Vorratsdatenspeicherung anschaulich
Malte Spitz, Mitglied des Bundesvorstands der Grünen, hat seinen Mobilfunkprovider auf Herausgabe der zu seiner Person nach den Regeln der Vorratsdatenspeicherung gespeicherten Daten verklagt. Geliefert wurden ihm schließlich 35.000 (!) Datensätze, die ein fast lückenloses Bewegungsprofil ergeben. Für den Zeitraum von Ende August 2009 bis Ende Februar 2010 wurden diese Daten von ZEIT-Online umgesetzt und mit im Netz verfügbaren Informationen (aus Twitter oder seinem Blog) zu Maltes Person verküpft. Man kann damit praktisch minutiös nachvollziehen, wo Malte Spitz sich gerade aufgehalten hat.
Wer bislang noch nicht verstanden hat, warum die Vorratsdatenspeicherung so bedenklich ist, bekommt hier eine äußerst anschauliche und erschreckende Begründung geliefert.
*räusper*
*klopfklopf*
*einszwei*
Sind die Mikros an? Läuft die Kamera?
Gut! Also…
Aber, aber… sowas würden doch das BKA oder andere staatliche Stellen niemals bei einem unbescholtenen Bürger machen!
Und wie gut das im Falle eindeutig identifizierter islamistischer Terroristen wäre, zeigt die Aufarbeitung der Zeit doch sehr anschaulich!
Damit wären die staatlichen Stellen, deren einziges Anliegen doch die umfassende Sicherheit aller Bürger dieses Landes ist, den Feinden unseres Staates und der besten Verfassung der Welt immer direkt auf der Spur! Besser können die ständig drohenden Angriffe auf unser aller Gemeinwohl nicht abgewendet werden!
Warum wollen Sie das nicht endlich mal einsehen? Haben Sie etwa etwas zu verbergen? Begreifen Sie einfach, dass es immer gut ist, jemanden zu haben, der weiß, was gut für einen ist.
Fragen? Keine?
Dann danke ich für Ihr Interesse. Weiteres erfahren Sie in den nächsten Tagen von Ihrem Abgeordneten.
Comment by Dieter — 24.02, 2011 @ 21:01
Tröstet euch: In der heimlichen Wirklichkeit ist alles noch viel schlimmer. Weiß ich nicht konkret, ist aber doch immer so. Trotz Verbot der Video“übersichts“aufnahmen fliegen erste Testvideodrohnen über Demonstranten, Arbeitgeber speichern Krankheitsgeschichten, erheben, speichern und verwenden Leistungs- und Verhaltensdaten ohne Wissen und OK ihrer Mitarbeiter / Betriebsrat und ohne Datenbankkonzenpte, also, für den halben Laden einsehbar. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Es ist immer gut und richtig, über vernünftige Normen zu streiten und seine Macht für gute Normen einzusetzen. Es geht aber nichts ohne Datenvermeidung, Anonymisierung, Verschlüsselung, um die Möglichkeiten der legalen wie illegalen Überwachung zu minimieren. Das Handy öfter mal ausstellen, öfter mal bar bezahlen, im sozialen Netzwerk keine konkreten Daten hinterlassen, usw.
Comment by mupan — 24.02, 2011 @ 22:15
Ja ist wirklich heftig was da abgeht.
Wie wehren wir uns dagegen?
Ich versuche es mit meiner Projektseite http://anondat.com aber das ist nur ein kleiner Wassertropfen auf einen Vulkan. :-(
MfG
Comment by anonymus — 25.02, 2011 @ 13:27
Wäre nun doch gut zu wissen wie es in Wirklichkeit ist?
Der Glaube an Selebstbeschränkung erscheint mir naiv. Was geht wird doch auch gemacht, oder hat da jemand Zweifel?
Stimme „mupan“ zu. Man muss selbst aktiv werden und etwas dafür tun damit möglichst wenig Daten gesammelt werden. Bzw. die Daten nicht einer Person zugeordnet werden können.
Micha
Comment by Micha — 1.03, 2011 @ 11:50
Wer sich in Deutschland über die Vorratsdatenspeicherung aufregt, sollte in Frankreich nach Gesetz zur Speicherung aller Daten der Identifizierung von Autoren und Beitragenden von Online Inhalten.
Die Liste der zu speichernden Daten lässt jeden Demokraten erschauern. Und all das soll für ein Jahr gespeichert werden.
Comment by Rigo Wenning — 1.03, 2011 @ 15:31