Bettina Wulff fordert großflächige Löschung von Suchergebnissen durch Google
Bettina Wulff fordert von Google nach Presseberichten die Löschung von ca. 3000 Suchmaschinentreffern im Zusammenhang mit ihrer Person. Das stellt offenbar den Versuch dar, missliebige Inhalte vollständig aus der Googlesuche zu bekommen und damit die Auffindbarkeit zu erschweren. Interessanterweise geht Wulff parallel nicht unbedingt auch gegen die Anbieter der Inhalte vor, selbst wenn diese bekannt sind und ohne weiteres greifbar wären.
Ein prominentes Beispiel ist Netzaktivist Alvar Freude, der davon erfahren hat, dass ein älterer Blogbeitrag von ihm weit oben auf der Löschliste steht, die Wulffs Anwälte an Google geschickt haben.
Alvar Freude setzt sich in seinem ausführlichen Blogbeitrag damit auseinander, dass die traditionelle Presse Bloggern vorwirft, die Gerüchte über eine Rotlichtvergangenheit von Bettina Wulff verbreitet zu haben, obwohl es gerade klassische Medien waren, die durch ihre Andeutungen und Anspielungen ein breites Publikum überhaupt erst auf die Gerüchte aufmerksam gemacht haben. Was Freude artikuliert, ist also Medienkritik, die natürlich auch ihren Anknüpfungspunkt kurz ansprechen muss, um nicht im luftleeren Raum zu bleiben. Von Wulffs Anwälten hat Freude bislang keine Post bekommen, vermutlich weil sie wissen, dass sich der Blogbeitrag Freudes schwerlich wird verbieten lassen, wenngleich man speziell beim Landgericht Hamburg in solchen Fällen stets mit allem rechnen muss.
Ob ein Suchmaschinenbetreiber überhaupt Trefferergebnisse löschen muss, die auf rechtswidrige Inhalte verweisen, ist juristisch umstritten und höchstrichterlich nicht geklärt. Im vorliegenden Fall ist es aber ganz augenscheinlich auch so, dass Bettina Wulff in großem Umfang eine Löschung auch solcher Inhalte fordert, die bei der gebotenen Abwägung mit der Meinungs- und Pressefreiheit nicht als ehrverletzend anzusehen sind. Es dürfte sich in der juristischen Diskussion auch irgendwann die Frage stellen, ob es nicht als rechtsmissbräuchlich anzusehen ist, Google als Störer in Anspruch zu nehmen, wenn man gleichzeitig ohne größeren Aufwand den greifbaren Urheber des beanstandeten Contents belangen könnte und damit die weite effizientere Möglichkeit hat, die für rechtswidrig gehaltenen Inhalte an ihrer Quelle zu löschen. Mit der Annahme eines derartigen Rechtsmissbrauchs war die Rechtsprechung bislang freilich sehr zurückhaltend. Das muss aber nicht so bleiben.
Denn das Vorgehen Wulffs gegen Google stellt auch eine Gefahr für die grundrechtlich verbürgte Informationsfreiheit dar. Es geht Bettina Wulff nämlich ersichtlich auch um die Löschung von Inhalten, die sie zwar als störend empfinden mag, die aber nicht als rechtsverletzend zu qualifizieren sind.
Google wird hier schon im eigenen Interesse standhaft bleiben müssen.
Wenn Wulffs Anwälte über 3000 Treffer recherchiert haben, werden sie wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Google-Suche selbst dafür benutzt haben.
Ich halte es für durchaus möglich, dass solch extensive Recherchen einen Einfluss auf das Verhalten des Google-Suchvorschlags-Algorithmus haben können.
Ein amüsanter Gedanke, dass der betriebene Aufwand, um einen Effekt (unerwünschte Suchvorschläge) zum Verschwinden zu bringen, möglicherweise dazu beigetragen hat, den Effekt selbst zu verursachen.
Comment by SC — 6.11, 2012 @ 13:24
So isses…
Comment by Baxter — 6.11, 2012 @ 17:20
Ist google aber nicht
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bettina-Wulff-Google-loescht-acht-Suchergebnisse-1742857.html
Comment by Christian — 6.11, 2012 @ 17:49
@Christian (Beitrag #3):
Is‘ ja noch nicht zu Ende, sozusagen…
Thomas Stadler schrieb ja
Comment by Baxter — 6.11, 2012 @ 19:30
Scheiße, hab anscheinend irgendwo ein „/“ vergessen. Sorry!
Comment by Baxter — 6.11, 2012 @ 19:31
@Thomas Stadler (@all), Frage:
„Paperboy“ (BGH, I ZR 259/00)?
Comment by Baxter — 6.11, 2012 @ 19:59
Google hat mit dieser Methode, die Menschen auf die Nase bindet was andere tun, einer Person großes Unrecht und große Schande gebracht. Die geht nun dagegen vor. Es geht ja nicht um die Vertuschung von Geheimnissen, sondern um eine Art automatisierte üble Nachrede. Google ist aus meiner Sicht mehr als nur Störer.
Und es gibt sehr viele Fälle, wo man den Namen eines Menschen eingibt und sofort das Suchwort „schwul“ ergänzt wird. Wäre mir zwar egal wenn jemand schwul wäre, aber leider finden das nicht alle (sonst würde es nicht so „interessant“ sein) und daher ist es. Google geht damit einfach zu weit.
Davon mal abgesehen suchen Menschen in der Regel das, was sie wissen wollen – nicht was ihnen vorgeschlagen wird. Das spart im besten Fall 2 Sekunden Tippen – ist es das Wert, dass Menschen verleumdet werden? Google sollte mal vom „was andere tun“-Trip herunterkommen. Man findet nur noch selten, was man wirklich gesucht hat. Ständig wird da was vorgeschlagen, mit einbezogen… schonmal beispielsweise versucht, etwas zu einem Produkt zu finden, was kein Shop, Preisvergleich, Spamseite oder eine Amazon-Ciao-Rezension ist? Es ist wie die Pest.
Comment by Unverständnis — 6.11, 2012 @ 22:47
*und daher ist es schädlich für diese Individuen.
Comment by Unverständnis — 6.11, 2012 @ 22:48
„Störer“ … feines Wort … genauso wie „Gefährder“, „Terrorist“ oder „Sicherheitsbeamte die Deutschland regieren“.
Neusprech aus der schwarzbraunen Ecke der Polizeidemokratur.
Comment by Vinnie die Axt — 7.11, 2012 @ 09:41
@ Unverständnis
Ihre Ausführungen in allen Ehren aber sie würfeln hier 2 paar Schuhe durcheinander.
Das eine sind die Suchvorschläge, darüber kann man wohl trefflich streiten.
Das andere ist lediglich der Suchindex, aus dem nur das gefunden wird, was auch konkret gesucht wird. Dieser wird automatisiert bereitgestellt.
Comment by Trollfresser — 7.11, 2012 @ 12:21
Ergänzung: Selbst die Suchvorschläge bilden aber nur das ab, was von anderen Personen sehr häufig gesucht wurde. Unabhängig davon wusste ich bisher gar nichts über die Vorwürfe gg. Frau Wulff (genau genommen ist mir diese Person absolut egal), jetzt aber weiß jeder Mensch davon.
Das Ziel diese Vorwürfe aus dem Gedächtnis der Menschen zu tilgen ist damit gescheitert, weil immer mehr Menschen Notiz nahmen. Das soll nicht heißen, dass sich Fr. Wulff nicht gegen falsche Vorwürfe wehren sollte aber wer so um sich schießt erzeugt automatisch Aufmerksamkeit.
Comment by Trollfresser — 7.11, 2012 @ 12:24
@Unverständnis
Überlegen Sie mal oder recherchieren Sie (Sie können ja google benutzen :-)), wie ein Suchvorschlag überhaupt zustande kommt.
Und Google hat keinen verleumdet. Das sind alles Algorithmen, die verwendet werden.
Comment by J. S. — 7.11, 2012 @ 13:25
Die Dame kann sicherlich mit Google Spielchen treiben. Wenn dieses Unternehmen kein Monopolist wäre, würde ich mich freuen. Es ist aber ein solcher. Dumme User haben Google dazu gemacht. Es rächt sich.
Die Dame freut sich nicht, denn, man mag es kaum glauben, es gibt auch noch andere Suchmaschinen.
Und es gibt Menschen, die solche nutzen.
Google? So what? Fuck it.
Comment by Roland — 11.11, 2012 @ 14:58