Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

15.3.10

Der Internetpranger – Made In USA

Die Onlineausgaben amerikanischer Zeitungen haben einen neuen Trafficbringer entdeckt, wie die FAZ berichtet. Man stellt Galerien mit Polizeifotos von Menschen ins Netz, die in den letzten 24 Stunden verhaftet worden sind.

Was man hierzulande noch als eine schwere Form der Persönlichkeitsrechtsverletzung betrachten würde und mit Blick auf die Polizei, die die Fotos weitergibt, auch als eine Menschenrechtsverletzung, scheint dort irgendwie niemanden zu stören, außer vielleicht die Betroffenen selbst. Bei solchen Berichten fällt mir immer Juli Zehs Satz „Das Mittelalter ist keine Epoche, sondern der Name der menschlichen Natur“ ein. Und dieses Mittelalter hat jetzt eben auch ein digitales Antlitz.

posted by Stadler at 08:14  

5 Comments

  1. Das ist amerikanische Transparenz. Jemanden verhaften und es niemanden sagen, das geht nicht.

    Comment by 5zjunge — 15.03, 2010 @ 08:39

  2. In den USA hat man ein ganz anderes Verständnis von Privatsphäre und Öffentlichkeit. Deshalb wird dort auch nicht verstanden, warum die Europäer und speziell die Deutschen so zurückhaltend in Sachen Google (wie Streetview oder Buzz) und Facebook sind.

    Interessant dazu:

    http://usaerklaert.wordpress.com/2008/06/11/police-blotters-offentliche-polizeiprotokolle/

    http://usaerklaert.wordpress.com/2008/02/18/einige-bemerkungen-zu-den-anti-und-pro-millitar-demonstrationen-in-berkeley/

    Comment by Weirdo Wisp — 15.03, 2010 @ 09:04

  3. Man stelle sich vor, jemand der unschuldig einer vergewaltigung beschuldigt wird kommt da rein. Abgesehen davon, das sein Ruf nachhaltig zerstört wird (Jobverlust, Familie weg usw.), kommt eine "Bürgerwehr" möglicherweise auf die Idee ein bisschen Selbstjustiz zu üben…

    Gibt es eigentlich Präzedenzfälle, wo jemand die zuständige Behörde auf Schadensersatz verklagt hat? Und wäre das denkbar?

    Comment by Anonymous — 15.03, 2010 @ 11:47

  4. Das einzig neue daran ist – möglicherweise – dass das nun auch online passiert. Schon 1996 habe ich dort in der Lokaltageszeitung immer die Visagen der am Vortag verhafteten gesehen. Einmal war es sehr lustig, weil eine mir bekannte Person dabei war (hatte nachts wohl etwas Radau gemacht), die aber zugleich auch in Pfadfinderuniform einem kleinen Mädchen helfend auf der Titelseite der Zeitung im Großformat abgebildet war.

    Comment by hawhill — 15.03, 2010 @ 16:15

  5. Interessant dazu der Aufsatz "The Two Western Cultures of Privacy" aus dem Harvard Law Journal, den man über die Googlesuche sofort findet. Dort wird der unterschiedliche Ansatz sehr kenntnisreich und ohne Vorurteile analysiert.

    Comment by Anonymous — 16.03, 2010 @ 14:40

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