Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

19.3.15

Varoufake oder Varoufuckis?

Der Hashtag Varoufake trended aktuell immer noch auf Twitter. Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hatte das Video mit dem Stinkefinger in der Talkshow von Günter Jauch als „doctored“ bezeichnet und dadurch eine kontroverse Diskussion ausgelöst.

Den vorläufigen Höhepunkt markierte dann TV-Moderator Jan Böhmermann mit seiner Aussage, er und seine Redaktion hätten das Video gefälscht und den Stinkefinger montiert. Das war natürlich nichts weiter als Böhmermanns Versuch, die Debatte um den Fuck-Finger endgültig ad absurdum zu führen und der Fernseh- und Medienbranche den Stinkefinger zu zeigen. Der Medienbetrieb hatte deswegen freilich kurzzeitig Schnappatmung, denn man hat Böhmermann offenbar tatsächlich zugetraut, diese Geschichte inszeniert zu haben. Das werden im Nachhinein allerdings nur ein paar ehrliche Blogger wie Stefan Niggemeier zugeben. Böhmermann führt seine Medienkollegen am Nasenring durch die Manege, um dann seine eigentliche Botschaft an die Jauch-Redaktion anzubringen, die lautet:

Ihr habt einfach das Video nur aus dem Zusammenhang gerissen und einen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen. Damit sich Mutti und Vati abends nach dem Tatort noch mal schön aufregen können: ‚Der Ausländer! Raus aus Europa mit dem! Er ist arm und nimmt uns Deutschen das Geld weg. Das gibt’s ja wohl gar nicht. Wir sind hier die Chefs! So!‘ Das habt ihr gemacht.

Oder wie Stefan Plöchinger in der SZ schreibt: „Böhmermann zeigt Erregungsdeutschland den Stinkefinger“.

Damit sind wir wieder beim eigentlichen Thema, nämlich der tendenziösen Darstellung bei Jauch. In diesem Zusammenhang fand ich beispielsweise den von Friedrich Hartmann vorgenommenen Abgleich des von der Produktionsfirma veröffentlichten Originaltranskripts mit einer eigenen Übersetzung und einer eigenen Transkription des Simultandolmetschers mit einer Rückübersetzung der simultan gedolmetschten Version, sehr instruktiv.

Möglicherweise wollte Varoufakis auch gar nicht zum Ausdruck bringen, dass der Stinkefinger montiert wurde, sondern nur, dass das Video (von Jauch) manipulativ gegen ihn verwendet wird, wie z.B. Anatol Stefanowitsch meint. Allerdings betont Varoufakis in einem aktuellen Interview nochmals deutlich, dass er niemals eine solche Geste gemacht hätte und das deutsche Volk bessere Medien verdiene.

Die ganze Sache zeigt jedenfalls sehr schön, wie einfach es ist, mit einer Nebensächlichkeit öffentliche Aufregung zu erzeugen, die Stimmung anzuheizen und damit von anderen Themen abzulenken. Bei Jauch hat man uns nicht die Wahrheit angeboten und zwar selbst dann nicht, wenn das Video kein Fake sein sollte. Böhmermann, den ich persönlich häufig kritisch sehe, hat nicht nur der Öffentlichkeit, sondern gerade auch den Medienleuten eine Lektion erteilt. Wenn man künftig über die oft beschworene Medienkompetenz spricht, wird man wohl häufig das Beispiel Varoufake nennen.

Denn es geht am Ende darum, wie die Meinung des Bürgers bewusst oder unbewusst durch eine verzerrende oder unrichtige mediale Darstellung beeinflusst wird und wie einfach und schnell sich die Maschinerie der öffentlichen Erregung in Gang setzen lässt.

posted by Stadler at 21:12  

6 Comments

  1. Offebar kam der erste Mittelfinger im Februar 2010 aus Deutschland: https://twitter.com/mathiasrichel/status/578596994308014082

    Comment by AA — 20.03, 2015 @ 06:22

  2. Nun. Alles Nebelkerzen. Nur vom Wesentlichen ablenken. Wer hat der damaligen griechischen Regierung den EURO-Zutritt (tatsachenwirdirg) verschafft? GOLDMAN-SACHS. Wer hat in einer Zeit – mit relativ niedrigen Zinsen – „den Griechen“ höherverzinste Staatsanleihen „ermöglicht“? „DIE BANKEN“. Genau die, die solange rumgejammter haben, daß sie „über Bande“ die Stütz-Kohle umgelenkt haben. Und die superreichen Steuerflüchtlinge sitzen mit der Kohle in London oder sonstwo. Aber das ist ja egal. Hauptsache die Griechen müssen jetzt kriechen …
    Soviel zum, Thema Aufrichtigkeit in der EU. Und da regt sich V ZU RECHT darüber auf.

    Comment by Joachim — 21.03, 2015 @ 19:06

  3. Jauch hat anderen Labertaschen eines voraus. Blöder als er kann niemand aus der Wäsche schauen. Ein doofer Gesichtsausdruck, der seines Gleichen sucht, aber nicht findet.

    Ich zeige beide Mittelfinger, leider habe ich nur zwei davon.

    Comment by Ned — 23.03, 2015 @ 18:27

  4. Die zeitliche Fehlübertragung hat im Übrigen den Gast, der sich im besten Englisch geäußert hat, beleidigt und diskreditiert. Der Bayern-Söder haute schon drauf, als der Übersetzer noch gar nicht fertig war. Hätten sich Jauch und Co. in der englischen Sprache ausdrücken sollen, wäre es weit weniger flüssig gelaufen, denn diese Subjekte beherrschen nur das Schulenglisch der achten Klasse. Durchweg mal wieder eine peinliche Entgleisung der ARD. Der griechische Gast hätte sich darauf niemals einlassen sollen. Sein Fehler. Einer von vielen.

    Comment by Ned! — 23.03, 2015 @ 20:58

  5. Zur SPD, die in Zukunft eine Splitterpartei werden wird, bleibt nur zu schreiben, daß sie in jüngster Zeit nur durch einen Kinderfreund, ein paar Drogensüchtige und ein Fettschwein aufgefallen ist, der die VDS wieder einführen möchte. Auch durch Zwangsimpfung hat sich diese Partei einen Namen gemacht. Masern grüßen. Sonst hat das Land keine Sorgen.

    Sie wird in Zukunft bei 13% landen, wenn die nächste Bundestagswahl ansteht.

    Comment by Ned! — 23.03, 2015 @ 21:27

  6. Ps. Habe noch zwei Kriminelle vergessen:

    Jurist Oppermann, einen Lügner und Kriminellen und Zielke, einen Lügner und Ex-Bullen im Ruhestand auf Staatskosten. Beide verlogen und der Abschaum ihrer Zunft.

    Oppermann ist weiterhin im Amt. Das ist die Kloake einer Partei, die meint, sie könne den zukünftigen Kanzler stellen, den verhassten Fett-Gabriel.

    Das ist sicher ein Traumkanzler des deutschen Volkes. Eine Traumpartei überhaupt!

    Comment by Ned! — 23.03, 2015 @ 21:49

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