Facebook löscht Foto eines Hundeschwanzes
Peter Glaser ist ein Journalist und Schriftsteller, den man, zumal im Onlinekontext, kennen muss. Wie Facebook einen Beitrag von ihm löschte und seinen Account einer Sicherheitsüberprüfung unterzog, weil man das Foto des Schwanzes eines schlafenden Hundes als pornographisch eingestuft hat, schildert er in seiner bekannten Art entsprechend poiniert.
Bei mir setzte bei der Lektüre seines Textes, wie so oft, auch gleich der juristische Reflex ein und mir kam sofort das Lüth-Urteil des Bundesverfassungsgerichts in den Sinn und die Frage nach der (mittelbaren) Grundrechtsbindung eines Unternehmens wie Facebook. Denn wer mit dem (juristischen) Pornographiebegriff vertraut ist, der weiß natürlich, dass dieses Foto eines Hundeschwanzes, das wie Peter Glaser zutreffend bemerkt, nur im Kopf des Betrachters eine Assoziation auslöst, keine pornographische Darstellung ist.
Diese Form der unzulässigen Privatzensur durch Facebook ist angesichts der Monopolstellung des Unternehmens ein ernsthaftes Problem. Google+ hat übrigens anders als Facebook nicht gelöscht. Unabhängig von anderen Fragwürdigkeiten scheint mir Facebook mit seiner Prüderie einfach auch humorlos und uncool zu sein. Es ist vielleich auch für mich an der Zeit, diesem unsozialen Netzwerk den Rücken zu kehren.
Das ist keine Hundeschwanz – Das ist der ganze Hund (der „Schwanzhund“). Die Hinterläufe sehen aus wie Testikel, der Kopf wie die „glans penis“.
Soviel Zeit muss sein.
Comment by Bioinc — 5.03, 2012 @ 16:49
So beginnt die Selbstzensur bis hin zum Mittelalter, welches wir komplett, nicht nur in Teilen, überholen werden.
Comment by Rolf Schälike — 5.03, 2012 @ 17:04
Auf den ersten Blick: Auf dem Foto ist nicht der Schwanz eines Hundes. Das ist der ganze Hund.
Comment by Erbloggtes — 5.03, 2012 @ 17:08
Oh, sorry, wurde schon erwähnt.
Comment by Erbloggtes — 5.03, 2012 @ 17:08
dass das jetzt eine Meldung wert ist, überrascht mich doch.
Das ist schließlich keine Premiere:
Beispiel stillende Mütter auf FB,
freizügige Stern-Titelblätter auf dem iPad
und bei flickr ist das erst recht ein alter Hut …
Comment by markenware — 5.03, 2012 @ 17:25
So langsam bestätigt Facebook von ganz alleine einige meiner Argumente, warum ich Facebook verlassen habe und dieses blocke. Ich muss gar nichts dazu tun :-)
So konsequent wie Facebook löscht oder die User verarscht, so konsequent sollte man gehen.
Was viele nicht verstehen: Facebook ist wie ein privates Forum, wo irgendein Moderator Hausrecht hat und löscht was ihm nicht gefällt.
Wer Facebook mit dem (noch) offenen Internet verwechselt, darf sich nicht wundern.
Comment by Frank — 5.03, 2012 @ 17:50
Das Problem ist ja nicht nur dass Facebook eine Monopolstellung unter den sozialen Netzwerken hat, nein, Facebook entwickelt sich zu einer Monopolstellung des ganzen Internets…
Die ganzen Fanseiten ersetzen mitlerweile die Homepages von privaten und kommerziellen Anbietern.. Foren werden durch Facebook ersetzt, E-Mails werden durch Facebook ersetzt. Chats durch Facebook.. Kontaktaufnahme von Personen, Firmen werden auf Facebook verlagert…
Es gibt eine handvoll Leute, die fast ausschließlich nur Facebook als Internet kennen.. wenn die gesperrt werden, dann bricht die gesamte Onlinewelt zusammen.
Früher wurde man von einzellnen Foren ausgeschlossen nur weil man nicht der Meinung der Betreiber und deren Admins war.. der ausschluss war aber auf dieser Seite Begrenzt, dem ist bei Facebook nicht so…
So langsam wird mancher ohne Mitgliedschaft bei Facebook aus dem sozialen Leben ausgegrenzt.
Das Internet entwickelt sich zu Facebooknet und die gesamte Kommunikation wird darüber abgewickelt.. ein Rückschritt
Comment by christian — 5.03, 2012 @ 18:26
Um allen direkt eine Alternative zu bieten:
https://joindiaspora.com/
Wenn nur all diejenigen, die sich über Facebook und Google+ aufregen da hin wandern ist die kritische Masse auch erreicht ;)
Comment by Johannes — 5.03, 2012 @ 18:37
Schade, zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass Herr Stadler nicht weiß, worüber er schreibt. Offensichtlich hat er das Bild nicht gesehen.
Comment by dirk — 5.03, 2012 @ 19:00
> „So langsam wird mancher ohne Mitgliedschaft bei Facebook aus dem sozialen Leben ausgegrenzt.“
Das beginnt vor allem auch in den Schulen, wo verschiedene Dinge in einer Facebook Gruppe abgesprochen werden. Teils von den Lehrern animiert.
Was macht nun ein Schüler, der kein Facebook nutzen will oder darf, und von den Lehrern dazu gedrängt wird?
Andererseits fühle ich mich nicht ausgegrenzt, nur weil ich nicht bei Google+ und Facebook bin. Es lebt sich ganz gut ohne Facebook, kann ich sagen.
Facebook hatte die Ausgrenzung schon selbst begonnen, als es anfing, scheinbar unwichtige Beiträge von „Freunden“ in der eigenen Timeline nicht mehr erscheinen zu lassen. Irgendwann entdeckte ich, dass Facebook mir nicht alles zeigt, was dazu führte, dass ich nicht mitbekam, was gute Bekannte gerade diskutierten.
Erst nachdem ich deren Timeline mal durchforscht hatte, fiel mir das auf und da wurde mir klar, dass mir Facebook Informationen vorenthält.
Und das ist echte Ausgrenzung, durch Facebook selbst (ob so gewollt oder nicht, ist egal, die Wirkung ist die gleiche).
Da kann ich doch auch gleich ganz weg bleiben.
Es gibt Alternativen, Telefon, Email, Blogkommentare, andere Foren oder Social Media Portale, usw.
Man muss Facebook nicht als „Die Internet-Welt“ betrachten, es geht auch ohne.
Comment by Frank — 5.03, 2012 @ 19:29
@ 9
Äm.. Hr. Stadler hat den Beitrag verlinkt, nach dem Eintrag hier offensichtlich auch gelesen.. und dort ist dick und fett das Foto zu sehen…
Nehme mal an das war ein Hinweis, dass das Verhalten von Facebook gerechtfertigt ist und es sich wohl doch um ein „pornografisches Foto“ handeln soll ?!
Der schlafende Hund hat maximal die Form eines Penises, mehr aber auch nicht. Ich beschäftige mich zwar nicht mit vollbeharten Geschlechtsteilen von Lebewesen, würde aber mal behaupten dass es eindeutig erkennbar ist, dass es sich NICHT um ein Geschlechtsteil handelt!
Comment by christian — 5.03, 2012 @ 19:33
@ 10
>Was macht nun ein Schüler, der kein Facebook >nutzen will oder darf, und von den Lehrern dazu >gedrängt wird?
Dass der Schüler kein FB nutzen will ist leider heute wohl ein seltener Fall. Der Gruppenzwang führt leider dazu…
In den kleinen Rest der Fälle (FB Zwang durch Lehrer) sollte eine E-Mail an den Landesdatenschutzbeauftragten, CC an die Schulleitung und den Schulträger helfen.. einfach mal „blöd“ nachfragen ob Facebook ab jetzt in den Lehrplänen steht und wie das mit dem Datenschutz und deren Einwilligung aussieht.
Comment by christian — 5.03, 2012 @ 19:44
@ 11: Er schrob: „weil man das Foto des Schwanzes eines schlafenden Hundes als pornographisch eingestuft hat“. Passt leider überhaupt nicht zum Bild, wie Sie ja auch treffend festgestellt haben.
Comment by dirk — 5.03, 2012 @ 19:52
Hm. Eine Runde juristisches Brainstorming:
§ 315 BGB, AGB-Kontrolle, gar AGG,
Art. 46b EGBGB, eine GmbH in Hamburg,
EuGVO…Art. 11 GRC..*Grübel,grübel*
Facebook als eine Art „europäische Diskothek“, mit sinistren Türstehern und willkürlichen Rauswerfern?
Immerhin: Die Stadt München hat ja schon schon mit ihrem Stadt-Portal das berüchtigte „who cares?“ von FB erfahren dürfen.
Ich wundere mich, dass wegen jedem „Maschendrahtzaun“ geklagt wird, nur FB bleibt ungeschoren. Eine irische Ltd. sollte kein ernsthafter Gegner sein.
Die wohl aus steuerlichen Gründen in Irland geführte europäische Niederlassung, könnte Facebook einige Probleme bereiten. Mit der Niederlassung in Irland spare Facebook nicht nur viel Geld, „es ist auch irisches und europäisches Datenschutzrecht und Konsumentenrecht [!] auf Facebook anwendbar“, so Max Schrems. Wohl nicht ganz falsch, der Eindruck…
Comment by Wohlinformierte Kreise — 5.03, 2012 @ 21:09
Ich dachte im ersten Moment, wo ich den Titel las:
Was geht’n da? Wer sollte einen „Hundeschwanz“ online stellen. Aber dank der Erklärungen in den comments wusste ich dann, worum es geht und nun wird das Fragezeichen über meinem Kopf nur größer. Das ist doch soooo ein harmloses Foto. Da sollte jeder Mensch drüber schmunzeln können! Und bereits da einen privaten Zensurbalken vorzuschieben erscheint mir als arg bedenklich.
Comment by Alex — 6.03, 2012 @ 13:26