Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

4.5.19

Twitter sperrt meinen Account wegen eines drei Jahre alten Tweets

Twitter hat vorher meinen Account @RAStadler wegen eines Tweets aus dem März 2016 gesperrt:

Dringende Wahlempfehlung für alle AfD-Wähler. Unbedingt den Stimmzettel unterschreiben. ;-) https://t.co/Lb9da0sV4Z

8. März 2016, 10:16 PM

Der Vorwurf lautet, ich würde durch diesen Tweet versuchen, Wahlen zu beeinflussen (sic!). Ein drei Jahre alter Witz über AfD-Wähler soll also gegen die Twitter-Regeln verstoßen.

Ich schwanke gerade zwischen einer gerichtlichen Inanspruchnahme von Twitter und der kompletten Löschung meines Accounts.

Dieser Einzelfall stellt bestimmt noch keine Gefährdung der Meinungs- und Informationsfreiheit der Nutzer dar, aber das Fehlen eines funktionierenden und auch nur halbwegs auf einer Sachprüfung basierenden Löschsystems von Twitter, muss man als ernsthaftes Problem betrachten.

Und nein Twitter, ich werde diesen Tweet sicher nicht, wie von euch vorgeschlagen, freiwillig löschen.

Update: Das ganze könnte mit einer neuen Meldefunktion von Twitter zusammenhängen, worauf mich ein Kollege gerade hingewiesen hat. Man kann jetzt speziell Tweets melden, die falsche Informationen über das Wo, Wann oder Wie der Stimmabgabe bei Wahlen verbreiten. Dass dieses Instrument natürlich gerade von AfD-Anhängern genutzt werden würde und Twitter sogleich auf AfD-Trolls reinfällt, ist bezeichnend für ihr Beschwerdemanagement.

Update2: Nur ergänzend zur Erläuterung, weil es ein paar Rückfragen gab. Meine Tweets kann man wohl noch wie vor lesen, vermutlich bis auf den besagten. ich kann mich allerdings nicht mehr einloggen und auch nichts mehr twittern. Mein Zugang zu Twitter ist also gesperrt.

Update3 vom 6.5.2019: Mein Twitter-Account ist weiterhin gesperrt und ich frage mich immer mehr, was das eigentlich für ein Sperrprozess ist, den Twitter praktiziert. Wegen eines einzigen vermeintlich unzulässigen Tweets wird der gesamte Zugriff auf den Account für unbestimmte Zeit gesperrt. Abhilfe kann man relativ schnell schaffen, indem man seine Beschwerde zurücknimmt und den beanstandten Tweet löscht, was Twitter mit der Meldung quittiert, dass der Tweet wegen Verstoß gegen die Twitter-Regeln gelöscht wurde. Bereits dieser Prozess stellt eine Verletzung der vertraglichen Rechte des Nutzers dar. Hinzu kommt, dass die Sperrung auch die Möglichkeit der Beschwerde einschränkt, weil man über den Screen, der einem beim Login als gesperrter Nutzer angezeigt wird, auf keinerlei Kontakt- und Beschwerdemöglichkeiten mehr zugreifen kann.

Update4 vom 6.5.2019: Mein Twitter-Account ist seit heute Mittag wieder zugänglich.

posted by Thomas Stadler at 22:01  

60 Comments

  1. Im Fediversum wär das nicht passiert. ;-) Zumindest falls Du vorhaben solltest, nicht mehr auf Twitter zurückzukehren, wäre es vielleicht ganz praktisch, jetzt auf eine freie Alternative zu wechseln.

    Gruß, Frosch

    Comment by Atari-Frosch — 4.05, 2019 @ 22:23

  2. Klage!

    Comment by Volker Küpperbusch — 4.05, 2019 @ 22:25

  3. Unbedingt

    Comment by André Bach — 4.05, 2019 @ 22:28

  4. So ist das nun mal mit den vorgeschriebenen Filtern.
    Twitter hat zu viel Content um Manuelle Prüfung über alles was bedenklich sein könnte zu machen (ja, auch über den reinen „könnte bedenklich sein“ Teil). Also gibts ne KI die übersensitiv ausschlägt.

    Mir mal passiert bei nem Reply auf einen Tweet von Elon Musk der unerwartet populär wurde. – Zack Spam, gesperrt.
    Kurzer Anruf, Twitter-Callcenter war völlig aus dem Häuschen – „oh Interessant, noch ein KI-Fehlschlag… Sie können sich gleich wieder anmelden.“

    Comment by   — 4.05, 2019 @ 22:28

  5. Eine drei Jahre alter Tweet ging nicht durch den Filter? Wohl kaum. Eher gab es eine „Meldung“.

    Comment by Saskia Esken — 4.05, 2019 @ 22:42

  6. Das ist wohl kein Einzelfall:
    https://twitter.com/pmaurus/status/1124738295181783043?s=19

    Comment by Georg S. — 4.05, 2019 @ 23:02

  7. Sollen wir ein bisserl auf Twitter gegen Twitter trommeln? Die haben doch ein Rad ab.

    Comment by Hans Oberberger — 4.05, 2019 @ 23:10

  8. Ist Twitter Gott, dass man um Zuneigung buhlt? Es gibt Schlimmeres, als bei Twitter den Account gelöscht zu bekommen.

    Solche Twitter-Löschungen sollten Ansporn zu Kreativität sein, aber nicht über die Hinwendung zum nächsten Gott, der Justiz, um deren Unterstützung man dann ersatzweise buhlt.

    Comment by Rolf Schälike — 4.05, 2019 @ 23:46

  9. Man sollte vielleicht ab und zu daran erinnern, daß Twitter und Co. das weder gern noch freiwillig tun, sondern von der linkskorrekten Seite der Regierungspolitik dazu gezwungen werden, damit eben diese Politiker sich dann zurücklehnen und verkünden können, *sie* würden ja nicht und niemals zensieren wollen. Es würde mich kein bißchen wundern, wenn an den Algorithmen ein wenig mit dem Ziel gedreht würde, den ganzen Unfug zu sabotieren und öffentlich ad absurdum zu führen. Aus deren Sicht ist das das einzig logische und, solange man die Absicht nicht nachweisen kann, vielleicht sogar zielführend.

    Comment by Axel Berger — 5.05, 2019 @ 01:06

  10. Der Witz ist aber auch abgedroschen und eigentlich undemokratisch. Beim ersten Lesen schmunzelt man drüber, aber irgendwie wird es langweilig und wenn wirklich jemand glaubt dass eine nennenswerte Zahl der AfD-Wähler so blöd ist … ich gehe davon aus, dass man schon politisch aktiver werden muss als populäre aber höchstens lustige falsche Wahlempfehlungen zu geben.
    Twitter ist trotzdem humorlos.

    Comment by tom — 5.05, 2019 @ 01:14

  11. Ich habe noch nie getwitzert und auch bratzenfluch konnte ich bisher vermeiden. Einfach acc. löschen und nie wieder ärgern.

    Comment by unke — 5.05, 2019 @ 02:24

  12. Hinter der Geschichte steckt System, entsprechende Einträge werden wohl manuell gemeldet und Twitter sperrt bei der Meldung und entsprechenden Keywords offensichtlich sehr häufig.

    https://twitter.com/DennisKBerlin/status/1124736131520712705

    Comment by Dennis — 5.05, 2019 @ 03:01

  13. The avalanche has started:
    <>

    Comment by Aleks — 5.05, 2019 @ 07:47

  14. Ist doch ganz einfach: Wenn Du meinst, einen Rechtsanspruch auf einen benutzbaren Twitter-Account zu haben, dann fordere ihn ein.
    Wenn nicht, lösche den Account (sofern das überhaupt geht)

    Comment by Rainer Sokoll — 5.05, 2019 @ 08:51

  15. Auch mich (@isegrimm_666) hatte es erwischt, Offensichtlich durchforsten Trolle mit Skripts das Netz.

    Sehen wir es so:
    Man würde das nicht als „Wahlmanipulation“ ansehen, wenn einige nicht so dämlich wären, es ernst zu nehmen. ;o)

    Comment by Stefan K. — 5.05, 2019 @ 09:19

  16. Wenn du die Kapazität hast, klage.
    Der Tweet ging mit großer Wahrscheinlichkeit nicht durch einen automatischen Filter, sondern würde sicherlich aktiv gemeldet.
    Ein Rückzug von Twitter wäre ein enorm großer Verlust.

    Comment by LSt. — 5.05, 2019 @ 09:54

  17. Die Frage ist vermutlich eher: Willst Du Dein Recht bzw. geht es Dir ums Prinzip oder willst Du Dich von dem (a)sozialen Netzen (etwas) zurück ziehen?

    Ich persönlich sehe (anders als Kommentar 16) genau *gar keinen* Mehrwert in Twitter – oder einem anderen so genannten Microbloggingdienst (außer, man möchte hysterische Empöreria als Mehrwert sehen ;)). Mir entzieht sich auch das Verständnis dafür, warum man sich selbst und seine Zielgruppe unbedingt den Konzernen zum Fraß vorwerfen will…

    Ich muss zwar zugeben, dass ich es von außen und als Unbeteiligter sehr gerne sehen würde, wie die Läden wegen unrechtmäßiger Löschungen in ihren Monopolbetrieben in Grund und Boden geklagt werden. Aber andererseits würde ich subjektiv an Deiner Stelle darin wenig bis gar keinen Nutzen sehen: Den ganzen Stress um einen Account zu haben, den man potentiell gar nicht mehr haben will? (Gut, Juristen sind vermutlich klagefreudiger als ich und dabei weniger gestresst.)

    Oh – und WENN man schon unbedingt Kurznachrichten senden will, würde ich auch aus eben so prinzipiellen Erwägungen, lieber Mastodon nehmen – vorzugsweise auf dem eigenen Server betrieben, natürlich.

    Comment by Johannes — 5.05, 2019 @ 11:28

  18. Klagen!

    Die Nazi-Spackos schaffen es immer wieder, die Diensteanbieter zu verarschen und Regeln, die für sie gelten, zu drehen. Das solltest Du ihnen nicht durchgehen lassen.

    Comment by Alvar — 5.05, 2019 @ 11:42

  19. Ach, und Nachtrag: Artikel-15-Auskunft inkl. aller Angaben zur automatisierten Entscheidungsfindung beantragen!

    Comment by Alvar — 5.05, 2019 @ 11:44

  20. Erstaunlich, was sich auf Twitter aktuell zuträgt. Auch ich, zeitrafferin, lief in den Untiefen Twitters auf. Seit bestimmt drei, vier Wochen ist sie gesperrt. Nur wegen eines unwichtigen Streits mit einer anderen Feministin! Twitter gelingt es nicht, mit mir per Mail zu kommunizieren. Es wird Bot-artig auf die Nutzungsbedingungen verwiesen. zeitrafferin bleibt in den Fallstricken des harmonischen Internets gefangen. Eine Schattenwelt hat von ihr Besitz ergriffen, nicht suspendiert, nicht zugänglich bleibt sie in der Halbwelt des Twitter-Supports und der nicht funktioninerenden Mail-Rücksetzfunktion festgehalten.

    Alles kommt so, wie wir es in den Theorien vorausgesagt haben. Ja, Twitter will zu einer Social Media Welt werden, hier soll verkauft werden, ein werbefinanziertes, ein sauberes Internet, in dem gesittet diskutiert wird oder eben gar nicht.

    Comment by zeitrafferin — 5.05, 2019 @ 11:48

  21. Wann hört dieses AFD Bashing endlich mal auf? Haben wir keine anderen Probleme in diesem Land? Es gibt so viel Missstände und Probleme die von den ganzen Altparteien verursacht wurden und werden. Aber scheißegal, immer auf die AFD…

    Comment by Peter Meier — 5.05, 2019 @ 11:55

  22. Petr Bystrons Tweet zum Thema Wahlgeheimnis, wegen dem ich Strafanzeige erstattet habe, ist weiterhin online. Ich würde sagen, die Nazis haben Twitter gewonnen. https://twitter.com/PetrBystronAfD/status/1122859727996760064

    Comment by unixtippse — 5.05, 2019 @ 12:03

  23. Golem berichtet https://www.golem.de/news/neue-vorgaben-twitter-sperrt-erste-accounts-wegen-wahlwitzen-1905-141043.html

    Comment by Muschelschloss — 5.05, 2019 @ 12:26

  24. Siehe auch:

    https://twitter.com/n6791s23/status/1124971091351547904?s=19

    Comment by Josch — 5.05, 2019 @ 12:27

  25. Spannend, wie immer wieder versucht wird rückwirkend die Nutzungsbedingungen anzupassen…

    Comment by nico — 5.05, 2019 @ 12:28

  26. bit.ly/TwtAccClose

    Comment by Thomas Hofmann — 5.05, 2019 @ 12:38

  27. Ich weiß, eine rechtliche Beratung darf nicht durchgeführt werden, aber du bist ja nicht allein gesperrt worden (*zeigt auf sich*)

    Ich denke das ist schon ein grober Eingriff in die Kunstfreiheit, da diese Posts eindeutig als Satire zu verstehen sind. Was für Twitter ein großes Problem sein sollte, wenn sie solche Rechte einschränken.

    Comment by It Hurts When IP — 5.05, 2019 @ 13:37

  28. -> Es wird Ernst https://www.heise.de/tp/news/Es-wird-ernst-4413409.html

    Comment by Markus Kompa — 5.05, 2019 @ 13:58

  29. @22, unixtippse: Einfach mal googeln:
    http://www.google.de/search?q=foto+des+Stimmzettels+wahlgeheimnis

    Ergebnis: „Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden hat ein Sammelverfahren aus 42 Strafanzeigen des Bundeswahlleiters eingestellt“ (aus dem ersten Treffer „Wahlzettel-Selfies doch nicht strafbar“ von Peter Mühlbauer vom 20. März 2018 in telepolis).

    Money Quote: „die Absicht der Kenntniserlangung der eigenen Wahlentscheidung [sei] von der Strafnorm des Paragraf 107c Strafgesetzbuch nicht umfasst.“

    Comment by Ano Nym — 5.05, 2019 @ 13:58

  30. @28, Markus Kompa, 22 unixtipse: Während die – ironisch gemeinte – Äußerung des Wahlhelfers, der Stimmzettel müsse unterschrieben werden, wie im Falle Bad Karlshafens [1] eine ungültige Wahl bewirken kann, geht von der Aufforderung, den ausgefüllten Stimmzettel zu fotografieren, keine derartige ‚Gefahr‘ aus.

    [1] http://www.google.de/search?q=Karlshafen+neuwahl

    Comment by Ano Nym — 5.05, 2019 @ 14:21

  31. ich bin auch betroffen – @Data2364 auf Twitter – habe den Rechten empfohlen den Stimmzettel zu unterschreiben und ein rotes X drunter zu machen – es scheint ich bekomme meinen Account erst dann zurück,wenn ich eine Handynummer eingebe,um dann einen SMS Code zu bekommen . Ich habe leider kein Handy und werde so wohl meinen Account nach 9 Jahren verlieren. :-(

    Comment by JeanLuc Stewart — 5.05, 2019 @ 16:16

  32. https://spon.de/aftsU
    Spon berichtet auch über Dich

    Comment by Muschelschloss — 5.05, 2019 @ 19:39

  33. Nun, wer hätte damit rechnen können? Für alle wohl ein Lehrstück darüber, was für Unsinn (haha, es war ja nur ein Witz/Soziales Experiment) man nicht teilen sollte.

    Comment by Treffer-Versenkt — 5.05, 2019 @ 20:55

  34. So? die Nazis haben gewonnen? dann überlasst ihnen doch diesen Zwitscherwahn und schliesst alle Eure accounts! Irgendwann befindet sich dann diese Nazi-Echokammer ganz allein in ihrem Elend. da können sich dann alle mit dem Donald bezwitschern.Das gleiche gilt für Bratzenfluch.

    Comment by unke — 6.05, 2019 @ 09:22

  35. Tja, würde den Witz jemand so bringen:
    „Dringende Wahlempfehlung für alle Grüne-Wähler. Unbedingt den Stimmzettel unterschreiben. ;-)“
    Wär hier Zustimmung zur Sperre auf breiter Front, soviel ist klar.

    Typische Doppelmoral mal wieder. Dann lieber gleich DIE PARTEI. :)
    Grüße!

    Comment by Thrombosenjonas — 6.05, 2019 @ 14:29

  36. Auch mein Account @zamomin wurde wegen eines offensichtlich ironischen Tweets von 2017 gesperrt:

    https://imgur.com/a/HzUjHtn

    Twitter muss seinen Ironie-Bot dringend nachtrainieren.

    Comment by zamomin — 7.05, 2019 @ 03:57

  37. Dem steht § 56 BWO entgegen, der dem Wahlleiter im Wahllokal auffordert, beim Fotografieren/Filmen die Stimmabgabe abzubrechen.

    Comment by Thommy — 7.05, 2019 @ 04:05

  38. Der Witz funktioniert nur, wenn man annehmen kann, dass sich in der Zielgruppe ein paar Leute genug in ihrer verschwörunstheoretischen Weltsicht verheddert haben und so einen hanebüchenen Tipp nicht hinterfragen. Bei Grünwählern kann man davon ausgehen, dass sie wissen, wie Wahlen hier funktionieren.

    Comment by witzplainer — 7.05, 2019 @ 07:02

  39. Ich habe den Tweet mit einem Kommentar retweetet. Rums, Account gesperrt. Eigentlich empfinde ich das als übergriffig und diskriminierend.

    Comment by hinrich7 — 7.05, 2019 @ 08:21

  40. Mein Twitter Account wurde auch eben gesperrt weil ich Wahlen beeinflussen wolle, lel

    Comment by Stephan Mosel — 7.05, 2019 @ 15:43

  41. Ich habe den Tweet-Text aus Solidarität einfach kopiert und getweetet. Bin jetzt seit zwei Tagen gesperrt… bin gespannt. Account -> @marxist

    Comment by TausW — 7.05, 2019 @ 21:06

  42. Nachtrag: Es ist etwas länger geworden. Ich bitte um Verzeihung, es muss ja niemand lesen…
    -~-~-~-~-~-~-~-~
    Ich für meinen Teil kann mich hier mit sämtlichen Kommentaren anfreunden.
    Selbstverständlich braucht kein Mensch Twitter zum Leben (wie es zum Beispiel Rolf Schälike beschreibt), zudem ist Twitter ein Privatunternehmen und kann nach meinem Dafürhalten löschen was sie wollen, zumindest prinzipiell (Achtung! Ich muss an dieser Stelle betonen, daß ich nicht deren AGBs kenne, ich persönlich nutze Twitter nicht). Alles schön und gut.

    Wertvoller finde ich persönlich jedoch zum Beispiel den Kommentar von Markus und dem verlinkten Artikel auf Heise.

    Twitter (und natürlich ähnliche Kurznachrichtendienste), sowie sämtliche andere sog. „social media“ Plattformen sind nun mal wichtige Kommunikationsmittel der heutigen Zeit. Und ich meine jetzt natürlich nicht irgendwelche dämlichen duck face Bildchen von irgendwelchen Möchtegerns oder wer was wann wo gegessen hat, sondern echten Meinungsaustausch im Sinne des Wortes. Daß so etwas funktionieren kann, konnte man am „arabischen Frühling“ verfolgen oder aber aktuell an diesen Friday for future Demonstrationen. Das ist sogar fast schon optimal, denn moderne Kommunikationsmittel werden in dem Fall international vernetzt genutzt um dann gemeinsam quasi „analog“ auf die Strasse zu gehen um sich für die eigenen Interessen einzusetzen.

    Ich finde es demnach erschreckend (!) und auch sehr besorgniserregend, wie aktuell die MeinungsFREIHEIT immer weiter beschnitten wird und eine regelrechte Zensurinfrastruktur etabliert wird.
    Scheinbar nur wenige (zu wenige) scheint das wirklich zu interessieren. Im Gegenteil: es werden scheinbar sogar noch munter Kommentare gemeldet die einem persönlich nicht zu gefallen scheinen. Was soll das? Für mich sind das fast schon die schlimmsten. Wie kann man nur nen Scherz melden oder überhaupt Beiträge anderer (die nicht die eigenen Rechte verletzen wohl gemerkt). Dabei sind doch gerade konträre Ansichten wertvoll für den Austausch. Auch wenn es sich offensichtlich um verzapften Scheiß handelt. Überzeugen durch Begründen finde ich persönlich zumindest zielführender als löschen/Zensur. Für mich gibt es zum Beispiel auch kein „hate speech“ (muss man m.E. drüber stehen als erwachsener Mensch. Kinder und Jugendliche sind diesbzgl. jedoch zu schützen, weil die noch zu labil sind), „fake news“ (hieß früher „Ente“ und gerade damals im kalten Krieg waren fake news sogar salonfähig und sind auch heute noch völlig normal – deshalb raus der eigenen Blase!) und sämtliche andere Vorwände für Zensur. Denn:
    [Zitat] „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ [Zitat Ende]

    Der oben erwähnte heise-Artikel weist sehr schön auf die diesbzgl. Gesetzgebung hin. Diejenigen die es noch nicht kennen (oder in ihrer Blase hängen) sollten sich das ruhig mal reinziehen. In meinen Augen ein ganzer Haufen verfassungswidrige Gesetze, die sich in die seit 2001 vorangetriebene Gesetzgebung weiter einreiht.
    Es ist zudem auch bezeichnend, daß zum Beispiel Leute wie Snowden oder auch Assange Angst um ihr Leben haben müssen weil sie die Wahrheit veröffentlicht haben. Es gibt in einer Demokratie schlicht und einfach keine Geheimnisse vor dem Volk! Bzw. darf/dürfte es nicht geben.
    D.h. neben der Zensurinfrastruktur wird parallel eine gewaltige Überwachungsinfrastruktur geschaffen, die so in der Geschichte noch nie dagewesen ist und ihresgleichen sucht. Spätestens nach Snowden unbestritten.
    Was ist passiert? Juckt das jemanden? Nicht so wirklich. Es wird ja auch im regelmäßigen Wechsel das Urheberrecht, Kinderpornos und/oder Terrorismus als Motive angeführt* (oder Wahlbeeinflussung ;-) ). Man will ja als Kritiker nicht als Kinderschänder, „Raub“kopierer oder Terrorist dastehen. Übrigens auch ein Fehler (-> Selbstzensur). Zudem soll es sogar Menschen geben, die sich freiwillig und gegen Bezahlung Wanzen ins eigene Haus holen (Alexa und Konsorten) oder jeden Scheiß in ne öffentliche cloud laden. Ich glaube der Herr Mielke würde den ganzen Tag mit nem Steifen rumrennen, wenn die Stasi all diese Möglichkeiten gehabt hätte.

    Damit zurück zum eigentlichen Thema: Mit den oben aufgeführten Gedankengängen im Hinterkopf finde ich international vernetzte Kommunikationsplattformen gerade in der heutigen Zeit als eine schützenswerte Möglichkeit des Meinungsaustauschs. Ob das jetzt twitter heisst oder anders ist dabei zweitrangig. Evtl. muss noch eine solche Plattform erst noch entwickelt werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß die Meinungsfreiheit wieder zu dem wird was sie auch sein sollte: eins der höchsten und wichtigsten Grundrechte, die wir haben. Lasst sie uns bitte nicht kaputt machen. Sie wurde durch viel Blutvergießen erkämpft und muss -wie alle anderen Grundrechte- immer wieder verteidigt werden.
    Zur Love Parade sind damals über eine Millionen Menschen gepilgert. Zum Kölner Rosenmontagszug kommen alles in allem auch ne knappe Millionen Menschen auf die Strassen. Und sogar zur Fußball WM 2006 feierten zig Tausende Menschen in Berlin den 3. Platz auf der Strasse… für unsere Freiheit geht hingegen keiner bzw. kaum einer auf die Strasse. Ich (Mitvierziger) setze da mittlerweile auf die nächste Generation, weil ich glaube daß meine Generation zu satt?/faul?/überfordert?/uninteressiert?… ist – lasst uns wenigstens für die die Rahmenbedingungen schaffen.
    Ich würde mir jedenfalls wünschen wenn alle mal öfter über den Tellerrand blicken würden (besonders meine Generation).

    In diesem Sinne Gruß aus Kölle,
    Baxter
    ——————————-
    *Das Neueste auf dem Plan der Zensurbefürworter scheint deren aufkeimender Kampf gegen Tor zu sein (Stichwort „Darknet“). Bitte nicht blenden lassen. Auch Anonymität ist wichtig für unsere Demokratie. Wenn nämlich alles Öffentliche schon kontrolliert ist (und irgendwann alles willkürlich gelöscht werden kann), dann bleibt nun mal nur noch dieser Weg. Und Waffen, Drogen, Kinderpornos (und welche „Gründe“ die auch immer aufführen werden) kann man auch woanders anonym kaufen.
    [Zitat Brecht] „Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität.“ [Zitat Ende]

    Comment by Baxter — 8.05, 2019 @ 20:08

  43. Der link funzt leider nicht.
    Es würde mich aber mal interessieren, weshalb man wegen eines tweets Strafanzeige erstattet… wie können 160 (oder so?) Zeichen Text (!) strafrechtlich relevant sein?
    Vielleicht haste ja Lust und Zeit das kurz zu erläutern.

    Danke und Gruß, Baxter

    Comment by Baxter — 8.05, 2019 @ 20:40

  44. Absolut. Man sollte sich lieber mal fragen was schief läuft, daß die so viel Zuspruch zu haben scheinen.
    Das kann man aber nicht vernünftig reflektieren, wenn deren Äußerungen gelöscht werden oder dergleichen. Man kann auch deren Wähler nicht überzeugen, wenn man deren Kommentare löscht.
    Gleiches gilt selbstverständlich für alle Parteien. Wieso ist beispielsweise die CDU immer noch so stark? Wieso haben ausgerechnet die Grünen so viel Zuspruch? Und so weiter. Auch hier gilt, daß man durch Zensur nicht erfährt was die Motivation ist den beispielhaft genannten Parteien die Stimme zu geben. Es wäre m.E. im Gegenteil wichtig zu erfahren was die Menschen in Deutschland bewegt. Datenschutz und Meinungsfreiheit offensichtlich nicht so sehr ;-)

    Meiner Meinung nach werden sowieso sämtliche Diskussionen viel zu emotional geführt. Teilweise ideologisch verbissen. Fast schon hasserfüllt.Das führt dann auch zu solchen Löschanträgen von den selbsternannten Blockwarten bzw. Gedankenpolizisten aus dem Ministerium für Wahrheit….
    Das ist sehr schade

    Gruß, Baxter

    Comment by Baxter — 8.05, 2019 @ 21:02

  45. So, ich wurde nun wegen eines ähnlichen Tweets von 2013 gesperrt. Well …

    Comment by 1337gut — 8.05, 2019 @ 21:27

  46. [Zitat] “Der Datenanalyst Luca Hammer wies {…} darauf hin, dass Wählertäuschung nach Paragraf 108a des Strafgesetzbuchs (StGB) verboten ist. “ [Zitat Ende]
    Ich kann nicht nachvollziehen, was der 108a StGB damit zu tun haben soll. Ich bin kein Jurist, aber Gesetze sind nun mal für uns alle und sollten demnach auch für jeden nachvollziehbar sein.
    Im Paragraph 108a, Absatz 1 heisst es nämlich:
    „1) Wer durch Täuschung bewirkt, daß jemand bei der Stimmabgabe über den Inhalt seiner Erklärung irrt oder gegen seinen Willen nicht oder ungültig wählt, […]“
    Ich sehe da keinen kausalen Zusammenhang zu irgendwelchen Beiträgen in Kurznachrichtendiensten. „Bei der Stimmabgabe…“!
    Vielleicht bin ich aber auch nur zu doof. Dann würde ich mich über ne Aufklärung freuen.

    Danke & Gruß, Baxter

    Comment by Baxter — 8.05, 2019 @ 22:37

  47. @Baxter:
    > Wie kann man nur nen Scherz melden oder überhaupt Beiträge anderer

    Bei offenen oder auch indirekt verdeckten Aufrufen zu Straftaten sehe ich das anders. Ich denke dabei natürlich nicht an die Stadler-Satire sondern an das „entgegentreten“ und „Zeichen setzen“. Das hat zu oft und zu sichtbar erhebliche Folgen.

    Ein Gastwirt, der davon lebt, seine Räume zu vermieten, muß das an jeden tun dürfen, der sich dort anständig benimmt, pünktlich zahlt und die Einrichtung schont, ohne daß ihm Schlägertruppen seine Räume zerstören. Natürlich geht der de facto fehlende Schutz weit über „Plattforen“ hinaus.

    Da hilft es aber nicht, zu löschen (= totzuschweigen) sondern es müssen die Täter und Urheber selbst belangt werden.

    Comment by Axel Berger — 9.05, 2019 @ 07:50

  48. Und immer noch gesperrt… :-/

    Comment by DasTausW — 9.05, 2019 @ 16:37

  49. Und immer noch gesperrt. 6. Tag. :-( @marxist

    Comment by DasTausW — 10.05, 2019 @ 14:40

  50. Und nun ist die Woche voll… Wenn man kein Influencer bist, bleibt man wohl bis nach der Wahl gesperrt oder wie? :-(

    Comment by DasTausW — 12.05, 2019 @ 10:25

  51. Und immer noch gesperrt. @marxist

    Und es wird immer absurder! https://twitter.com/KreuzAcht/status/1127896533620396034

    Comment by DasTausW — 13.05, 2019 @ 14:05

  52. Den Witz habe ich nicht verstanden. Also dass eine Unterschrift unterm Wahlzettel die Geheimheit der Wahl konterkariert, das schon. Aber den Witz halt nicht. (Bitte auch nicht nachträglich erklären. Witze erklärt man nicht.)

    Dass Twitter deswegen den Account sperrt, ist ebenfalls nicht zu verstehen. Ich halte den Klageweg für eine Option.

    Comment by Wolf-Dieter Busch — 24.05, 2019 @ 23:48

  53. Welche Tel. Nummer von Twitter hast Du denn verwendet? Ich brauche dringend Kontakt. DANKE

    Comment by Pweis — 26.07, 2019 @ 15:38

  54. IB

    Comment by Representative — 14.01, 2020 @ 20:07

  55. pixel

    Comment by Rustic — 24.01, 2020 @ 15:09

  56. Cheese

    Comment by bluetooth — 12.02, 2020 @ 02:58

  57. Rustic Wooden Pants

    Comment by FTP — 23.02, 2020 @ 23:43

  58. Dazu hätte ich auch mal eine Frage.
    Bin aktuell seit gestern gesperrt. Ich kann mich aber nicht mehr einloggen. Zur Reaktivierung/Entsperrung wird eine Handynummer verlangt. Diese kann ich nicht angeben, da ich kein Handy besitze. Ich habe auch schon mehrfach den Support angemailt, erhalte aber keinerlei Antwort oder Reaktion.

    Gibt es eine weiter Möglichkeit, wieder Zugriff auf meinen Account zu erhalten? Oder Ansprechpartner (Mail oder Hotline), um das Problem zu beheben?

    Vielen Dank im Vorraus.

    Comment by Ich — 16.05, 2020 @ 20:07

  59. feed

    Comment by Rustic — 20.08, 2020 @ 00:52

  60. Mein Account ist seit dem 1.Juli 2020, also seit fast 2 Monaten gesperrt. Mein Einspruch wird „bearbeitet“. Es ging um einen offensichtlich satirischen Tweet. Seitdem kein Zugriff auf mein Konto mehr möglich. Ich will jetzt nicht gleich Meinungsfreiheit schreien, aber so ist es ja de facto so, dass man Twitters Algorithmus immer Recht geben muss, oder man kann den Dienst nicht mehr nutzen.

    Comment by MaWei — 25.08, 2020 @ 22:20

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