsächlich Szenen aus der Privatsphäre eingefangen werden, dürfte eine Strafbarkeit gegeben sein.
Wohlbemerkt: Bereits die Aufnahme verletzt das Persönlichkeitsreicht. Da kann man sich auch nicht mit der Widerspruchsoption rausreden.
Es ist daher zu beanstanden, dass die Aufnahmen in dieser Höhe automatisiert ausgelöst werden. Jeder ordentliche Fotograf würde nämlich nicht abdrücken, wenn er erkennt, dass er damit (warum auch immer) die Privatsphäre eines anderen Menschen verletzt. Google hält dagegen die ganze Zeit brutal drauf und wen es erwischt, der soll halt Widerspruch einlegen.
Warum machen die Datenschützer da mit?
Das Mindeste wäre auch eine Widerspruchsoption gegen die Aufnahme. Besser wäre es aber, wenn Google gleich die Kamerahöhe auf 1,7 m ändert, also in etwa die menschliche Augenhöhe einhält.
Alles andere ist aus meiner Sicht rechtlich zu beanstanden.
Gruß
Comment by Dreamer — 16.08, 2010 @ 21:04
Wir sollten vielleicht langsam begreifen, dass die GRÜNEN eine Partei wohlhabender Bürger sind – mit Einfamilienhäusern. Eine Partei der Ich-bezogenen, die zwar gerne mal von ‚gesellschaftlicher Verantwortung‘ reden, aber im Grunde doch nur meinen, dass die Anderen sich kümmern sollen.
Ich bin aufgrund der gegenwärtigen Debatte inzwischen überzeugt davon, dass der Egoismus schon lange die Re-publik übertrumpft hat. Es geht nur noch darum, wie der einzelne sich abschotten kann, wie er möglichst viel rausholt; reinstecken will er nicht, außer es nützt ausschließlich ihm und seinesgleichen. Wie die umfriedeten, von privaten Wachdiensten bewachten Areale der oberen Mittelschicht in vielen Städten der USA.
Ein gern vorgebrachtes Argument gegen Street View ist ja, dass ‚die Öffentlichkeit nicht Google gehören darf‘. Natürlich erhält Google weder Besitz noch Eigentum am öffentlichen Raum, im Gegenteil, das Unternehmen macht diesen Raum der gesamten Öffentlichkeit ohne großen Aufwand zugänglich. Nichts ist für die selbst ernannten Leistungsträger schlimmer, als dass jeder ohne zu zahlen etwas erhält.
Aus Hamburgs Innenstadt wurden erst die Obdachlosen verjagt, dann die Straßenmusiker [damals gab es noch Brinkmann, die u.a. Stereoanlagen verkauften], aus manchen besseren Vierteln vertreiben sie die Kinder[gärten]. Unsere Straßen müssen sauber bleiben, keine Schmuddelkinder – auch nicht virtuell am Rechner.
PS: Ich habe für diesen Beitrag den Link zu meiner Website ausgetauscht, er führt jetzt zu einem Beitrag, den ich Mitte/Ende April zu Google Street View verfasst habe.
Comment by Dierk — 16.08, 2010 @ 21:05
Mehr noch als die Politik liefern die Medien derzeit ein absolut trauriges Schauspiel. Statt einmal wirklich aufzuklären, werden permanent Ängste geschürt, vor Bedrohungen die überhaupt nicht existieren. Der SWR treibt es dabei im Moment auf die Spitze. Eine absolute Schande für dieses Land.
Comment by Durden — 16.08, 2010 @ 21:06
Ich möchte hier nochmal erwähnen das die demographischen Daten wie Wohngegend (im Sinne von sozialem Stand, etc.), bei entsprechendem Geldbeutel versteht sich, längst verfügbar sind.
Mich erinnert das schwer an den aufgebauschten Eklat mir den von Google gesnifften WLAN Daten. Webentwickler bedienen sich seit Jahren Datenbanken mit Positionsangaben von WLAN Netzen zur Positionsbestimmung. Natürlich sind auch diese Daten nur nach entsprechendem Obulus verfügbar.
Comment by Felix Nagel — 16.08, 2010 @ 21:13
@Dreamer, Ihrer Argumentation zufolge ist Google Street View aber dann ggfs. ein Fall für den Staatsanwalt und nicht für die Datenschützer.
Comment by fernetpunker — 16.08, 2010 @ 23:19
Mann, seid ihr alle gehirngewaschen, ihr werdet euch noch wundern.
Comment by Bernd — 16.08, 2010 @ 23:28
Der Staat geht doch sogar noch weiter: Beim Zensus wird nicht einfach ein Foto von meiner Straße gemacht sondern da hab ich übertragen gesagt jemanden im Wohnzimmer sitzen, der meine Akten durchliest, abschreibt und auswertet. Wo bleibt da die Aufregung, wo sind die Medien, wo die kritische, angestachelte Masse?
Comment by Julius — 17.08, 2010 @ 00:16
Natürlich zieht der lies Herr Prantl ein paar nicht ganz zutreffende Vergleiche. Doch lenkt er meines Erachtens dennoch das Augenmerk in die richtige Richtung: Meiner Meinung nach muss die schiere Menge an Daten, die Google anhäuft, zumindest Anlass sein, über die zugehörigen Datenschutzgesetze nachzudenken, da sich hinter den akkumulierten Daten eine enorme Macht verbirgt. Außerdem zutreffend finde ich den Hinweis, dass Google zwar die veröffentlichten Gebäude, sofern gefordert, unkenntlich macht – dabei aber höchstwahrscheinlich die Rohdaten behält.
Zusätzlich erwähnt er richtigerweise die tatsächlich im Vergleich zu sonstigen Datensammlungen diametral unterschiedlichen Unterstützergruppen: Die meisten, die gegen die Vorratsdatensspeicherung sind, sprechen sich für Google Street View aus, obwohl auch bei Google Street View die Argumente gegen zentralisierte, missbrauchbare Datensammlungen durchaus zutreffen. Insofern stimme ich mit Herrn Prantl überein, dass diese Gruppe anscheinend dem Staat weniger traut als einem privaten Unternehmen, das zusätzlich noch im Ausland sitzt. Auch wenn dies noch lange keine K.o.-Argumente gegen Google Street View sind, sehe ich das ganze bei weitem nicht so uneingeschränkt positiv.
Comment by Andreas Mehltretter — 17.08, 2010 @ 02:49
Guter Artikel – habe beim Lesen des Kommentars von Prantl, mit dem ich sonst auch die meisten Meinungen teile, dasselbe gedacht. Der Vergleich „Wenn das der Staat machen würde“ ist der einzig konkrete Ansatzpunkt in dem Artikel, der sich danach in Allgemeinplätzen verliert. Und dieser Vergleich hinkt – wie geschrieben.
Comment by Nils — 17.08, 2010 @ 08:48
Ich finde es auch erschreckend, dass die Kamerahöhe so hoch ist, sodass man in die Privatsphäre des Menschen einen Einblick bekommt. Meiner Meinung nach sollte deswegen mindestens diese besagte Höhe von 2,9 m auf eine niedrigere herabgesetzt werden, sodass kein Eindringen in die Privatsphäre ermöglicht wird.
Comment by Bianca — 17.08, 2010 @ 09:12
Kamerahöhe,
was hier allgemein übersehen wird ist,
das die SV autos ja nun nicht über den
gehsteig fahren sondern ihre aufnahmen
von der fahrbahn aus machen.
Die höhe ist erforderlich um die fronten der strassenzuege von dort überhaupt sinnvoll ablichten zu können.
Bei einer geringeren höhe wären auf den meisten bildern nur andere autos zu sehen.
Im schnitt sind die fassaden 8m weit weg.
An dieser diskussin zeigt sich das DE vor allem am denken krankt. Die äusserungen von Herrn Wendt zeigen nur das er genauso unwissend ist wie die meisten schreier.
mfg
yb
Comment by yah bluez — 17.08, 2010 @ 09:46
Was unterscheidet den „Staat“ und Mutter Google überhaupt noch? Es ist doch Grundrecht sich nicht beäugen zu lassen. Übrigens ohne mich vor einem trolligen Archivar rechtfertigen zu müssen… Prantl zeichnet ein passendes Menetekel an die Wand…
Comment by advokatenshrek — 17.08, 2010 @ 09:55
Der Knackpunkt an GSV ist auch für mich die Kamerahöhe, insbesondere verbunden mit der systematisierten Voll-Abbildung des (ja, stimmt) öffentlichen Raumes. Aber durch die Höhe eben vielleicht nicht *nur* des öffentlichen Raumes.
Der Einwand von #13 („Aber die knipsen doch von weiter weg“) ist zwar technisch richtig und in sich schlüssig, aber m.M.n. für die Sache irrelevant:
G! könnte ja auch vom Gehsteig aus fotografieren, aus „natürlicher“ Höhe. In diesem Fall hätte ich nichts bis wenig dagegen (sofern alle geltenden Gesetze eingehalten würden).
Die von Google selbst gewählte Entfernung als Entschuldigung für Höhen-Hilfsmittel (die der oft angeführten „Leiter“ stark ähneln) zu bringen, ist aber – gelinde gesagt – ein schwaches Argument.
Viel erschreckender als GSV an sich finde ich aber, dass:
– ein großer Teil der deutschen Bevölkerung zwar GSV ganz schrecklich findet (wenn man den aktuellen Berichten Glauben schenken darf)
– sich trotzdem der Großteil der Bevölkerung nicht an ELENA, Zensus, VDS, Bankdatenabkommen mit USA, etc. stört.
Es wird Zeit, dass die Bürgerrechts-Interessierten in diesem Land es irgendwie schaffen, der breiten Masse zu erläutern, dass solche (auch staatlichen) Projekte
– zumindest genau so „schlimm“ und
– wahrscheinlich noch viel gefährlicher
als GSV sind.
Insofern wäre GSV vielleicht auch ein guter Aufhänger, Menschen für „unsere“ Themen zu gewinnen, sie quasi bei diesem Thema „abzuholen“ und für die „eigentlich wichtigen“ Themen zu sensibilisieren.
Das schaffen wir aber nicht, wenn wir, wie RA Stadler (ansonsten von mir ebenfalls hochgeschätzt) in diesem Beitrag, den Leuten (sinngemäß) vorwerfen, ihre Aufregung um GSV wäre (wenn auch nur vergleichsweise) lächerlich, und so tun, als wüssten „wir“ besser als alle Anderen, was wichtig/kritisch/gefährlich ist.
Wir müssen die Aufregung um dieses Thema schon ernstnehmen, wenn wir wollen, dass andere Themen ernstgenommen werden. Insbesondere, wenn wir der Meinung sind, dass diese anderen Themen noch viel wichtiger sind.
(Gleichwohl muss man natürlich jedem Einzelnen zugestehen, das eine Thema so und das andere so zu sehen. Nur weil Person A die Themen 1 und 2 in einer Kategorie sieht, muss das ja noch lange nicht für B gelten.)
Comment by C — 17.08, 2010 @ 10:41
Es mag sein, dass GSV nicht gegen geltendes Recht verstößt. Aber das ist es dann auch schon mit der Vorfreude darüber.
Die Vorteile, die es mir bringen soll, wenn das Bild meines Wohnhauses weltweit für immer im Netz stehen soll, sehe ich aber als überhaupt nicht vorhanden – außer dass ein Konzern damit Einnahmen über Werbung oder kostenpflichtiger Weitergabe der Daten an Dritte generiert, an denen ich selbst zu 0,0 beteiligt sein werde.
Wo liegt also die Innovation in GSV begründet?
Der Wohnungsmarkt im Internet ist eh schon reich bebildert, dem wird nicht geholfen.
Dem behinderten Rollstuhlfahrer, der sich via GSV den Gehwegbelag in X anschaut, wäre mit Jahre alten Bildern auch nicht geholfen.
Wo liegt also die Innovation verborgen; außer für diejenigen Institutionen, wie Schufaregistern und Detekteien, die eh mit verborgenen Dateien ihren Umsatz machen…
Geradezu grotesk ist die Widerspruchslösung seitens Google. Google nimmt zunächst anonyme Häuserfronten auf, um dann im Widerspruchsverfahren die exakten Bewohnerdaten frei haus zu bekommen.
Was aber passiert mit diesen sehr persönlichen Daten derjenigen, die den Aufnahmen widersprechen? Die sind dann ja erst recht pures Gold wert…
Comment by Julius Wilhelm — 17.08, 2010 @ 11:04
Und nach Google kommt Bing. Oder vielleicht hat Bing schon Deutschland abfotografiert – wer weiß. Fazit ist, Deutschland bleibt Internet-Entwicklungsland (in den Köpfen).
Comment by Christian — 17.08, 2010 @ 11:26
Herrn Stadler kann ich nur zustimmen.
Der Staat würde überwachen wollen, Google schafft Transparenz (z.B. kann jeder selbst leicht prüfen, ob die 100m zum Strand auch tatsächlich so sind, oder ob das Hotel in einer „ruhigen“ Strasse liegt, etc. …).
Für Barack Obama sorgt z.B. Wikileaks für Gefahr, für mich persönlich sorgt Wikileaks für Transparenz.
Aus technischer Sicht, finde ich es erstaunlich wie gut das tool funktioniert, daß Nummernschilder, Gesichter etc. unkenntlich macht. Habe das selbst getestet (Adressen von Bekannten und Verwandten in den U.S.A.) und ich habe leider keinen einzigen Fall entdecken können…
Von daher funktioniert für mich diese software, die ja im Grunde noch in der Anfangsphase ist, als jede Version eines MS-Betriebssystems in der Anfangsphase. Zudem kann sich jeder Bürger dagegen verwehren! Bürgerfreundlicher geht es doch kaum noch!
Unterstellung: Die „traditionellen“ Medien berichten bewusst sehr einseitig und bauschen Einzelfälle unnötig auf, nach dem Motto: „Wer schreibt, der bleibt“! Kurzum: Die haben Angst vor einer diesbzgl. Evolution, denn mit deren Einstellung würden sie aussterben.
In diesem Sinne, Baxter
Comment by Baxter — 17.08, 2010 @ 11:27
@ 18)
Hmh, Einzelfälle prägen die Aufgeregtheiten des Netzes, da ist GSV nur ein Fall von vielen.
Um festzustellen, ob mein Hotel tatsächlich 100m vom Strand liegt, reicht ein simpler Stadtplan im www ja noch aus. Die Entfernung ändert sich ja nicht mit dem Blickwinkel auf die Distanz.
Und auch mittels eines ggf. Jahre alten Bildes kann ich den Lärm des Umfelds meines Hotels so gar nicht einschätzen. Auch für Hotelbewertungen gibt es bereits genügend Internetportal für umsonst.
Und da steht es dann aktuell!
P.S.:
Wikileaks ist deshalb eine Gefahr, weil auch vollkommen unbeteiligte Personen ohne Rücksicht namhaft gemacht werden, denen ggf. im Einzelfall nun ernsthafte Gefahren drohen. Ein Präsident kann abgewählt werden, ein General abberufen, der Informant im afghanischen Bergdorf kann sich keine Identität oder Heimat neu erfinden. Wikileaks ist nur ein weiterer Mitspieler im Kampf um „absolute Wahrheiten“.
Comment by Julius Wilhelm — 17.08, 2010 @ 12:16
Mal abgesehen davon, dass die Panoramafreiheit nur Kunstwerk und keine ordinären Hausfassaden betrifft: ist die Sichthöhe wirklich gesetzlich geregelt? Und wenn nicht (was ich stark vermute), sollte sie es? Werden also demnächst auch Reisebusse in Städten verboten, weil die Sichthöhe überhalb der Norm ist?
Comment by Durden — 17.08, 2010 @ 12:29
Wieso beschwert sich eigentlich keiner über die Dienste, die es schon gibt?
Es gibt in den meisten Städten Bücher, in denen ganze Straßenzüge abfotografiert wurden. Kein Hausbesitzer wollte an den Einnahmen beteiligt werden. Keiner hat sich hierüber beschwert.
Seit Jahren kann auf den meisten Karten im Internet eine Satellitenansicht angezeigt werden. Hier regt sich niemand darüber auf, obwohl hierbei sogar mein Garten, o.Ä. gezeigt wird.
Und was ist mit Diensten wie z.B. sightwalk.de? Der ist schon etwas online und es gab auch kein größeres Geschrei.
Ich verstehe die Aufregung demnach wirklich nicht. Einfach mal aufregen, weil google.de böse ist. Das scheint mir die Devise. ELENA oder die Vorratsdatenspeicherung sind Eingriffe in die Privatssphäre. Aber ein Foto meines Hauses? Nein, das ist m.E. nur künstliche Aufregung.
Aber das ist leider typisch deutsch. Hauptsache wir können uns über irgendwas aufregen und strengere Gesetze fordern. Und wenn das Gesetz dann da ist, beschweren wir uns einfach über zuviel Bürokratie und zu viele Gesetze…
Comment by Martin — 17.08, 2010 @ 12:32
Wer in einem Reisebus sitzt und merkt, dass er jemanden in einer privaten Situation beobachtet, würde doch nicht knipsen. Google schon.
Comment by Dreamer — 17.08, 2010 @ 12:33
@ 21) Weil es ähnliches woanders schon gibt, ist es damit von jeglicher Kritik und Diskussion ausgenommen?
Leider fehlt mir die Zeit, um jedes Internetangebot zu finden und es zu bewerten.
Sightwalk ist aber nicht darauf angelegt, innerhalb kürzester Zeit ganze Landstriche ins Netz zu stellen. Zudem besitze Google ja schon Unmengen Daten, die mit GSV einfach zusammengefügt werden.
Satellitenansichten zeigen von meinem Haus nur das Dach und von mir selbst die Kopfoberseite, das interessiert nur die Dachdeckerinnung und das Friseurgewerbe. Aus den Häuserfronten lässt sich viel mehr machen
Comment by Julius Wilhelm — 17.08, 2010 @ 13:32
@Julius Wilhelm,
mein Beispiel sollte nur relativieren und im Grunde zeigen dass es sich zunächst (!) meiner Meinung nach um etwas -im Grunde- harmloses handelt. Da muss man nicht jedes Wort welches als Beispiel klar und deutlich gekennzeichnet wurde auf die Goldwaage legen.
Google street view ist natürlich nur eine Mulit-Moment-Aufnahme. Ob die Discos (zum BEISPIEL), die vor ca. 2 oder 3 Jahren auf der Strasse fotografiert wurden in 2-3 Jahren immer noch da sein werden steht in den Sternen.
Das nur zur Betonung, also für alle anderen quasi [OFF-TOPIC].
Ich kritisiere von daher also lediglich die -in meinen Augen- einseitige und damit meinungsbilden-wollende Berichterstattung und vertrete die Meinung daß man sich ruhig einmal etwas intensiver mit der Materie im GESAMTbild auseinandersetzen darf.
Auch dein Wikileaks-Konter sehe ich entspannt. Wären zu DDR-Zeiten sämtliche (alle!) Stasi-***** öffentlich bekannt gemacht, hätte es das Regime wahrscheinlich nicht so einfach gehabt.
Vor Terroristen habe ich persönlich zumindest keine Angst!
Gruß, Baxter (übrigens ein absoluter Datenschutz-Paranoiker und – Verfechter!)
Comment by Baxter — 17.08, 2010 @ 14:52
Ein ernstgemeinter Vorschlag an Google:
Streetview in Deutschland vollständig abblasen, ABER im Gegenzug die Nutzung von Streetview für deutsche Internet-Nutzer abschalten. Und damit meine ich ALLE Streetview-Daten. Also nix mit Nachprüfen ob das Motel in Kalifornien Meerblick hat vom heimischen Sessel aus.
Wer sich gegen Technische Neuerungen sperrt, soll sie auch nicht nutzen können.
Ist via IP-geotagging technisch bestimmt eine Kleinigkeit.
Alle sind glücklich.
PS. Mir ist klar, daß technisch Versierte (ich nicht übrigens..) via VPN und Proxy-Server das bestimmt umgehen können. Die haben sich’s dann aber auch verdient, nich‘ wahr?
Comment by Arnulf — 17.08, 2010 @ 15:31
es geht auch so:
http://vossyline.blogspot.com/2010/08/verpixelt-euch-doch-selbst.html
Comment by peter renee körner — 17.08, 2010 @ 20:16
@Andreas Mehltretter:
Die Vorratsdatenspeicherung ermöglicht eine minutiöse Erfassung der Kommunikationsverbindungen des einzelnen Bürgers. Bei Street View wird nur einmal eine Außenansicht eines Hausanwesens fotografiert. Beide Fälle haben nicht viel miteinander zu tun, weshalb es widerspruchsfrei möglich ist, gegen die VDS aber für Street View zu sein.
Im Übrigen ist staatliches Handeln immer anders zu beurteilen, als das eines Privaten. Das erklärt sich aus der Funktion der Grundrechte als Abwehrrechte gegenüber dem Staat.
Comment by Stadler — 17.08, 2010 @ 20:27
Kann Thomas Stadler nur vollumfänglich zustimmen. Wir haben hier wieder mal ein Lehrstück in Sachen Instrumentalisierung. Aufgehetze Bürger, in der Regel wenig tiefgehend informiert und durch Medien und Politiker im Sommerloch inspiriert, machen sich mit mehr oder weniger Vehemenz Luft. Wahrscheinlich kommt bald der Ruf nach einer Volksabstimmung (oder war der schon da und ich hab ihn verpasst?) und die würde wahrscheinlich sogar ein Verbot aller publizierten Bilder von Häusern, Autos, Personen und vielleicht auch Tieren fordern. Es finden sich ja sogar Menschen, die ernsthaft glauben, man könne das Rentenalter wieder runterschrauben. Kein Thema ist zu dämlich, kein Argument zu windig, um damit nicht noch die eine oder andere Bevölkerungsgruppe aufzuhetzen. OK, dafür haben wir in der Demokratie die Volksvertreter installiert, damit man wegkommt von blindem und unüberlegten Aktionismus und hin zum Sachverstand bei Entscheidungen. Irgendwie traurig zu beobachten, was aus der eigentlich guten Idee teilweise geworden ist…
Daher nochmal: Guter und fundierter Artikel – und davon (scharfe Denker) bräuchten wir mehr. Viel mehr.
Comment by Mario Fischer — 17.08, 2010 @ 21:41
@Kommentar Nr. 27
Sie haben natürlich vollkommen Recht, dass Google Street View und die Vorratsdatenspeicherung nicht viel miteinander gemein haben. Dennoch sind beides Datensammlungen enormen, vorher unvorstellbaren Ausmaßes, die auch beide Möglichkeit zum Missbrauch beinhalten. Dass die Daten komplett unterschiedliche Brisanz besitzen und die Verwertbarkeit bei einem Missbrauch bei Street View sehr gering, bei Vorratsdaten sehr hoch ist, bestreite ich nicht; dennoch ist es meines Erachtens wichtig, zu sehen, dass auch auf Google Street View Argumente, die gegen die Vorratsdatenspeicherung angeführt werden, zutreffen – wenn auch zu einem sehr geringen Maße.
Danach steht es ja jedem frei, wahrscheinlich feststellen, dass dieses Maß so gering ist, dass der Nutzen die Gefahren – anders als bei der Vorratsdatenspeicherung – bei weitem überwiegt.
Natürlich ist staatliches Handeln anders zu beurteilen als das von Personen oder Unternehmen. Allerdings finde ich die Entwicklung schon bedenklich, dass – wie Herr Prantl m. E. richtig bemerkt – von Seiten der „Internet-Gemeinde“, also der Anhänger „piratigen“ Gedankenguts, dem Staat weniger getraut wird als privaten Unternehmen, gegen die der Rechtsschutz, zumal wenn sie wie Google im Ausland sitzen, bedeutend schlechter ist als gegenüber dem Staat.
Schönen Abend noch,
Andreas Mehltretter
Comment by Andreas Mehltretter — 18.08, 2010 @ 00:38
Im folgenden einfach einmal ein Zitat aus einem heise-Artikel aus dem Jahre 2006, mit dem Titel: „Vint Cerf und die Zukunft des Internet“ (Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Vint-Cerf-und-die-Zukunft-des-Internet-167296.html ):
Vint Cerf (der „Vater des Internets“) sitzt aktuell übrigens, neben weiteren illustren Menschen (z.B. sämtliche Computersprachenentwickler) im Management des Unternehmens Google Inc.
In diesem Sinne, Baxter
_____________________________________
P.S., @Andreas Mehltretter: Deinen überflüssigen Kommentar bzgl. „piratigen Gedankenguts“ habe ich für meinen Teil überlesen…ich nehme an wie alle anderen der sog. „Netzgemeinde“ auch! Einfach Blödsinn und nebenbei auch ziemlich unverschämt!
Comment by Baxter — 18.08, 2010 @ 10:35
@ baxter:
Ach, zu DDR-Zeiten waren viele Stasi-Mitarbeiter durchaus bekannt.
Die wohnten ja teilweise in bestimmten Gegenden und waren ja auch optisch auszumachen. Und hatten ja bestimmte Arbeitsstätten.
Für viele Stasi-Quartiere gibt es ja auch Spitznamen im Volksmund.
Was eher weniger bekannt war, ist was und wie viel an Daten dort mit welchem Aufwand zu welchem Zweck gesammelt wurde.
Gut, aber wenn aus ihrer Sicht eh alles nicht einer wie auch immer begründeten Geheimhaltung unterliegen sollte, weil damit der geneigten Öffentlichkeit ja etwas vorenthalten wird, dann kommen wir eh nicht mehr auf einen Nenner.
Stasi-Aufdeckung und Wikileaks sind zwei Paar Schuhe – und Watergate ist auch kein passender Bezugsrahmen zu dem, was dort über „Afghanistan“ veröffentlicht wurde.
Und es stellt sich die Frage, nach welchen Gesichtspunkten Wikileaks was zu welchem Zeitpunkt veröffentlicht, und was nicht. Zu Afghanistan soll ja noch was kommen, warum aber nicht gleich alles in die Welt bringen.
Möchte man Einfluß auf die US-Kongresswahlen nehmen…?
(Off-topic-aus)
Comment by Julius Wilhelm — 18.08, 2010 @ 11:08
Prantl ist ein prinzipienloser Schwätzer; der schreibt nur über liberale Themen wie Bürgerrechte, Privatsphäre oder Datenschutz, weil er denkt, dass das gerade en vogue ist.
Wenn es um z.B. Ökonomie geht, ist bei ihm die dünne liberale Tünche schnell ab…
Comment by Andreas Spengler — 18.08, 2010 @ 12:56
Paradox wird der Konflikt zwischen Mieter und Eigentümer/Vermieter eines Hauses, falls einer beispielsweise eine Wohnung ver- oder nachvermieten will, was heute nicht mehr ohne Fotos funktioniert und einer der beiden einer Onlineveröffentlichung widersprochen hat.
Wohnungsbeschreibungen sind viel detailreicher, als Streetview und für den vielzitierten Einbrecher natürlich interessanter, zumal er in der Lage wäre, Daten längst veralteter Wohnungsanzeigen mit denen der neuen Mieter zu verknüpfen. Die braucht er nämlich nur vom Klingelschild abzulesen, falls er sie im Telefonverzeichnis nicht findet.
Konsequenterweise dürften in Deutschland dann keine Wohnungsanzeigen mehr mit Fotos erscheinen.
Dieses Beispiel zeigt nur, wie irrwitzig die ganze Streetview – Diskussion geführt wird. Ein echtes Sommerloch der Bildzeitung, in das selbst honorige Politiker sich nicht scheuen, hineinzuspringen.
Comment by Wolf — 19.08, 2010 @ 04:38