Gegen Kinderpornografie und lästige Details
Wer sich vertiefter mit der Frage befasst hat, ob sog. Access-Blockaden zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet sinnvoll und rechtmäßig sind, muss sich über ein Fernsehinterview wie es das ZDF gestern ausgestrahlt hat, zumindest wundern. Was (juristisch) gegen „Netzsperren“ spricht, habe ich im letzten Jahr für den AK Zensur in einem Brief an den Bundespräsidenten ausführlich erläutert.
Der Fernsehjournalist Peter Hahne hat in seiner Sendung Stephanie zu Guttenberg interviewt und mit der Frau des Verteidigungsministers über ihre Rolle als Präsidentin des Kinderschutzvereins „Innocence in Danger“ gesprochen. Einen Schwerpunkt bildete auch die Bekämpfung der Kinderpornografie im Internet. Leider wurde hierbei einmal mehr gezielt auf Emotionen gesetzt, unter Ausblendung der Fakten. Mit keinem Wort erwähnt Hahne, dass die Mehrzahl der Experten dem Konzept der Zugangserschwerung skeptisch bis ablehnend gegenüber steht, sondern beklagt lediglich, die Politik würde nicht entschlossen genug handeln.
Dass sich eine solche Technik für diejenigen anbietet, die Netzsperren befürworten, hat Ursula von der Leyen im letzten Wahlkampf schon demonstriert. Denn das Thema Kinderpornografie lässt sich wie kein zweites instrumentalisieren. Dass diese Technik aber auch in vermeintlich journalistischen Formaten zum Einsatz kommt, zeigt, wie tief das ZDF in dieser Hinsicht mittlerweile gesunken ist. Brillant analysiert hat das einmal mehr Stefan Niggemeier im Fernsehblog der FAZ.
Wie schon heute morgen getwittert:
Der Glaube, Hahn(e) und Henne hätten dem ZDF ein faules Ei ins Nest gelegt weicht dem Wissen über den Stallgeruch des Zweiten.
Zu glauben, daß dies in zufälliger Art und Weise ins ZDF gerutscht sei, scheint mir ferner denn je, denkt man an den Einfluß der CDU bei Absetzung von Klaus Brender, an Steffen Seibert, der plötzlich Merkel-Sprecher wurde und nun Peter Hahne als verlängertes Sprachrohr der CDU-Hardliner-Linie.
Oder auch an ein Interview mit Sigmar Gabriel neulich in Berlin Direkt, bei dem der SPD-Chef kaum zu Wort kam.
Noch ein Beispiel? Die studierte (Magister-)Theologin Bettina Schausten.
Es wimmelt dort von konservativ angehauchten Frontmännern und Frauen.
Wie soll man da annehmen, daß dort nicht dezent Einfluss auf die öffentliche Meinung genommen wird?
Comment by okularblog — 20.09, 2010 @ 11:32