Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

20.10.15

Wer ist eigentlich das Volk?

Der denkwürdige Auftritt des strammen Rechten Björn Höcke in der Talkshow von Günther Jauch am vergangenen Sonntag hat zu kontroversen Reaktionen geführt. Während die einen meinen, Höcke hätte sich selbst entlarvt, meinten andere, Höcke hätte sein Ziel erreicht und stellten die Frage, warum man solchen Leuten in der ARD überhaupt eine Plattform für die Verbreitung ihrer Thesen bietet.

Wer glaubt, Höcke hätte sich in der Sendung selbt entlarvt und disqualifiziert, gehört vermutlich von vornherein nicht zu Höckes Zielpublikum. Wie allerdings Menschen mit einer eher rechten und ausländerfeindlichen Gesinnung auf den Auftritt Höckes reagiert haben, ist die Frage, die es zu stellen gilt. Denn Höcke will vorerst ohnehin nicht die Mehrheit ansprechen, sondern er will denjenigen Teil einer Minderheit, der für seine Thesen anfällig ist, komplett auf seine Seite ziehen. Um beurteilen zu können, ob ihm das gelungen ist, müsste man seine eigene Filterbubble verlassen und schauen, wie der Auftritt Höckes innerhalb einer ganz anderen Filterbubble gewirkt hat.

Bei ZEIT-Online schreibt Toralf Staud, Höcke sei kein Nazi und ich habe mich schon nach der Lektüre der Überschrift gefragt: Ja was denn dann? Staud erläutert anschließend wortreich, dass selbst die Begriffe Drittes Reich oder Tausendjähriges Reich nicht von den Nazis stammen würden, sondern in der Weimarer Republik zunächst von völkisch-konservativen Nationalisten populär gemacht worden seien. Höcke und viele Protagonisten von AfD oder Pegida, so die These von Staud, würden sich überhaupt nicht auf den Nationalsozialismus beziehen, sondern auf dessen Vorläufer die sogenannten Jungkonservativen und die Konservative Revolution.

Wenn das so ist, dann drängt sich der Vergleich zwischen den Anfängen der nationalsozialistischen Bewegung in den 20’er Jahren und der aktuellen Pegida-Bewegung, dessen politischer Arm die AfD mehr und mehr zu werden scheint, erst recht auf.

Und das führt zu der Schlussfolgerung, dass man diesen, meinetwegen auch neuen, Rechten deutlich und offen entgegentreten muss. Es geht darum, diesen Leuten klarzumachen, dass sie entgegen der montags gegrölten und die DDR-Bürgerrechtsbewegung verhöhnenden Parole gerade nicht das Volk sind, sondern nur eine kleine, laute  Minderheit, die nicht für sich reklamieren darf und kann, für alle zu sprechen.

Die Nazis sind 1933 gerade auch deshalb an die Macht gekommen, weil es in der Weimarer Republik nicht genügend Demokraten gab, die sich ihnen entschlossen in den Weg gestellt haben.

Man sollte erst gar nicht versuchen, sich mit Leuten wie Höcke argumentativ auseinanderzusetzen, denn sie werden ohnehin nicht zuhören und die ihnen gebotene Plattform, wie bei Jauch geschehen, immer nur dazu nutzen, ihre Parolen zu verbreiten. Leute wie Höcke müssen aktiv bekämpft werden und die Mehrheit der Zivilgesellschaft, die diese Rattenfänger nicht unterstützt, muss sich stärker und deutlicher als bislang zu Wort melden, um dieser rechten Minderheit klarzumachen, wer tatsächlich das Volk ist.

posted by Stadler at 15:22  

29 Comments

  1. Was wäre, wenn die laut grölende Minderheit gegen Pegida auch nicht „das Volk“ ist?

    Comment by Frank — 20.10, 2015 @ 15:27

  2. Nun, Frank… Dann müsste man annehmen, das es die noch schweigende Mehrheit ist, die endlich in die Pötte kommen muss um diesem braunen Zinober ein Ende zu bereiten. Ansonsten enden wir wie 33 und rutschen ahnungslos ins Chaos…

    Comment by PeterPan — 20.10, 2015 @ 16:45

  3. jeder, der wirklich diesen strömungen entgegentreten will, sollte sich zunächst mal ehrlich machen. die mehrheit der menschen bei uns ist nicht blöd. es reicht also zu argumentieren, wieder und immer wieder.

    was nicht funktionieren wird, und direkte wahlhilfe für bestehende und noch zu erwartenden parteien aus diesem spektrum darstellt, sind diffamierungen und nazi-labeling für alles rechts von sarah wagenknecht. bspw. so:

    „… Höcke sei kein Nazi und ich habe mich schon nach der Lektüre der Überschrift gefragt: Ja was denn dann? …“

    „nazi“ = „nationalsozialist“ oder? wer in einer politischen diskussion heute so argumentiert, der hat vergessen, was der kern dieser ideologie war und verniedlicht diese.

    das ist einfach nur kontraproduktiv und mindestens auf dem niveau der kritisierten, sorry.

    Comment by golda — 20.10, 2015 @ 17:01

  4. @golda

    Es fällt schwer zu verstehen, was es da zu argumentieren gibt, umso besser, dass hier die wirtschaftlichen Grundlagen entzogen werden und StA Untersuchungen anlaufen… http://www.spiegel.de/kultur/literatur/akif-pirin-ci-bertelsmann-verlag-random-house-kuendigen-vertraege-a-1058711.html

    Comment by PeterPan — 20.10, 2015 @ 17:23

  5. @peter pan
    gutes beispiel. jeder, der den genauen wortlaut, des fäkalien reichen ergusses kennt, weiss, dass völlig an der realität vorbei hysterisiert wird. die mehrheit der bevölkerung ist aber klug genug, genau das aufmerksam zu registrieren. drum: argumentieren, statt diffamieren. diskurs statt leere empörung.

    Comment by golda — 20.10, 2015 @ 17:32

  6. Durchaus richtig, dass man aktiv dagegen angehen muss; was mir spontan einfällt, ist Aufklärung.

    https://ennolenze.de/faq-fuer-besorgte-buerger/2073/

    Comment by Wolf-Dieter — 20.10, 2015 @ 17:53

  7. Als Demokratie müssen wir uns solche Idioten leisten können. Wir müssen damit umgehen lernen, dass es so viele Opfer der Angstmache gibt. Diese Angstmache ist systemisch. Sie ist Teil der Machtausübung von Politik, Wirtschaft und Medien. Sie treibt ihre Opfer in die Hände von Populisten, Spinnern, Sekten, Nazis, Salatfisteln etc. Selbstverständlich wird diese Angstmache ab und zu aus dem Ruder laufen, das gehört dazu, ist vielleicht sogar inszeniert? Wer profitiert denn jetzt von der Rede des seltsamen Pirincci?
    Die fast täglichen, unerträglichen Talkshows kann man ignorieren, dann sinkt Herrn Jauchs Quote hoffentlich.

    Comment by Dr.Klusenbreuker — 21.10, 2015 @ 03:24

  8. »Ja was denn dann?« ist eine, »Ja wer denn dann überhaupt?« eine nicht minder interessante Frage ob er, die oder sonstwer Nazis sind oder nicht. Natürlich sind sie es. Eine Unterscheidung der Nazis, die sich in München die Fresse polieren ließen, und derjenigen die sich der „Bewegung“ aus Opportunität oder sonstiger Gründe wegen angeschlossen ist müßig, da es auf das Ziel (das ja letztlich dem Ergebnis gleich-) ankommt, und das erklärte dieser neuen Nazi-Bewegung ist: Deutschland soll „souverän“ sein (in Abstufung von der CSU/AfD mit ihren Anti-Euro-Demagogen bis zu den bekloppten Reichsbürgern) und es soll „deutsch“ sein (angefangen von der Union mit ihrer vielschichtigen Anti-Ausländer-Kampagnen („Weltsozialamt“, von der NPD kopiert) bis hin zum Dritten Weg und Pegida, der gerade die Straße erobert, indem sie dulden das aus ihren Reihen Angriffe auf Journalisten und Otto-Normalverbraucher verübt werden, Leute mit Galgen mitmarschieren, die diejenigen gehängt werden sehen wollen, die das Gegenteil anstreben und die damit auch Wegbereiter und Legitimation für die sind die jede Nacht gegen Ausländer, Asylbewerber und Antifa zündeln und sonstwie gewalttätig werden.

    Wogegen ich mich auch immer verwahre, was meines Erachtens als Straftatbestand – wenn wir schon auf einem juristischen Blog sind, dann kann man darüber in dem Rahmen diskutieren – eingeführt werden sollte, ist neben der Holocaust-Leugnung die -Relativierung, gern und immer wieder ins Feld geführt um die Verbrechen von Stalin mit denen der Nazis zu vergleichen und so zu verharmlosen.

    Aber Nazis heute mit Nazis damals zu vergleichen, also den Mensch und seine Ziele an sich, das halte ich nicht nur für angemessen, das halte ich vor den Anfängen,vor denen wir uns zu wehren haben für angezeigt.

    Comment by springfeld — 21.10, 2015 @ 09:07

  9. klar, die müssen wir uns leisten können. das heißt aber gerade nicht, sie machen zu lassen und indifferent unseren kaffee zu schlürfen.

    dokumentieren, kommentieren, argumentieren, distanzieren. und alternativen anregen.

    gerne mit milch und zucker.

    .~.

    Comment by dot tilde dot — 21.10, 2015 @ 09:49

  10. Oh ja. Toller Ansatz Herr Stadler.

    „ich bin das Volk!“
    „Nein! Bist du nicht!“
    „Bin ich wohl!“
    „Niemals!“
    ….

    Wie kann sich so an dieser Formulierung reiben? Gibt es da nicht größeren Unfug, den man argumentativ zerlegen sollte? Nicht?

    Ich fand die Jauch-Sendung albern, weil es platte Propaganda war. Die eher Rechten sahen eine Anti-AfD Sendung und sind zu Recht empört über diese Schmierenshow und die eher linken empören sich, dass der von der AfD eingeladen wurde und reden durfte.

    Argumente hat man in der Sendung wenig gehört. Weder für noch gegen Rechts. Es war nur billige Empörung.

    Wenn die dt. „Eliten“ nicht mehr schaffen, als derartige Propaganda, dann hat die AfD schon gewonnen.

    Witzig:
    Der von der AfD und der alte Mann aus dem Saarland haben im Kern beide ein großes Problem angesprochen … Aber alle Personen waren zu sehr damit beschäftigt sich darüber aufzuregen, wer(!) gerade sprach, dass die Sache, die kulturellen Probleme und Unterschiede, gar nicht richtig thematisiert wurde.

    Erbärmlich.

    Comment by maSu — 21.10, 2015 @ 12:51

  11. Dazu frisch gebloggt:

    Das Nazi-Label für AfD und Pegida wird zur Bekämpfung nicht reichen

    Comment by ClaudiaBerlin — 21.10, 2015 @ 13:01

  12. Ich glaube, wir rutschen schon ordentlich ins Chaos.
    Ich hatte letztes Jahr bereits irgendwo angedeutet, dass man Pegida mit Totquatschen nicht stoppen wird, sie werden nur still sein und sich zurückziehen aber irgendwann wieder kommen.
    Und so kam es.
    Jetzt denke ich, dass Pegida noch viel stärker werden wird als es jetzt schon ist.

    Vielleicht sind wir uns in Deutschland nicht mehr einig, wer wir sein wollen und wohin es geht.
    Ich war nie mit der EU einverstanden und mit dem Euro schon gar nicht. Das lief immer falsch, wurde verlogen und falsch gestartet und läuft immer noch falsch. Rette sein Vermögen wer es noch retten kann, sag ich nur.

    Die EU ist zutiefst antidemokratisch, wer Augen hat zu sehen, der sieht es. Außerdem ist es ein Weg zum Einheitsbrei, den United States of Europe. Das Gegenteil von multikulturell und Vielfalt. Europa sind nicht die USA und ein künstliches Gebilde wie die USA wird daraus nie entstehen. Europäer sind vielfältig, haben eine Identität und eigene Kultur.

    Das haben auch die Globalisierer bemerkt und wollen genau das bekämpfen und wie bekämpft man ein Volk, das sich selbst als solches wahr nimmt, am besten? Man durchmischt es massiv mit Fremden, um die eigene Kultur und Identität aufzulösen. Dazu wird amerikanisiert und angliziert was gerade noch geht.

    Merkels Spruch, dass es keine Obergrenze für sogenannte Flüchtlinge gibt, macht bei diesen Plänen plötzlich Sinn: http://pressejournalismus.com/2015/02/der-nicht-mehr-ganz-so-geheime-globalisierungsplan-der-usa/
    Merkel ist wahrscheinlich glühende Anhängerin der Globalisierung und kann uns ihren Plan und die Wahrheit nicht sagen, weil wir uns sonst wehren würden, den Plan zum scheitern brächten.
    #TTIP gehört zur Globalisierung dazu und es wird kommen ohne Wenn und Aber, wegen des Plans.
    Wir werden verkauft, buchstäblich.

    Das gefällt nicht allen und manche haben ein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt und manche äußern sich in Form von Pediga. Das ist zwar nur eine Vermutung von mir, aber ich bin mir ziemlich sicher, sie stimmt.
    Und ich vermute, dass es der großen schweigenden Mehrheit gewaltig stinkt, was hier vorgeht. Diese schweigende Mehrheit wird nicht hinter Merkel stehen.
    Also muss die (merkeltreue) Regierung sich etwas einfallen lassen, damit der Plan trotzdem aufgeht.
    VDS gehört auch zum Plan, denn nur ein kontrolliertes Volk lässt sich steuern.
    Wenn man alles, was nicht zum Globalisierungsplan passt, als „braun“ denunziert, nützt das dem Plan.
    Die TTIP Demo wurde ja schon in diese Richtung benannt.

    Merkel hat einen Plan, aber vielen wird der nicht gefallen. Pegida wird vermutlich nur die Spitze des Eisberges sein.

    Comment by Frank — 21.10, 2015 @ 16:34

  13. @Peter Pan
    Hier ist die Schweigende Mehrheit: http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/zweifel-an-loesung-der-fluechtlingskrise-durch-die-politik-13866897-p2.html

    Inzwischen bei 69 %, wobei ich die Zahl für größer halte.
    Die schweigende Mehrheit ist deutsch, nicht braun, aber deutsch.

    Comment by Frank — 21.10, 2015 @ 16:54

  14. Offensichtlich ist eine Entfremdung zur Heimat Deutschland eingetreten, eine Spaltung der Nation und so weiter. Es ist aber nicht die Frage, wer oder was das deutsche Volk ist. Es stellt sich grundsätzlich eine voraussetzende Frage:

    Wer ist in diesem Deutschland ein deutscher Bürger und eine deutsche Bürgerin.

    Dieses Land sollte sich zuerst mal darauf besinnen, denn Bürger heißt nicht Deutscher oder sonst was, sondern BÜRGER, er BÜRGT für etwas.

    Und wofür möchte er noch bürgen, das ist die vornehmliche Frage. Möchte oder kann er sich für die gewählte Regierung noch verbürgen.

    Comment by Efren — 21.10, 2015 @ 19:59

  15. Nachsatz:

    Gabriel ist nicht die SPD, Merkel ist nicht die CDU, Seehofer ist nicht die CSU und Höcke ist nicht die AfD.

    Comment by Efren — 21.10, 2015 @ 20:05

  16. Bevor ich jetzt offline gehe, möchte ich der Diskussion, wer jetzt Bürger und Bürgerin vorgreifen, denn dem deutschen Volk muss man alles genau erklären.

    Bürger sind erwachsene Menschen mit Wahlrecht in Deutschland. Alle anderen Einwohner sind keinen Bürger. Weder Kinder noch Inhaftierte, bei denen das Wahlrecht ausgesetzt wird. Ausländer sind ebenfalls keine Bürger dieses Landes.

    Comment by Efren — 21.10, 2015 @ 20:25

  17. Ps. Flüchtigkeitsfehler in der Rechtschreibung möchte ich entschuldigen, ich habe heute bereits zehn Stunden gearbeitet und lege keinen Wert darauf, mir alles nochmal durchzulesen. Dazu bin ich zu müde.

    Angenehmen Abend allerseits.

    Comment by Efren — 21.10, 2015 @ 20:28

  18. Allen Staatsanwaltschaften ist befohlen worden, die vorliegenden Strafanzeigen gegen alle Politiker zu ignorieren. Beleidigung, Volksverhetzung, üble Nachrede und Verleumdung, wir sollen nicht ermitteln. Sie sollen versanden.

    Rechtsstaatlich ist das nicht.

    Comment by Staatsanwalt — 21.10, 2015 @ 20:47

  19. Das ist so üblich in einer Diktatur. Daher sitzen Maas und sein Maaßen trotz netzpolitik.org in ihren Ämtern. Weil wir keine Demokratie haben und gegen die verfassungsfeindlichen Politiker in der Regierung nicht vorgehen können.

    Comment by Freiheit — 21.10, 2015 @ 21:07

  20. Überall, in aller Welt, wo Regierungen gegen das Volk agieren, werden diese Herrschaften enden.

    So oder so.

    Comment by Efren — 21.10, 2015 @ 21:31

  21. Als Nachtrag zum Thema „Argumente“ der Link zum FAZ Beitrag „Die Zahlen: Das sind Deutschlands Flüchtlinge“.
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/deutschlands-fluechtlinge-in-grafiken-13867210.html

    Comment by PeterPan — 22.10, 2015 @ 07:50

  22. Argumentieren, informieren, diskutieren und aufklären sind die Werkzeuge von Demokraten. Demokraten ist Meinungsvielfalt wichtig. Daher laden sie zu Diskussionen auch mal Menschen ein, die faktisch keine Demokraten sind. Und wundern sich hinterher, dass diese nicht nach den Regeln der Demokraten mitspielen, nicht argumentieren, nicht die Meinung der anderen respektieren, sondern lediglich überheblich Respektlosigkeiten, Hass, Häme und Propaganda absondern. 

    Letzeres sind die Werkzeuge von Diktaturen. Diktaturen suggerieren, dass eine einzige Meinungsfacette die einzig mögliche und wahre sei und machen sie zur Doktrin. Meinungsvielfalt, Meinungsfreiheit, Freiheit ansich, Respekt oder Gerechtigkeit etwa sind innerhalb solcher Systeme vollkommen unerheblich.
    Diktaturen locken Gefolgsleuten mit schnellem Handeln und dem Versprechen von Sicherheit; sie entlassen sie zudem aus der persönlichen Verantwortung und dem eigenständigen Denken. Diktaturen sind daher etwas für extrem bequeme, weniger bis durchschnittlich intelligente, ungern eigenständige, zu Zukunftsangst neigende, aber auch ungeduldige Leute, denen Demokratie zu anstrengend und zu behäbig vorkommt.

    Wenn wir Demokraten für unsere Meinungsvielfalt die Facette „Höcke“ zu benötigen meinen, sollten wir es maximal bei Zitaten und Interviewschnipseln belassen. Eine TV-Diskussionsrunde war per se die falsche Wahl. Und eine hoch-riskante; so viel können wir aus der Geschichte lernen, dass Nicht-Demokraten die Werkzeuge der Demokratie zunächst nutzen, um sie dann abzuschaffen. Demokratische Plattformen sollten also strikt nur für solche reserviert sein!

    Und – by the way… Wer auf der Mission ist, so genannte „besorgte Bürger“ wieder ins demokratische Boot zu ziehen, muss aus der Psychologie und Kommunikationswissenschaft folgendes berücksichtigen: 
    Meinung ist die Sicht auf eine objektive Sachlage durch die Brille eines oder mehrerer subjektiv als vorrangig wichtig empfundener Werte. Je nach Wert (Gerechtigkeit, Sicherheit, Menschlichkeit etc.) variiert das subjektive Urteil über die Sachlage. Wer z.B. die Flüchtlingsfrage aus dem Blickwinkel des Wertes Sicherheit betrachtet, sieht andere Aspekte der objektiven Sachlage als jemand, der das Thema unter dem Blickwinkel von Menschlichkeit beurteilt. Die unbewusst getroffenen Entscheidung, welcher Wert vorrangig ist, ist dabei nahezu unveränderlich. 
    Es ist daher bei gleichbleibender Sachlage unmöglich, „besorgte Bürger“ dazu zu bringen, die Frage unter einem anderen Wert, etwa Menschlichkeit, zu beurteilen. 

    Überzeugungsarbeit kann folglich nur dann funktionieren, wenn die Argumente und Informationen den priorisierten Wert Sicherheit bedient. 

    Comment by Redaktion — 22.10, 2015 @ 09:21

  23. Und an den -> „Staatsanwalt“: Wenn es so ist, und Sie ein Demokrat, dann seien sie bitte nicht fügsam!

    Comment by Redaktion — 22.10, 2015 @ 09:26

  24. Die Demokraten bekämpfen sich rechtsstaatlich gegenseitig wegen Geld, ihrem Ego, ihren Geschäftsinteressen den eigenen, Persönlichkeitsrechten, ihrer Menschenwürde. Alles wird gegeneinander abgewogen.

    Siegen tun in diesem realen rechtsstaatlichen System Menschen eines ganz bestimmtenTyps.

    Die rechtsstaatlichen Filter filtern zu den Entscheidungsstellen nur Menschen mit Leichen im Keller, andere Leistungsträger, die keine Leichen im Keller haben, steigen entweder aus oder werden kaputtgemacht, kaputtgeklagt. Viele gesellschaftlich notwendige Leistungen werden nicht gebraucht, vernichtet, natürlich rechtsstaatlich.

    Dieser Systemfehler gibt den Neonazis Auftrieb, obwohl die entscheiden jetzt schon ganz oben sitzen. Ihren Führer werden sie schon finden, wie der Rechtsstaat Merkel und Gauck aus dem Nichts.

    Zu hinterfragen ist das konkrete System, die Rechtsprechung, die Taten der Juristen in Robe als das Rückrat des Systems. Die Richter haben bis jetzt theoretisch und praktisch das letzte Wort, auch wenn sie gekauft, korrumpiert sind.

    Comment by RolfSchaelike — 22.10, 2015 @ 14:34

  25. Ganz im Gegenteil. In einer Demokratie muss man sich mit anderen Meinungen auseinandersetzen und versuchen die Argumente des Anderen zu entkräften. Der Vergleich mit der Weimarer Republik hinkt, da die demokratische Republik damals keinen Rückhalt hatte. Heute sieht es anders aus, da die große Mehrheit der Bevölkerung hinter der Demokratie steht.

    Comment by Ernst Hagen — 22.10, 2015 @ 15:15

  26. @Hagen Argumente allein haben noch nie geholfen und helfen auch heute nicht.

    Wozu gibt es sonst Gefängnisse?

    Es geht immer darum, wer das letzte Wort bei den Argumenten hat uns was mir denen gemacht wird, welche den Argumenten nicht folgen.

    Die Kriminellen unter der real existierenden Kommunisten meinten, sie haben die Wahrheit mit den Löffeln gefressen, und wer diese nicht versteht, gehört in den Gulag und soll auch vernichtet, getötet werden.

    Unter den heutigen Juristen in Robe herrscht diese Herangehensweise vor mit dem Unterschied, dass die Todesstrafe in Deutschland abgeschafft ist. Abgeschafft ist diese aber nicht in allen s.g. westlichen Demokratien. Deutschland tötet auch, rechtsstaatlich, hauptsächlich im Ausland. Im Inland gegenwärtig hauptsächlich über Selbstmorde, Unfälle.

    Predigen allein verhindert das Morden nicht.

    Comment by RolfSchaelike — 22.10, 2015 @ 16:47

  27. „sondern nur eine kleine, laute Minderheit, die nicht für sich reklamieren darf und kann, für alle zu sprechen.“

    Wer dürfte denn bspw. für alle sprechen? Der ehemalige Bundespräsident, der sagte, der Islam gehört zu Deutschland?

    Comment by elvez — 22.10, 2015 @ 17:27

  28. In der Schweiz gibt es eine Partei (SVP) welche sich ausdrücklich gegen den Beitritt der Schweiz zur EU wendet. Diese hat auch bei den kürzlichen Wahlen zugelegt und die grossen Medien pflegen dies mit Angst, Dummheit und anderen wenig rühmlichen Eigenschaften des Wahlviehs zu erklären.

    Noch vor wenigen Jahren war es auch durchaus salonfähig, mit der Nazikeule auf diese Partei einzuschlagen, was sich allerdings rasch als Bumerang erwies.

    Ich habe die Sendung der ARD gesehen und finde, dass sich die Kritiker des gemeinen Volkes, welches „Wir sind das Volk“ skandiert, genauer überlegen müssten, warum sich so viele Menschen in der BRD von den Politikdarstellern nicht mehr vertreten fühlen?

    Und es haben sich übrigens auch anerkannte Politiker der CSU in dem Sinne geäussert, dass die Absorptionsfähigkeit zu grosser Immigrationszahlen nicht vorhanden sein könnte.

    Comment by irgendeiner — 23.10, 2015 @ 22:41

  29. Die Weimarer Republik ging keineswegs daran zu Grunde, dass es zu wenig Demokraten gab. Sie ging daran zu Grunde, dass die Weltwirtschaftskrise auf der einen Seite die Lebensgrundlage von Millionen zerstörte und auf der anderen Seite die blanke Angst herrschte, dass diese Millionen sich in Bewegung setzen und eine emanzipatorische, das heißt antikapitalistische Lösung suchen. Die damaligen Finanziers der braunen Horden sind bekannt, es scheint aber unmodern, die heute noch zu nennen.
    Und vollkommen vergessenen scheint es zu sein, dass erst durch das Packtieren der rechten und rechtskonservativen “Demokraten“ die Nazis die Macht übernehmen konnten. Die hatten bis November 33 keine eigene Mehrheit.

    Ich glaube nicht, das geschichtliche Analogien helfen, die gegenwärtige Entwicklung zu verstehen. So ähnlich auch manches an der Oberfläche zu sein scheint. Aber in den hundert Jahren seit WKI hat sich die Welt so verändert, wie vermutlich zuvor in tausend Jahren nicht.

    Comment by Robert — 25.10, 2015 @ 06:26

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