Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

18.5.11

Über was sich Journalisten so ärgern

FDP verärgert Journalisten“ titelt der Tagesspiegel und berichtet darüber, dass die FDP von Journalisten verlangt habe, im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Parteitag der FDP auf alle bildlichen Darstellungen der Kinder (2 1/2 Jahre alt!) von Philipp Rösler zu verzichten.

An der FDP ärgert mich persönlich so einiges, aber den Wunsch, dass man seine Kleinkinder nicht unbedingt im Rahmen einer Bildberichterstattung sehen möchte, kann ich nachvollziehen.

Auch wenn eine rechtliche Bewertung möglicherweise zu einem anderen Ergebnis kommt.  Das BVerfG geht davon aus, dass es regelmäßig an einem Schutzbedürfnis auch der Kinder fehlt, wenn sich Eltern mit ihren Kindern bewußt der Öffentlichkeit zuwenden, etwa gemeinsam an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen oder gar in deren Mittelpunkt stehen. Aber selbst dann kann man nicht schematisch vorgehen, sondern muss die Umstände des Einzelfalls berücksichtigen, insbesondere auch das Alter der Kinder.

Insgesamt gibt es aber wohl größere Gefahren für die Pressefreiheit als diese.

posted by Stadler at 20:51  

15 Comments

  1. Sehe ich genau so. Auch Journalisten können bigott und kleinkariert sein. Pochen auf Pressefreiheit – gerne auch im Tenor mit Bürgerrechten, aber die Rechte von Kleinstkindern dem Profit zuliebe mit Füßen treten. Bigotterie pur.

    Simon

    Comment by Simon Lange — 18.05, 2011 @ 20:54

  2. Wenn Rösler als Person der Zeitgeschichte seine Kinder nicht in der Presse sehen will, dann soll er sie schlicht und einfach zu Hause lassen und nicht mit zu einer mit Journalisten gefüllten Veranstaltung aus beruflichem Anlass abgehaltenen Veranstaltung mitnehmen. Dieses know-how unterstelle ich sogar einem Berufspolitiker.

    Dass er seine Kinder doch mitnimmt und dann den Journalisten eine Erklärung abverlangt, die sie in im Angesicht der landläufigen Fotodokumentationen in den Zeiten in den Grundlagen ihrer beruflichen Tätigkeit ganz erheblich einschränkt, ist mir nicht ansatzweise erklärlich.

    Comment by le D — 18.05, 2011 @ 21:02

  3. Vielleicht möchte seine Frau einfach dabei sein, wenn er zum Parteichef gewählt wird und hat keine Kinderbetreuung zur Verfügung? Nachvollziehbare Motive gibt es dafür sicher.

    Comment by Stadler — 18.05, 2011 @ 21:05

  4. Ähm? Bei dem Gehalt keine Kinderbetreuung?

    Thomas, ich bitte Dich…

    Comment by le D — 18.05, 2011 @ 21:25

  5. Das ist ziemlich grenzwertig. Einerseits gehören die Kinder sicher nicht in die Presse, sollten also grundsätzlich auch gar nicht auf dem FDP-Parteitag ins Licht gesetzt werden (oder sonst in schlechte Gesellschaft geraten).

    Andererseits sollte man sich nicht zu schnell über die bildhungrigen Fotojournalisten mokieren. Denn wie fiele wohl das moralische Urteil aus, wenn – nach den nächsten Wahlschlappen denkbar – der Vorsitzende einer rechtspopulistisch gewendeten FDP (a la schöner Erich „Ritterkreuz“ Mende) die Bilder der von seiner Führerhand getätschelten Kinderköpfe per Verpflichtungserklärung feinsteuern wollte?

    Ich denke: Der Regelungsort sollte das Gesetz/Richterrecht sein. Nicht aufgenötigte Vertragsbeziehungen.

    Comment by Marath — 18.05, 2011 @ 21:50

  6. So unnötig die Presse gegen sich aufzubringen, dürfte belegen, daß diese Partei nun jegliches politische Gespür verloren hat.

    http://www.heise.de/tp/blogs/8/149856

    Comment by OG — 18.05, 2011 @ 21:54

  7. Ich finde, zuallererst einmal sollte der Herr Rösler auf die öffentliche Darstellung seiner Kinder in solch einem Rahmen verzichten (was er dann ja auch hat), die doch ganz eindeutig der Inszenierung bestimmter politischer Botschaften dient.

    Comment by Manuela — 18.05, 2011 @ 23:21

  8. Darf man eigentlich auch die Frage stellen, warum „Journalisten“ die unter 3-jährigen Kinder eines Politikers fotografieren? Mich persönlich interessieren die jedenfalls kein bisschen. Ansonsten würde ich alle hier genannten Argumente unterschreiben und parallel fordern.

    Comment by Seb — 19.05, 2011 @ 07:41

  9. Der Herr Rösler war auch schon als Gesundheitsminister eine Person des öffentlichen Interesses. Und blöd ist der auch nicht, die Rechtslage diesbezüglich wird ihm wohlbekannt sein.
    Warum also eine derartige „Aktion“ bei seiner Antrittsrede?
    Es könnte auch der – plumpte – Versuch einer Machtprobe gegenüber den Journalisten gewesen sein.

    Comment by Luke — 19.05, 2011 @ 08:06

  10. Ich dachte immer, er hat einen Sohn?

    http://www.abendblatt.de/multimedia/archive/00659/roesler_4_HA_Hambur_659898b.jpg

    So kann man sich täuschen.

    Comment by Shual — 19.05, 2011 @ 08:08

  11. @le D:
    Ob man eine Kinderbetreuung – insbesondere für kleine Kinder – findet, ist nicht unbedingt eine Frage des Gehalts, sondern des Vertrauens – und der Kinder. Klar, kann ich mir für 100,- Euro die Stunde einen Babysitter leisten. Ich persönlich möchte meine Kinder aber lieber bei jemandem wissen, den ich kenne und dem ich vertraue, als bei jemandem, der einfach nur (viel) Geld für seine Dienste verlangt.

    Letztlich stimme ich dem Kollegen Stadler zu: Es gibt größere Gefahren für die Pressefreiheit als diese. Ob das Ganze allerdings gut durchdacht war und für das „politische Gespür“ der Partei spricht, steht auf einem anderen Blatt.

    Comment by RA Sebastian Dosch — 19.05, 2011 @ 11:04

  12. und wenn seine kinder abgelichtet und abgedruckt worden wäre, hätte es geheissen, er nutzt seine kinder für die selbstdarstellung und selbstvermarktung. wenn man’s sucht, findet man immer was zu meckern.
    es gibt wahrlich schlimmeres, als pressefotografen zu verpflichten, die kinder nicht zu fotografieren.

    Comment by bernhard — 19.05, 2011 @ 14:26

  13. @Marath:
    „…oder sonst in schlechte Gesellschaft geraten“

    Genau, Kinder sollte man einfach nicht zu gesellschaftlichen Verpflichtungen wie Teufelsbeschwörungen, Mafia-Patentreffen oder FDP-Parteitagen mitnehmen ;-).

    Comment by Spinnzessin — 19.05, 2011 @ 16:06

  14. @12: dann soll er seine Kinder nicht mit auf den Parteitag nehmen.

    Dem letzten Satz des Kollegen Dosch stimme ich uneingeschränkt zu..

    Comment by le D — 19.05, 2011 @ 16:33

  15. @D
    Schön, wie sich hier eine Vorstellung über eine moderne Arbeitswelt zeigt. Warum sollte es die Kinderbetreuung denn nicht direkt auf dem Parteitag geben, wenn Vater und Mutter teilnehmen möchten?

    Comment by VonFernSeher — 23.05, 2011 @ 23:28

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