Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

18.1.12

Copyrights sind was für Loser

Die immer leicht auf Krawall gebürstete Band Deichkind, deren Sound zwischen Elektro und Hip Hop pendelt, haben den Filesharern eine Hymne geschrieben. In ihrem neuen Track „Illegale Fans“ provoziert die Band die Musikindustrie mit solchen Textzeilen:

Ihr sagt wir sind verboten, weil wir zocken, stehlen, greifen
IP-Adressen sind gefälscht, wir gehen über Leichen
Ihr sagt wir sind kriminell, doch wir sind nur die User
Im Knast saugen wir weiter, Copyrights sind was für Loser
Tupac, Kurt und Marley, der Shit ist für uns alle da
Wir sind zu viel, wir sind zu nah, wir sind zu schnell: ihr könnt uns mal

Auf mich wirkt das allerdings eher wie ein clever kalkuliertes Marketingkonzept. Man weiß offenbar was man seinem Publikum schuldig ist. Denn Deichkind veröffentlichen keineswegs auf einem Indie-Label. Das Label Vertigo Berlin, auf dem das aktuelle Album von Deichkind erscheint, gehört zu Universal, einem der großen Majors. Und Universal mahnt in Deutschland eifrig ab. Auch die Musik von Deichkind ist in der Vergangenheit übrigens schon Gegenstand von Filesharing-Abmahnungen gewesen.

Mal sehen, ob Universal auch „Illegale Fans“ abmahnen lässt. Passen würde es irgendwie.

posted by Stadler at 22:09  

9 Comments

  1. Meinen Sie, dass es zulässig ist, vom Rechteinhaber (hier Musikverlag) auf die Urheber zu schließen, was die Kenntnis der Abmahnpraxis angeht?

    Comment by fernetpunker — 18.01, 2012 @ 23:35

  2. @fernetpunker Also wenn Sie glauben, dass Deichkind nicht wüsste, dass auch in ihrem Namen abgemahnt wird, dann sind sie naiv. Gerade wer solch Texte schreibt wird sich mit dem Thema schon auseinandergesetzt haben.

    Comment by Fahrrank — 18.01, 2012 @ 23:46

  3. @Fahrrank, ich glaube gar nichts. Ich höre immer nur, dass die böse, böse Musikindustrie über den Kopf der Urheber hinweg in die eigene Tasche wirtschaftet und die armen, armen Urheber von den Erlösen gar nichts zu Gesicht bekommen, so z.B. Jan Delay in einer Facebook-Nachricht, die der hiesige Blog-Betreiber mal auf Twitter verlinkt hatte, wenn ich mich recht entsinne.

    http://www.voip-information.de/magazin/musiker-jan-delay-kritisiert-abmahnanwaelte.php

    Comment by fernetpunker — 19.01, 2012 @ 00:56

  4. @fernetpunker

    Das wäre allerdings sehr naiv. Ähnliches hatte Jan Delay behauptet, in dessen Repertoire für Universal von der Kanzlei Rasch abgemahnt wurde.

    Unabhängig davon darf man nicht aus den Augen verlieren, dass Künstler, die auf diese Art Nähe zu den „Fans“ heucheln, Ihre Musik bereits verkauft haben. Nämlich an eben jene Firmen, die versuchen das Produkt dann auch weiter zu verkaufen und den illegalen „Vertrieb“ zu unterbinden. Wie man dergestalt an dem Ast sägen kann, auf dem man sitzt, lässt sich allenfalls durch Dummheit erklären, oder es ist ein Hinweis darauf, dass sie ihre Schäfchen – mit Hilfe ihrer Labels – mittlerweile im Trockenen haben.

    Übrigens versprach Jan Delay seinerzeit öffentlichkeitswirksam, seine Einnahmen aus diesen Abmahnungen zu spenden, was er bislang offenbar nicht getan hat. Man darf – wie auch in diesem Beispiel – davon ausgehen, dass es ein reiner PR-Stunt war, mit dem diese Künstler letztlich ihre Glaubwürdigkeit verspielen.

    Comment by Christian Schmidt — 19.01, 2012 @ 10:29

  5. Gerade in dem Fall sollte man aber fairerweise dazusagen, dass Deichkind den Song gratis zum Download zur Verfügung gestellt haben. Funktioniert als Promo doch super.

    Comment by Carsten — 19.01, 2012 @ 17:37

  6. @Christian Schmidt

    ich hatte gestern Abend schon mal geantwortet und war auch auf Jan Delay eingegangen. Warum der Beitrag nicht veröffentlicht wurde, weiß nur Herr Stadler. Vielleicht lag es an dem Link zu der Facebook-Nachricht von Jan Delay. Darin finde ich keinen Hinweis darauf, dass er die Einnahmen spenden will. Vielmehr war er erst darauf hingewiesen worden, dass er Einnahmen aus den Abmahnungen erzielt. Ob er das wirklich vorher nicht wusste, entzieht sich meiner Kenntnis. Vorstellen könnte ich es mir aber. Aber davon unabhängig wird es von Seiten der Künstler und der Kritiker des Status Quo im Urheberrecht so dargestellt, dass die böse, böse Musikindustrie in eigenem Namen und über den Kopf der Urheber hinweg abmahnt und die Urheber damit nichts zu tun hätten. Ob dieses Bild von der Abmahnpraxis stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Es besteht jedenfalls ein Unterschied zwischen Rechteinhaber und Urheber.

    Comment by fernetpunker — 19.01, 2012 @ 22:01

  7. @fernetpunker

    Ich zitiere Ihnen aus dem Facebookeintrag von Jan Delay:

    „dieses ekelige kriegsgewinnler geld will ich aber gar nicht haben! ich werde das komplett spenden, auch in zukunft!“

    Da eine Spende bislang nicht kommuniziert wurde muss man davon ausgehen, dass sie auch nicht erfolgte. Insofern kann man guten Gewissens auch die Glaubhaftigkeit der Aussage

    „des weiteren hat universal mich darauf hingewiesen, daß bei meiner letzten abrechnung auch ein nicht gerad geringer betrag aus solcherlei erlösen stammte.. peinlich ;-)“

    in Zweifel ziehen.

    Ein schönes Beispiel dafür, wie ein PR-Stunt nach hinten losgehen kann und wie sich ein relativ erfolgreicher Künstler seiner Glaubwürdigkeit entledigt.

    Comment by Christian Schmidt — 20.01, 2012 @ 15:51

  8. Das ist der ursprüngliche Post vom 23. November 2011 um 08:00 Uhr:

    „mal n paar harte zahlen und fakten: im letzten jahr hat es 800.000 (!) abmahnungsverfahren wg. illegalen downloads gegeben. heißt: windige anwälte beschäftigen billiglöhner, die den ganzen tag nix anderes tun als ip-adressen von illegalen saugern aufzuschreiben um diese mit einem bußgeldbescheid von durchschnittlich 1500 euro abzumahnen und mit Gerichtsverfahren zu drohen falls nicht gezahlt wird. heraus kommt das stolze sümmchen von 1,2 Milliarden (!!), welches unter den anwälten und den plattenfirmen gesplittet wird. die künstler sehen davon nix! das sind alles miese schweine!! saugt bitte alle ruhig weiter, und lasst euch nicht erwischen! kein peer 2 peer!! und wenn es Künstler gibt, die ihr schätzt und die sich den arsch aufreißen um gute platten zu machen: bitte supported sie!!“

    Was Sie zitieren, hat er erst zwei Tage später nachgeschoben. Aus dem Fehlen einer Meldung würde ich nicht schließen, dass er sein Wort nicht hält und nicht spendet. Das wird ja kein einmaliger Vorgang sein, sondern von laufenden Einnahmen erfolgen. Warum sollte er also jeden 1. im Monat schreiben: „Ich habe wieder gespendet!“ Auch das ließe sich schließlich nicht überprüfen, wenn man denn die Überzeugung hat, dass der Künstler seine „Glaubwürdigkeit“ verspielt habe.

    Comment by fernetpunker — 20.01, 2012 @ 20:08

  9. @fernetpunker

    Wenn sich ein Künstler derart aus dem Fenster lehnt und ein solches Medienecho provoziert, dann kann man davon ausgehen, dass er auch die angekündigten Spenden kommuniziert. Ich halte ihn nicht für glaubwürdig. Weder entsprechen die Aussagen in seinem ersten Posting der Wahrheit, noch ist glaubhaft, dass er nicht wußte, dass sein Repertoire abgemahnt wird, noch ist es wahrscheinlich, dass er den „nicht geringen Betrag“ nicht bemerkt haben will.

    Der Betrag wurde nach seiner Aussage schon ausgezahlt. Wieso sollte eine Spende im Rahmen der monatlichen Einnahmen erfolgen? Damit er doch zumindest den Zinsgewinn mitnehmen kann?

    Jan Delay hat seine Glaubwürdigkeit auf´s Spiel gesetzt und verloren. Anders ist sicherlich das Vorgehen der Band Deichkind zu beurteilen.

    Comment by Christian Schmidt — 26.01, 2012 @ 10:52

RSS feed for comments on this post.

Sorry, the comment form is closed at this time.