Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

5.10.10

Die Musikindustrie und das Milchmädchen

Telemedicus hat ein durchaus instruktives Interview mit Dr. Florian Drücke, dem Justitiar des Bundesverbands Musikindustrie zur Krise seiner Branche und den angeblich großen Umsatzeinbußen, die durch das Filesharing verursacht werden, geführt.

Die Musikbranche beglückt uns seit vielen Jahren mit den immergleichen Milchmädchenrechnungen. Das war bislang aber zumindest ausreichend, um die Politik von der vermeintlichen Notwendigkeit immer neuer urheberrechtlicher Sonderregelungen zugunsten der Musik- und Filmindustrie zu überzeugen.

Das Interview bei Telemedicus ruft mir eine kleine Diskussion ins Gedächtnis, die ich mit Herrn Drücke vor einigen Monaten auf dem LAWCamp in Frankfurt zum selben Thema geführt habe. Drücke hat, wie auch gegenüber Telemedicus, darauf hingewiesen, dass die Zahl der illegalen Downloads seit 2003 rückläufig sei, was er u.a. auf die konsequente Rechtedurchsetzung durch die Mitglieder des Verbandes zurückführt. Als Herr Drücke in Frankfurt gleichzeitig darauf hinwies, dass die Umsätze der Musikindustrie im gleichen Zeitraum weiterhin spürbar rückläufig waren, habe ich mir den Hinweis gestattet, dass ich seine Ausführungen für widersprüchlich halte.

Wenn das Filesharing tatsächlich maßgeblich für die Umsatzverluste der Musikindustrie verantwortlich wäre, dann müsste eine Eindämmung des Filesharings einen Umsatzzuwachs in der Musikbranche bewirken. Da dies aber, wenn man den Zeitraum seit 2003 betrachtet, ofensichtlich nicht der Fall war, kann die Schlussfolgerung nur lauten, dass die Zusammenhänge andere sein müssen. Auf diesen Einwand hin, hat Drücke nur geantwortet, dass man das nicht so monokausal – scheint ein Lieblingswort von ihm zu sein – betrachten dürfe.

Einige unsortierte Thesen von mir zum Thema:

1. Die Musikindustrie verfolgt kein konsequentes Konzept der Verteidigung ihrer Rechte. Bei praktisch allen aktuellen Abmahnungen die sich gegen Filesharer richten, werden immer nur dieselben einzelnen Musiktitel abgemahnt, die in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle auf den immergleichen Samplern (Bravo Hits, The Dome, German Top 100) enthalten sind. Die massenhafte Abmahnung von nur einer Handvoll Einzeltiteln deckt nur ein kleines Spektrum ab und ist damit nicht geeignet, die Rechte in der Breite zu verteidigen.  Dieses Vorgehen hat lediglich zur Entstehung einer neuen Abmahnindustrie geführt, die der Musikbranche selbst insgesamt mehr schadet als nützt.

2. Wenn man nach den Gründen für den Umsatzeinbruch der Musikindustrie fragt, sollte man berücksichtigen, dass das Ende des CD-Booms Mitte der neunziger Jahre eher zufällig zeitlich mit dem Aufstieg des WWW einherging. Aus dieser zufälligen zeitlichen Koinzidenz sind falsche Schlussfolgerungen gezogen worden. Denn einer der Hauptgründe für den Ende der achtziger Jahre einsetzenden CD-Boom bestand darin, dass man einem kaufkräftigen Publikum die Platten die es schon auf Vinyl hatte erneut als CD verkauft hat. Nachdem irgendwann auch der Letzte seine Pink Floyd Alben nochmals auf CD erworben hatte, musste diese Entwicklung zwangsläufig ihr Ende finden. Die Musibranche hätte deshalb auch ohne das Internet Ende der neunziger Jahre einen erheblichen Umsatzeinbruch erlebt.

3. Der Musikindustrie ist es im Laufe der Zeit immer weniger gelungen, interessante neue Musik zu ihrem Publikum zu bringen. Ich höre in Gesprächen mit Menschen meiner Generation immer wieder die Aussage: „Ich würde ja neue Platten kaufen, aber es gibt keine guten neuen Bands mehr“.  Die Branche hat also ein Vermittlungsproblem.

4. Gerade bei Jugendlichen ist im Vergleich zu den achziger Jahren ein stark verändertes Konsumverhalten festzustellen. Dies führt dazu, dass einfach weniger Geld für Musik ausgegeben wird.

5. Die Musikindustrie hat das Filesharing selbst groß gemacht, weil sie es um die Jahrtausendwende herum verabsäumt hat, dem zahlungswilligen Kunden zu sagen, wohin er das Geld für seinen Download überweisen kann. Die Musikindustrie hat stattdessen jahrelang nur gejammert, bis Apple 2004 mit iTunes kam und aufgezeigt hat, wie man im Internet mit Musik Geld verdienen kann.

6. Der Rückgang der „illegalen Downloads“ seit 2004 ist nicht die Folge des Kampfs der Industrie gegen das Filesharing, sondern primär ein Resultat des Aufkommens von Online-Stores wie iTunes, bei denen man erstmals auch legal Musik downloaden konnte.

7. Musik ist im Internet immer noch zu teuer. Als iTunes mit seinem Preiskonzept von 99 Cent pro Song und 9,99 EUR pro Album an den Start ging, war das der Industrie zu wenig. Aber warum nicht sogar nur 49 Cent bzw. 4,99 EUR verlangen? Der Online-Vertrieb von Musik ist deutlich billiger als der Vertrieb von physikalischen Tonträgern, weshalb man Musik online deutlich günstiger anbieten könnte. Und die Musikindustrie würde sich wundern, wie eine derartige Preispolitik den Umsatz ankurbeln würde.

8. Die Musikindustrie, wie wir sie kennen, wird es in Zukunft zunehmend schwerer haben. Der Grund dafür ist nicht so sehr das Filesharing, als vielmehr der Umstand, dass der Künstler nicht mehr zwingend auf eine Plattenfirma als Mittler angewiesen ist, weil ihm das Internet ermöglicht, seine Musik selbst zu vertreiben.

9. Neue urheberrechtliche Regelungen, wie der zivilrechtliche Auskunftsanspruch gegen Provider oder das Verbot der Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen, die zugunsten der Musikindustrie geschaffen wurden, haben der Industrie nicht aus der Krise helfen können. Sie haben nur dazu geführt, dass künstlich neue Branchenzweige (Anti-Piracy-Unternehmen) entstehen konnten, die ihrerseits in rechtlich fragwürdiger Weise agieren. An dieser Stelle sind die negativen Auswüchse des Lobbyismus deutlich sichtbar, sie werden aber von der Politik noch ignoriert.

posted by Stadler at 22:31  

32 Comments

  1. Dies zeigt nur, dass der Protest nix von denen mehr zu kaufen langsam Wirkung zeigt.

    Wer so die Leute verklagt hat, Napster kaputt gemacht hat, der kriegt keinen Pfennig mehr von mir.

    Die haben es mit den Klagen überzogen, sollen sie meinetwegen vor die Hunde gehen. Von mir aus kann Metallica in der Fussgängerzone klimpern. Vielleicht würde ich mich erbarmen, einen Euro reinzuwerfen.

    Und der Protest wird weitergehen. =) Die Kinder saugen sich inzwischen freie Musik.

    Comment by Bernd — 5.10, 2010 @ 22:41

  2. Ich weiß nicht, wann Sie geboren sind, aber 3. schließe ich mich als Jahrgang 1967 voll an: Nach den 80’er gab es keine wirklich gute Musik mehr, die es wert gewesen wäre, sie zu kaufen ;-)

    Comment by Yosh — 5.10, 2010 @ 22:55

  3. Zwei kleine Ergänzungen:

    1. Die Tonträgerindustrie unterliegt in ähnlicher Weise einem größenwahnsinnigen Irrtum, sich mit DER Musikindustrie gleichzusetzen (gehören Konzertveranstalter nicht zur Musikindustrie?), wie die Verlage, die zum Teil annehmen, sie wären einzig für Pressefreiheit zuständig.

    2. Die Diversifizierung der Gesellschaft für offensichtlich zu kleineren Märkten, doch hat die Tonträgerindustrie mit einer Industrialisierung des Mäzentums (Musik als Investition muss sich ökonomisch rechnen) versucht, über Massenkompatibilität die Umsätze aufrecht zu erhalten. Die Folge: Einhitwunder mit verschwindend geringer Halbwertszeit.

    Comment by Daniel Schultz — 5.10, 2010 @ 23:01

  4. Der Medien-Industrie, die von langjährigem eigenen Versagen und Verschlafen durch Schuldzuweisungen an Nutzer massenhaft propagierter P2P-Systeme ablenken will, und der Abmahn-Industrie, die mit dem „Geschäftsmodell Abmahnung“ ausufernde Erträge massenhaft generiert, werden vom Kollegen Stadler zu Recht der Spiegel vorgehalten. Es stellt sich zum wiederholten Male die Frage nach Legitimität und Verhältnismäßigkeit der Ablenkungs-, Ausweich- und Profit-Manöver der Branchenkreise, die mit immer automatisierterer Vorgehensweise und immer organisierterer Infrastruktur immer größere Kreise ziehen. Der Medien- und Lobbyarbeit z.B. des Bundesverbands Musikindustrie muss mit noch verstärkterer Aufklärung aktueller und potentieller Abmahnungs-Adressaten begegnet werden. Es ist erschreckend, wie die Betreiber des Geschäftsmodels Abmahnung versuchen, sich fehlendes Detail-Wissen der Internet-Anschlussinhaber bzgl. rechtlicher und technischer Grauzonen pekuniär zunutze zu machen.

    Comment by Ralf Petring — 5.10, 2010 @ 23:08

  5. @Yosh: Sie sind nur geringfügig älter als ich, aber im Gegensatz zu Ihnen habe ich in den letzten 20 Jahre noch jeder Menge guter Musik gehört und auch in Form von Tonträgern käuflich erworben. Ohne mich wären die Labels wirklich schon pleite. ;-)

    Comment by Stadler — 5.10, 2010 @ 23:10

  6. Wiedermal eine treffliche Zusammenfassung!!!

    Comment by anwalt-in-mol.de — 5.10, 2010 @ 23:12

  7. @6 (Dirk): Finde ich auch!

    Aber weil Yosh und Thomas Stadler in „alten Zeiten“ schwelgen im folgenden eine Leseempfehlung für euch. Und zwar aus einer „BRAVO“ Zeitschrift aus dem Jahre 1977! Titel:„Sind Leer-Cassetten der Tod der Schallplatte?“
    Quelle: http://tinyurl.com/BRAVO-1977
    Als kleiner „teaser“ bitte auf folgendes Bildchen klicken: http://i56.tinypic.com/r8w5tw.jpg

    Und? Sounds familiar?

    Danke und gute Nacht, Baxter

    Comment by Baxter — 6.10, 2010 @ 00:02

  8. Es ist eigentlich ganz normal, dass Dinge, die im Überfluss vorhanden sind, auch günstig sind.

    Die Musikvervielfältigung und Distribution (und nichts anderes sind diejenigen, die sich „Musikindustrie“ nennen) benötigte früher teure Produktionsmittel, Rohstoffe und Zeit.

    Heute kann jeder beinahe zum Nulltarif die Vervielfältigungs- und Distributionsfunktion ausüben. Die einzig logische ökonomische Konsequenz sind sinkende Preise und sinkende Umsätze.

    Die Musikindustrie muss sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen, nämlich das Schreiben von Songs, das Entdecken, Fördern und Vermarkten von Künstlern. Die Vervielfältigung und der Vertrieb von Tonträgern ist es nicht. Denn das ist nichts mehr wert. Jeder kann es, jeder tut es. Ich kann für meine Ware nur das verlangen, was der Markt zahlt. Und der Markt zahlt nun mal nur noch für den Song. Nicht für Verpackung, Booklet, CD-Presse und Auslieferung.

    Eigentlich ein Nobrainer.

    Comment by _Flin_ — 6.10, 2010 @ 00:23

  9. „sie werden aber von der Politik noch ignoriert.“

    Noch? Sind Änderungen zu erwarten?
    Ich denke nicht. Der Lobbyismis wird es schon verhindern. Denn nur dieser zählt offenbar noch in unserer Politik (Gesundheitsreform, Reform der Mehrwertsteuer usw.)

    Comment by Christian — 6.10, 2010 @ 06:59

  10. Vielleicht noch etwas Konsumentenpsychologie:
    Ende der 80er hatte sich die CD als Träger durchgesetzt. Mein Vater arbeitete damals in der Tonträger-Industrie und rechnete mir vor, wie viel billiger die Produktionskosten einer CD im Vergleich zur LP waren. Trotzdem stieg der Preis einer CD (im Vergleich zur LP) drastisch. Ich selbst war ein frustrierter Jugendlicher und kaufte weiter Platten, kopierte mir Platten und CDs auf Tape und später auch auf CD. Heute kaufe ich mir vor allem gebrauchte CDs und Platten. Das Gefühl, als Konsument in manchen Bereichen ausgenutzt zu werden ist geblieben.

    Comment by cervo — 6.10, 2010 @ 08:58

  11. Danke. Stimme mit dem Artikel sehr überein.

    Comment by Karpfenpeter — 6.10, 2010 @ 09:28

  12. Das in den letzten Jahren keine gute Musik mehr herausgekommen ist zweifle ich mal vorsichtig an.

    Viel eher ist es so das man ab einem gewissen Alter weniger aktive Zeit damit verbringt danach zu suchen :).

    Eine einfache Möglichkeit ist übrigens zu schauen wen seine Lieblingsband mit auf Tour nimmt.

    Da vorhin ja schon Metallica erwähnt worden ist sind sie ein gutes Beispiel dafür.

    Ich denke z.B. Godsmack oder auch Volbeat treffen den Geschmack vieler Metallica Fans.

    Comment by Ashoris — 6.10, 2010 @ 10:18

  13. Dass über Filesharing eine Band an der „Musikindustrie“ vorbei promotet werden kann dürfte eine der Gründe sein, warum die These Filesharing ist illegal in die Welt gesetzt wurde.
    Traurig ist, dass das leider auch die Medien und die Politik so übernommen haben.

    Comment by Band — 6.10, 2010 @ 11:59

  14. Wenn Punkt 8 stimmt, und die Musikindustrie das auch bemerkt, dürfte die Forderung nach einem Leistungsschutzrecht für Plattenlabels ja nicht mehr weit sein, und ich frage mich, ob die Politik hier auch so willfährig auf den Zug aufspringen wird …

    Comment by Oliver — 6.10, 2010 @ 12:58

  15. Sie begehen den selben Rechenfehler, den sie Herrn Drück vorwerfen.

    Wenn von den heutigen Jugendlichen generell weniger Musik konsumiert wird, kann man über eine Halbierung der Preise den Umsatz nicht ankurbeln.

    Ich denke heute gibt es für junge Leute einfach viel mehr Möglichkeiten, das begrenzte (wenn auch höhere als früher) Budget auszugeben. Früher musste die Musikindustrie noch nicht mit Computerspielen, Klingeltönen, Billigflügen, Handyrechnungen, etc. um das Geld junger Leute konkurrieren. Heute schon.

    Was gab’s denn Anfang der Achtziger für Möglichkeiten, sein erstes verdientes Geld auszugeben? Platten und Klamotten, allenfalls. Bücher hat doch keiner gekauft. Kein Wunder also, dass heute weniger bei der Musikindustrie ankommt.

    Comment by Dante — 6.10, 2010 @ 14:02

  16. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33366/1.html

    Comment by Christian — 6.10, 2010 @ 14:53

  17. Die Schlussfolgerung von Florian Drücke muss kein Widerspruch sein.
    Mit Beginn des ernshaften Verfolgens von Filesharing, hat sicherlich die bei Jugendlichen sehr weit verbreitete Sammelwut Um das Risiko wissend, beschränkt sich das illegale Beschaffen jetzt also nur noch auf die Titel, die man wirklich haben möchte. Es gibt also eine Auswirkung durch die Verfolgung, dennoch führt illegales Downloaden weiterhin zu einem Rückgang.

    Comment by Marc — 6.10, 2010 @ 18:46

  18. Zu Punkt 3 und (in Maßen) 7:

    Es gibt schon noch gute Musik, es ist nur deutlich schwerer geworden die in dem ganzen Einheitsbrei auch zu finden.

    Ich bin nahezu vollständig auf Dienste wie Last.fm und das deutlich überlegene, in Deutschland aber auf Umwegen zu nutzende (Danke an die total verkoste Lizenzvergabe der Medienriesen dafür!) Pandora umgestiegen. Aufgrund eigener Vorlieben bekommt man dort Musik empfohlen und das Ganze ist in der Basisversion völlig kostenlos. Sowas hätten die großen Labels schon vor Jahren massiv unterstützen sollen, denn finde ich etwas wirklich gutes, kaufe ich auch die CD dazu. Selbstverständlich gebraucht, denn die Preise für neue CDs sind weiterhin völlig indiskutabel.

    Comment by Geralt — 6.10, 2010 @ 19:25

  19. Die Zusammenfassung trifft zu, vor allem Punkt 5. Wer einen älteren Titel suchte, lud ihn sich lieber schnell im Internet mit Napster, Kazaa etc. kostenlos herunter, als sich im CD-Geschäft gleich das ganze Album für 18 Euro zu kaufen. Da hatte die Musikindustrie wirklich einfach nur gepennt.

    Zu Punkt 7: Der Markt bestimmt den Preis. Und der Preis sind z. Zt. eben 89 bis 99 Cent pro MP3. Bei mir würde schon eine Preissenkung auf 69 Cent pro Song zu deutlich mehr Käufen führen, möglicherweise sogar mit einer höheren monatlichen Endsumme, als zurzeit.

    Zu Punkt 3: Hinzu kam noch das Problem mit den nervigen „Heavy Rotations“ von Songs im Radio. Wer in seiner Arbeit einen Song bis zu zehnmal täglich im Radio der Kollegen ertragen musste, hat ihn sich sicherlich nicht auch noch gekauft, auch wenn er ihm der Song vielleicht anfangs noch sehr gut gefiel. Heutzutage ist auf mehreren Sendern zum Glück nicht mehr ganz so extrem, wie noch vor 5-10 Jahren.

    Comment by Thorsten — 6.10, 2010 @ 20:31

  20. Unterm Strich kann man das nur zusammenfassen: Die Probleme ueber die die MI jammert, sind komplett hausgemacht. Wer ueber Jahrzehnte hinweg seine Kundschaft dermassen verarscht und ausnimmt, braucht sich nicht wundern wenn sich die Kundschaft nach weniger schmerzhaften Alternativen umsieht.
    Ich erinnere mich noch an die Einfuehrung der CD und die vollmundigen Versprechungen „CDs sind so viel guenstiger herzustellen als Vinyl, jetzt kann sich jeder Mensch HiFi-Tontraeger leisten“. Damals hat eine Schallplatte im Schnitt so 18 Mark gekostet (wenn ich nach den Aufklebern auf meinen LPs gehe), oder bis zu 30 Mark fuer Doppelalben. Kurz darauf kosteten CDs auf einmal 22-25 Mark und die MI rechtfertigte es mit „dafuer klingts ja auch viel besser!“.. heute sind wir bei 20 Euro und mehr angekommen. Waehrenddessen wird die Qualitaet subjektiv und objektiv immer schlechter.. Loudness War, zusammengecastete Retortenbands, immer seltener gescheite Booklets mit Texten, Rip-Schutz der mich am Mitnehmen auf Handy/Mp3-Player hindert (bzw soll).
    Ich wuerde ja gerne Geld fuer Musik ausgeben – aber wofuer? Die meiste Musik aus den 80/90ern die ich gut finde, habe ich bereits, und es kommt fast nichts interessantes mehr nach. Mich interessiert halt weder Technogerumpel noch jammernde Teeniebands.. und aus der Rock-Ecke kommt dank dem Internet mittlerweile mehr gutes Material aus freien Quellen im Internet als von der MI.

    Comment by Visi — 6.10, 2010 @ 21:22

  21. Ich befasse mich schon seit Jahren mit einer Alternative zum Filesharing, dem Usenet einerseits und andererseits mit der Film- und Musikindustrie.

    Dabei habe ich auch schon mehrfach versucht als Mittler aufzutreten.

    So sollte vor mittlerweile zwei Jahren eine gemeinsame Konferenz von Usenet Providern, der Film- und Musikindustrie stattfinden. Bei den Usenet Providern gab es überwiegend Zustimmung zu einem Treffen, ebenso bei Teilen der Filmindustrie, nur die Musikindustrie stellte sich, wie kaum anders zu erwarten, einfach taub.

    Ganz erschreckend dabei waren meine Kontakte zur GEMA. Ich habe selten soviel Inkompetenz wie bei dieser Organisation erlebt. Das könnten höchstens noch Politiker überbieten, die sich für eine Regulierung des Internets einsetzen.

    Zu dieser Konferenz war auch der damalige medienpolitische Sprecher der CDU in Nordrhein-Westfalen eingeladen. Aus einem ganz einfachen Grund, er war einer der wenigen, die der Content Industrie ihre Leviten gelesen haben. Gerade auch bezüglich der Preispolitik im Internet. Er hatte der Content Industrie ebenfalls vorgeworfen, durch die völlig überzogenen Preise, soweit überhaupt im Internet angeboten wird, was bei aktuelleren Filmen immer noch die Ausnahme ist, sich durch völlig überzogene Preisvorstellungen den Markt der Raubkopierer erst zu schaffen. Eine einsame Stimme in den Unionsparteien.

    Doch gerade er schien mir ideal, um einer zum Abschluss geplanten Podiumsdiskussion der Industrie ihre Versäumnisse vorzuhalten, schließlich kann man so einen Mann gewiss nicht als einen linken Spinner abtun.

    Die Konferenz kam übrigens nicht zu Stande.

    Für wesentlich geringere Preise spricht nämlich nicht nur die Kostenersparnis gegenüber dem Vertrieb von CDs, die ganz erheblich ist, sondern auch das viel größere Markt Potenzial im Internet.

    Viele bekannte Künstler kehren der Musikindustrie ohnehin schon den den Rücken und verlängern ihre Verträge nicht mehr, sondern setzen auf den Eigen Vertrieb über das Internet, andere ebenfalls bekannte Künstler wie beispielsweise Loorena McKennith haben noch nie mit der Musikindustrie zusammengearbeitet und sind dennoch erfolgreich.

    Mit der Musikindustrie geht es mir wie mit Stuttgart 21. Man kann nur hoffen, dass sie ebenso wie die CDU bald von der Regierungsverantwortung in Baden-Württemberg entbunden sein wird, angesichts ihrer Methoden ihr baldiges Ende sieht und man diese Methoden nur noch als letzte Todeszuckungen interpretieren kann.

    Comment by Usenet Guide — 6.10, 2010 @ 22:36

  22. Nur mal so zusätzlich in den Ring geworfen – die Durchschnittseinkommen sind im letzten Jahrzehnt auch eher kleiner geworden. Teilzeitjobber, Minijobber, Zeitarbeiter und Arbeitslose bzw. deren Kinder haben halt ein kleineres Budget für Musik – und bedauerlicherweise wachsen diese Gruppen immer mehr an.

    Comment by Unterdosis — 7.10, 2010 @ 08:39

  23. Hier scheinen viele unterwegs zu sein, die das Thema nur aus Konsumentensicht betrachten und weitere Zusammenhänge nur aus „Lieschen Müller’s Welt“ zusammenträumen.
    1. Natürlich ist die Herstellung einer CD günstiger als die einer Vinylscheibe und der Vertrieb eines Titels über Internet günstiger als eine CD zu pressen. Trotzdem kann man von den Herstellungskosten eines Tonträgers, oder dem Unterhalskosten eines Servers nicht dem Preis eines Musiktitels ableiten. Die Kosten für Musiker, Studio, Werbung, Produktion lässt „Lieschen Müller“ da gern schon mal weg in ihrer kleinen verträumten Welt.
    2. Ich muss zustimmen, dass „die Musikindustrie“ (was hier stellverstretend für die Major-Companies steht, die kleinen Indi-Label nehme ich aus) in den Anfangszeiten des Internets sich hoffnungslos in ihrem Copyright-Wahn verstrickt hatte. Man wollte entgegen der Annahme der vielen „Lieschen Müllers“ nämlich tatsächlich online Musik verkaufen. Leider standen dem zwei Dinge im Weg: Durch die irrsinnige Rechtesituation hätte ja z.B. EMI Deutschland möglicherweise einen Titel in den USA verkauft, was EMI USA gar nicht witzig gefunden hätte, weil die Erlöse, dessen Berechnung ausschließlich bisher auf dem Vertrieb physischer Tonträger basierte, ihnen zustand. Statt sich schnell darauf zu einigen, diese Situation zu ändern, wurde in den realitätsfernen Vorstands-Etagen das Internet mal eben ignoriert.
    Die zweiten Bremser waren die Urheberrechtsorganisationen, die in Ihrer „Beamtenträgheit“ (merke, die GEMA ist keine staatliche Einrichtung, nur eine Interessenvertretung…) einfach keinen „Tarif“ für die Abrechnung „erfinden“ konnten, obwohl sie sonst im „Erfinden“ von neuen Tarifen ganz groß waren und sind. Dass es dabei längst nicht mehr um die Interessen aller Urheber geht, ist ein anderes Thema.
    Als dann „die Industrie“ und die Urheberrechtsorganisationen endlich (zu spät) mit ihren Angeboten da waren, hatten sich die Leute schon an das „umsonst“ der illegalen Quellen gewöhnt.
    Die Argumente, Filesharing würde dem Umsatz nicht schaden sind einfach scheinheilig. Natürlich tun sie das! Jeden Tag sehe ich in meiner Umgebung, wie Bekannte, Nachbarn, Schulfreunde meines Sohnes die neusten Titel und Filme entweder von „Kumpels“ oder aus dem halbseidenen „Usenext“ bekommen. Jeder kann doch auf Anhieb mindestens 10 Bekannte seines Umfeldes nennen, die immer die neuesten „Top 100“ oder Blockbuster auf der Festplatte haben. Ebenso haarsträubend sind dann die Argumente, warum man das macht: „Musik und Filme sind einfach zu teuer“. Komischerweise klaut keiner dieser „Robin Hoods“ Benzin von einer Tankstelle. Benzin ist nämlich auch zu teuer. Aber auf Musik und Filme hat man anscheinend ein „Grundrecht“ auf Diebstahl……

    Comment by Marcus — 7.10, 2010 @ 09:12

  24. bloß das kopieren kein diebstahl ist und es einfach amoralisch und unethisch ist, ein unendliches gut künstlich zu verknappen, nur damit einige mit dieser knappheit kohle scheffeln können.

    Comment by crackpille — 7.10, 2010 @ 09:32

  25. @Marcus: Ich denke auch, dass Filesharing der Musikindustrie schadet. Die Industrie überschätzt m.E. die Auswirkungen des Filesahrings, während sie die anderen Ursachen, die ich in meinem beitrag versucht habe zu skizzieren ausblendet. Die Frage ist nur die, in welchem Umfang das Filesharing schadet. Und insoweit stand bei allen Modellrechungen die die Industrie angestellt hat, zu jeder Zeit das Milchmädchen Pate.

    Comment by Stadler — 7.10, 2010 @ 10:09

  26. was hier insbesondere von Nr. 22 übersehen wird, ist das schon immer kopiert wurde. In meiner Jugend waren es erst Audio dann Videokassetten. Weder die Musik noch die Filmbranche ist daran gestorben. Das eigentliche Problem ist die Gängelung der Kunden. Ich bin mittlerweile ein totalverweigerer wenn es um Musik geht. Erst der Abspielschutz, dann die Verbreitung von RootKits, das sind Sachen, die gehen einfach gar nicht.

    Hinzu kommt das ich es nicht einsehe für schlechte Remakes aller Deutschland sucht den „Suppenstar“, aehm Superstar, Geld auszugeben. Hierbei werden doch fast nur gute Titel neu aufgelegt, von Leuten die nicht singen können, bei denen es darum geht ob diese auch wirklich spuren.

    Das einzige was bisher neu war, waren die Bengel aus Berlin, und das ist nun mal nicht meine Musik.

    Comment by Norbert — 7.10, 2010 @ 10:11

  27. Punkt Nr. 3 möchte ich vehement widersprechen. „Die Menschen Deiner Generation“ sind schlicht älter geworden sind und beschäftigen sich nicht mehr so intensiv mit neuer Musik wie in ihrer Jugend, fertig.

    Es hat genau gar nichts damit zu tun, dass die neue Musik schlechter wäre oder die Musikindustrie dümmer o.ä.

    Du, ich und unsere Altersgenossen sind in ihrem Geschmack während unserer Jugend geprägt worden und es fällt uns deshalb schwer, neue Entwicklungen zu akzeptieren. Und die Zeit zum Musikhören hat man als Erwachsener ja auch nicht mehr so, gell?

    Das ist auch ganz normal. Leute meiner Elterngeneration schwärmen noch heute von Elvis, Harry Belafonte, George Brassens oder dem frühen Roger Wittaker (bevor er Schlagerstar wurde). Ein noch etwas älterer Verwandter von mir ist auch heute noch überzeugt, dass „Quax der Bruchpilot“ der beste Kinofilm aller Zeiten ist und es seitdem mit dem Kino stetig bergab ging.

    Thomas, sorry, Du wirst alt! ;-)

    Comment by Hanno Zulla — 7.10, 2010 @ 11:50

  28. Ich hatte schon letztes Jahr irgendwann den Gedanken, sowas wie einen Gebraucht-mp3-Markt zu eröffnen. Und diese Grauzone würde mich brennend interessieren, da ich mit dem Kauf einer mp3 im Grunde ja die Möglichkeit des Wiederverkaufens erwerbe(n müsste). Scheint aber nicht so zu sein, daher muss man sich ja auch die Frage stellen, was man mit so’ner mp3 also wirklich kauft und warum die so viel wert sein soll. Ideen oder Links anyone?

    Comment by The Dirkness — 7.10, 2010 @ 13:53

  29. @ Hanno Zulla: “Quax der Bruchpilot” ist doch auch der beste Film aller Zeiten, Dein Bekannter hat Recht :-)

    Was ich aus den hier geposteten Beiträgen/ Meinungen mitnehme ist, dass es viele viele viele Gründe gibt, warum mit Musik nicht mehr soviel Geld verdient wird.

    Für mich steht fest: Filesharing gehört dazu, ist aber einfach nur ein kleiner Aspekt des Ganzen. Die MAFIA braucht jemanden, dem sie den schwarzen Peter für ihr eigenes Versagen (was eigentlich gar keines ist, ich gehe darauf weiter unten ein) zuschieben kann.

    Da scheiden schon mal die eigenen Entscheidungsträger vollkommen aus, die haben sicher nie einen Fehler gemacht (immer am Puls der Zeit und so…). Hm. Also intern jemand die Schuld geben ist schlecht. Bleiben nur die Filesharer übrig, super, wir sagen einfach die sind an allem Schuld.

    Eigentlich ist es aber egal wer Schuld hat. Denn Vielleicht ist das ganze Konzept (bald) obsolet. Tragfähig ist es ja wohl schon seit Jahren nicht mehr wenn man die Musikindustrie so jammern hört.

    Tante Emma Läden gibts aber auch nicht mehr. Schuster beispielsweise auch kaum noch. Aber es gibt Aldi und Deichmann… ob das nun besser oder schlechter sein mag: Die Zeiten ändern sich eben. Und damit auch der Markt. Der Bedarf an Essen und Schuhen (wenns nach meiner Freundin geht vor allem der Bedarf nach Schuhen :-))) ) ist immer noch ungebrochen. Aber die Leute gehen eben nicht mehr zu Tante Emma und auch nimmer zum Schuster (sollten sie noch eines der beiden überhaupt finden). Und selbst Deichmann kann sich auf seinen Pfründen nicht ausruhen, denn da kommen schon die Online Angebote von Zalando und Co (welche die Ware vollkommen „kostenlos“ hin und zurück schicken – ein ökologischer Wahnsinn sondersgleichen!).

    Um es noch deutlicher zu machen: Auch der Markt für Ritterrüstungen mag vielleicht im Mittelalter noch da gewesen sein, heute kann man das vernachlässigen. Auch hier hat die damalige „Rüstungsindustrie“ (was für ein cooles Wortspiel :-))) ) nicht versagt. Der Markt hat sich einfach verändert.

    Die Musik/Filmindustrie hat lang und gut gelebt und sie hat ihren Zenit einfach überschritten – mindestens was die Musikindustrie angeht. Ich habe auch schon independent Music vollkommen legal und vollkommen kostenfrei herunter geladen und ich fand vieles davon gut (höre vieles davon auch immer wieder). Und was ich nicht gut fand hab ich eben wieder gelöscht.

    Für Musik auf einem Tontraeger (CD) würde ich nach wie vor zahlen (tue das auch jedes Jahr immer wieder mal). Wenn das aber mal ganz auf Download umgestellt wird wüßte ich nicht, warum ich für einen Inhalt um dessen Archivierung ich mich noch selber kümmern muss und der unspektakulär auf einer meiner HDDs herum gammelt noch was zahlen sollte.

    Aber vielleicht ists dann wie mit der Ritterrüstung: Der Markt ist nur noch ein Bruchteil dessen, was er mal war, aber er ist nicht verschwunden. Es gibt immer noch n paar Freaks die mit Rüstung durch den Wald rennen oder sich sowas ins Wohnzimmer stellen zur Zierde.

    Comment by rpm8200 — 11.10, 2010 @ 17:45

  30. Ich stimme weiterhin mit der Auffassung vom Koll. Stadler überein.

    Die Musikindustrie hat sich schon reichlich vergaloppiert. Meine private Meinung als Konsument von Musik ist, wie hier auch schon angeklungen ist, daß man sehr oft den Eindruck der Einfallslosigkeit der Branche hat. Daß davon unabhängig die Branche an Preisvorstellungen festhält, die sich heutzutage aus meiner Sicht und aufgrund der verschiedenen Beiträge bin ich scheinbar bin nicht ganz allein, nicht mehr rechtfertigen lassen. Soweit erinnerlich wurde früher der Preis für die CD damit rechtfertigt, daß es eine neue Technologie sei. Das war wann?… ;-)

    M.E. ist es wirklich so, daß die Schwelle zum „Für diesen Preis kaufe ich eine CD“ erheblich niedriger liegt als das, was dem Konsumenten seitens der Branche (immer noch) geboten wird. Sie kann sich heute nicht darauf zurückziehen, daß sich die Preise damit rechtfertigen lassen, die Gewinnausfälle aufgrund des Filesharings seien zu kompensieren. „Die fetten Jahre sind einfach mal vorbei!“, d.h. die Branche sollte sich wirklich überlegen, ob sie dem Verbraucher weiterhin die Preise aufoktroyieren will und kann.

    Klar ist aber auch, daß trotz denkbarer Preissenkung es immer noch Leute geben wird, die die Sachen aus dem Netz für „lau“ haben wollen.
    Klar ist aber auch, daß das nicht korrekt ist. Was mich aber an der momentanen Abmahnsache insofern stört ist, daß die Branche und der damit zusammenhängende „““Rattenschwanz“““ überzogene Forderungen in ihren Abmahnungen anstellt und versucht, auf dieser Schiene die von ihr selbst gemachten Probleme zu bändigen, was ihr aber nicht gelingt – im Gegenteil.

    Comment by anwalt-in-mol.de — 13.10, 2010 @ 18:14

  31. Ich bin gerade mehr oder weniger zufällig auf diesen artikel gestossen. Ich betreibe selbst ein Independentlabel mit 4 Angestellten (seit 1998), und ich finde es schade, dass einzelne Leute gewisse argumente nur aus ihrer eigenen Perspektive akzeptieren. es gibt auch eine andere Perspektive:

    1. Filesharing
    Ich glaube auch, dass Filesharing nicht der einzige grund für Umsatzrückgänge in der Musikwirtschaft sind, aber es ist auf jeden Fall ein bestimmender Grund dafür. und auch wenn filesharing zurückgeht, hiesst es noch nicht, dass damit auch der Schaden nivelliert ist.

    Dinge wie preisbildung im digitalbereich werden sich erst dann finden, wenn der Markt wieder funktioniert, d.h. wenn filesharing in eine Nische zurückgedrängt wurde. Solange Leute mit Filesharing den Kauf substitutieren knnen, wird sich kein optimaler Preis bilden. Insofern hemmt das filesharing in der Tat das Vorankommen der Musikwirtschaft, und auch des digitalen Marketes.

    2. Ich finde das Argument, es gäbe seit den 80igern oder den 90igern keine gute musik mehr schlichtweg lachhaft. es ist für mic als ziemlichen insider immer wieder erstaiunlich wieviele gute Bands und Tracks im Underground vergraben liegen, und das trifft auf nahezu jeden Musikstil zu. Aber es ist wohl richtig, dass die bisherigen medien nicht mehr so gut den tatsächichen Markt abbilden können. systeme wie itunes‘ Ping coder Genius sind aber gut geeignet muskempfehlungenauszusprechen. ich habe das gefühl, dass leute die meinen es gäbe keine gute Musik mehr, schlicht und einfach keine Mühe mehr aufwenden, welche zu finden. Das ist ja OK, wenn man das medium nicht mehr schätzt. man sollte sich dann aber bedeckt halten mit Äusserungen wie „Seit den 90igern hat es keine Gute Bands mehr gegeben“.

    3. Am wichtigsten find eich jedoch das (schein-)Argument, dass dasIntenret plattenfirmen ersetzen können. das netz kann Künstlern zwar distirbution ermöglichen, aber distribution ist nicht die einzige funktion einer Plattenfirma, da gibt es noch andere, wie Selektion, Veredlung (A&R), Marketing, Promotion, Finanzierung, Networking, Lizensierung, etc.
    Alle diese funktionen werden im immer unübersichtlicheren Musikmarkt zunehmend essentiell. Vertrieb alleine reicht nicht, um in den Aufmerksamkeitsfokus des Kunden zu kommen.

    Es gibt also nach wie vor eine berechtigung für die Musikwirtschaft, sowohl für die großen Majorlabel, als auch für die kleineren Independents.

    Ich finde es schade, dass immer nur einseitig und polemisch auf diese branche eingehauen wird, und lediglich Argumente gesammet werden, warum wir angeblich obsolet sind, ohne zu merken, dass die Mehrzahl der Künstler da ganz anderer Meinung sind. Natürlich gibt es auch da ausnahmen, aber die nahezu alle Künstler die ich kenne (gesignt und ungesignt) ziehen die Zusammenarbeit mit einer Plattenfirma dem DIY Marketing vor.

    Wenn Filesahring und/oder DIY wirklich eine Plattenfirma ersetzen könnte, dann hätten wir gerade eine Explosion von erfolgreichen DIY Künstlern zu verzeichnen. Ich kenne aber kaum einen, der das Modell erfolgreich umsetzt, OBWOHL jeder auch nur ansatzweise Erfolg in der Netzkultur sofort euphorisch herumgereicht wird.

    Also, auch wen ich die Analyse von Herrn Stadler zu einem großen Teil einleuchtend finde, so kann ich mich des eindrucks nicht erwehren dass hier nur einseitig argumente gesammelt werden, und die gemachten Thesen aber nicht mit der Realität abgeglichen werden. Wenn stadlers thesen stimmten, sähe die Musik-Realität 2010 ganz anders aus, als sie derzeit aussieht. Bitte die gemachten Thesen immer mit der realität abgleichen…

    S242

    Comment by S242 — 28.10, 2010 @ 10:55

  32. Dazu kommt, dass man sich seine Musik günstig bei Ebay kaufen kann. Ich bezahle einfach nicht über 5 Euro inklusive Versand, und nicht mal von diesen 5 Euro bekommt die Musikindustrie (erneut) etwas, wenn die CD privat verkauft wird.

    Comment by Lennart — 27.03, 2012 @ 12:04

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