Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

21.11.13

Frauenquote in Aufsichtsräten = Augenwischerei

In den Koalitionsverhandlungen hat man sich auf eine Frauenquote von 30% für die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen geeinigt. Diese Frauenquote soll aber nur für Aufsichtsräte und nicht für Vorstände gelten.

Auch wenn das vielleicht nicht jedem klar ist, aber die wirklich relevanten Managerposten sind die in den Vorständen und nicht die in den Aufsichtsräten. Der Vorstand leitet die Aktiengesellschaft und führt die Geschäfte (§ 76 und 77 AktG). Die Aufgabe des Aufsichtsrats beschränkt sich darauf, die Geschäftsführung zu überwachen (§ 111 Abs. 1 AktG). Während die Tätigkeit als Vorstand einen Fulltime-Job darstellt, ist die Tätigkeit als Aufsichtsrat eine typische Nebentätigkeit. Das spiegelt sich auch in der Bezahlung wider. Während die Vorstände großer DAX-Unternehmen durchgehend Millionengehälter erhalten, verdienen Aufsichtsräte auch dort regelmäßig „nur“ sechsstellige Beträge. Nur zwei deutsche Aufsichtsräte verdienen knapp über eine Million EUR. Im Vergleich dazu verdient der billigste Dax-Vorstand 1,39 Millionen EUR im Jahr, das Durchschnitsseinkommen der Dax-Vorstände beträgt 5,33 Millionen jährlich.

Warum führt man eine Frauenquote also nicht dort ein, wo tatsächlich die Musik spielt, nämlich in den Vorständen? Eine Frauenquote von 30 % in Aufsichtsräten ist ein nettes Placebo und bietet die Möglichkeit (ehemaligen) Politikerinnnen und auch weiblichen Funktionären beispielsweise der Gewerkschaften ein schönes Zubrot zu ermöglichen. Mehr haben Union und SPD in den Koalitionsverhandlungen nicht vereinbart. Klassische politische Augenwischerei.

posted by Stadler at 11:02  

12 Comments

  1. He, das ist ein Kompromiss der quotenablehnenden Union mit der aktuellen SPD-Spitze. Da wird ja wohl niemand eine fuer die Bevoelkerung relevante Loesung erwartet haben?

    Comment by hs — 21.11, 2013 @ 12:03

  2. Die Frauenquote an sich ist doch schon Augenwischerei, da sie nur hübsche Blondchen nach oben hieft, die irgend was mit Medien, Pädagogik oder Sozikram studiert haben, aber darin keinen Job finden. Hauptsache auf dem Photo der nächsten Hauptversammlung steht was hübsches mit Rock für die Photografen von Handelsblatt & Co. Echte Fachkompetenz wird sich damit nur selten finden.

    Comment by Joey — 21.11, 2013 @ 14:13

  3. Ja da zeigt es sich wieder, dass Stadler ein Femi ist – ich denke der Blogpost entbehrt sich jeden Kommentars.

    Comment by Heinz — 21.11, 2013 @ 21:28

  4. Solange das INNEN-Volk die Gleichstellung nicht bei der Müllabfuhr oder bei den Menschen, die an der Autobahn Ausbesserungen durchführen fordern, sondern nur bei „höherwertigen“ Jobs, solange werde ich folgende Behauptung aufrecht erhalten: Dieser ganze Quotenunsinn dient nur dafür, inkompetente und faule Frauen ohne dass diese etwas leisten müssen in irgendwelche Pöstchen zu hieven.

    Übrigens – und das ist die Frage nach der rechtlichen Bewertung – wer haftet eigentlich in einem Quoten-Szenario dafür, wenn man eine inkompetente Quotenfrau einstellen muss statt einem kompetenten „nicht-weiblichen“ Bewerber und die inkompetente Bewerberin fährt die Firma an die Wand?

    Comment by Werner Niedermeier — 21.11, 2013 @ 22:24

  5. Herr Stadler,
    Sie befürworten eine Frauenquote in Vorständen, nachdem eine Frauenquote in Aufsichtsräten offenbar ausgemachte Sache ist. Begründung Ihrer Sichtweise ist, in Vorständen gäbe es mehr zu verdienen, deshalb sollen offenbar die Frauen dorthin.

    Von einem Juristen hätte ich mehr erwartet. Wir haben immer noch GleichBERECHTIGUNG im Grundgesetz, nicht GleichSTELLUNG. D.h. gleiche CHANCEN, nicht qua Gesetz gleicher Verdienst unabhängig von der Leistung.

    Ganz tiefes populistisches Niveau, absoluter Ausreißer im ansonsten so ausgezeichneten und interessanten Blog.

    Comment by Fry — 21.11, 2013 @ 23:00

  6. da ist stadtler wohl der ideologische gaul durchgegangen. argumentativ allenfalls gerade auf stammtischhöhe. schade.

    Comment by golda meir — 22.11, 2013 @ 07:00

  7. Wird interessant sein zu sehen, ob die Einkommen der Aufsichtsräte nun relativ sinken werden, wie dies gewöhnlich der Fall ist, wenn Berufe zu Frauenberufen werden.

    Comment by W — 22.11, 2013 @ 07:48

  8. Man könnte auch eine Männerquote an Kindertagesstätten oder Grundschulen fordern. Aber solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, werden sich weder genug Frauen auf Vorstandsposten bewerben, noch genug Männer als Grundschullehrer oder KiTa-Erzieher. Es ist u.a. Aufgabe der Politik diese Rahmenbedingungen zu schaffen.

    Comment by Ein Mensch — 22.11, 2013 @ 14:26

  9. Abgesehen davon, dass die aus Besatzungsmacht-historischen Gründen existierenden Aufsichtsräte in Wirklichkeit kein Mehr an Kontrolle bringen und den Börsenwert der Unternehmen im internationalen Vergleich erheblich mindern, sind Frauenquoten verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Einer ernsthaft geführten verfassungsmäßigen Prüfung würden die wenigsten stand halten.
    Aber so hat das Volk (in wirklicher Ermangelung einer diesbezüglichen Alternative) halt gewählt.

    Comment by K — 22.11, 2013 @ 18:00

  10. Von welcher Musik sprechen Sie? Was verstehen Sie unter Musik und warum? Was unterscheidet ein Kammerorchester von einer Konzertveranstaltung? Spielen alle Musiker die gleiche Musik? Oder habe wir es hier einfach mit den Bremer Stadtmusikanten zu tun? Ich behaupte Letzteres, denn Sie haben das Thema bei Weitem nicht abschliessend behandelt:

    http://www.freitag.de/autoren/thx1138/die-frauenquote-ein-irrtum-ohne-folgen

    Der Text ist mittlerweile um drei weitere Kapitel gediehen: Welches Geschlecht gründet die Unternehmen? Und: Die richtige Höhe der Quote, ein Mysterium: Wann sind Frauen angemessen in ‚Führungsetagen‘ vertreten? Und dann noch ein ganz entscheidendes, methodisches Manko dieser ganzen Debatte: Warum gibt es bislang international keine klare Definition dessen, was alles unter den Begriff ‚Führungsposition‘ fällt?). Mann, denke ich mir manchmal: Wie ist es bloss um unsere Denk- und Geisteskultur bestellt? Oder rennen einfach alle jeder Sau hinterher, die gerade durch’s Dorf getrieben wird..?

    Comment by Marcel Zufferey — 22.11, 2013 @ 21:39

  11. Eine Frauenquote löst das Problem überhaupt nicht. Das Problem, das ist, dass die Unternehmensstrukturen und Unternehmenskulturen derzeit männlich geprägt sind. Frauen bewerben sich deshalb weniger auf Vorstandsposten, weil viele davon überhaupt kein Interesse haben, sich in dieser Weise auf ein Unternehmen einzulassen. Die Frauen, die das tun, und die gibt es selbstverständlich, agieren männlich, teilweise männlicher als entsprechende Männer, um sich in den vorhandenen (männlich geprägten und dominierten) Strukturen zu halten. Anzustreben wäre möglicherweise, dass man die Strukturen so ändert, dass Frauen ganz natürlich danach streben, solche Posten zu besetzen. Das ist entsprechend mit den Männern die sich nicht als Erzieher an KiTas bewerben, weil es dort anscheinend keine Profilierungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten gibt.

    Comment by Ein Mensch — 25.11, 2013 @ 11:57

  12. Ich finde Quoten ziemlich sinnlos. Es braucht bestimmte Eigenschaften, eine Führungsposition zu erreichen (v.a. ausfahrbare Ellenbogen), und ob mit oder ohne Quote: Wer so weit aufsteigt, hat das „mind set“ einer Führungsperson, und dürften somit auch ähnliche Entscheidungen treffen, womit m.E. kein Grund mehr für eine Quote besteht.

    Comment by Hackworth — 25.11, 2013 @ 16:23

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