Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

8.6.09

Auch Interpol setzt primär auf Access-Sperren

Nach der Diskussion, die in Deutschland seit Wochen zum Thema der geplanten Netzsperren zur Bekämpfung der Kinderpornografie in Datennetzen geführt wird, hätte man sich eigentlich erhoffen dürfen, dass das BKA wenigstens auf internationaler Ebene primär dafür eintritt, die Täter zu ergreifen und kinderpornografische Inhalte tatsächlich zu löschen.

Aber weit gefehlt. Das zuständige europäische Interpolgremium hat auf Empfehlung des BKA nämlich unlängst folgendes beschlossen:

1. Die nationalen Zentralbüros der europäischen Interpol-Mitgliedsstaaten forcieren ihre Maßnahmen gegen die weltweite Verbreitung von Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern unter Einsatz aller verfügbaren technischen Mittel einschließlich Zugangssperrungen zu Webseiten mit kinderpornografischen Bildinhalten.

2. Basierend auf Zulieferungen aller Interpol-Mitgliedsstaaten wird die Erstellung einer globalen Liste mit zu sperrenden Internet-Adressen (URL) durch das Interpol-Generalsekretariat in Lyon angeregt.

Es soll also jetzt eine globale Sperrliste geschaffen werden. Die verfehlte nationale Sicherheitspolitik wird damit weiter auf die internationale Ebene getragen, obwohl man gerade dort, effektive Maßnahmen ergreifen könnte. Versteht man es wirklich nicht?
Quelle: Presseportal

posted by Stadler at 16:18  

Ein Kommentar

  1. Viel schlimmer finde ich die Fragen, die sich mir nach der Lektüre aufgedrängt haben: Entweder ist Interpol deutlich schneller geworden (und eine internationale Liste wäre sinnvoll), dann wäre es aber genauso einfach, die Seiten zu löschen, anstatt nur zu verbergen.
    Oder Interpol braucht wirklich 6 Monate, um die Flaschenpost-Briefe zuzustellen. Dann wäre die Liste aber ziemlich sinnlos. Oder die nationalen Strafverfolger schlafen. Alle.
    Die dritte Alternative wäre, dass es darum geht, international Inhalte zu 'sperren', die eben gerade nicht in den Herkunftsländern illegal sind, also mithin keine Dokumentation von erfolgtem Kindesmissbrauch. Da stellt sich die Frage, was das wohl für Inhalte sein könnten, die gar nicht gelöscht, aber 'gesperrt' werden müssten. Und die Antworten auf die Frage, die mir bisher eingefallen sind, gefallen mir gar nicht.

    Comment by Andre Heinrichs — 8.06, 2009 @ 18:27

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