Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

19.11.09

Big Herrmann Is Watching You

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann konnte sich bisher nicht entscheidend in Szene setzten. Um das für einen Innenminister tödliche Softi-Image abzulegen, kommt er jetzt mit einem populistischen Vorstoß, der ihm etwas öffentliche Aufmerksam sichert. Herrmann fordert eine flächendeckende Videoüberwachung von Bahnhöfen. Und er begründet dies mit der Behauptung: „Dabei sei diese ein hervorragendes Mittel, um potenzielle Straftäter abzuschrecken und Menschen auf leeren Bahnsteigen ein gewisses Sicherheitsgefühl zu geben„. Wirklich? In England hat man das längst und nicht nur in Bahnhöfen (CCTV). Ein Rückgang der Kriminalität ist freilich dort nicht wirklich messbar, auch wenn es zweifellos Leute gibt, die sich sicherer fühlen.

Nur was hilft mir eine Videokamera, wenn ich an einem S-Bahnhof zusammengeschlagen werde? Die Täter der verschiedenen Gewalttaten an Münchener S- und U-Bahnhaltestellen sind auch so gefasst worden. Die Tat als solche kann die Videoüberwachung nicht verhindern. Und die Behauptung von der abschreckenden Wirkung der Kameras ist ein kriminologisches Märchen.

Was bleibt, ist eine stärkere Überwachung des Bürgers, während Politiker wie Herrmann den Nachweis des Nutzens weiterhin schuldig bleiben.

posted by Stadler at 08:00  

Keine Kommentare

  1. Es ist mir schleierhaft in welcher Parallelwelt Herrmann lebt: In München jedenfalls sind die U- & S-Bahnhöfe buchstäblich bis in den letzten Winkel überwacht. Nur auf dem Klo (Gibt's in M in fast jeder U-Bahnstation) hängt noch keine Kamera, was wahrscheinlich ein Anlass sein wird diese so praktischen wie immer schmuddeligen Lokalitäten zu schliessen, um deren Unterhalt zu sparen.

    Comment by Anonymous — 19.11, 2009 @ 14:20

  2. Videoüberwachung: Eines der Themen, bei denen Fakten in der Diskussion kaum eine Rolle spielen. Übrigens nicht nur bei Politikern.

    http://datenschutzalltag.de/2009/10/teures-sicherheitsgefuhl-1000-videokameras-klaren-1-straftat-auf/

    Comment by Steffen Schröder — 20.11, 2009 @ 22:52

  3. Es bleibt nicht nur eine "stärkere Überwachung des Bürgers", sondern auch eine Steuerverschwendung zu Lasten des überwachten Bürgers.
    Wie wäre es, wenn man – auch als Politiker – nur über belegte Fakten Diskutieren würde?

    Comment by Anonymous — 23.11, 2009 @ 13:50

  4. Schon Sch…., wenn man als Innenminister Prävention und Repression nicht unterscheiden kann.

    Comment by Anonymous — 23.11, 2009 @ 16:04

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