Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

26.11.12

Keine Datenerhebung bei Minderjährigen unter 15?

Das OLG Hamm hat im Rahmen einer wettbewerbsrechtlichen Entscheidung (Urteil vom 20.09.2012, Az.: I-4 U 85/12) die Auffassung vertreten, es könne

nicht davon ausgegangen werden, dass Minderjährige ab dem 15. Lebensjahr grundsätzlich die nötige Reife haben, um die Tragweite der Einwilligungserklärung zur Datenspeicherung und Datenverwendung zu Werbezwecken abzusehen.

Diese Ansicht ist, zumindest wenn man die juristische Literatur betrachtet, keinesfalls abwegig. Insoweit hatte ich vor einiger Zeit bereits die Frage aufgeworfen, ob eine Nutzung von sozialen Netzen wie Facebook, angesichts der doch recht massiven Erhebung personenbezogener Daten, möglicherweise nach deutschem Recht erst ab einem Alter von 16 möglich sein könnte.

Eine solche Annahme widerspricht natürlich komplett der Lebenswirklichkeit, wenn man sieht wie viele Kinder und Jugendliche auf Facebook unterwegs sind und wie selbst die offizielle Altersgrenze Facebooks von 13 Jahren durchgehend unterlaufen wird.

posted by Stadler at 21:55  

6 Comments

  1. Wenn man sich anschaut, was und wie die jungen Menschen bei FB posten (FB-Party usw.). Dann zeigt das deutlich, das die nötige Reife nicht vorhanden ist.

    Comment by Troll — 26.11, 2012 @ 23:38

  2. Die nötige geistige Reife scheint allerdings auch bei einem nicht unerheblichen Teil der Volljährigen Facebookbenutzer nicht vorhanden zu sein.

    Comment by Kommentar — 27.11, 2012 @ 00:14

  3. Ich gehe ehrenamtlich an Schulen, um Kiddies, Eltern und Lehrern so ein bisschen was über’s Internet näherzubringen. Risiken, aber auch Chancen… ohne Gesetzeskeule und Du-Du-Du, sondern Wertschätzung weckend. Zumindest versuche ich es so.

    Neulich, 5. Klasse einer Gesamtschule (also 11, maximal 12 Jahre alt):

    „Und, wer von euch ist bei Facebook?“

    Ein Wald von Armen.

    „Ihr wisst aber schon, dass man Facebook erst ab 13 benutzen darf?“

    „Das hat mir mein Papa eingerichtet…!“

    Die Kinder sind nicht das Problem! Sie haben nur leider keine wertgebende Richtschnur und bilden entsprechend Schwarmtugenden aus. Kanonenfutter für Online-Marketeers.

    Comment by BNB — 27.11, 2012 @ 10:06

  4. Interessanterweise gehen die Richtlinien des Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. davon aus, dass bei Jugendlichen der Altersstufe von 14 bis 17 Jahren die Einsichtsfähigkeit grundsätzlich unterstellt werden kann. Nun ist die Einsichtsfähigkeit über die Folgen der Preisgabe der Daten ja nicht davon abhängig, ob als Gegenleistung Gewinne versprochen werden, etwas was im Rahem der Sozialforschung heute auch durchaus üblich ist, um überhaupt noch jemand zur Teilnahme zu motivieren. Die Entscheidung des OLG Hamm könnte daher, wenn sie Schule macht, Forschung bei Minderjährigen langfristig unmöglich machen. Schließlich kann nicht jede Befragung in Anwesenheit von Erziehungsberechtigten erfolgen.

    Comment by gutmensch7 — 27.11, 2012 @ 11:37

  5. Als ich zur Schule ging, in der Steinzeit, da hat man sich auf dem Schulhof gekloppt. Das war schlimmm genug. Es gab Ausgrenzung und Mobbing.

    Man ging nach Hause, dann war Ruhe. Natürlich nicht im Kopf, denn das Mobbing, Angst und dergleichen ist dann nicht vorbei.

    Heute? Nach der Schule nach Hause kommen, den Rechner einschalten, Mobbing, Verleumdung, üble Nachrede, Auffordern zu Mord und Totschlag im WWW.

    Man ist froh, kein Teenie mehr zu sein.

    Das Netz an sich ist gut, doch es lebt und stirbt mit den Arschlöchern, die es nutzen.

    Und ich denke, die Selbsttötungen von Jugendlichen aufgrund eines Bashings im Netz werden zunehmen. Ich bedauere das, ich bin wütend, ich bin sprachlos, was aus dem WWW geworden ist.

    Einem WWW, das erfunden wurde, damit sich Nerds gegenseitig helfen bei PC-Problemen an einer Uni. Als man sich nur helfen wollte, nur Gutes wollte.

    So war das mal…

    Heute??

    Comment by Kerstin — 1.12, 2012 @ 16:19

  6. Nachsatz:

    Ich habe in der Schublade noch eine altmodische Karte von Bill Gates. Auf Papier. Der schrieb 1989 folgendes:

    „Wir machen jetzt das Ding, wir vernetzen uns. Es wird niemand mehr alleine sein, wir werden uns gegenseitig helfen.“

    Gegenseitig helfen, nicht alleine sein, Support geben. Ich habe zu einer Zeit gesurft, da hat es noch keinen Virus gegeben, keine Arschlöcher und auch sonst keine Angriffe.

    Was ist aus dem guten Gedanken geworden?

    Comment by Kerstin — 1.12, 2012 @ 17:01

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