Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

14.10.12

Die Bundeswehr fühlt sich wieder einmal verunglimpft

Ein Bundeswehroberst ruft zum Shitstorm gegen einen Popmusiker auf, eine (kleine) Meute bundeswehrnaher Menschen folgt diesem Aufruf bereitwillig und lässt auf der Facebookseite des Musikers kräftig Dampf ab. Das Ganze wird von einer eher aufgeregten Berichterstattung sowie einem Indizierungsantrag zur Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien begleitet. All das deutet darauf hin, dass die Diskussion um den Mohammed-Film auch hierzulande Spuren hinterlassen hat. Verunglimpft wird in diesem Fall aber kein Prophet, sondern nach Ansicht der Empörten die Bundeswehr.

Stein des Anstoßes ist das Musikvideo zu Joachim Witts neuem Song „Gloria“. Dort sieht man eine Szene, in der Soldaten, die Bundeswehruniformen tragen, eine Frau vergewaltigen und anschließen (angedeutet) ein Kind ermorden.

Ohne mich zur künstlerischen Qualität dieses Videos äußern zu wollen, stellt sich mir allerdings die Frage, wie man filmisch die Perversion des Krieges darstellen soll, wenn man keine mordenden und vergewaltigenden Soldaten mehr zeigen darf, die eine tatsächliche Uniform tragen. Das Video Witts ist so eindeutig von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt, dass das eigentlich Fragwürdige allein die Reaktionen hierauf sind. Eine Armee, die derart dünnhäutig reagiert, sollte ihre eigene Rolle und Öffentlichkeitsarbeit kritisch hinterfragen. Die bei Telepolis gestellt Frage, worüber man sich eigentlich aufregt, ist mehr als berechtigt.

posted by Stadler at 19:17  

11 Comments

  1. Typo: „Shitsorm“, 1. Zeile im Text. Sonst stark :^)

    Comment by suchenwi — 14.10, 2012 @ 19:24

  2. „Ehre“ und „Würde“ und „religiöse Gefühle“ – ist doch alles die gleiche Sauce. Und DAFÜR werden Menschen umgebracht. Damals und heute immer noch. Und die Gesetzbücher sind voll von diesem Dreck. Damals UND HEUTE!

    Die Entwicklungshöhe des homo sapiens:
    http://journalist.is/evolutionary_plan.jpg

    Comment by Aribert Deckers — 14.10, 2012 @ 19:53

  3. Das Video Witts ist so eindeutig von der Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt.

    Absolut! Wir leben schließlich auch in einer aufgeklärten, demokratischen Industrienation des 21. Jhd. Zudem amtierender Friedensnobelpreisträger.

    Ohne mich zur künstlerischen Qualität dieses Videos äußern zu wollen, stellt sich mir allerdings die Frage, wie man filmisch die Perversion des Krieges darstellen soll, wenn man keine mordenden und vergewaltigenden Soldaten mehr zeigen darf, die eine tatsächliche Uniform tragen.

    Auch das ist absolut nachvollziehbar. Soldaten im Krieg tragen nun ‚mal Uniform. Aaaaber…

    Dort sieht man eine Szene, in der Soldaten, die Bundeswehruniformen tragen, eine Frau vergewaltigen und anschließen (angedeutet) ein Kind ermorden.

    Aus einer abstrakten Uniform (siehe Zitat oben) ist eine konkrete Uniform geworden. Erkennbar im clip durch den Deutschlandfahnen-Aufnäher auf derselbigen. Profis erkennen Bundeswehruniformen möglicherweise ja noch an anderen Dingen, wie am Flecktarnmuster. Allerdings behaupte ich, daß die allermeisten nur wegen dieses Deutschland-Aufnähers auch die als Soldaten dargestellten Schauspieler überhaupt erst mit der deutschen Bundeswehr assoziieren, wodurch der aktuelle Bohei wohl auch erst entstand.
    In dem Zusammenhang komme ich persönlich zu der Überzeugung, daß das Musikvideo auch ohne die Deutschland-Aufnäher auf den Uniformen die gleiche Botschaft transportiert hätte.
    Aus diesem Grund stelle ich mir die Frage, weshalb der Produzent dieses Videos vorher nicht einfach die Aufnäher von der Uniform gefummelt hat. Auch ohne diese Deutschland-Aufnäher ist die Uniform immer noch eine Uniform.
    Darauf aufbauend frage ich mich weiterhin, ob das Musikvideo mit „neutralen“ Uniformen die gleiche Aufmerksamkeit erreicht hätte.
    So oder so: Ich für meinen Teil sehe das insgesamt locker und denke auch, daß die Bundeswehr das ebenfalls entspannter sehen sollte. In dem Punkt gebe ich daher Thomas Stadler absolut Recht: Die Bundeswehr sollte meiner Meinung nach eigentlich weiter und aufgeklärter sein, als z.B. die offenbar geistig minderentwickelten Menschen die wegen irgendwelchen Darstellungen in irgendwelchen Büchern oder wegen irgendwelchen Karrikaturen reflexartig Menschen anderern Glaubens umbringen oder wie wildgewordene Neandertaler irgendwelche Fahnen anzünden und wie die Irren durch die Gegend krakelen…
    Befremdlich finde ich persönlich auch so ‚was hier:

    Indizierungsantrag zur Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien begleitet.

    Warum wird im Moment eigentlich alle Nase lang und überall direkt immer reflexartig nach Zensur geschrien (zumal eine Indizierung m.M.n. meistens besonders großes Interesse weckt)?

    Naja, wie dem auch sei… In dem Zusammenhang ganz kurz noch einen Schwank aus meiner Jugend. Und zwar wurde z.B. im Jahre 1988 das C64-Computerspiel „Commando“ wegen Kriegsverherrlichung indiziert. Das sorgte seinerzeit in der „Szene“ für große Aufregung und TamTam. Zur Veranschaulichung siehe bitte hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=hDAhixO2t5w
    Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist -denke ich- erkennbar…
    ——————————
    @Soldaten der deutschen Bundeswehr:
    Der Musiker (nebenbei übrigens ein Landsmann) hat nach eigenen Angaben bereits Mordrohungen deswegen bekommen und hat Angst vor gewaltätigen Übergriffen durch Bundeswehrsoldaten. Findet ihr das nicht etwas verquer? Leute, es ist doch unter’m Strich nur ein Musikvideo! Inhaltlich darf jeder davon natürlich halten, was er will – das ist bei Kunst ja auch der Sinn der Sache. Ich persönlich hätte z.B. die Aufnäher abgepiddelt, weil ich grundsätzlich die Meinung vertrete daß man abstrakt adressierte, kritische Botschaften auch abstrakt transportieren kann. Auch sonst spricht es mich persönlich nicht sonderlich an. Deswegen aber Gewalt anzudrohen, die Zensurkeule zu schwingen und ähnliches, ist m.E. für ein aufgeklärtes Deutschland sehr beschämend und entspricht im Grunde genau dem Gegenteil für das ihr unter anderem am Hindukusch den Kopf hinhaltet. Denkt mal drüber nach…

    In diesem Sinne, Baxter (OG aD)

    Comment by Baxter — 14.10, 2012 @ 21:41

  4. Nachtrag: Ich hätte meine persönliche Meinung auch kürzer zum Ausdruck bringen können. Nämlich mit einem Zitat von Oscar Wilde:

    I may not agree with you, but I will defend to the death your right to make an ass of yourself.

    Comment by Baxter — 14.10, 2012 @ 23:39

  5. Abgesehen von der juristisch klaren Situation:

    Wenn der Filmemacher bewusst durch Bundeswehruniformen die Publizität gesucht hat, ist er ja jetzt bedient.

    Wenn es unbeabsichtigt war, hat er die Quittung für sein unreflektiertes Verhalten.

    Comment by irgendeiner — 15.10, 2012 @ 10:26

  6. Zumal die kleinen Deutschlandfähnchen ja nicht nur von Soldaten der Bundeswehr getragen werden, wie man fast täglich auf diversen deutschen Nachrichtensendern mit Berichten aus Krisengebieten sehen kann. Woher auch immer die Uniformteile stammen, die Milizen auf der halben Welt tragen: die deutsche Flagge am Arm macht noch keinen Bundeswehrsoldaten.

    Wäre man bei der Bundeswehr clever (aber dann wäre man ja nicht bei denen ;) ), hätte man einfach „cool“ reagiert und eine kurze Stellungnahme nach dem Motto: „Wir begrüßen die künstlerische Verarbeitung des Problems des Flaggenmissbrauchs durch Milizionäre“ oder etwas ähnliches. Dazu noch kurzes Blabla über moralische und militärische Standards bei der BW und die Sache hätte niemanden weiter interessiert.

    Man kann natürlich auch den Weg gehen, den man dann wirklich gegangen ist und sich wundern, dass man dabei nur verlieren kann ;)

    Comment by Kommentator — 15.10, 2012 @ 10:28

  7. Mir dünkt, dass das Video in Opposition der aktuellen Werbekampagne der BW steht. Die BW hätte ja lieber solche Schlüsselworte wie: „Action, Adrenalin, Abenteuer! Die Herausforderung deines Lebens“

    Comment by Martin — 15.10, 2012 @ 10:53

  8. Peinlich für diesen Staat ist es erstmal, daß man sich vor Jahrzehnten bis zum Bundesverfassungsgericht klagen mußte, um Soldaten als das zu bezeichnen, was sie sind: Berufsmörder in spe. Im Staatsauftrag.

    Wenn ich mir so anschaue, was Soldaten schon immer verbrochen haben, dann ist Vergewaltigung anscheinend deren Lieblingsbeschäftigung gewesen. Dazu kommen Plünderung, Folterung, Abschlachtung von Zivilisten, deren Verbrennung (gerne lebend), Totschlag (gerne Säuginge an Bäumen den Schädel einschlagen), urinieren auf Lebende und Tote (auch gerne mit Fotos fürs Album), absägen von Körperteilen (Halsketten aus Zähnen usw.), posieren mit Totenschädeln (gerne auf dem Panzer), Vergewaltigung von Frauen, Kindern und gar Säuglingen ist auch beliebt (im so genannten „Dreißigjährigen Krieg“ Säuglinge aufgespießt, grölend herumgetragen an diesem und dann in die Flammen geworfen/siehe Zeugenaussagen) etc. etc. etc..

    Stecke Männer in eine Uniform, lasse sie in eine rechtsfreie Situation kommen (Krieg), wo sie keine Strafverfolgung zu fürchten haben, schon kommt das Monster, die Bestie, in ihnen zum Vorschein.

    Das ist ein Faktum. Wer das bestreitet, ist ein dreckiger Lügner, Verleugner und doof wie ein Scheißhaufen.

    Comment by Tim — 17.10, 2012 @ 15:58

  9. Nachtrag:

    Ich möchte aufgrund meiner afrikanischen Freunde auch nicht die Verbrechen von Berufsmördern in Afrika unangesprochen sehen. Diese Mörder haben wie folgt ausgesagt:

    „Naürlich haben wir die Frauen nicht gefesselt, wir haben ihnen die Beine gebrochen, dann konnten sie nicht weglaufen. Wenn wir eine schwangere Frau gesehen haben, sind die Wetten losgegangen, ob sie einen männlichen oder weiblichen Mist in sich hat. Dann haben wir die Wetten gesetzt, die Frauen lebendig aufgeschlitzt, das Teil rausgerissen und geschaut. Der Gewinner nahm das Geld.“

    Das zu Berufsmördern in Uniform. Und jetzt möchte ich von solchen Typen nichts mehr hören und sehen.

    Schöne Woche weiterhin!

    Comment by Tim — 17.10, 2012 @ 16:45

  10. Pps.

    Warum werden eigentlich Soldatinnen in den deutschen Kasernen vergewaltigt? Wie kommt es eigentlich, daß ständig selbstgedrehte Filmchen auftauchen von Soldaten, die Vergewaltigungen nachahmen und Folterungen? Deutsche Kasernen ein Tummelbecken für Idioten, Vergewaltiger, Dreck? Wie kommt es, daß Soldaten in Kasernen sich gegenseitig foltern, dafür vor Gericht standen? Auch Vorgesetzte??

    Berufsmörder unter sich. Und wehe, sie werden auf Zivilisten losgelassen! Man stelle sich das vor. Was dann geschieht?? Siehe oben.

    So, ich habe fertig. Und jetzt sollte sich besser kein Berufsmörder melden, der eine Gegenrede hält. Abschaum!

    Comment by Tim — 17.10, 2012 @ 18:24

  11. Aufgrund der zahlreichen Anfragen, ob man meine obigen Texte kopieren, zitieren etc. darf, schreibe ich hier ausdrücklich:

    Ihr dürft. Macht damit, was Ihr wollt. Ich gebe diese Texte frei.

    Comment by Tim — 20.10, 2012 @ 11:35

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