Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

19.4.10

Porno im Web 2.0

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt hat letzte Woche eine neue Studie „Porno im Web 2.0. – Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen“ vorgestellt. Danach sei Internetpornografie aus Sicht von Jugendlichen völlig normal. Sie sei Bestandteil des alltäglichen Medienkonsums bei männlichen Jugendlichen.

Man liest nun ergänzend, dass für diese Studie immerhin 35 Jugendliche und 14 Experten befragt worden sind. Das klingt nach einem ergebnisorientierten Ansatz dem es an einem tragfähigen Fundament fehlt. Die Studie stellt u.a. fest, dass fast die Hälfte aller Jugendlichen schon einmal mit Pornografie im Internet in Berührung gekommen ist. Hätte man vor 20 Jahren Jugendliche gefragt, ob sie schon einmal einschlägige Heftchen oder Filme gesehen haben, wären die Ergebnisse vermutlich ähnlich ausgefallen.

Derartige Studien haben offenbar primär den Zweck, eine Begründung für ein Festhalten an einem verfehlten Konzept eines Jugendmedienschutzes zu liefern. Oder vielleicht gar für Access-Sperren?

posted by Stadler at 08:15  

15 Comments

  1. Das scheint mir doch eine sehr repräsentative Umfrage zu sein. 35 Jugendliche sind schon viel und ich stelle mir es schwer vor 35 jugendliche zusammen zu kriegen *joke*

    Aber „Trauer keiner Studie die du nicht selbst gefälscht hast“

    Comment by n0x — 19.04, 2010 @ 08:37

  2. Vielleicht liegt es auch einfach nur an der aktuellen Definition von ‚Pornographie‘.

    Wäre sehr interessant, mal darzustellen wie die Krake ‚Pornographie-Definition‘ sich seit 1968 oder so entwickelt hat ;)

    Comment by ralf schwartz — 19.04, 2010 @ 08:56

  3. @ralf
    unter ein- oder ausschluß kirchlicher lesart?

    Comment by vera — 19.04, 2010 @ 12:08

  4. Schlimm, dieses Inter-Dings!
    Nur noch mit Ausweis sollte man in diesem Sündenpfuhl dürfen!
    SCHÜTZT UNSERE KINDER! Oder wir werden alle untergehen.

    Comment by Maschinist — 19.04, 2010 @ 13:00

  5. Immerhin ist die „Generation Porno“ mit der Studie gestorben:
    http://www.pornoanwalt.de/?p=2915

    Comment by Pornoanwalt — 19.04, 2010 @ 13:50

  6. Na ja renomierte Wissenschafteler wie der Sexualwissenschaftler Kurt Starke kommen zu einem ganz anderen und wesentlich fundierterem Ergebnis
    http://www.huchmedien.de/expertisen/expertise_pornographie.pdf

    Die Landesregierungen wollen durch die Hintertür eine Zensurinfrastruktur schaffen nachdem der letzte Zensurversuch vom Verfassungsgericht abgekanzelt wurde. Menschen die mit Telefonzellen und Schreibmaschinen aufgewachsen sind – versuchen mit ihrer Steinzeitlichen Sicht auf Technik und der damit verbundenen Angst vor der Macht der freien Kommunikation, Inhalte kontrollieren und verbieten die ihnen nicht passen und haben sich dazu den Jugendmedienschutzstaatsvertrag ausgesucht. Wer verhindern will das unsere Bürgerrechte mit Füßen getreten werden sollte die Petition gegen diesen unfug unterschreiben. Link zur Petition http://www.zensurin.de .

    Comment by mfdrene — 19.04, 2010 @ 14:26

  7. Es wird aber nich „besser“. Es ist keine für wissenschaftliche Arbeiten notwendige Einzelbefragung bzw. anonyme Befragung gewesen, sondern eine Gruppenbefragung … also unter dem Zustand des Gruppenzwangs durchgeführt.

    Die sog. „Experten“ sind auch nur teils echte Experten und ansonsten eher Lobbyisten.

    Comment by Tobias Huch — 19.04, 2010 @ 15:13

  8. WOW! Ganze 35 Jugendliche. Ich gebe zu von dieser Zahl von Probanten außerordentlich beeindruckt zu sein. Das verleiht solch einer Studie selbstverständlich die entsprechende Repräsentativität. Schließlich wurde das zusätzlich von 14 „Experten“ aus den Bereichen (ZITAT)“Sexualwissenschaft, Sexualpädagogik und Jugendpsychologie“ (ZITAT Ende) betreut, also wahren „web 2.0-Koryphäen“.
    Die am Abschluss der Veranstaltung beteiligten und im verlinkten Artikel genannten Frauen aus der Politik, Frau Mundlos (Gartenbautechnikerin, CDU) und Frau Marks (Geographin, SPD) nehmen für sich bahnbrechend wichtige Erkenntnisse mit, unter anderem daß man die Aufklärung verstärken solle.

    Applaus! Allein diese Erkenntnis macht die Studie zu einem grandiosen Erfolg.

    Und das, obwohl da im Grunde Pädagogen und Psychologen mit sich selbst zu dem Thema „Porno im web 2.0“ diskutieren. Auch wenn gar nicht auf das „web 2.0“ überhaupt eingegangen wird. Dabei gelten besonders und gerade Pädagogen und Psychologen i.A. als absolute Computer-Freaks. Die schlafen quasi mit der tastatur unter dem Kopfkissen und kennen sich blendend aus bzgl. der Möglichkeiten die da in Zukunft auf uns zukommen werden.
    Oder durfte der Experte, der auch tatsächlich etwas (glaubhaft) zum thema „web 2.0“ sagen kann wegen der Aschewolke nicht landen…?

    Dieser wissenschaftliche Schatz der aktuellen Zeitgeschichte basiert zudem auf den Aussagen von 35, ich vermute jetzt ganz dreist, Schülern einer Mittelstufe eines Gymnasiums in Hannover (?). Organisiert von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, die sich meines Wissens nach in der Hauptsache um privaten Rundfunk kümmert.

    Naja, andererseits: Hätten die 35 Jugendliche in dem Alter z.B. an einer Hauptschule in Köln-Chorweiler befragt, dann wäre das unter Umständen erst gar nicht veröffentlicht worden…

    ——————————————

    So! Nach all dem Sarkasmus (auf einen makaberen, raabenschwarzen Scherz Richtung katholische Kirche habe ich bewusst aus Gründen der Pietät verzichtet) und um das im Grunde sehr ernstzunehmende Thema nicht komplett ins Lächerliche zu ziehen (aufgrund der vorliegenden Herangehensweise und zudem natürlich meiner ganz persönlichen Meinung nach) darf vielleicht die Frage erlaubt sein, was das soll?

    Ich nehme an, daß weder die 14 „Experten“ für lau gearbeitet haben, noch daß die „Mühe“ der Niedersächsischen Landesmedienanstalt ein Gratis-BonBon darstellt und auch daß sich die diversen Lokalpolitiker einfach so aus Spaß blicken lassen, kann ich mir ehrlich gesagt auch nicht wirklich vorstellen. Zumindest die Canapé hat jemand bezahlt.

    Das heißt es müssten Kosten entstanden sein und demgegenüber müsste ein Nutzen stehen. Den einzigen Nutzen den ich mir für meinen Teil aus dem verlinkten Artikel herauslesen kann ist allerdings die Erkenntnis daß man mit den Jugendlichen einen Dialog führen müsse und daß man „entsprechende Aufklärungsarbeit verstärken“ müsse. A-HA!

    Jetzt weiß ich ja endlich was „Porno im web 2.0“ bedeutet. Oder?

    Wenn ich in dem Zusammenhang einmal dreisterweise an meine Jugend zurückdenke und dabei bedenke, daß wir zu der Zeit zum Beispiel sehr froh waren, jemanden in der Clique zu haben, dessen Eltern einen VHS-Doppel-Videokassettenrekorder für ca. DM 1500,- unter den Weihnachtsbaum gelegt hatten. Irgendeiner hatte schon ein volljähriges Geschwisterteil mit einem Videothekausweis. Für ’ne Kopie wurden da schon die Wünsche erfüllt. Der „Kopierschutz“ bestand aus ’nem Plastikplättchen welcher mit TESA „geknackt“ werden konnte. D.h. vom Geiste her sozusagen waren wir wahrscheinlich auch nicht wesentlich anders, also ein „Pornokonsum bei Jugendlichen“, wie es in dem Artikel heißt, ist meiner Meinung nach nicht wirklich eine neue Erfindung des „web 2.0“.

    Allerdings könnte ich mich persönlich nicht daran entsinnen, daß zu der Zeit beispielsweise ’ne Brust-OP oder ’ne Sturzgeburt im Frühstücksfernsehen gezeigt wurde oder daß z.B. ’ne Sängerin auf der Bühne rumlief wie frisch vom Straßenstrich aufgegabelt. Ich weiß es aber nicht mehr genau, eine gewisse „Reizüberflutung“ ist aber m.E. nicht e’mal eben so von der Hand zu weisen…

    Von dem was ich bis jetzt darüber zumindest lernen durfte, ist diese „Studie“ ein Witz und es vermittelt mir persönlich auch nicht gerade den Eindruck, daß da ernsthaft bzw. zielführend an die Sache herangegangen wurde. Ob da Ursachen geforscht werden oder an Symptomen rumgedoktert wird? Keine Ahnung.

    Ich teile in dem Zusammenhang allerdings die Befürchtung des Herrn Stadler, daß die eigentliche Intention solcher „Studien“ ganz woanders zu suchen ist.

    In diesem Sinne, Baxter
    _______________________________________________
    P.S.: Ich bitte den ironischen, provokativen Anfang dieses Beitrages zu entschuldigen bzw. mit einem entsprechenden Augenzwinkern zu verstehen.
    P.P.S.: Am 09. Mai ist Wahl in NRW! Vor dem großen Preis von Spanien kann man m.E. noch schnell das Wahllokal zu besuchen… ;-)

    Comment by Baxter — 19.04, 2010 @ 15:15

  9. Wir sind hier nicht in der quantitativen, sondern in der qualitativen Sozialforschung.* Und da kann man oft schon mit fünf Befragten ein brauchbares Ergebnis erreichen.

    Mit 35 Teilnehmern bekommt man einen sehr guten Überblick darüber, wo die Problemfelder liegen und welche Ansichten verbreitet sind. Das genügt völlig.

    *Unterschiede und Konzepte bitte bei Bedarf in der Wikipedia nachlesen

    Comment by Marc B. — 19.04, 2010 @ 17:59

  10. @Marc B. (Beitrag #7)

    Wie ist denn das „brauchbare Ergebnis“ dieser Studie? Wo liegen denn die „Problemfelder“ im sog. „web 2.0“? Welche „Ansichten“ sind explizit online verbreitet, die offline nicht zum Tragen kommen?

    Also selbstverständlich ist die Fragestellung im Zusammenhang mit dem eigentlichen Titel der Studie zu sehen:

    „Porno im Web 2.0. – Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen“

    Wie wurde denn überhaupt für die Studie „web 2.0“ definiert, also in wiefern wurde das Thema überhaupt berücksichtigt? Social Networking? Cloud Computing? Vernetzung mit RFID?
    „Web 2.0“ ist ja schließlich nur’n Schlagwort und keiner weiß wirklich was dann letzen Endes daraus wird. Besonders wenn, wie aktuell ja leider fast schon normal, die Politik ständig Bremsklötze in die Entwicklungsspeichen schmeißt…

    Wie wurde das Thema der Studio im Zusammenhang mit dem Thema „Porno“ denn bewertet?

    Das geht mir persönlich -offen gesagt- aus dem Text leider nicht hervor.

    Vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur der intellektuelle Zugang!? Kann natürlich auch sein. Als Ingenieur tue ich mich naturgemäß auch etwas schwer mit solchen qualitativen Studien, besonders aber wenn im Titel der Studie das Thema Technik eine Rolle spielt, auch wenn ich das irgendwie nicht so wirklich wiedererkennen kann.

    Wenn ich als mögliches Wirkungsrisiko so etwas z.B. lernen darf:
    „Ein häufiger, regelmäßiger Konsum von Internetpornografie kann die Realitätskonzeption der Jugendlichen beeinflussen.“, dann frage ich mich wie sich das Risiko denn verändert, wenn ich beispielsweise schlicht und einfach von dem Wörtchen „Internetpornographie“ das „Internet“ weglassen würde…

    Auch „Sexualisierte Inhalte“ gibt es sowohl online, als auch offline. Einfach ‚mal die Glotze anmachen oder einem Jugendlichen ‚mal ins Handy schauen, was da so an Bildchen und Filmchen im Angebot ist…

    http://www.nlm.de/fileadmin/dateien/mediengespraeche/Zusammenfassung_Web_2.0.pdf

    Freue mich aber aufgeklärt zu werden. Bis dahin bleibe ich bei allem Respekt bei meiner Meinung, daß diese Studie im Zusammenhang mit dem gewählten Titel ein Witz ist.

    Oder anders ausgedrückt: Noch bin ich nicht überzeugt, daß wir Netzsperren brauchen! ;-)

    Danke und Gruß, Baxter (Dipl.-Ing.)

    Comment by Baxter — 19.04, 2010 @ 19:52

  11. Den Schwung von ‚Pornos sind für Jugendliche normal‘ zu ‚da will wohl wer den JMStV stützen‘ kam für mich überraschend. Wenn youpr0n und co allgemein bekannt sind, wäre die logische Konsequenz, das auch dabei zu belassen, statt ‚die armen Kinder‘ davon abzuhängen, um sie dann mit 18, urplötzlich gefestigt, draufloszulassen. Aber eine ordentliche Sexualaufklärung (samt Hinweis darauf, daß obigen Websites mit der Realität wenig gemein haben) wäre ja Arbeit, an die man sich selbst nicht rantraut.

    In der NZZ war heute ein hübscher Artikel zum Thema ‚beschützte Jugendliche und das Internet‘.

    Comment by Andreas Krey — 19.04, 2010 @ 19:57

  12. War das jetzt ein Versprecher was Siegmar Gabriel im Wahlkampf von NRW sagte: „Dann hat Rot-Rot-Grün eine eigene Mehrheit.“ (Quelle: spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,689868,00.html) Oder lässt die Ypsilanti grüssen. Ich hoffe das wird vor der Wahl noch geklärt, denn eine zweite Lügerei wäre meines Erachtens das Ende der SPD. Die sollen vor der Wahl klar sagen, was sie nach der Wahl machen.

    Comment by hawthorne — 20.04, 2010 @ 04:37

  13. @Marc B: Das ist Quatsch, auch qualitative Empirie muss quantitativ messbar bleiben. Diese Studie kann jeder einigermaßen durchschnittlich gebildete Sozialwissenschaftler in der Luft zerreißen.

    Schade, dass ein so wichtiges Thema so unqualifiziert behandelt wird. Das nächstemal nehmen wir Würfel, da erzielen wir bessere Ergebnisse.

    Comment by Parse — 20.04, 2010 @ 11:28

  14. @Baxter: …oder auch das Wort ‚Pornografie‘. Die Stereotypen in den Hollywoodschinken drehen auch nicht weniger an der ‚Realitätskonzeption‘.

    Comment by Andreas Krey — 20.04, 2010 @ 15:45

  15. Ob die Studie methodisch korrekt durchgeführt und – noch viel wichtiger – ausgewertet wurde, kann ich nicht beurteilen. Aber dass 35 Teilnehmer in der qualitativen Forschung schon deutlich überdurchschnittlich sind, muss in diesem Zusammenhang eben mal gesagt werden. Mit der Teilnehmerzahl alleine darf nicht argumentiert werden.

    Außerdem können quantitative Aussagen eben über die Experten in eine solche zweigleisige Studie eingeführt werden. Denn die Experten kennen natürlich die einschlägigen quantitativen Daten.

    Das Problem an dieser Studie scheint mir zu sein, dass politisch gewollte Schlussfolgerungen gezogen werden, ohne dass plausibel gemacht wird, wie diese Schlüsse aus den erhobenen Daten hervor gehen.

    Comment by Marc B. — 21.04, 2010 @ 11:16

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