Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

19.2.15

War es Ernst, August oder doch Dieter?

Kommerzielle Werbung darf sich auch über Prominente lustig machen. Jedenfalls dann, wenn sich die Werbung in humorvoller oder satirischer Form mit dem öffentlich bereits bekannten Verhalten von Prominenten auseinandersetzt. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) heute entschieden (Az.: 53495/09 und 53649/09).

Gegenstand des Streits waren Werbeanzeigen des Zigarettenherstellers Lucky Strike.

Eine Anzeige enthielt eine Anspielung auf die Autobiografie Dieter Bohlens mit den Worten „Schau mal, lieber Dieter, so einfach schreibt man super Bücher“, wobei in der Anzeige die Worte „lieber“ „einfach“ und „super“ geschwärzt waren.

Eine andere Anzeige zeigte eine eingedrückte Zigarettenschachtel mit der Aufschrift: „War das Ernst? Oder August?“ Damit wurde auf Medienberichte angespielt, nach denen Ernst August von Hannover in Schlägereien bzw. tätliche Auseinandersetzungen verwickelt gewesen war.

Der EGMR betont in seiner Entscheidung einmal mehr, dass es maßgeblich darauf ankommt, ob ein Beitrag zu einer Debatte von allgemeinem Interesse geleistet wird, inwieweit die betroffene Person im Licht der Öffentlichkeit steht, wie sich der Betroffene zuvor verhalten hat sowie auf Inhalt, Form und Wirkung der Veröffentlichung.

Letztlich billigt der EGMR die Abwägung des BGH und sah darin einen fairen Ausgleich zwischen den Persönlichkeitsrechten und dem Recht auf Meinungsfreiheit.

Quelle: PM des EGMR vom 19.02.2015

 

posted by Stadler at 16:57  

7 Comments

  1. Na ja, dann hat Schröder-Mafia-Rechtsanwalt Michael Nesselhauf (Bohlen) und Rechtsanwalt Prof. Prinz (Ernst August) Pech, dass deren Zensurbegehren vom EUGH nicht geteilt wird.

    Schlecht für das Abmahgeschäft dieser Hamburger Promianwälte.

    Buske+Käfer & Co. werden das irgendwie auszugleichen wissen. Es sind doch Steuereinnahmen für Hamburg und Arbeitsplatzsicherungen für die Zensurrichter bei der Pressekammer und dem Pressesenat.

    Comment by Rolf Schälike — 19.02, 2015 @ 17:49

  2. Nomen est Omen. Den LUCKY Strikes schlage ich einen neuen Werbespot vor:

    Man sieht einen Pinkelstrahl auf die am Boden liegende Zigarettenschachtel zukommen, ein Penner, der daneben sitzt, rettet eine einzige Zigarette aus der Schachtel, bevor der Urinstrahl sie durchweicht. Titel: Schneller als Ernst August bin nur ich. Dann den Penner cool die Fluppe entzünden lassen.

    Rauchgenuß ist herrlich.

    Ps. Falls Kohle für meinen Vorschlag fließen sollte, bitte dem Tierschutz überweisen. Vielen Dank im Voraus für eine kleine Spende! :-)

    Comment by Ned — 19.02, 2015 @ 17:53

  3. Nachfrage: Wie war das eigentlich damals, als Ernst August an den Messestand gepinkelt hat und von der Presse nur noch der „Pinkelprinz“ genannt wurde. War da nicht auch noch irgendwas mit einer Klage? Ist schon so lange her.

    Wie ist das eigenlich mit Paolo Pinkel. Auch so ein Typ, der nicht mit seinen Taten in Verbindung gebracht werden möchte.

    Comment by Ned — 19.02, 2015 @ 19:22

  4. Nächster Vorschlag:

    Michel Friedman brüllt ins Telefon: Ich will jetzt endlich die russischen Nutten auf dem Zimmer haben. Ich bin Paolo Pinkel.

    Zimmerservice:

    Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Wir haben zwar keine Nutten, aber LUCKY Strike in der Rosette wird Sie trösten. Liebevoll angezündet von einem netten Mitarbeiter unserer Security. Rauchen muss Ihr After schon selber.

    Comment by Ned — 19.02, 2015 @ 19:36

  5. Naja, sie können ja heute die Links auf die Werbung aus dem Google Index löschen lassen. Recht auf vergessen. Wissens schon…

    Comment by Martin — 20.02, 2015 @ 15:25

  6. @Martin Nicht „Recht auf Vergessen“ sondern „Recht auf Vergessen werden“ Ein kleiner, aber ein gravierender Unterschied.

    Das „Recht auf Vergessen“ gab es immer und dieses Recht sollte auch jeder immer haben.

    Mit dem „Recht auf Vegessen werden“ wird versucht, die Geschichte nach Orwell 1984 umzuschreiun. Es wird mit diesem Recht erreicht, dass schräge Typen unbeobachtet, verantwortungslos sicher nach oben zu den Herrschenden kriechen können.

    Comment by Rolf Schälike — 20.02, 2015 @ 18:19

  7. Wer seine Wäsche immer in der Öffentlichkeit wäscht, muß sich nicht wundern, wenn auch die Unterhosen in der Schmutzwäsche mit dem braunen Bremsstreifen zu sehen sind.

    Comment by Ned — 25.02, 2015 @ 17:58

RSS feed for comments on this post.

Sorry, the comment form is closed at this time.