Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

29.7.10

Keine Chance für BLAWGS?

Rechtsanwalt Henning Krieg hat 5 Thesen angeschlagen, in denen er erläutert, warum juristische Blogs in Deutschland keine Chance haben. Einige Kollegen tun ihm dem Gefallen und steigen auf die Diskussion ein.

Seine Hauptthese: Amerika Du hast es besser.

Dass es in den USA möglicherweise mehr und qualitativ bessere juristische Blogs gibt als hierzulande, mag sein. Juristen sind konservativ, in Deutschland vielleicht noch stärker als anderswo. Aber warum sollten juristische Blogs deshalb keine Chance haben? Gerade weil es noch nicht so viele gute Rechtsblogs gibt, ist die Chance, sich in diesem Bereich zu etablieren und Gehör zu verschaffen, größer als in anderen Ländern. Aber in einem Punkt hat Henning Krieg sicherlich Recht. Diejenigen, die wissenschaftlich publizieren, bloggen zu wenig. Es muss freilich keinen Widerspruch oder Gegensatz darstellen, in renommierten juristischen Zeitschriften zu veröffentlichen und parallel zu bloggen. Diese Erkenntnis hat sich in den Köpfen noch nicht ganz durchgesetzt. Am Honorar kann es übrigens nicht liegen, denn das ist bei den Fachzeitschriften nicht wirklich üppig. Aber es herrscht nach wie vor der Glaube vor, dass man in bestimmten Zeitschriften veröffentlichen muss, um in der Fachwelt wahrgenommen werden. Aber auch das wird sich ändern. Und man kann das eine tun ohne das andere zu lassen.

posted by Stadler at 08:40  

5 Comments

  1. Aehem, Einspruch: Ich habe in der Tat auch erwaehnt, dass juristische Blawgs in den Staaten – im Ueberblick betrachtet – einen besseren Stand haben. Als Hauptthese meines Beitrags sehe ich diese Aeusserung jedoch nicht. Ich habe den Beitrag ja bewusst als „eine Provokation“ betitelt – nicht aber als „Polemik“ (ich war zwar kurz versucht, dass Ganze als Polemik zu formulieren, hielt die Provokation dann aber fuer zweckdienlicher).

    Comment by Henning Krieg — 29.07, 2010 @ 08:56

  2. Das Thema Blawgs und Rechtswissenschaft führt in die Irre. Warum Wissenschaftler Blawgs nicht zitieren, hat denklogisch nichts mit der Frage zu tun, warum Wissenschaftler nicht bloggen. Ersteres hat zwei simple Gründe: Erstens, welcher deutsche Blawg hat aus wissenschaftlicher Sicht für ein Zitat hinreichend Substanz? Nennen Sie ihn. Zweitens, Posts werden editiert, also weiss der Autor eines Aufsatzes o.ä. beim Zitieren heute nicht, ob morgen noch im Post steht, worauf er heute Bezug nimmt. Zweiteres ist primär ein kulturelles Thema. Das wird sich durch einen Zirkelschluss („bloggen, weil in Fachwelt wahrgenommen“ zu „Fachwelt nimmt wahr, weil bloggen“) wahrscheinlich nicht ändern.

    Comment by Kartellblog. — 29.07, 2010 @ 09:09

  3. Ich denke auch Fachzeitschriften und Blogs schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sollten sich vielmehr ergänzen, weil die Stärken und Schwächen unterschiedliche sind.

    Die Blogs eignen sich eher zur schnellen Diskussion zum Teil sehr spezieller Probleme, Zeitschriften mehr für „Kurzmonographien“.

    Auch die Debattenkultur ist eine andere: Im Internet ist der Leser eigentlich stets gezwungen, das Gelesene auf seine Stichhaltigkeit zu überprüfen, eben weil auch so viel Unsinn geschrieben wird.
    Bei gedruckten Artikeln ist es dagegen so, dass publizierte Thesen allein durch die Tatsache des Erscheinens in einer Fachzeitschrift noch ein Autoritätsargument auf ihrer Seite haben. Das ist zwar fragwürdig aber es funktioniert.

    Comment by RA Neldner — 29.07, 2010 @ 09:35

  4. Die Frage ist m.E. weniger, ob man Blogs für zitierfähig hält, sondern ob einzelne Beiträge es sind. Und ich lese immer wieder einzelne Beiträge – z.B. bei Telemedicus oder Offene Netze und Recht – die ich mir ohne weiteres auch in MMR, CR oder K&R vorstellen könnte. Andererseits lese ich in juristischen Fachzeitschriften manchmal Entscheidungsanmerkungen, die es in Blogs früher und besser gibt.

    Ich möchte dem Kollegen Neldner zustimmen, denn Blogs und Fachzeitschriften bieten sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Ein Blogbeitrag wird häufig erst durch die sich anschließende Diskussion aufgewertet, die zumindest in manchen Fällen zu einem interessanten Meinungsaustausch führt.

    Comment by Stadler — 29.07, 2010 @ 10:29

  5. Welche Berufsgruppe könnte denn für sich in Anspruch nehmen, in Blogs nicht vor allem zu Marketingszwecken zu betreiben, ein großes Themenspektrum abzudecken, nachweisbar wissenschaftlich relevant zu sein und fühlbar zum gesellschaftlichen Diskurs bei zu tragen? Juristen ja angeblich oder tatsächlich nicht. Mediziner vielleicht? Oder Lehrer/Pädagogen, Ingenieure, Verwaltungsangestellte, Kaufleute, Handwerker, Banker, Politiker, Soziologen, Journalisten usw.?

    Vielleicht sind diejenigen, die regelmäßig online Notizen, eigene wie fremde Gedanken publizieren, gar nicht erpicht darauf den Kriterien von Relevanz bis wissenschaftlich zu genügen? Und die Leser der Blogs sind es ggf. ja auch zufrieden. Kurz: was soll das Ganze?

    Comment by M. Boettcher — 30.07, 2010 @ 15:38

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