Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

30.12.13

Die Debatte über Aktivismus und Journalismus

Die Keynote-Speech von Glenn Greenwald auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs (30C3) hat unter Journalisten und Bloggern eine Debatte darüber ausgelöst, ob ein Journalist gleichzeitig auch (politischer) Aktivist sein kann und darf. Ausgangspunkt der Debatte war ein Beitrag der beiden Journalisten Kai Biermann und Patrick Beuth – die ich übrigens beide für ihre klare und keineswegs wirklich neutrale Berichterstattung zu netzpolitischen Themen sehr schätze – die Greenwald vorwerfen, er hätte eine Grenze überschritten, indem er von wir spricht und sich mit der Sache der Aktivisten gemein macht.

In dieser Debatte gibt es mittlerweile eine Fülle an Wortmeldungen. Dass dabei alle Positionen vertreten werden, ist wenig überraschend.

Gerade bei der Frage der Aufarbeitung der weltweiten Geheimdienstaffäre kann man natürlich die Frage stellen, ob es nicht geradezu die Aufgabe jedes redlichen Journalisten sein müsste, sich mit der Sache der Aktivisten gemein zu machen. Denn die Tätigkeit von Geheimdiensten richtet sich gerade auch gegen die Freiheit der Berichterstattung, was man speziell in England aber auch den USA aktuell beobachten kann. Das lässt sich mit der Frage verknüpfen, warum britische Medien – mit Ausnahme des Guardian – nicht nennenswert über die Aktivitäten von NSA und GCHQ berichten.

Mir stellt sich aber vor allen Dingen die Frage, ob das die richtige Diskussion zur richtigen Zeit ist. Denn gerade die Arbeit Greenwalds bietet Anlass dafür eine ganz andere Debatte zu führen. Wie unabhängig sind Journalisten weltweit tatsächlich noch und wie stark haben sie sich mit der Sache von Staaten, Behörden oder Geheimdiensten gemein gemacht und wie stark hemmt dies die Information der Öffentlichkeit über Missstände? Dass viele politische Journalisten eine zu große Nähe zu den Mächtigen aufweisen und dies letztlich in eine Art Hofberichterstattung mündet, ist ein Umstand, über den nicht auf breiter Basis diskutiert wird, zumal bestehende Abhängigkeiten natürlich nicht offenbart, sondern tunlichst verschwiegen werden. Die verschleierte Nähe zwischen Politik und Medien ist das eigentliche Problem und nicht der Umstand, dass ein Journalist offen Partei ergreift.

Wenn Greenwald kein Journalist ist, dann ist er der bedeutendste Nichtjournalist der Gegenwart. Er zeichnet sich durch Unabhängigkeit und viel Mut aus, Eigenschaften die vielen klassischen Journalisten leider fehlen.

Was wir in Zukunft brauchen, ist vor allem Dinge unabhängige Berichterstattung, denn es gibt zu viele für den Leser nicht erkennbare Abhängigkeiten, die eine kritische Berichterstattung behindern. Vor diesem Hintergrund fehlen mutige und unabhängige Berichterstatter wie Glenn Greenwald. Ob wir sie Journalisten, Aktivisten oder Blogger nennen, ist gänzlich unerheblich.

posted by Stadler at 16:46  

20 Comments

  1. Ähnlich hatte ich mich in diversen Diskussionen auch geäußert. Und ich habe Woodward und Bernstein angeführt, die nach dieser Definition im Watergate-Skandal dann ja auch keine Journalisten, sondern Aktivisten gewesen wären.
    Ich halte diesen Vergleich nämlich durchaus für gerechtfertigt. Der einzige Unterschied ist, dass Woodward und Bernstein ihre Quelle geheim hielten.

    Comment by Farlion — 30.12, 2013 @ 17:00

  2. Journalisten, die keine Aktivisten für Wahrheit sein wollen, sind mir suspekt.

    Comment by Anonymous — 30.12, 2013 @ 17:20

  3. Journalisten, die keine Aktivisten für Wahrheit sein wollen, sind mir suspekt.

    Comment by Tilo — 30.12, 2013 @ 17:20

  4. Danke, dass Sie das Thema nach der ersten Erregungswelle wieder aufgenommen haben.

    I.) Mir ist nicht ganz klar, warum e9ine Person nicht mehrere Rollen haben soll nach der Definition von der ZEIT. Wenn ein Wissenschaft auf beim CCC Vorträgt, dann erwartet niemand, dass das ein wissenschaftlicher Disput wird mit akademischer Aussprachen.

    II.) Zum andern ärgert mich, dass diese journalismusinterne Ethikdiskussion zu Personen (nicht Rollen; darf ein Anwalt nicht auch als Journalist tätig werden?) den politischen Diskurs verdeckt, ja nahezu zersetzt.

    Hört man sich die Stimmen aus Hamburg an, haben wir ggf. zwei Lager:

    a) Das anarchistische. Das sagt: wir sollen den Staat, der von unseren Steuergeldern lebt, subversiv bekämpfen, ihn unterwandern (Assange hat wohl was in der Richtung gesagt.

    b) Das demokratisch-rechtsstaatliche. Das geht vom Bürger als Souverän aus, der sich ein Parlament wählt, das Exekutivorganen Gesetz vorgibt. Also auch den Geheimdiensten. In diesem Modell gibt der Souverän und nicht der Geheimdienst die Regeln vor.

    Ich bin großer Fan von b) (ohne die exorbitante Nützlichkeit von Assange, Snowdon und anderen Whistleblower klein reden zu wollen).

    Mein Eindruck ist, dass die Geheimdienste weltweit nach dem Kalten Krieg sich entartet haben. Sie treiben heute mindestens fünf Geschäftszweige:

    1.) Sie spionieren andere Staaten aus, ob sie den eigenen Staat zugrunde richten wollen (das sollte legitim bleiben m.E., also zum Beispiel Nordkorea oder Israel ausspionieren wollen, ob die mit Atomwaffen andere Staaten überfallen wollen.)

    2.) Einsatz von Geheimagenten für Waffenlieferungen an Terroristen für einen völkerrechtswidrigen Regimechange (wie in Libyen, wo englische kriminelle Spione erwischt wurden, oder in Syrien wo Obama über die CIA Waffen an Terroristen liefert wie damals an die Mudschaheddin in Afghanistan gegen die Russen).

    3.) Angeblich Terrorbekämpfung. Da wird spioniert, aber nicht geliefert (siehe 9/11, London, Oslo, Madrid, Boston, München Oktoberfest, …). Verbieten und zur Polizei zurück mit rechtsstaatlichen Methoden.

    4.) Wirtschaftsspionage wie schon in den 1990er Jahren bei Enercon in Ostfriesland durch CIA und NAS (siehe Ulfkotte).

    5.) anlasslose Massenüberwachung der gesamten Weltbevölkerung.

    Mein Vorschlag ist der, dass wir die Spionage global regeln müssen wie mit Genfer Konventionen, WTO oder WIPO andere Bereiche global geregelt werden. 2.-5. müssen verboten und mit Gefängnisstrafe vom IStGH geahndet werden. Wer den IStGH nicht anerkennen will, wird boykottiert. Boykotts haben bei Iran und Syrien neulich gut gewirkt.

    Wenn diese Diskussion der Regulierung von Geheimdiensten nicht geführt wird, sondern auf journalismusinterne Dinge abgelenkt wird, dann hat das m.E. ein wenig den Charakter einer Zersetzung, wie es die Stasi immer gemacht hat:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Zersetzung_%28Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit%29

    Comment by Wolfgang Ksoll — 30.12, 2013 @ 17:29

  5. Der Journalsist soll berichten was ist oder was sein könnte, auf Grundlage der Informationen, die er hat.

    Sich nicht mit einer Sache gemein machen heißt, dass man immer die Fakten , wie sie präsentiert werden abklären soll und nicht etwas von einer Quelle, sei sie auch noch so gut, übernehmen soll.

    Comment by Anonymous — 30.12, 2013 @ 19:34

  6. Greenwald und Poitras sind jetzt eBay-Journalisten!
    Das gleiche eBay, welches die paypal Konten von Wikileaks einfror. Ich finde, das sagt schon mehr als ich wissen möchte über diesen „Journalismus“.
    Da erübrigt sich für mich jede weitere Diskussion.

    Comment by Dr.Klusenbreuker — 30.12, 2013 @ 21:00

  7. Journalist ist jeder, der es sein möchte. Genauso wie Immobilienmakler. Es gibt keinen rechtlichen Schutz, den immer solche möchten, die sich als was Besonderes betrachten, was sie aber nicht sind, sondern höchtens ihr Arbeitgeber, wenn er einen entprechenden guten Ruf hat.

    Warum also klammert man sich so an dieses Wort? Es ist bedeutungslos.

    Herr Greenwald ist ein Journalist, Herr Stadler hervorragend dito und jeder hier, der einen fundierten und ausrecherierten Beitrag schreibt.

    Die „Journalisten“, die ihre Felle wegschwimmen sehen, hatten Zeit genug, ihren Job zu machen, aber haben in großer Mehrheit versagt. Auf deren Polcor kann man verzichten.

    Wenn heute, am 30.12.2013 selbst die Tagesschau als erste Nachricht nichts Wichtigeres zu berichten hat, als den Unfall eines Rennfahrers, der sich selber auf gesperrter Strecke gegen den Felsen gerast hat (beim Skifahren, wie neckisch), dann stimmt auch bei den öffentlich rechtlichen Sendern gar nichts mehr.

    Die Macher der Tagesschau sollten sich wieder mehr ihren Kernthemen widmen oder zukünftig auf N24 senden.

    Comment by Zler — 30.12, 2013 @ 21:51

  8. „Ausgangspunkt der Debatte war ein Beitrag der beiden Journalisten Kai Biermann und Patrick Beuth – die ich übrigens beide für ihre klare und keineswegs wirklich neutrale Berichterstattung zu netzpolitischen Themen sehr schätze – die Greenwald vorwerfen, er hätte eine Grenze überschritten, indem er von wir spricht und sich mit der Sache der Aktivisten gemein macht.“

    Seitwann sind Kai und Patrick neutral? Sie möchten einfach keine Fressfeinde haben. Wenn es einen Unterschied zu diesen Herrschaften in Bezug auf Herrn Greenwald gibt, dann traue ich Herrn Greenwald mehr zu, in jeder positiven Hinsicht.

    Es gibt eben einen Unterschied, wenn man in Lohn und Brot steht und jeden Beitrag von seinen Vorgesetzten absegnen lassen muß. Da kann man schonmal neidisch werden, wenn einer aussteigt und Klartext redet, den man doch so gerne selber hätte veröffentlichen wollen, aber nicht konnte.

    Wie wäre es mal mit einem Mitarbeitergespräch in der Redaktion oder etwas mehr Mut? Wenn in der entsprechenden Presse immer wieder dieselben Namen auftauchen, die ihren Senf abgeben, dann werde ich misstrauisch. Von wegen „unsere (!) Experten (?) klären „Sie“ (also uns Dumme) auf“.

    Comment by Zler — 30.12, 2013 @ 22:34

  9. mein allgemeiner eindruck von journalisten ist stark negativ. neutralität sehe ich genausowenig.

    bsp. nachrichten zu fukushima und dem tsunami werden so dargestellt als ob durch das akw 20.000 umgekommen wären anstelle der flutwelle.

    bei der gender thematik hat harald eia (brainwash) offensichtlich gemacht das hier journalisten nur nachplappern ohne ihren job zu machen.

    und und und ….

    ich schätze artikel/blogs die mit fakten/links ihre position untermauern.

    der satz: „Mache dich nie mit einer Sache gemein, auch nicht mit einer guten!“ wird benutzt um die eigene glaubwürdigkeit zu steigern mit realität hat der nix zu tun. insofern ist der vorwurf gegen Greenwald gegenstandslos.

    wenn etwas objektiv falsch ist wie z.b.die komplette überwachung der menschen dann ist es in jedem fall richtig partei zu ergreifen.

    Comment by holger — 31.12, 2013 @ 10:20

  10. Die Aufgabe des Journalisten ist es die Fakten zu berichten, ggf. mit Hintergründen zu unteremalen, aber sich eigenen Werturteilen zu enthalten. Dabei hat er ggf. verschiedenen Ansichten ein Forum zu geben, also etwa „Laut Snowden-Unterlagen wird die Kommunikation fast aller Menschen an zentralen Knoten verdachtlos abgegriffen. Folgende Indizien legen den Wahrheitsgehalt nahe. Folgende Indizien lassen Zweifel aufkommen (soweit vorhanden). Die Befürworter meinen, damit werde Terrorismus verhindet. Dafür lassen sich folgende Belege finden (soweit vorhanden). Einschlägige Studien gibt es da und da (mit Quellenangabe). Die Gegner meinen, folgende negative gesellschaftliche Effekte würden bewirkt. Dazu gibt es folgende Studien da und da (mit Quellenangabe).“

    Comment by Ein Mensch — 31.12, 2013 @ 12:36

  11. Greenwalds Freiheitskampf in Ehren, rutschen mir zu viele Kommentatoren dahin ab, zu diskutieren, wie aktivistisch Journalismus sein kann. Ja, wir brauchen aktivistischen, unabhängigen Journalismus. Greenwald ist aber ein Aktivist geworden. Er hat eine Doppelrolle inne und das verträgt sich nicht.

    Comment by Christoph Krelle — 31.12, 2013 @ 14:38

  12. So eine lächerliche Diskussion!

    Während uns unser gesamtes System des freiheitlich demokratischen Rechtsstaats von Sicherheitsextremisten und Überwachungsfanatikern unterm Hintern weggezogen wird, debattieren Hofberichterstatter und andere Untertanen darüber, dass man aber bitte schön ordentlich eine Bahnsteigkarte kaufen muss, um den Bahnhof legitim besetzen zu dürfen.

    Manche Leute haben den Ernst der Lage immer noch nicht kapiert.

    Wir befinden uns in einem Kampf um Leben und Tod. Freiheit oder Unterdrückung.

    Die Revolution der Überwachungstechnologie wird eine erneute Revolution wie 1989 verhindern. In den vergangenen Jahrhunderten ist irgendwann noch jedes Unrechtsregime untergegangen. Mit der technischen Totalüberwachung wird das Pendel nicht mehr zum Guten ausschlagen.

    Manche werden das erst verstehen, wenn es zu spät ist.

    Comment by Mark — 31.12, 2013 @ 14:55

  13. Was wollen die alle von Greenwald?

    Seit wann dürfen Journalisten sich nicht mehr wehren, wenn ihr Berufstand von Überwachung und Repression gefährdet ist?

    Neulich haben doch auch Rechtsanwälte gegen die totale Überwachung protestiert. Ist das auch zu viel Aktivismus?

    Letztlich wollen die Systemschreiberlinge von ZEIT ONLINE und ihre Apologeten doch nur, dass Greenwald endlich sein Maul hält und aufhört, den Finger in die Wunde zu legen.

    Comment by fantastico — 31.12, 2013 @ 14:58

  14. Purer Futterneid der etablierten Journallie, die hierzulande auch immer noch nicht kapiert hat, wie sehr sie ihrer Glaubwürdigkeit durchs Lobbyieren fürs LSR geschadet hat. Peinlich.

    Comment by Moon — 2.01, 2014 @ 10:02

  15. Journalisten sind auch nur Menschen und kein Mensch ist objektiv.

    Biermann sollte lieber nicht in fremden Territorien wildern und beim Analysieren von Neusprech bleiben.

    Comment by Basti — 2.01, 2014 @ 14:19

  16. Was wir in Zukunft brauchen, ist vor allem Dinge unabhängige Berichterstattung, denn es gibt zu viele für den Leser nicht erkennbare Abhängigkeiten, die eine kritische Berichterstattung behindern. Vor diesem Hintergrund fehlen mutige und unabhängige Berichterstatter wie Glenn Greenwald. Ob wir sie Journalisten, Aktivisten oder Blogger nennen, ist gänzlich unerheblich.

    Genau so isses!

    Glenn Greenwald ist nicht nur Journalist (und Anwalt und blogger) sondern auch Bürger und hat als geborener US-Amerikaner in meinen Augen selbstverständlich auch das Recht die US-Regierung nebst NSA als seinen Gegner zu bezeichnen und scharf zu kritisieren.
    Das Eine hat doch erst einmal mit dem Anderen nichts zu tun. Ich finde Thomas Stadler hat das sehr schön formuliert (Zitat in Gänsefüßchen und kursiv):
    Gerade bei der Frage der Aufarbeitung der weltweiten Geheimdienstaffäre kann man natürlich die Frage stellen, ob es nicht geradezu die Aufgabe jedes redlichen Journalisten sein müsste, sich mit der Sache der Aktivisten gemein zu machen.
    Und in dem Zusammenhang kann man m.E. ruhig mal die Frage stellen, was denn mit den deutschen Journalisten los ist? Wo werden denn die Fragen gestellt, wie „wir“ da so mit drinhängen? Wird z.B. ein Glenn Greenwald oder auch ein Edward Snowden persönlich kontaktiert um die -ich nenn‘ das mal- „europäische Seite“ mehr in Erfahrung zu bringen. Ich weiß es nicht.
    Wir haben jetzt im Grunde -dank Edward Snowden- gelernt, daß die USA so ziemlich alles überwachen was technisch machbar ist.
    Das „wie genau“ kommt mir persönlich dabei etwas zu kurz. Daß beispielsweise das Mobiltelefon von Angela Merkel überwacht wurde, ist in den diversen Medien breitgetreten worden (Wow! Was für ne journalistische Leistung). Das „wie“ habe ich persönlich vermisst. Wie genau, also wie konkret hat die NSA das bewerkstelligt? Dreht der BND nur Däumchen oder sind die aktiv involviert, also halten die sozusagen die Tür auf (angeblich soll das ja einer der besten Geheimdienste der Welt sein, wie vor Jahren in einer BBC-Doku, dessen Namen ich im Moment leider nicht parat habe, von Vertretern des Mossad und des Mi6 behauptet wurde)? Und so weiter… Immer weiter mit dem Finger auf die USA zu zeigen ist in meinen Augen wenig konstruktiv und baut viel zu wenig Druck auf Berlin und in dem Fall insbesondere Brüssel auf.

    Und da kommen wir an den Punkt, den Thomas Stadler treffend festgestellt hat und den ich eingangs von ihm zitierte.
    Eine investigative Berichterstattung wird in den mainstream-Medien m.E. immer schwieriger und auch seltener. Es wird doch überall gespart, es werden Abteilungen zusammengestrichen und Budgets gekürzt. Es wird wichtiger die Werbeseite zu verkaufen als die eigenen Texte.
    Für ein derart gewaltiges Thema müsste man m.M.n. allerdings auch ein gewaltiges Budget in die Hand nehmen. Recherche kostet nun mal Geld (nicht nur durch den Faktor Zeit allein sondern auch durch alles was so dazugehört wie z.B. Reisen, Hotelkosten, evtl. Leihwagen, Ausrüstung etc. …). Bei dem Thema muss richtig tief gebohrt werden. Wo ist z.B. die Recherche bei den ISPs? Als wenn die nicht merken würden, wenn ihre Leitungen angezapft wurden…
    Ich bin übrigens davon überzeugt daß es gute Journalisten in Deutschland gibt, die auch wollten aber leider nicht können (~ dürfen).
    Unabhängige Blogger zum Beispiel haben es m.E. bei dem Thema aber auch nicht so leicht, denn es werden ja immer wieder irgendwelche Häppchen hingeschmissen die dann bereits vorgekaut wurden. D.h. das „Rohmaterial“ ist m.W.n. nicht öffentlich einsehbar (wie beispielsweise seinerzeit zu großen Teilen bei den Chelsea Manning Enthüllungen).

    Ich persönlich bin sehr unzufrieden mit der Art und Weise, wie die Enthüllungen an die Öffentlichkeit geraten.
    Ich finde, daß es von Nutzen wäre wenn sämtliche Informationen öffentlich zugänglich wären und mehrere Gehirne weltweit die Möglichkeit hätten die Dokumente von Herrn Snowden zu analysieren. Eine zentrale Bereitstellung (wie seinerzeit z.B. die „Wikileaks“-Dokumente) wird sicherlich nicht (mehr) so einfach sein, da die NSA wohlmöglich etwas dagegen hätte. Man könnte aber zum Beispiel die Daten weltweit für jedermann veröffentlichen, indem man die Daten dezentral teilt (als „Snowden-torrent“ oder so…).
    Oder aber Herr Glenn Greenwald teilt seine Informationen auf Datenträgern mit diversen Medien (oder ist dies schon geschehen?).

    Unzufrieden bin ich übrigens auch (mal wieder) mit „unseren“ Öffentlich-Rechtlichen Anstalten, die eigentlich (auf’m Papier zumindest) eine unabhängige Berichterstattung durchführen könnten und zudem auch das Budget dafür haben müssten investigativ recherchieren zu können. Leider vermisse ich bisher derartiges.

    Naja, wie dem auch sei… Ich bin jedenfalls mal gespannt wie es weitergeht und was uns noch erwarten wird. Auch wenn man vielleicht meint, mittlerweile könnten einen nichts mehr schockieren bin ich persönlich davon überzeugt daß uns der ein oder andere „Hammer“ noch präsentiert wird.

    In diesem Sinne Gruß aus Kölle, Baxter
    ———————
    P.S., persönliche Meinung:
    Das was wir (wir alle) m.E. aber unabhängig von alledem als „Sofortmaßnahme“ unternehmen können ist aufklären, aufklären, aufklären… Die blogger in ihren blogs und die Leser bei sich im Freundes- und Bekanntenkreis! Immer weiter! Sensibilisieren und wachrütteln. Diejenigen die z.B. Kinder im Teenager-Alter haben sollten dies m.E. besonders intensiv tun.
    Ich hatte zum Beispiel mal (nur mal als ein rausgepicktes Beispiel aus’m wahren Leben) ein Fotoalbum von meinem kleinen Neffen auf den Bürgersteig gestellt, was er gar nicht so toll fand. Er hatte es dirket wieder reingeholt und mich gefragt was das soll. Ich hatte ihn daraufhin zuerst gefragt, ob er denn etwas zu verbergen hätte und ihm dann erklärt, daß er online so freizügig mit seinen privaten Fotos umgeht daß er diese auch genausogut direkt auf die Straße stellen kann. Er hatte es übrigens tatsächlich auch kapiert, worauf ich hinauswollte…

    Comment by Baxter — 2.01, 2014 @ 15:32

  17. @ Baxter

    „Ich hatte zum Beispiel mal (nur mal als ein rausgepicktes Beispiel aus’m wahren Leben) ein Fotoalbum von meinem kleinen Neffen auf den Bürgersteig gestellt, was er gar nicht so toll fand. Er hatte es dirket wieder reingeholt und mich gefragt was das soll. Ich hatte ihn daraufhin zuerst gefragt, ob er denn etwas zu verbergen hätte und ihm dann erklärt, daß er online so freizügig mit seinen privaten Fotos umgeht daß er diese auch genausogut direkt auf die Straße stellen kann. Er hatte es übrigens tatsächlich auch kapiert, worauf ich hinauswollte…“

    Sehr gut! Genau SO können wir den Kampf um die Köpfe gewinnen! Psychologische Tricks sind nicht immer per se schlecht.

    Comment by Irwin — 2.01, 2014 @ 17:52

  18. Schöner Hinweis auf das LSR in Nr. 14.

    Die gesamte dt. Journaille einschl. ihrer ‚Edelfedern‘ hat mit der diesbezüglichen einseitigen Berichterstattung ihren Berufsstand verraten. Danach noch über Ethik zu schwadronieren ist einfach nur lächerlich.

    Comment by markenware — 2.01, 2014 @ 18:29

  19. Zu den Beiträgen von „moon“ (#14) und „markenware“ (#18)

    Stimmt. Das muss man sich echt mal auf der Zunge zergehen lassen. Welch Ironie das im Grunde eigentlich ist. Auch daß dieser Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. aktuell gegen die „Tagesschau-App“ klagt sagt auch einiges aus, wie ich persönlich finde.
    Eine ganze Branche hat -ähnlich wie die Film-und Musiklobby mit ihren teilweise leider erfolgreichen Gesetzesvorhaben- scheinbar noch nicht kapiert, daß man die technischen Veränderungen (welche auch Veränderungen im Konsumverhalten der potentiellen Kunden mit sich bringen) nicht aufhalten kann und solche Versuche wie das LSR nur eindrucksvoll deren Hilflosigkeit/Ahnungslosigkeit demonstrieren.
    Witzig in dem Zusammenhang fand ich persönlich auch, daß die sich ja im Grunde ausgerechnet mit Google anlegen wollten. Da trafen/treffen Welten aufeinander…

    Ich zitiere hin- und wieder schon mal ganz gerne aus einem Interview auf heise-online aus dem Jahre 2006 (!) mit Vint G. Cerf. Er wird auch schon mal „Vater des Internets“ genannt, da er das TCP/IP Protokoll mitentwickelt hat. Zu der Zeit (also 2006) war er sowohl „Chief Internet Evangelist“ bei Google als auch ICANN-Vorstandschef.
    Hier ein kleiner Auszug von diesem Interview:

    Der Erfolg des Internet sei hauptsächlich seiner Architektur geschuldet, die auf mehreren Layern sowie dem End-zu-End-Prinzip basiert. Das Internet habe wie kein Medium zuvor die Endnutzer gestärkt.
    […]
    All dies habe weitreichende Konsequenzen für die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen und die existierenden Geschäftsmodelle der weiter expandieren Informationswirtschaft.
    […]
    Eine der Folgen des Vormarschs des Internet im Bereich von Voice und Video werde zudem sein, dass sich der Werbemarkt zu verändern beginne. Von den 420 Milliarden US-Dollar, die im vergangenen Jahr für Werbung in den USA ausgegeben wurden, werde sich ein substanzieller Teil von den traditionellen Medien zum Internet bewegen.

    Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Vint-Cerf-und-die-Zukunft-des-Internet-167296.html
    Wie gesagt, das ist mittlerweile knapp 8 (!) Jahre alt. Natürlich ist das nicht das Amen in der Kirche und Vint Cerf nicht der Allwissende. Nur wenn einer Ahnung vom Internet hat dann unbestritten solche Leute wie er.

    Interessante Randinfo: In dem Artikel steht daß im Jahre 2005 420 Milliarden US-Dollar für Werbung allein in den USA ausgegeben wurden. Ob die Zahl so stimmt oder nicht, weiß ich persönlich natürlich nicht. Fakt ist jedoch, daß die Ausgaben enorm sind. Und davon sind die Ausgaben für Online-Werbung mittlerweile sicherlich höher als beispielsweise für Zeitungsanzeigen.

    Tjaaa…Da wird sich eine exzessive Datensammelei irgendwann anscheinend richtig lohnen!?

    Die Grundrechte Aller werden für monetäre Interessen Einzelner geopfert. Und wir helfen mit unserer Bereitschaft für jeden Scheiß unsere Daten preiszugeben auch noch fleißig mit daran und gucken auch noch dämlich dabei zu. Und die Daten, die wir freiwillig nicht hergeben, holen die sich einfach… Das Beste dabei (aus deren Sicht): Wir bezahlen das auch noch alles!

    Money makes the world go round!

    Comment by Baxter — 2.01, 2014 @ 20:22

  20. @Baxter

    Du bist sicher ein guter Journalist. Keine Frage.

    Vielen Dank.

    Comment by Zler — 3.01, 2014 @ 18:44

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