Kaltland adé?
Bis vor wenigen Tagen konnte man in sozialen Netzwerken häufig den Hashtag #Kaltland lesen, wenn es um den Umgang der deutschen Politik und Gesellschaft mit der Flüchtlingsthematik ging. Es hatte den Anschein, als würde sich die Geschichte von Anfang der 90er Jahre wiederholen, als die Rechten mit Stammtischparolen sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung die Meinungshoheit übernahmen. Es folgten pogromartige Anschläge auf Asylbewerberwohnheime. Anschließend schränkte eine breite politische Mehrheit das Grundrecht auf Asyl erheblich ein. Nicht wenige befürchteten, dass sich diese Entwicklung in ähnlicher Form wiederholen würde. Obwohl die Rechten in den letzten Monaten immer lauter und aggressiver wurden, war andererseits erkennbar, dass in weiten Teilen der Bevölkerung, anders als vor gut 20 Jahren, nunmehr ein größeres Verständnis für Flüchtlinge vorhanden ist.
Auch wenn die Haltung und Forderung, die Flüchtlinge willkommen zu heißen, schon länger artikuliert wird, hätte die Entwicklung der vergangenen Woche wohl niemand vorhergesagt. Eine Zivilgesellschaft, die Flüchtlinge an großen deutschen Bahnhöfen aktiv willkommen heißt, verschafft sich Gehör und verblüfft Politik und Medien. Dies geschieht nicht durch lautes Geschrei und Aggression wie bei den Rechten, sondern durch tatsächliches Handeln. Solidarität und Hilfsbereitschaft setzen sich gegenüber Hetze und Ablehnung durch. Dies nährt die Hoffnung, dass die Meinungsführerschaft diesmal bei der Zivilgesellschaft liegt, die der Politik zeigt, wie Solidarität und Mitgefühl gelebt wird. Vielleicht ist es also doch wärmer in diesem Land als wir gedacht haben. Die bewegenden Szenen insbesondere vom Münchener Hauptbahnhof stimmen mich hoffnungsfroh.
Wie die Entwicklung europaweit aussieht, bleibt abzuwarten. Vielleicht bricht sich auch in denjenigen Staaten die Solidarität Bahn, die bislang noch wesentlich weniger Flüchtlinge aufgenommen haben als Deutschland. Die Zukunft Europas und der EU wird sich jedenfalls auch an der Frage der Menschenrechte und der Menschlichkeit entscheiden.
Die großartige Carolin Emcke schreibt in der SZ, dass die Flüchtlinge den Mut des Aufbruchs mitbringen und den Glauben an ein gerechtes, freies Europa, das selbst erst wieder lernen muss, wie und wer es sein kann. Ich hoffe, dieser Lernprozess wird jetzt in ganz Europa einsetzen und fortschreiten und das Zeitalter eines neuen Aufbruchs einläuten.
Hallo Thomas,
so wie es aussieht reagieren auch die Zivilgesellschaften in Spanien, Frankreich, UK und Irland und setzen sich gegen den Willen ihrer Politiker durch, wie es auch bei uns der Fall ist.
Vielleicht ist es nur ein Buschfeuer. Und vielleicht ist es der Anfang einer generell menschlichen und solidarischen Gesellschaft.
Hoffen wir das Beste
Aleks
Comment by Aleks Lessmann — 7.09, 2015 @ 07:51
Sehr viel wird abhängen von den Behörden und der Politik, wie diese die Interessenunterschiede nutzt, ausgleicht oder auch polarisiert.
Ich rechne mit einigen Provokationen sietens der Geheimdienste.
Comment by RolfSchaelike — 7.09, 2015 @ 08:46
Für die Politiker und die globalen Macher sind die Menschen lediglich eine bewegliche Masse, welche bewegt, vermischt, beseitigt bzw. vermehrt werden kann, um den eigenen Interessen zu diesen.
Es ist nicht viel anders als mit der toten Materie, nur etwa komplizierter.
Die Wahrscheinlichkeit von Unfällen, d.h. von Revolutionen ist nicht viel höher als die von Explosionen in der Industrie, im Bauwesen etc. Es geht immer weiter. Der Einzelne muss sehen, wo er hinkommt, dass es ihn nicht erwischt.
Es ist so, wie auch im Kleinen. Für die Anwälte sind deren Mandanten nur Objekte, mit denen man Geld verdienen kann. Alles andere regeln die Gesetze, die Rechtsprechung und die Exekutive.
Comment by RolfSchaelike — 7.09, 2015 @ 12:33
Asylantrag pro 1000 Einwohner 2014
Schweden: 8,4
Ungarn: 4,3
Österreich: 3,3
Deutschland: 2,5
Quelle: proasyl
Und Deutschland kritisiert Österreich und Ungarn.
Comment by pkhh — 7.09, 2015 @ 12:36
„Und Deutschland kritisiert Österreich und Ungarn.“
Naja, die spielen „haltet den Dieb“ und solange der Wähler solche Bigotterie nicht abstraft, wird sich da auch vermutlich nix dran ändern. Leider.
Comment by doc-rofl — 7.09, 2015 @ 12:42
Jetzt übertreiben wir es mal nicht mit der Selbstbeweicherung unserer Willkommenskultur. Wir sind eben nicht nur für ein herzliches Willkommen am Münchner Haubtbahnhof (und in anderen Städten) verantwortlich, sondern auch für ein schwarz-tut-so-als-ob-rote Regierung, die die basalen Aspekte von Asyl- und Flüchtlingspolitik verkackt hat. Und das war vorherzusehen. Die CDU knickt nur ein, weil Mutti jeder medienpräsenten Mehrheit nach dem Mund redet, und die CSU zeigt deutlich wie das Unionslager tatsächlich denkt. Eine tatsächlich offene Gesellschaft mit Wilkommenskultur hätte niemals die Union an die Macht gelassen.
Comment by Heinz Handtuch — 7.09, 2015 @ 17:30
Diejenigen, die die Flüchtlinge geradezu frenetisch willkommen heissen, sind überwiegend die gleichen, die sich seit Jahren gut fühlen, weil sie sich in den Tafeln engagieren. Jetzt faseln sie mit der gleichen Motivation eben von „Willkommenskultur“. Das ist Quatsch! So wie die Tafeln die Sozialapolitik nicht zum Besseren ändern, ändert ein von den Medien hochgejazzter Begriff nicht die Mentalität der Deutschen. In meiner Jugend nannte man Ausländer meist „Kanaken“, „Spaghettifresser“ und Schlimmeres, wenn man sich „gewählter“ ausdrücken wollte „Fremdarbeiter“. Die, die so schon verbal ausgegrenzt und herabgesetzt wurden, waren immerhin Menschen, die wir faktisch gerufen hatten, hierher ins „Wirtschaftswunderland“. Von den Verhältnissen, unter denen die Gastarbeiter hier teils leben mussten, will ich gar nicht reden. Gäste behandelt man aber m. E. anders. Und das schlechte Gewissen, in irgend einer Weise mit Schuld zu sein am Elend der anderen, will mit der „Willkommenskultur“ auch nicht wirklich weichen.
Heute kommen Menschen, die vor den Folgen westlicher Politik und den von uns gelieferten Waffen fliehen, bzw. ihr Heimatland verlassen, weil die EU und den andere wirtschaftlich starke Staaten ihre regionale Wirtschaft kaputt gemacht haben und viele Menschen dort daher keine Zukunft für sich und ihre Kinder sehen. Das hat uns trotz aller „Willkommenskultur“ nicht gestört, wir haben dabei zugesehen, gelegentlich, vor allem um Weihnachten, die Börse gezückt und für die Armen gespendet, die ja glücklicher Weise meist dort blieben. Die letzten Unterkünfte der Flüchtlingen haben übrigens nicht vor 20 Jahren gebrannt, sondern gestern. Wobei die Mordbrenner sich Sympathien bis hinauf in hohe Politikkreise sicher sein können. Man lausche nur einmal den Äußerungen bayrischer Politiker. Willkommen geht irgendwie anders!
Die Wirtschaft, die sich ja nun massiv einbringen will, erkennt nicht nur die angeblich so gut Ausgebildeten unter den Flüchtlingen, die hierher kommen, – woher diese unsinnige und von den Medien hundertfach multiplizierte Überzeugung kommt, bleibt unklar, – sie stellt auch flugs ihre Forderungen. Z. B. keinen Mindestlohn zahlen zu müssen, wenn sie den Ankömmlingen Jobs geben. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Wo ist eigentlich der Einsatz der Wirtschaft, wenn es gilt die Arbeitslosigkeit im Land zu beseitigen? Ach nee, ich vergaß, die taugen ja alles nichts, diese Hartzer. Man will sogar weitgehend auf Deutschkenntnisse verzichten! Bei jedem Jahrgang von Schulabgängern werden seit zig Jahren mangelnde Kenntnisse in Deutsch und Mathematik bemängelt. Jetzt kommt es darauf nicht mehr an?
Die Standards für Wohnhäuser sollen gesenkt werden, weil jetzt ganz schnell Wohnraum benötigt wird. Hier wird es ja immer so kalt. In Hamburg gibt es noch genügend Häuser aus den 1950-1970er Jahren, in denen man die Ergebnisse von Baupfusch und der „Stadtplanung“ zur Verwüstung ganzer Stadtteile bewundern kann. Der Boden, auf dem das Camp für die Erstaufnahme errichtet werden soll, ist eine ehemalige, nicht sanierte Müllkippe? Egal, um des Profits willen: für die Flüchtlinge wird es sicher reichen. Beim Versuch die Zufahrt zum eigenen Grundstück um 5 cm. zu verbreitern werden dem Bürger deutlich mehr Steine in den Weg gelegt. Und wer eine Wohnung sucht, kann sich Zeit lassen. Es sei denn, er ist bereit horrende Mieten zu zahlen.
Im Libanon, so ist zu lesen, kommen auf 6 Mio. Einwohner 1,5 Mio Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Man stelle sich vor, aus den ca. 1 Mio. Menschen, die dieses Jahr hierher kommen, würden binnen weniger Jahre 20 Mio. Nicht nur, dass die Behörden es nicht packen werden, wir alle werden schon deutlich weniger nicht stemmen können und vermutlich auch nicht wollen. Nächstes Jahr kommen ja vermutlich nicht weniger, übernächstes Jahr auch nicht. Der Druck der Strasse und der hier zu kurz gekommenen wird immer stärker werden und die BLÖD-Zeitung zu alter Form und Hetze zurück finden. Irgendwann werden die Politiker dann wohl jedes Land der Welt als sicher einstufen müssen, auch Syrien, und die Grenzen faktisch dicht machen. Die wollen nämlich wieder gewählt werden, womöglich schon 2017.
Comment by M. Boettcher — 7.09, 2015 @ 18:37
Dunkle Zeiten. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass in den östlichen Bundesländern die Bevölkerung auf 9 Millionen Einwohner bis 2060 zurück geht. Zur Erinnerung: 1990 waren es noch 16,4 Millionen. Wenn jetzt etwa Kriegsflüchtlinge aus Syrien , verfolgt von Giftgas-Assad, Al Kaida und IS, hier ankommen , werden sie von politischer Seite damit begrüßt, dass ihnen die Geldleistungen gestrichen werden. Nicht zu reden von Brüllern, die befürchten, dass ihnen Arbeitsplätze weggenommen werden, die es sowieso nicht gibt.
Immerhin: das Wirtschaftswunder in Griechenland, Spanien und Portugal hat zu einer Einwandererflut geführt, die man jetzt in Form einer schwarzen Null bewundern kann. Denn die Leute zahlen Steuern und Sozialversicherungsabgaben. Davon werden dann Brüller bezahlt, die ihre Anwesenheit bejammern. In diesen Zeiten des Wirtschaftswunders und der Völkerwanderung wirkt es dann ermutigend, wenn die Ankömmlinge auf dem Münchner Hauptbahnhof zur Begrüßung belegte Brote überreicht bekommen.
Comment by Arne Rathjen RA — 7.09, 2015 @ 20:30
Bisher bin ich Ihre stille Leserin gewesen. Nun veranlasst mich die Willkommenskultur der Deutschen, einen Kommentar zu Ihrem Beitrag zu verfassen.
Ich bin Ausländerin, verheiratet mit einem Deutschen, beherrsche die deutsche Sprache und schulde dem deutschen Staat keinen Cent. Gesetze habe ich auch nicht gebrochen. Also, gehöre ich zu den guten Ausländern. Dennoch habe ich in all den Jahren nie das Gefühl gehabt, dass ich hier willkommen wäre. Eigentlich ist das für mich irrelevant.
Ich ärgere mich in manchen Situationen nur über die Unfreundlichkeit der Deutschen, den Ausländer gegenüber. Zum Beispiel am Telefon. Egal wo ich anrufe ich werde fast jedes Mal ob mäßig, oder extrem unfreundlich behandelt. Auch an Opernhauskassen, also in gut bürgerlichen Milieus. Meinem Akzente geschuldet merkt man mir an, dass ich Ausländerin bin. Neulich war ein Techniker bei meinem Hoster nicht nur unfreundlich, sondern er wollte mir auch keine Hilfestellung geben.
Das ist aber halb so schlimm. Wenn ich höre, was andere ausländische Mitbürger erlebt haben, stehen mir die Haare zu Berge. Eine Bekannte von mir ist hier geboren und als Selbstständige ist sie gesellschaftlich voll integriert. Nicht selten geriet sie bei der Wohnungssuche, nur wegen ihres ausländischen Nachnamens, in Schwierigkeiten. Sie lebt nicht in Sachsen, sondern in einer wohlhabenden Stadt in BW. Manche Vermieter sagten ehrlich, dass sie keine Ausländer als Mieter haben wollen. In der Regel werden dunkelhäutige Ausländer noch schlechtere behandelt als hellhäutige wie ich es bin. Wegen eines defekten Fahrkartenautomaten musste ein dunkelhäutiger, hier geborener junger Mann in meinem Wohnort nun schon zum zweiten Mal Strafgeld zahlen. Keiner wollte ihm glauben, dass der Automat außer Betrieb war. Er scheint, an unfairen Behandlungen gewöhnt zu sein. Es ist traurig und beschämend, dass diese Leute in ihrer eigenen Heimat, als Fremde leben müssen. Eine vollständige Integration kann nur dann erfolgen, wenn sie sich als Deutsche fühlen.
Nun sind die Deutschen mit einem Schlag Ausländerfreundlich geworden? Die Flüchtlinge, die dem Staat enorme Kosten verursachen, bzw. soziale Probleme potenzieren, wurden herzlich empfangen. Man begrüßte sie sogar mit Applaus und werfenden Bonbons. So etwas erlebt man im Schlussapplaus am Theater. Aber nur dann, wenn die Darsteller bestimmte Leistungen erbracht haben. Sollten solche Aktionen dem Zweck dienen, gegen Nazis ein Zeichen zu setzen, dann ist das in meinen Augen ein Flop. Weil es scheinbar maßlos übertrieben ist. Infolgedessen fehlt es an jeglicher Glaubwürdigkeit. Notleidenden zu helfen ohne kuriosen Szenen, bzw. Euphorie wären viel effektiver und plausibler
Comment by S. Weidenbaum — 8.09, 2015 @ 12:13
Hallo Herr Stadler,
Würden Sie bitte den Link zu meiner Webseite entfernen?
Danke
Comment by S. Weidenbaum — 8.09, 2015 @ 12:24
@Weidenbaum Ich kann Ihnen nur zustimmen.
Obwohl meine beide Eltern Berliner sind, erlebe ich Ähnliches wie Sie. Das liegt daran, dass ich in Moskau geboren bin, was in meinem Ausweis steht, und auch mit einen gewissen östlichen Akzent spreche.
Bei der Autovermietung Sixt, z.B. wollte der Angestellte erst seinen Chef fragen, ob mir ein Wagen mieten darf. Das geschah, nachdem er im Personalausweis sah, dass ich in Moskau geboren bin. Die Polizei reagiert bei Kontrollen nicht selten ähnlich
Die Rechtsanwälte Dominik Höch und Prof. Dr. Christian Schertz schrieben z.B. in ihren Schriftsätzen, ich solle mich nicht wundern, dass gegen mich entschieden wird, wenn ich mich nicht an die mitteleuropäische Contenance halte. Keiner der Juristen in Robe (Anwälte wie Richter) sah darin eine nationalistische Äußerung. Auch die meisten Leser dieses Blogs werden sicherlich das nicht verstehen.
Comment by RolfSchaelike — 8.09, 2015 @ 15:05
Das Risiko, umgebracht oder von der Polizei verprügelt zu werden, ist für Schwarze in den USA wesentlich größer als in Deutschland. Oder das Risiko, wegen einiger Joints lebenslänglich eingesperrt zu werden. Oder das Risiko, vom Ku Klux Klan aufgeknüpft zu werden. In Deutschland hingegen heißen jetzt Negerküsse Super Dickmanns. Da sieht man, wie hervorragend die politische Umerziehung funktioniert hat. Und: mittlerweile soll Deutschland das Land mit der höchsten Quote an Einwanderern sein. Weltweit. Wegen der im 19. Jahrhundert durchgeführten Industrialisierung und der damit verbundenen Einwanderung sind im Übrigen etwa ein Viertel der Deutschen polnischen Ursprungs. Ein Albtraum für die Rassenhygieniker im politischen Establishment.
Comment by Arne Rathjen RA — 8.09, 2015 @ 20:42
Um Missverständnisse zu vermeiden betone ich hiermit, dass ich in keinster Weise die meisten Deutschen als ausländerfeindlich bezeichne, sondern nur, dass die übertriebenen willkommens Gesten gegenüber Flüchtlingen nicht der Realität entsprechen. Was humanitäre Bereitschaft der Deutschen anbelangt, bewundere ich sie. In meiner Heimat herrscht ein striktes Auslandgesetzt. Nur wer eine Arbeitsgenehmigung hat, kann einreisen. Dass mein Land, das zu den hochwickeltesten Industrie Länder zählt, nicht bereit ist, einen Teil der Flüchtlinge auf zu nehmen, ist für mich unverständlich. Ich bin für die Aufnahme von Flüchtlingen, weil ich nicht gut schlafen kann, wenn Notleidende Menschen nicht gerettet werden. Das ist unsere Pflicht als Mensch. Aber bitte nicht Millionen reinlassen. Deutschland allein kann die Welt nicht retten. Darüber hinaus befinden sich hierzulande auch einheimische Notleidende.
Comment by S. Weidenbaum — 8.09, 2015 @ 23:42
@S. Weidenbaum: „Aber bitte nicht Millionen reinlassen. Deutschland allein kann die Welt nicht retten. Darüber hinaus befinden sich hierzulande auch einheimische Notleidende.“
Hä? Wieso denn nicht? Es ist ohne weiteres mit ca. 800T Flüchtlingen / Jahr zu rechnen, die es an die Grenzen der BRD schaffen werden. Da sich die Flüchtlingsdramen nicht nur auf dieses Jahr beschränken werden, sondern man davon ausgehen muss, dass dies die nächsten 10 Jahre so gehen muss, müssen wir uns eben darauf einstellen, dass wir die nächsten 10 Jahre ca. 8 Millionen Flüchtlinge aufnehmen und irgendwie integrieren müssen. Dies ist halt ein Faktum, das auch Folge der bisherigen Wirtschaftspolitik der westlichen Welt ist. Die Millionen werden einfach kommen, ob man das wünscht oder verflucht. Es bleibt nur sich darauf so gut es geht vorzubereiten, also einen Solidarzuschlag für Asylsuchende einzuführen (Ich schlage 1% des über der Pfändungsfreigrenze liegenden Jahreseinkommen oder noch besser eine Vermögenssteuer hierzu vor) und dieses Geld in die medizinische Versorgung und die Bildung (einschließlich der Vermittlung rechtlicher Grundlagen unserer Gemeinschaft) zu stecken. Die Industrie freut sich jetzt schon auf die vielen billigen Arbeitskräfte und wir könnten mit dem Aufwand Flüchtlingshilfe (d.h. Geld in noch mehr medizinische Versodgungn, noch mehr Infrastruktur, noch mehr soziale Dienstleistungen usw.) investieren, was vielleicht einen neuen Industriezweig gründet und uns wirtschaftlich über Wasser hält.
Rein wirtschaftspolitisch sollte dies sinnvoller sein als die Alternative Grenzen dicht und ein paar Zollsoldaten mehr.
Und mehr als diese beiden Alternativen (1. Reinlassen und integerieren; 2. Grenzen dicht) gibt es nicht. Die Millionen Flüchtlinge werden einfach kommen.
Comment by BrainBug2 — 9.09, 2015 @ 14:32
@BrainBug2: „Solidarzuschlag für Asylsuchende: Ich schlage 1% des über der Pfändungsfreigrenze liegenden Jahreseinkommen oder noch besser eine Vermögenssteuer hierzu vor
Eher sollten die Rüstungsfirmen von der Patrone bis zum Panzer, vom Kampfjet bis zum Flugzeugträger Sondersteuern zahlen. Regierungschefs und Ministern, die für Rüstungsfirmen den Vertrieb bzw. das Marketing übernehmen, wird das Gehalt bis zu 50% gekürzt. Damit werden Kriege halt teurer. Auf die Erklärung, dass wir bei Bildung und Gesundheit sparen müssen, weil wir einen Krieg am Hindukush, Golf oder sonstwo unterstützen müssten, wäre ich echt gespannt.
Comment by M.Boettcher — 9.09, 2015 @ 17:00
RS: 1999 bin ich mit einer russischen Mandantin, deren Ledermantel von der Reinigung ruiniert worden war, zum Landgericht in der Littenstraße in Berlin gefahren, um mir den Spruch anzuhören: “Sie kriegen hier nichts. “ Um 2009 war ich wieder da, dieses Mal als Partei, und bekam zu hören: “Das gibt es hier nicht. “ Gemeint war die prozessuale Wahrheitspflicht. Das nennt man Gleichheit vor dem Gesetz.
Comment by Arne Rathjen RA — 9.09, 2015 @ 17:37
@Arne Rathjen: Die Ungleichbehandlung ist nicht nur bei der Justiz nachzuweisen, wobei es nicht nur auf die Nationalität, sondern auch aufs Geld ankommt.
Russländische Oligarchen und Oligarchen aus den baltischen Ländern obsiegen bei Buske, weil diese eben Geld und sich somit auch integriert haben.
Was heißt überhaupt Integration und unsere westlichen Werte?
Zu den westlichen Werten gehört z.B. nicht die Pflicht, Deutsch zu können. Bei der Lufthansa muss man z.B., englisch können. Die Dokumentation wird nur englisch geschrieben. Ingeneure, welche nicht Englisch können, werden nicht eingestellt. Deutsch zu können ist nicht Pflicht.
Ich hatte einen Polen als Mieter. Er war Banker in einer Bank in Hamburg. Er sprach nur Polnisch und Englisch. Den Mietvertrag hat er z.B. nicht richtig lesen können. Die Feinheiten hat er überhaupt nicht verstanden. IN der Bank wurde nur Englisch gesprochen.
Ich frage mich, weshalb müssen alle, die in Deutschland arbeiten, unbedingt Deutsch können? Ist doch jetzt schon bei den Großfirmen nicht der Fall.
In den Gerichtsverhandlungen werden nicht selten Dokumente auf Englisch (Google) vorgelesen. Beraucht nicht übersetzt zu werden, weder für die Richter, die Gegner, erst recht nicht für die Pseudoöffentlichkeit.
Gibt es gute und schlechte Sprachen in Deutschland?
Comment by RolfSchaelike — 9.09, 2015 @ 18:27
@RolfSchaelike
„Ich frage mich, weshalb müssen alle, die in Deutschland arbeiten, unbedingt Deutsch können?“
Als meine Deutschkenntnisse sich auf wenige Worte beschränkten, hatte ich keine allzu großen Probleme gehabt. Die meisten Deutschen können ja Englisch. Trotzdem bemühte ich mich, so schnell wie möglich Deutschsprache zu lernen. In vielen Situationen des täglichen Lebens können Deutschkenntnisse nur behilflich sein.
Beispielweise geriet ich neulich in Streit mit einer älteren Frau in einer Bank. Ich war beschäftigt mit mehreren Überweisungen am Automaten. Da hörte ich, dass jemand hinter mir sich brüllend über mich beschwerte. Ich drehte mich um und fragte diese Person, ob ihr Klagelied auf mich bezog. Sie begann zu bellen. Endlich platzte mir die Hutschnur und ich sagte ihr, „Gehen wir zur Polizei. Ich werde Sie wegen Belästigung und falscher Tatsachenbehauptung anzeigen.“ Meine „Drohung“ funktionierte einwandfrei:-) Diese Person hielt den Schnabel und ließ mich in Ruhe. Es ist schon seltsam. Es waren ausschließlich ältere Frauen, die mich unbegründet angegriffen hatten. Aggression scheint, nicht unbedingt männlich zu sein. Die Person, die Angie in Heidenau lauthals beleidigt hatte war ebenfalls weiblich.
Comment by S. Weidenbaum — 10.09, 2015 @ 00:11
@S. Weidenbaum Natürlich sind Deutschkenntnisse in Deutschland nützlich, möglicherweise mehr als Englischkenntnisse.
Mir geht es um die Pflicht u.a. zum Erhalt einer allgemeinen Arbeitserlaubnis, einer konkreten Zulassung als Arzt, der Aufnahme einer Ausbildung als Facharbeiter, z.B. Kraftfahrzeugmechaniker in einer türkischen Werkstatt, etc.
In meiner Firma arbeitete lange Zeit ein Russe, der Deutsch überhaupt nicht verstand. Für uns war das von großem Nutzen. Von den sieben Mitarbeitern, sprachen fünf Russisch. Zwei Mitarbeiter sprachen und verstanden kein Russisch. Heute kann der IT-Ingenieur Deutsch und ist Mitbesitzer der Firma. Wir haben die Deutschkurse finanziert.
Comment by RolfSchaelike — 10.09, 2015 @ 08:11
@S. Es waren ausschließlich ältere Frauen, die mich unbegründet angegriffen hatten. Aggression scheint, nicht unbedingt männlich zu sein. Die Person, die Angie in Heidenau lauthals beleidigt hatte war ebenfalls weiblich.
Vielleicht liegt es daran, dass die Medien aus geschäftlichen Gründen lieber hysterische Frauen zeigen als Männer. Bei Massenkonzerten und bei Veranstaltungen mit Hitler werden meist die hysterisch schreienden Mädchen auf Bildern und Filmen gezeigt.
Comment by RolfSchaelike — 10.09, 2015 @ 08:33
RS: die Gerechtigkeit ist in dieser Welt meistens genau da angesiedelt, wo das Geld ist. Das nennt man dann Gravitation des Kapitals.
Comment by Arne Rathjen RA — 10.09, 2015 @ 18:31
@BrainBug2
„Wieso denn nicht? Es ist ohne weiteres mit ca. 800 T Flüchtlingen / Jahr zu rechnen“
Weil Arbeitslosigkeit, Mangelnde Integration, Ghettoisierung, Antisemitismus und Radikalisierung vorprogrammiert sind.
In Bezug auf Integration zitiere ich die Worte von de Maizière: „… dass die Integration der neu ankommenden Flüchtlinge schwierig werden könne. Derzeit leben in Deutschland etwa vier Millionen Muslime vor allem mit türkischem Migrationshintergrund, sagte er in der Wochenzeitung weiter. „Jetzt werden wir Hunderttausende arabisch geprägter Muslime bekommen, und das ist, nach allem, wie mein französischer Kollege sagt, ein erheblicher Unterschied in Sachen Integration.“(Die Zeit)
Während meiner Ausbildung in Paris hatte ich die Gelegenheit, die Zustände in Pariser näher zu betrachten. Einige Zeit lang pendelte ich zwischen meinem Aufenthaltsort Chantilly, wo überwiegend Franzosen leben, und Paris. Die Orte dazwischen sind No-Go- Zonen, wo deren Einwohner vorwiegend aus Franzosen mit Migrantenhintergrund bestehen, wo hohe Arbeitslosigkeit herrscht und wo es sehr gefährlich ist, insbesondere für Frauen. Paris ist wie eine Insel, umgeben von Ghettos. Der Erfolg der NF in Frankreich ist das Resultat der versagenden Integrationspolitik. So etwas sollte hierzulande nicht passieren.
„Die Millionen Flüchtlinge werden einfach kommen.“
DE sollte endlich mit den Alleingängen aufhören und zu Solidarität anderer EU Staaten auffordern. An sonst sollten EU Fördergelder gestrichen werden. Besser: Flüchtlinge sollten auf die ganze Welt verteilt werden. Es ist doch lächerlich, dass die USA und England nur ein Minimum aufnimmt. Sie sind doch die Urheber dieser Misere im mittleren Osten. Die EU sollte die Amerikaner dazu bringen, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Auch ostasiatische Industrieländer wie Japan, Süd-Korea und Taiwan könnten ihren Beitrag dazu leisten. Sie sind viel wohlhabender als Polen und Co.,. Ressentiments gegen Muslime sind in den Ländern viel weniger verbreitet als in Europa. Gemeinsam sollte man auch die Golf Staaten dazu auffordern, ihre muslimischen Brüder aufzunehmen.
Comment by S. Weidenbaum — 11.09, 2015 @ 11:58