Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

23.2.09

Sportjournalist Weinreich bittet um Spenden für Auseinandersetzung mit dem DFB

Der Sportjournalist Jens Weinreich hat den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger im letzten Jahr im Rahmen eines polemischen, gleichwohl sachbezogenen Kommentars als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnet.

Weinreich hat die daraufhin geforderte Unterlassungserklärung nicht abgegeben. Das Landgericht Berlin und dann auch noch das Kammergericht haben Zwanzigers Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zurückgewiesen.

Seitdem schießen Zwanziger und vor allem auch der Deutsche Fußballbund juristisch aus allen Rohren gegen den Journalisten. Weinreich bittet nunmehr um Spenden. Den Geldbedarf begründet Weinreich u.a. damit, dass er für seine Rechtsverteidigung eine internationale Großkanzlei beauftragt hat, die offenbar Honorare verlangt, die über die gesetzlichen Gebühren hinausreichen.

Wir erleben hier die Geschichte eines dünnhäutigen Sportfunktionärs und müssen erkennen, dass dem größten deutschen Sportverband die Meinungsfreiheit offenbar nicht viel gilt.

Dass es bei Sportverbänden z.T. antidemokratisch zugeht, hat uns das IOC mehrfach deutlich vor Augen geführt. Der DFB bewegt sich offenbar auf derselben Traditionslinie. Ob die Vorwürfe von Weinreich in Richutng von Zwanziger berechtigt sind oder nicht, ist gar nicht die Frage. Der Vorsitzende des DFB muss akzeptieren, dass er als Person des öffentlichen Lebens in seiner Funktion auch scharfe und polemische Kritik zu ertragen hat. Wenn Herr Zwanziger den öffentlichen Meinungskampf scheut, sollte er zurücktreten. Seinen Versuch, mithilfe des DFB und dessen Finanzkraft solange gegen einen Sportjournalisten vorzugehen, bis dieser klein beigibt, kann man nur als schändlich bezeichnen.

posted by Stadler at 11:59  

2 Comments

  1. und dessen Finanzkraft solange gegen einen Sportjournalisten vorzugehen, bis dieser klein beigibt,
    Das gesamte Rechtsstaatsystem beruht auf dem „Recht des Stärkeren“, oder der Fähigkeit, andere „platt zu klagen“.
    Das Netz ist voller Beispiele, in denen Foren geschlossen wurden, oder Privatpersonen ruiniert wurden, weil sie sich gegen exzessive Maulkorbklagen gewehrt haben.

    Comment by A John — 23.02, 2009 @ 13:14

  2. Es ist nicht die Geschichte eines dünnhäutigen Sportfunktionärs, sondern die Geschichte, wie sich die Zensur in Deutschland Heute mit den Geldern der Zensierten entwickelt.

    Die Gewinner sind die Zensoren, zunächst die Anwälte, aber auch bestimmte Richter.

    Spendenaufrufe helfen hauptsächlich der Entwicklung der Zensurregeln und verfestigen die Macht der Zensuranwälte.

    Die Zensurgerichte sind keinesfalls die richtigen Orte, an denen Meinungsverschiedenheiten, die Deutung der deutschen Sprache und die verschiedensten Gefühle und Empfindlichkeiten eine befriedigende Lösung finden können.

    Comment by Rolf Schälike — 24.02, 2009 @ 10:44

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