Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

2.3.09

Vollzeitkuschelgruppen

Der Verriss des aktuellen Spiegel Titels (Nr. 10/2.3.09) durch Thomas Knüwer hatte mein Interesse geweckt. Ist der Artikel wirklich so schlecht wie Knüwer es darstellt?

Eigentlich schon. Ich habe den Spiegel schon immer als die Bild-Zeitung für Intellektuelle betrachtet. Hochgradig tendenziös war er auch zu Augsteins Zeiten schon, aber auf höherem journalistischen Niveau.

Bezeichnend ist z.B. folgender Satz: „Die US-Forscher sprechen von „fulltime intimate communities“, zu Deutsch etwas „Vollzeitkuschelgruppen.“ Mehr muss man nicht gelesen haben, damit ist alles gesagt. Der Beitrag kratzt an der Oberfläche und bewegt sich merkwürdig nah am Boulevard. Wenn man ihn ernst nimmt, ist er inhaltlich an einigen Stellen auch ärgerlich. Aber die Ernsthaftigkeit wird durch Belanglosigkeit ersetzt. Letztlich werden nur Klischees und Allgemeinplätze bedient.

Der Spiegel ist beliebig geworden. Man könnte eine solche Story in jedem Lifestyle-Magazin unterbringen, zumal mit der reißerischen Aufmachung. Es herrscht nicht nur Finanz- und Wirtschaftskrise zur Zeit, sondern Deutschland leidet an einer Krise des Qualitätsjournalismus. Und es soll mir jetzt keiner damit kommen, dass daran das Internet schuld ist.

posted by Stadler at 22:31  

Ein Kommentar

  1. Ganz meine Meinung. Der Spiegel ist schon lange für Intellektuelle das, was die Bild für andere Bevölkerungsteile ist. Nur das die Bild im Gegensatz zum Spiegel wenigstens um ihr Niveau weiß und keine arrogante Attitüde pflegt. Im Spiegel weiß man, jedenfalls in den letzten Jahren, auch ohne ihn zu kaufen schon immer, was drinsteht.

    Wenn gerade der Papst in der öffentlichen Debatte ist, findet man im Spiegel ein wenig Kirchen-Bashing. Wenn übers Internet gesprochen wird, findet man dort weitschweifende Darstellungen von Gefahren und Abgründen.

    Und dann immer dieser Stil… die Bildunterschriften… unerträglich.

    Comment by code — 3.03, 2009 @ 09:23

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