Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

20.9.09

Informationsunterdrückung durch Suchmaschinen

Wikileaks hat eine Liste von Domains und URL’s veröffentlicht, die von der Suchmaschine Lycos blockiert werden und dadurch in den Suchergebnissen nicht mehr erscheinen. Darunter findet man auch Inhalte von FAZ, Heise und Stiftung Warentest!

Das lenkt die Aufmerksamkeit wieder einmal auf die zentrale Rolle der Suchmaschinen für das Auffinden von Inhalten im Web und zeigt, welche Macht die Suchmaschinenbetreiber haben. Denn was über Suchmaschinen nicht gefunden werden kann, ist praktisch nicht existent im Netz.

Deshalb muss auch diese Diskussion geführt werden, wenn man über die Sperrung, Blockade oder Filterung von Inhalten spricht, die aus verschiedenen Gründen von unterschiedlichsten Interessengruppen als unerwünscht betrachtet werden. Die Unterdrückung von Informationen ist per se bedenklich und die Liste von Lycos zeigt, was auch gegen staatliche Sperrlisten ins Feld zu führen sein wird. Es finden sich dort leider immer auch – und zwar nicht nur in einem vernachlässigenswürdigen Umfang – legale und nützliche Inhalte. Derartige Blockaden beeinträchtigen daher immer auch das Recht des Bürgers sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.

posted by Stadler at 17:00  

Keine Kommentare

  1. Die „Unterdrückung“ von Inhalten ist gerade der Zweck des Mediums Suchmaschine, weil dort eben kein vollständiger Index aller gecrawlten Daten ausgegeben werden soll. Nur „relevante“ Daten sollen auf Anfrage angezeigt werden. Die hierfür angewandten Kriterien bleiben im Dunkeln.

    Der Ausweg hieraus kann nur in der Förderung von Vielfalt bei den Suchmaschinen bestehen. Es wird noch etwas dauern, bis diese Technologie durch einen Paradigmenwechsel verschwinden wird, ich bin mir aber sicher, daß es dazu kommen wird.

    Comment by texandfriends — 20.09, 2009 @ 17:16

  2. @texandfriends der unterschied ist aber das suchmaschienen den Inhalt dann wenigstens auf seit 100 oder so anzeigen sollten und nicht gar nicht… das ist ein großer unterschied… des zweck von suchmaschienen ist nur die Ergebnisse nach Relevanz anzuzeigen nicht sie komplett wegzulassen…

    Comment by Nick Loose — 20.09, 2009 @ 18:00

  3. »… die von der Suchmaschine Lycos blockiert WURDEN …«, denn die Suchmaschine Lycos Deutschland, von dem die Liste stammen soll, wurde Ende 2008 zusammen mit Lycos Europe aufgelöst.

    Ob die Liste (von mutmaßlich 2008 stammend) derzeit für Lycos (USA), aktueller Betreiber von lycos.de, noch Verwendung findet, kann ja gerne mal getestet werden.

    Comment by Anonymous — 20.09, 2009 @ 19:09

  4. @nickloose: Nope. Suchmaschinen ranken nach Relevanz, sie bieten keine Volltextsuche wie grep.

    Comment by texandfriends — 21.09, 2009 @ 00:33

  5. @Nick Loose: Faktisch bedeutet Seite 100 aber ebenfalls die Nichtexistenz. Das macht ja das SuMa-Ranking zu einem solch wichtigen Faktor in der öffentlichen Kommunikation und die Unterdrückung einzelner Seiten (nur) zu einem Beispielsfall.

    Comment by ElGraf — 21.09, 2009 @ 10:34

  6. Dass es Lycos nicht mehr gibt, war mir bewusst. Mir ging es aber nicht so sehr um den Einzelfall, sondern um die genrelle Thematik. Auch Google blockiert bestimmte Seiten.

    @texandfriends: Es ist schon noch ein Unterschied, ob eine Seite ein schlechtes Ranking hat oder generell blockert ist

    Comment by Pavement — 21.09, 2009 @ 10:59

  7. ich habe den "test" gerade einmal versucht, und zwar mit folgender suchanfrage: "laufzeitgebundenen Bankgarantien der Intermex" (in anführungsstrichen. Bei google wird als (einziges) ergebnis zutreffend die stiftungwarentest-seite angezeigt, die auf der lycos-zensurliste steht. bei lycos (was auch immer der nachfolger ist) wird dieses suchergebnis nicht genannt. offenbar ist die zensurliste noch in kraft. für mich ist ab heute alles, was sich lycos nennt, für alle zeiten als suchtool gestorben, sorry.

    Comment by Henning Ernst Müller — 21.09, 2009 @ 11:21

  8. achso, ich habs natürlich auch mit anderen suchmaschinen getestet (yahoo, bing, abacho etc.) – überall das richtige ergebnis, nur nicht lycos.

    Comment by Henning Ernst Müller — 21.09, 2009 @ 11:25

  9. @pavement: "Ranking" bedeutet bei einer Suchmaschine nicht nur "vorne" oder "hinten", sondern auch "weglassen". Wer etwas anderes erwartet, hat nicht verstanden, was eine Suchmaschine ist. Die Suchmaschine baut zwar einen Index auf, liefert auf Abfrage aber keine Volltextsuche, sondern immer eine Auswahl.

    Comment by texandfriends — 21.09, 2009 @ 12:22

  10. Nur zur Klarstellung: Natürlich ist mit dem Weglassen von Suchergebnissen Desinformation verbunden. Mein Punkt ist, daß dies der Technik "Suchmaschine" inhärent ist.

    Comment by texandfriends — 21.09, 2009 @ 12:35

  11. @texandfriends: Dieser Logik folgend unterscheidet sich Google China also nicht von dem unseren, weil Informationsunterdrückung den Suchmaschinen inhärent sind?
    Ich denke, es gibt eine bestimmte technisch bedingte Auswahl und Gewichtung von Informationen die Bestandteil des Suchkonzepts sind. Und daneben gibt es zusätzlich vom Betreiber veranlasste Sperren oder Blockaden.
    Diese beiden Aspekte kann und muss man unterscheiden.

    Comment by Pavement — 21.09, 2009 @ 14:34

  12. @Pavement: Völlig richtig. Genau aus diesem Grund kann ich keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Länder-/ Sprachversionen der Suchmaschinen erkennen. Das Problem steckt ganz grundlegend im Prinzip der Gewichtung von Suchergebnissen nach "Relevanz" anhand eines geheimen Coca-Cola-Rezepts.

    Der Vorwurf, den der Beitrag von Wikileaks nahelegt, wäre berechtigt, wenn Suchmaschinen eine "objektive" Volltextsuche über das gesamte Internet durchführen und dann alle Treffer ohne eine Gewichtung nach der "Relevanz" ausgeben würden. Dann dürften keine URLs, die es nachweislich gibt, fehlen. So ist es aber nicht, und zwar schon deshalb, weil SuMas i.d.R. ein Geschäftsmodell sind, kein Ergenis wissenschaftlicher Arbeit.

    Comment by texandfriends — 21.09, 2009 @ 18:25

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