Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

22.3.12

Sven Regener und das Urheberrecht

Seit gestern kursiert ein Interview des Musikers und Schriftstellers Sven Regener – dessen Texte und Musik ich sehr schätze –  das man als Rant oder, wäre es in schriftlicher Form verfasst worden, als Pamphlet bezeichnen muss. Regener lässt mächtig Dampf ab. Er äußert sich zum Thema Urheberrecht und regt sich über Filesharer bzw. die Gesellschaft im Allgemeinen auf und beklagt ihren mangelnden Respekt vor den Künstlern. Auch YouTube, Google und die Piratenpartei bekommen ihr Fett ab.

Die Aufregung kann man in gewisser Weise verstehen, wobei Sven Regener sicherlich zu der Gruppe von Künstlern gehört, die in der glücklichen Lage sind, mit ihrer Musik und ihren Romanen ausreichend zu verdienen. Die Frage, die sich mir stellt ist aber die, ob Regener die Situation – wenn man die Polemik ausklammert – im Kern zutreffend analysiert und ob man deshalb die Aussage Jürgen Kuris „Wo er Recht hat, hat er Recht“ unterschreiben kann.

Was Regener – und mit ihm viele Kreative und Rechteinhaber gerade aus dem Musikbereich – verkennt, ist der Umstand, dass die Musikindustrie über kein gut funktionierendes Geschäftsmodell mehr verfügt, weil man nicht flexibel genug war, das eigene Geschäftsmodell an die neuen Gegegebenheiten anzupassen, obwohl sich hierfür im Laufe der Zeit ausreichend Möglichkeiten geboten haben. Über die Milchmädchenrechnungen der Musikindustrie habe ich vor längerer Zeit bereits ausführlich gebloggt.

Und an dieser Stelle müssten Kreative wie Regener auch erkennen, dass sie zumindest formal durch ein Monopolrecht, das wir Urheberrecht nennen, in einer Art und Weise geschützt werden, wie kaum ein anderer Dienstleister, um den Künstler jetzt mal ganz nüchtern auf den geschäftlichen Aspekt zu reduzieren, was Regener aber ebenfalls macht.

Warum funktioniert das Geschäftsmodell der Musikindustrie also nicht mehr, obwohl es vom Gesetzgeber massiv durch ein weitreichendes Urheberrechtsregime gestützt wird?

Der Erfolg eines jeden Geschäftsmodells hängt entscheidend davon ab, die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft zu erfüllen. Wem das nicht gelingt, der hat keinen Erfolg im Geschäftsleben. Die Musikindustrie hätte sich in den letzten 15 Jahren immer wieder die Frage stellen müssen, wie die Menschen Musik konsumieren und wie die sich wandelnden Bedürfnisse so befriedigt werden können, dass damit gleichzeitig auch die Labels noch genug verdienen. Für diese Fragestellung hat sich die Musikindustrie, in Gestalt der Major-Labels, aber nie interessiert. Denn ihre durch die Vorstellung des geistigen Eigentums geprägte Haltung war immer die, als Rechteinhaber selbst darüber zu entscheiden, wie die Musik vertrieben und verkauft wird. Der Konument hat das Produkt gefälligst in der Form zu akzeptieren, wie es ihm angeboten wird. Diese Haltung hat zunächst dazu geführt, dass man Ende der 90’er die große Chance verpasst hat, eine eigene Downloadplattform und damit überhaupt erst ein legales Angebot zu schaffen. Aus Sicht des zahlungswilligen Musikkonsumenten gab es viele Jahre lang keinerlei Angebot im Netz. Wer Musik downloaden wollte, musste dies zwangsläufig illegal tun. Eine halbe Generation ist in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es legale Downloadangebote ohnehin nicht gibt.

Es dauerte dann bis zum Jahre 2004 bis sich hieran etwas änderte. Es war aber keineswegs die Musikindustrie, sondern das IT-Unternehmen Apple, das die bis dahin gängige These, dass man im Internet keine Musik verkaufen kann, widerlegt hat. Viele Labels sind aber selbst dieser Entwicklung anfangs nur widerwillig gefolgt. Die Musikindustrie musste förmlich zum Jagen getragen werden. Diese Haltung ist bis heute nicht gänzlich verschwunden, sondern äußerst sich jetzt in einer – allerdings schwindenden – Skepsis gegenüber Streamingplattformen wie Spotify. Auch hat man den Eindruck, dass die Industrie die Notwendigkeit der Ausrichtung an den Bedürfnissen der Kunden immer noch nicht verinnerlicht hat. Viele Nutzer besorgen sich heutzutage zum Beispiel amerikanische Fernseherien schlicht deshalb illegal, weil es in Deutschland keine legalen Angebote gibt. Die Content-Industrie hat es versäumt, der Nachfrage der Kunden ein Angebot gegenüber zu stellen. Der Glaube an die Macht des Urheberrechts und der fortwährende Ruf nach dem Gesetzgeber haben die Branche insgesamt davon abgehalten, sich mit den Bedürfnissen ihrer Kunden zu befassen und die veränderten Umstände als Chance zu begreifen und nicht nur als Bedrohung.

Man wird es allerdings stets hinnehmen müssen – und hier hilft auch kein Gesetzgeber – dass Musik und Filme in gewissem Umfang kopiert und kostenlos weitergegeben werden. Dies war bereits in den 80’er und 90’er Jahren so. An dieser Stelle wage ich sogar die These, dass das Urheberrecht die Musikindustrie zu der Annahme verleitet hat, nicht den Anforderungen der Kunden und des Marktes ausgesetzt zu sein und weiterhin selbst bestimmen zu können, auf welchem Weg Musik verbreitet wird. Ein folgenschwerer Irrtum.

Sven Regener hat in einem Punkt seiner Wutrede aber vermutlich dennoch Recht. Denn der Künstler ist in der Tat der Letzte und wirklich Leidtragende in der Kette. Das ist aber kein Grund dafür, die Musikindustrie zu verteidigen und in den Kanon der allzu populären Kritik an Google & Co. einzustimmen. Die Kritik der Künstler müsste sich konsequenterweise nämlich zuvorderst gegen die Musikindustrie richten, was auch mit der Erkenntnis einher gehen müsste, dass diese Industrie mitnichten die Interessen der Künstler wahrt und vertritt.

Der Ausbruch Regeners zeigt darüber hinaus aber auch keine Lösungsmöglichkeiten auf und passt damit letztlich zu der primär lamentierenden Haltung der Musikindustrie. Auch wenn man noch drei Abkommen wie ACTA beschließt, wird dies die Situation der Kreativen nicht verbessern. Der Ruf nach dem Gesetzgeber hilft lediglich einigen Glücksrittern einer künstlich neu geschaffenen Abmahnindustrie, aber nicht den Urhebern. Es wird auch niemand das Rad der Zeit zurückdrehen, weshalb es künftig nur darum gehen kann unter den gegebenen Bedingungen Geschäftsmodelle zu entwickeln die funktionieren.

posted by Stadler at 16:07  

133 Comments

  1. Regner hat vor allem in einem wesentlichen Punkt Recht: „Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.“ Der Ton der Urheberrechtsdebatte ist vielerorts an Zynismus, Aggressivität und Respektlosigkeit Einzelurhebern (Künstlern, freien Journalisten etc.pp.) mittlerweile nicht mehr zu übertreffen – zum Schaden einer notwendigen Debatte.

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 16:12

  2. „…Einzelurhebern *gegenüber*“ natürlich … ;)

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 16:19

  3. Ich denke es geht Regener nicht um die Verteidigung von Major-Geschäftsmodellen und Abmahnwesen. Er greift lediglich die Position an, die GEMA „zensiere“ auf YouTube und stelle sich gegen die „freie Kommunikation“.
    Darauf antwortet er im Kern: was du auf YouTube nicht findest, gibt es anderswo. Zur Not muss man dafür bezahlen. Aber von Zensur kann eben nicht die Rede sein.

    Ich denke er hat da 100% recht.

    Comment by RJonathan — 22.03, 2012 @ 16:20

  4. Auch seine Kritik an YouTube ist sehr kurz gedacht. Youtube ist ein Kanal der sich als Werbeplattform etabliert hat; so wie es früher myspace war. Kostenlos können Künstler ihre Inhalte zur Verfügung stellen um sch zu bewerben. Wer das nicht tut verzichtet auf einen relevanten Kanal und darauf Konsumenten vorgeschlagen/untergejubelt zu werden.
    Ich zweifle stark daran, dass 100.000 Youtube-Klicks dem Unternehmen google so einen enormen finanziellen Erfolg beschert, der an die Künstler realistisch abgeführt werden kann.

    Comment by fatmike182 — 22.03, 2012 @ 16:32

  5. Ihr neulich schon in der Zeit verbreites Lamento von der Aggressivität der Internetnutzer macht mich in der Tat leicht aggressiv. Natürlich sollen Sie bezahlt werden, wenn Ihre Werke genutzt werden. Aber ob es Ihnen gefällt oder nicht: Es gibt keine Recht darauf, von dem was man gerne tut und gut kann, leben zu könen. Wenn Sie das irgendwie frech finden – willkommen in der Realität.

    Und was sagt uns dieser abgedroschene Satz, den Sie für einen wichtigen Punkt halten? Ist er Teil der „notwendigen Debatte“? Wo sollte eine solche Debatte unter dieser Prämisse hinführen, welche Schlüsse kann man daraus ziehen, welches Vertriebsmodell entwickeln?

    Comment by Sanníe — 22.03, 2012 @ 16:37

  6. Ah, soviel los hier. Ich beziehe mich auf Frau Rost.

    Comment by Sanníe — 22.03, 2012 @ 16:38

  7. Sven Regener hat das Problem leider schon im Ansatz überhaupt nicht verstanden. Sicherlich soll er für seine Arbeit bezahlt werden, ohne Frage. Aber seine Sichtweise bzw. sein Standpunkt ist völlig unreflektiert und beleuchtet nur einen einzigen Aspekt. Hätte er das Problem in seiner Gänze verstanden, wäre die Argumentation umfassender und würde die verschiedenen Aspekte beleuchten.
    Aber sie ist schon im Ansatz fehlerhaft und blendet wichtige Aspekte, wie es Herr Stadler schon korrekt gebloggt hat, einfach aus. In der Schule würde das wahrscheinlich unter „Thema verfehlt“ laufen.
    Hinzu kommt, dass Herr Regener gar nicht erkennt, welche Chancen sich durch das „Web 2.0“ bieten, sondern darauf – typisch für Leute, die damit nicht aufgewachsen sind – mit einer Grundsatzablehnung reagiert. Er scheint mir geistig vor der „Entdeckung“ des Internets stehen geblieben zu sein.

    Die Welt ist nicht so einfach, wie sie sich Herr Regener macht.

    Schade, dass ich mir gerade was von ihm gekauft habe und nicht mehr umtauschen kann…

    Comment by Michael — 22.03, 2012 @ 16:46

  8. @Sannie: „Aber ob es Ihnen gefällt oder nicht: Es gibt keine Recht darauf, von dem was man gerne tut und gut kann, leben zu könen.“ Das behauptet auch keiner. Die Frage nach alternativen Honorarmodellen – die auch in der Praxis funktionieren – ist allerdings bislang noch nicht mal ansatzweise beantwortet. Ein Weg dorthin könnten die Verwertungsgesellschaften sein: Als Ansatz, einerseits Nutzungsrechte klären zu können (via Ermittlung des Urhebers und z.B. entsprechender Lizenzierungsmodelle), andererseits aber auch, um den Weg des Honorars zum Urheber zu ermöglichen – was im Falle von CCplus-Lizenzen durchaus einen gewissen Charme hätte.

    Darüber hinaus ist die momentane Urheberrechtsdebatte auf einige wenige Aspekte reduziert, das Thema an sich ist weitaus komplexer. Was ist Kultur (bitte nicht zu eindimensional nur als „Kunst“ interpretieren) uns allen – als Gesellschaft – wert? Politische Ideen, politische Systeme und vieles mehr entstehen nicht im luftleeren Raum, sondern sind wichtige Fundamente einer Gesellschaft.

    Ein Zitat von Jan Delay beschreibt das sehr zutreffend: „“Ich lade auch selber mal einen Song illegal herunter, wenn es nicht anders geht. Ich möchte nur, dass die Leute ein Bewusstsein für die Wertigkeit von Kunst entwickeln. Dass sie wissen, wenn sie alles komplett herunterladen umsonst, auch von den Künstlern, die sie schätzen, dass dann alles eines Tages weg sein wird, komplett. Weil keiner mehr die Zeit, das Geld und die die Energie haben wird, weil man nichts mehr verdienen kann. Und genau das ist auch bei Filmen der Fall.“ (Quelle: http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/netzwelten/download145.html)

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 17:05

  9. Der Mann ist krank mit seiner Realitätsverweigerung. 20 Jahre durchgepennt, kein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt und nun sind die anderen schuld.

    Wenn die Bergleute nach 1957 auch so prollig gewesen wären, hätten wir viele Labertaschen herumlaufen. Erinnern wir uns: 1957 gab es in Deutschland noch über 600.000 Bergleute, die mit Kohlenbergbau ihr Geld verdienten. Wir haben immer noch jede Menge Kohle, aber wir wollen nicht weiter die Pole mit unserem C02 abschmelzen, um Küstenstädte und neidrige Inseln zu ersaufen.

    Und dann kommen auch noch die Chaoten und statt teurer Deutschkohle zu kaufen stellen die sich Solarkollektoren udn Windmühlen auf. Und da bekommen die ihre Energie umsonst, kostenlos, gratis. Schrecklich. Und die Bergleute sind nur weniger als 50.000, statt über 600.000.

    Gestern hörte ich einen ostfriesischen Parlamentarier, der sagte, dass da oben wegen der Öko-Energiewende da oben die Arbeitslosigkeit von 20% auf weit unter 10% gesunken sei.

    Aber wenn wir auf Leute wie Regener hören würden, sollten wir in den 60er Jahren verharren und weiter über saubere Luft an der Ruhr kämpfen und uns das Land mit Atomkraftwerken zu pflastern, die uns dann wie in Japan und Russland um die Ohren fliegen.

    Das kann man fordern. Freies Land, freie Meinung. Aber Leute wie Regener sind die Totengräber eines Teiles der Musikindustrie, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, auf gar keinen Fall in der Gegenwart anzukommen. Was unter scheidet den dann noch von der TV-Volksmusik?

    Dann lieber Peter Alexander auf YouTube kucken, das mit unseren Produktkäufen bei Lidl und der Werbung dafür finanziert wird. Ganz anders als die Spinner von der „Gratiskultur“ immer erzählen. Nichts ist umsonst. Nur der Tod und der kostet das Leben.

    Aber das hört ja bald auf. Nach Herrn Urbach wird gegen Trolle wie Regener jetzt hart durchgegriffen. Strenge Zensur. ACTA-compliant.
    http://www.tauss-gezwitscher.de/?p=3214&cpage=1#comment-53401

    Comment by Jan Dark — 22.03, 2012 @ 17:08

  10. Ich wüsste gerne mal, woher Regener die Überzeugung nimmt, die heute 15- bis 30-Jährigen hätten außer „Volksmusik, Schlager und Rock für die Älteren“ keine „endemische Musik“ mehr. Offenbar kennt der Mann das Internet nur vom Hörensagen. Die Anzahl der Music Blogs (bspw. Stereogum, PrettyMuchAmazing oder SunsetInTheRearview) geht mittlerweile sicherlich in die zehntausende. Dort stellen junge Künstler aller denkbaren Genres ihre Musik größtenteils kostenlos online, und verdienen über die Werbeeinnahme der Downloadplattformen. Ungeachtet des Sterbens der von Regener erwähnten „kleinen Indie-Labels“, und erst recht ohne große Plattenfirmen.

    Ich will (zumal ohne belastbare Daten) gar nicht behaupten, der Markt sei so lukrativ wie noch vor 15-20 Jahren. Aber Regeners Schreckenszenario, dass ohne Plattenfirmen und Copyright-Knute die kulturelle Vielfalt abebben würde, ist offensichtlich falsch.

    Comment by TecoScr — 22.03, 2012 @ 17:41

  11. @Jan Dark. Come on, so scheiße ist Regener nun wirklich nicht.

    @Heike Rost
    Jan Delay hat natürlich immer recht :-)
    Aber was nützt denn dieses Bewußtsein, das alle fordern? Davon kann auch sich doch niemand was kaufen.

    Echt, diesen Bürokratenoverkill der Verwertungsgesellschaften finden Sie ok? https://online.gema.de/lipo/portal
    „Finden Sie hier die zuständige Bezirksdirektion“ und lesen Sie hier, ob Sie die mobilfunksternchentextartigen Bedingungen für eine private Website erfüllen… Das ist schon Forschritt! Jahrelang war es praktisch nicht möglich, Musik für das Blog zu lizenzieren.

    Und wie soll ich mir die Urheberermittlung an einem im Netz gefundenen Bild vorstellen? Ich schicke das der für Bildrechte zuständigen Verwertungsgesellschaft und die findet dann heraus, wer und unter welchen Bedingungen für wieviel? Im geschäftlichen Verkehr mag das in Ordnung sein, für private Nutzer, Blogger etc. wird man andere Lösungen finden müssen, weil sowas einfach an der Wirklichkeit vorbeigeht – da kann ich noch soviel „Bewußtsein“ entwickeln.

    Bei so einem Prozedere gibt es für mich und viele andere Nutzer zwei Möglichkeiten: Ich verzichte oder laß es darauf ankommen. Und da sind wir doch wieder an dem gleichen Punkt wie heute, der Klage darüber, daß niemand bezahlen will.

    Comment by Sanníe — 22.03, 2012 @ 17:49

  12. @Sannie: Es nützt – dann, wenn beispielsweise Eltern ihren Kids erklären, dass Musiker vulgo Künstler vulgo Autoren sprich Kreative von ihrer Arbeit leben und es hochgradig unfair ist, NICHT für ihre Werke zu bezahlen. In meinem Umfeld funktioniert das ziemlich gut.
    Die Verwertungsgesellschaften – ungefähr ein Dutzend gibt es in Deutschland – allesamt in einen Topf zu werfen, funktioniert nicht. Sie sind weder „Mafia“ noch „Kraken“ und unterscheiden sich teilweise in ihren Strukturen erheblich voneinander.

    Urheberermittlung könnte auch mit Hilfe von Metadaten umgesetzt werden. IPTC-Felder, die vom Urheber entsprechend verschlagwortet werden und schützbar sind, beispielsweise. Kameras sind schon heute in der Lage, direkt bei Aufnahme in die Bilddaten entsprechende Urhebernachweise einzubetten. Es ist durchaus ein Ansatz, diese technischen Möglichkeiten entsprechend weiter zu entwickeln. In Kombination mit einem System zum Rechteclearing finde ich das als Urheberin durchaus überlegenswert, zumal solche Dinge sich mit bereits vorhandenen Strukturen umsetzen ließen, ohne dafür aufwändig neue Gebilde schaffen zu müssen.

    In der Praxis gibt’s für die von Ihnen geschilderten Fälle privater Nutzer und Blogger übrigens zwei ziemlich einfache Regeln: 1. Urheber/Rechteinhaber lässt sich nicht ermitteln? Finger weg. 2. Urheber ist ermittelbar? Höfliche Fragen ergeben meist höfliche Antworten. ;-)

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 18:04

  13. @ H.Rost
    „Kameras sind schon heute in der Lage … “

    Dumm nur, das Photoshop & Co. über eine Funktion verfügen, die da lautet „für Web speichern“.
    Das klingt doch sehr zuvorkommend, löscht aber leider genau die Infos, die es zur Identifizierung bräuchte.

    Comment by markenware — 22.03, 2012 @ 18:17

  14. „Viele Nutzer besorgen sich heutzutage zum Beispiel amerikanische Fernseherien schlicht deshalb illegal, weil es in Deutschland keine legalen Angebote gibt.“

    Das ist eine Erklärung, aber keine Rechtfertigung. ;) Das genannte Vorgehen bleibt illegal. Das sollte man betonen.

    Abgesehen davon, vollständig einverstanden mit deinen genannten Punkten. Guter Text.

    Comment by Florian — 22.03, 2012 @ 18:23

  15. @markenware
    Genau darin liegt ein großes Probleme im Umgang mit Bilddaten. Ebenso darin, dass bei manchen Konvertierungen zwischen unterschiedlichen Datenformaten die Metadaten der Bilder komplett verloren gehen – schlichte Unfälle, oft kein Vorsatz.
    RAW-Datenformate, mit denen viele Fotografen arbeiten, sind kein offenes Datenformat, sondern proprietäre Format und höchst unterschiedlich, von Hersteller zu Hersteller. (Fein zu beobachten, welchen Zirkus es gibt, wenn neue Kameramodelle auf den Markt kommen, deren RAWs von der Software erst nach mehreren Updates erkannt werden.)
    Ich wäre – als Berufsfotografin – wirklich überaus begeistert, wenn Kamera- und Softwarehersteller dafür ENDLICH eine gemeinsame Lösung fänden. Fotografen und ihre Berufsverbände reden sich diesbezüglich übrigens schon seit Jahren einen Wolf….

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 18:24

  16. @Heike Rost
    „Es nützt – dann, wenn beispielsweise Eltern ihren Kids erklären, dass Musiker vulgo Künstler vulgo Autoren sprich Kreative von ihrer Arbeit leben und es hochgradig unfair ist, NICHT für ihre Werke zu bezahlen. “

    Die Argumentation ist nicht schlüssig. Kinder erleben heute, dass bei Facebook, Google fantastische Leute arbeiten, die hochgradig kreativ tollst Dinge machen. Ich zum Beispiel finde die kreativen Leistung von Google-Earth dramatisch spannend:
    http://wk-blog.wolfgang-ksoll.de/2011/08/14/die-welt-mit-google-earth-erforschen/
    Überall auf der Welt haben Leute mit Google-Sketchup Bauwerke gezeichnet und die in Google eingehängt. Millionen Menschen haben Fotos reingehängt. Und mit Google-Streetview habe ich mir die Gegenden angesehen, wo die Romane von Elisabeth George, Ken Follett und viele andere spielen.

    Und die Künstler die bei Google für Google oder bei Facebook arbeiten, nagen nicht am Hungertuch, sondern bekommen ordentliches Einkommen (in einem upgespaceten Ambiente), obwohl die Nutzer nicht dafür bezahlen.

    Die haben halt nur ein anderes Geschäftsmodell als die CD-Presser-Generation vor 30 Jahren. Unsere Kinder lernen zurecht, dass es völlig fair ist, bei Google und Facebook nichts zu bezahlen, weil die Werbung schon bei Lidl oder Aldi an der Kasse mitbezahlt wird.

    Es gibt kein Grundrecht darauf, dass Millionen von Arbeitnehmern sich täglich an die Neuzeit anpassen müssen, bestimmte Künstler aber die Verhältnisse vor 30 Jahren betonieren. Die Verhältnisse des großartigen Michelangelo wollen sie bezeichnender Weise nicht. Und sie erwähnen auch nicht, das ich früher viel mehr Rechte hatte bei der Privatkopie vor der zeit als Zypries von korrupten Lobbyisten weichgekocht wurde, die Vergangenheit fester zu zurren, um der Zukunft aus dem Weg zu gehen.

    Also: es ist für die Kids völlig fair, dass sie bei Google, Facebook, Youtube nichts zahlen. Es ist unfair, nicht funktionierende Geschäftsmodelle mit staatlicher Gewalt (statt dem Markt wie bei Apple) über die Bevölkerung prügeln zu wollen, wie man einst die Atomenergie durchprügeln wollte.

    Comment by Wolfgang Ksoll — 22.03, 2012 @ 18:45

  17. Eine streckenweise interessante Diskussion über den Beitrag von Sven Regener gibt es übrigens hier: https://plus.google.com/108439267335906541102/posts/5cMho94NQ2A

    Und ein Zitat aus einem Kommentar dort: „Als Urheber habe ich heute bereits jedes Recht, meine Werke in ein passendes Lizenzmodell zu geben:
    Ich kann eine freie Lizenz mit oder ohne Vorbehalt der kommerziellen Verwertung wählen (GPL, FDL, cc etc.) oder ich kann eine rein kommerzielle Lizenz wählen. Wenn ich mich für eine Lizenz entscheide, die die Rechte anderer beschneidet, dann tu ich das absichtlich, weil ich z.B. nicht möchte, daß andere mein Werk verändern, Teile daraus verwenden oder es gar kommerziell nutzen. Wenn ich es möchte, kann ich z.B. eine cc Lizenz wählen, die Derivate und kommerziellen Einsatz erlaubt und weder Namensnennung noch erneute cc Lizensierung verlangt. Dies entspricht dem maximalen Verzicht. Warum brauchen wir mehr?

    Ich würde mich freuen, wenn die, die hier für ein verändertes Urheberrecht argumentieren, erklären würden, was sie bezwecken, welche Rechte sie gerne hätten, die ihnen der Urheber nicht heute schon einräumen kann.“

    Nichts hinzuzufügen.

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 18:50

  18. Letzteres brauchen Sie mir nun wirklich nicht zu erklären, ich blogge seit über zehn Jahren und habe mit Sicherheit an mehr interessanten Diskussionen über das Urheberrecht teilgenommen als so mancher Chefredakteur.

    Nehmen Sie es nicht persönlich, aber es scheint mir Teil des Problems zu sein, daß von überall her plötzlich Leute kommen, die an dem ganzen Diskurs um die Veränderungen, die das Netz mit sich bringt, nicht teilhaben wollten, aber heute kommt ein Michael Naumann und will den Piraten erklären, was Softwarepatente sind und ein Christoph Keese, dessen Verlag wie ich hörte, Freien keine Extra-Vergütung für die Online-Nutzungsrechte zahlt, spielt sich auf als der Hüter der Vierwortüberschriften, für deren „Nutzung“ andere wiederum zahlen sollen – und zwar an ihn.

    Es ist doch so: Während sie bei Mutti nach neuen Gesetzen gerufen und vor den großen Gefahren des bösen Internets gewarnt haben, haben andere funktionierende Geschäftsmodelle entwickelt. Und so kommt iTunes eben nicht von SonyMusic und Google News nicht vom Springer-Verlag und das einzige relevante Payment-System gehört eBay.

    Und das ist so, weil all diese Entscheider die ganzen Jahre – und erschütternderweise noch heute! – von der falschen Annahme ausgehen, daß die Leute nichts bezahlen wollen. Dabei ist es uns einfach nicht einfach genug.

    Das Bildbeispiel habe ich nur gebracht, weil Sie oben schrieben, daß Sie die Verwertungsgesellschaften z.B. zur Urheberermittlung heranziehen wollen. Und es kann ja sein, daß andere VGs einfacher arbeiten als die GEMA, aber ich halte diesen Bürokratenaufwand für so wenig zielführend, daß es irgendwann sowieso auf eine Art Kulturflatrate hinauslaufen wird. Kann man sich jetzt auch gerne auf den Kopf stellen, das wird so kommen.

    Comment by Sanníe — 22.03, 2012 @ 19:13

  19. Man kann das Urheberrecht und dessen Sinn natürlich „rauf und runter“ diskutieren – Fakt ist aber auch, dass ein Musiker und die Beteiligten im Rahmen einer Musikproduktion oftmals viel leisten müssen, damit am Ende ein attraktives Produkt herauskommt – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Spass und Leidenschaft für die Sache hin oder her – die werden gebraucht, sonst funktioniert es ja nicht – es ist aber auch ein ordentliches Stück Arbeit, die anständig bezahlt werden sollte.

    Comment by Andi — 22.03, 2012 @ 19:37

  20. @ H.Rost #14
    Ich fände es schon mal einen guten Ansatz, wenn Fotografen und ihre Berufsverbände die Netzöffentlichkeit nutzten und über solche Details informierten.
    Das wäre immerhin ein erster Schritt ein Bewußtsein dahingehend zu schaffen, dass Fotos mitnichten frei im Raum schweben, sondern durchaus ihren AutorInnen zuzuordnen sind, auch wenn sie nicht durch Wasserzeichen markiert werden (bzw. wurden; kann man ja bisweilen auch wegschneiden/retouchieren). Das erfordert natürlich sorgfältige Vorbereitung vor der Veröffentlichung.

    Was mir mehr und mehr auffällt, ist, dass Autoren kaum offensiv für den Wert ihrer Arbeit werben. Z.B. auch in der Art, dass ausführlichst der zeitliche, finanzielle und sonstige Aufwand dokumentiert wird, um ein professionelles Bild/ einen Essay o.ä. zu schaffen.
    Solange die Amateure glauben (müssen), die Profiarbeit ginge genauso schnell vonstatten wie ihr Klickbild oder Kommentar, wird sich auch keine Wertschätzung einstellen.

    btw. Ich habe gerade eines Ihrer Bilder heruntergeladen und KEINE Metadaten gefunden.Bild ist schon wieder gelöscht.

    Comment by markenware — 22.03, 2012 @ 19:38

  21. wer nach ‚geschäftsmodell‘ ruft, redet wie die denke funktioniert, die die majors dahin gebracht hat, wo sie heute stehen. es gut um populärmusik als kulturgut. das braucht halt einen geschützten markt, sonst setzt sich ausschließlich Kapital statt qualität durch. lizenzen (livegema, verkaufsgema und lizenzen für dritte) sind eine wichtige Einnahmequelle für unabhängige musiker.

    Comment by andreas — 22.03, 2012 @ 19:47

  22. @fatmike-den satz hier möchte ich nochmal dezidiert vorholen: Es gibt keine Recht darauf, von dem was man gerne tut und gut kann, leben zu könen.“

    Das sagt eigentlich alles! Mit diesem Kriterium hätte es keinen Michelangelo, keinen Rembrandt, keinen Bach und keinen Mozart gegeben!
    Die wurden nämlich dafür bezahlt das zu tun was sie gut können:-)

    Danke für diese eindeutige Aussage, die ich als bestens zusammengefasste Grundhaltung der Generation „Kostenlos“ oder auch der Pirattenpartei sehe.

    Zusätzlich merke ich noch an, dass die Ausbeutung der Künstler durch die Verwertungsmafia im inter netten Zeitalter längst angekommen ist:
    wer seine Songs bei eitunes verkauft, kriegt 9 cent und apple 90!
    Da hat sich doch seit den Beatles bis heute nix geändert. Die künstlich von Justiziaren hochgerechneten download-Schäden sind auch nicht Schäden an den Urhebern sondern den Verwertern und dort weniger Gema und GVL sondern die PLATTENFIRMEN (heute durch eiertunes ersetzt).

    Comment by rura — 22.03, 2012 @ 20:10

  23. @ Heike Rost
    Sie benützen ein freies und kostenloses CMS namens WordPress und können hier in einem ebensolchen kostenlos System kommentieren, also profitieren Sie mehr oder weniger von der Kostenlos Mentalität des Internets.
    Wären diese Entwickler alle gesinnt wie die Verwertungsindustrie, müssten Sie mindestens 1000 oder 10.000 Euro im Monat für Lizenz bezahlen.
    Ich wüsste gar nichts von Ihnen, gäbe es diese Kostenlos-Medien nicht.

    Und wer ist Sven Regener?
    Ich kenne weder ihn noch seine Musik (wüsste nicht, ihn jemals gehört zu haben). An mir würde er also keinen Cent verdienen. Dank der GEMA verdient er trotzdem in irgendeiner Weise an mir. Ich würde mir vielleicht, aber nur vielleicht, mal etwas von ihm bei Youtube anhören ob es mir gefällt was er macht. Aber nur weil es kostenlos ist.
    Erst dann, wenn ich mir sage, wow, das klingt gut, erst dann wäre ich bereit für seine Musik zu bezahlen (würde ich Musik hören). Ansonsten gilt er mir nicht mehr als ein Straßenmusikant der ungefragt Musik macht und hofft, dass jemand dafür bezahlt, weil es gefällt.

    Gäbe es diese Aufregung ums Urheberrecht und vermeintlicher Künstler auf kostenlosem Twitter und WordPress nicht, wüsste ich gar nicht, dass es einen Sven Regener gibt.
    Da es ihn sicher nicht in YouTube gibt, werde ich glücklicherweise auch nie etwas von ihm hören.
    Ja genau genommen hätte mir eine konsequente Urheberrechtsverwertermentalität sowohl Heike Rost als auch Sven Regener erspart.
    Die Welt wäre schöner für mich :-)
    Verstanden?

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 20:11

  24. Apropos: man kann im Kostenlos-Wikipedia über Sven Regener etwas lesen. Schade, eigentlich müsste er dafür bezahlen.

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 20:14

  25. @Andi
    „es ist aber auch ein ordentliches Stück Arbeit, die anständig bezahlt werden sollte.“

    Programmieren und Texten auch. Jeder möchte für seine Arbeit anständig bezahlt werden, aber nicht jeder hat eine so mächtige Lobby hinter sich, die den Hals vor lauter Geldgier nicht mehr zu bekommt.

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 20:19

  26. Sicherlich richtig ist der Punkt, dass eine Gesellschaft über kurz oder lang vor die Hunde gehen wird, wenn sie keine Kultur hervorbringt und Künstler nicht genug schätzt (sowie die Geistes- und Gesellschaftwissenschaften auf breiter Front verurteilt).

    Falsch ist jedoch die Annahme, nur eine Verschärfung des geltenen Rechts könnten dies bewerkstelligen.

    Da ich selbst einen journalistischen Beruf anstrebe – ja, derzeit auch bereits für eine Zeitung schreibe – möchte ich natürlich auch, dass man als freier Journalist weiterhin verdient.
    Auch würde ich mich freuen, wenn Journalisten endlich (auf die freien) das Gehalt bekämen, was ihnen zusteht.

    Daraus resultiert aber kein Freifahrtsschein für Verwertungsgesellschaften und Verlage, das System so beizubehalten, wie es derzeit ist. Denn daran muss gearbeitet werden. Es kann nicht sein, dass in einer derartig globalisierten Welt, es nicht möglich ist, eine Serie, die in den USA erscheint, auch in Deutschland zu bekommen. Auch nicht, wenn man bereit ist, Geld dafür zu zahlen. Es kann nicht sein, dass Leute kriminalisiert werden, weil sie ihre Lieblingsserie sehen wollen – gerne auch in englischer Sprache – diese aber erst ein Jahr nach US-Start in Deutschland anläuft.

    Es ist eine Unsitte, immer noch von Raubkopierern von Filmen zu sprechen, wenn es keine Möglichkeit gibt, in Deutschland Filme ohne DRM zu bekommen.
    ICH möchte als Konsument das weiterhin das Recht haben, für etwas, das ich kaufe (und E-Books bei Amazon „kaufe“ ich genauso, wie ich Hörbücher bei Audible hole), auch das Recht zu haben, es zu verkaufen.
    Ich will nicht, dass irgendein Kind dafür kriminalisiert wird, dass es seine Benjamin Blümchen Kassetten/CDs verkauft.

    Nein, hier hat vor allem die eine Seite geschlafen. Die Bereitstellung eines vernünftigen Angebots könnte jetzt schwer werden.
    Ein Umdenken muss her.

    Dieses Umdenken muss aber nicht zwangsläufig das Urheberrecht betreffen. Ein Umdenken im Verwertungsrecht und auch in der Frage der Bestrafung MUSS stattfinden. Sonstn sitzen wir in 20 Jahren immer noch hier und streiten über etwas, was vor 20 Jahren verschlafen worden ist.

    Comment by nania — 22.03, 2012 @ 20:31

  27. Einfach ‚mal kurz und bündig: In der Analyse haben Künstler wie Sven Regner und Jan Delay sicher absolut recht.. und Kommentare von Michael & Co. und das Gesabber vom Web 2.0 etc. ist ätzend!!!

    Comment by @giftzwockel — 22.03, 2012 @ 20:42

  28. @Frank (#22): Kostenloses WordPress mit zugekauften, sprich bezahlten Templates und Plugins. Dazu Opensource-Software wie z.B. Cyberduck, für die ich _freiwillig_ bezahle, weil ich solche Projekte für unterstützenswert halte. Ansonsten lizenzierte sprich legal erworbene Software, ohne die es als Freiberufler nicht geht.
    @nania Ihr Kommentar ist einer der wenigen, die zwischen Urheber- und Nutzungsrecht differenzieren. (Nein, nicht ironisch gemeint.)
    @Frank (#24) „Lobby hinter sich haben“? https://plus.google.com/103530505728523689178/posts/1oxAomGMW7y – ein Beitrag von Christian Sickendiek bei Google+, der sich wiederum auf einen aktuellen Film von Daniel Bröckerhoff bei Zapp bezieht. Weiterführender Link im Text, zum Thema „freie Journalisten und Urheberrecht“ – genaugenommen: Nutzungsrechte.

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 20:53

  29. Soso, Gezeter nennt man jetzt Rant. Wieder etwas gelernt.
    Ich lebe ja sehr gerne in einer Welt, in der ich Werke von Künstlern unterschiedlichen Genres konsumieren kann. Sven Regener sollte aber, bevor er das nächste Mal mit Begriffen wie „Banausentum“, „asoziale Leute“ und Formulierungen wie „ins Gesickt pinkeln“ eine übertriebene und kontraproduktive Publikums- und Kundenbeschimpfungen betreibt, die Nutzer von Google zu Deppen erklärt, einmal darüber nachdenken, das er die Konsumenten benötigt, während diese auf ihn locker verzichten können.
    Er sollte sich auch klar machen, das für Kultur nur ein kleiner Teil des Einkommens zur Verfügung steht, der nach Begleichung der Grundbedürfnisse (wohnen, Kleidung, essen etc.) nachbleibt. Dieser Teil ist im letzten Jahrzehnt bei den meisten zudem deutlich weniger geworden, während selbst für Trash inzwischen Preise verlangt werden, die jenseits von gut und böse liegen. Ich würde zwar soweit gehen zu sagen, dass ein Gesellschaft ohne Kunst und Kultur nicht erstrebenswert ist. Die Frage ist aber auch, ob die Gesellschaft dann einen höheren Wert besitzt, wenn Künstler wie Herr Regener sich an die Existenz und das Geschäftsmodell von Plattenfirmen klammern. Regener möchte die Wahl haben, sich bei Bedarf andere Wege zu überlegen, wie er seine Platten produziert – oder eben auch nicht. Diese Wahl hat er ja; dies ist immer noch ein relativ freies Land, das solche Entscheidungen jedem selbst überlässt. Aber er sollte sich dann, wen er sich nicht ändern will, nicht wundern wenn seine Platten etc. keiner mehr haben will. U. a. weil heute kaum jemand noch Platten benutzt. Der Markt, dem sich Herr Regener anbietet, ist ein Käufermarkt, auch wenn es der Medienindustrie und Herrn Regener schwer fällt, das zu akzeptieren. Wie man auf diesem Markt Geschäfte macht, haben andere, u. a. Apple und Google, schneller und besser verstanden. An Signalen des Marktes, was der Konsument wünscht, hat es nun wahrlich nicht gemangelt. Allein, die Medienindustrie beharrte darauf die Musikrichtung, die Tonträger, den Vertrieb usw. vorzugeben. Da haben Sie Pech gehabt, mein Herren! Im Wettbewerb der Ideen, denen sich ja gerade die Apologeten der x-ten Abgreifprämie verschrieben haben, fallen die Langsamen, die Unbeweglichen und Ideenlosen eben zurück. Wenn Herr Regener sich also für „weitermachen wie bisher“ entscheidet, so soll er sich nicht beklagen, dass ihm seine Zielgruppe verloren geht. Das Leben ist nun einmal Veränderung; wer stehen bleibt, der schwimmt schon gegen den Strom.
    Nebenbei: Wenn ich Google nutze bzw. kostenlose Angebote eines Milliarden schweren Unternehmens, bin ich nicht „asoziale Hilfstruppe“ oder Lobbyist für Google. Lobbyisten sitzen aber zu Hauf auf der anderen Seite und verlangen Artenschutz für Fossilien. Können sie haben – im Museum; da, wo der VW-Käfer von 1930 schon völlig zu Recht steht. Und für Künstler haben die Vertreter dieser Medienmuseumsstücke in etwa so viel übrig wie der Metzger für ein Schwein oder ein Rind.

    Comment by M. Boettcher — 22.03, 2012 @ 21:01

  30. @Heike Rost (#16):
    Diesen Kommentar verstehe ich nicht. Dass der Urheber theoretisch beliebige Nutzungsrechte einräumen kann – solange er dem Label keine ausschließlichen Rechte eingeräumt hat – ist klar. Aber, was hat das mit der hiesigen Diskussion zu tun?

    Comment by Stadler — 22.03, 2012 @ 21:14

  31. Vielleicht lesen Sie drüben bei Google+ und Jürgen Kuri die Kommentare, dann wird das klarer ;)

    Comment by Heike Rost — 22.03, 2012 @ 21:27

  32. @rura

    Der Satz ist nicht von fatirgendwas, sondern von mir und ich wiederhole ihn nochmal, weil Sie ihn nicht verstanden haben:

    „Es gibt keine Recht darauf, von dem was man gerne tut und gut kann, leben zu könen.“

    > Das sagt eigentlich alles! Mit diesem Kriterium
    > hätte es keinen Michelangelo, keinen Rembrandt,
    > keinen Bach und keinen Mozart gegeben!
    > Die wurden nämlich dafür bezahlt das zu tun was
    > sie gut können:-)

    Tatsächlich hat es zu Zeiten dieser Künstler nicht nur kein Recht gegeben, von dem leben zu können, was sie tun, sondern nicht einmal ein Urheberrecht.

    Comment by Sanníe — 22.03, 2012 @ 21:42

  33. Durch die von der Contentindustrie komplett an die Wand gefahrene Situation wäre ich nur noch bereit für Inhalte zu bezahlen, wenn sie einerseits wirklich günstig sind und andererseits als frei verarbeitbare Dateien vorliegen.
    Keine Musik-Cloud und kein Film-am-PC-schauen, der Zug ist abgefahren, dann eben weiter Streams rippen.

    Wie wäre es, einfach das Kopieren und Weitergeben von Film- und Tonwerken kostenfrei zu erlauben?
    Die Künstler, die dann noch übrigbleiben, sind dann auch welche, die es verdienen, Künstler genannt zu werden.

    Comment by Gypsi — 22.03, 2012 @ 21:42

  34. Ui, was für eine Riesendiskussion. Ich habe gerade gar nicht die Zeit das alles zu lesen. Wollte nur schnell „Super Artikel!“ sagen und auf den winzigen Typo „das die bis dahin gänge These“ aufmerksam machen.

    Danke für diesen wichtigen Beitrag zur Urheberrechtsdebatte.

    Comment by daMax — 22.03, 2012 @ 21:47

  35. @Heike
    Der Link zu Sickendiecks Artikel ist gut.

    @all
    Merkt eigentlich keiner, wie blöd Google+ ist?
    Wir müssen hier die Texte dort verlinken um hier darüber schreiben zu können, weil bei Google+ nur Mitglieder antworten können. Irgendwie Web 1/2, das Google+, oder? :-)

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 21:50

  36. Herr Boettcher, ich freue mich auf den Tag, an dem Sie das Pech ereilt, dass die technischen Voraussetzungen vorliegen, Ihre Arbeit zu kopieren. So wie all der anderen, die meinen, Kunst ist ihr Lakai, der sich augenblicklich nackt zu Boden wirft, wenn man es ihm als befiehlt.
    Bevor dieser Tag kommt, wird es wohl keine Bilder mehr geben, keine Bücher, keine Musik und nichts, was einfach nur das Pech hatte, kopiert werden zu können und damit jeden Anspruch auf Respekt verspielt hat. Dann gibt es nur noch Sie und RTL 2. Wenn die Zielgruppe glaubt, Gott zu sein, ist die Hölle nah.

    Comment by Florian — 22.03, 2012 @ 21:57

  37. @Florian
    Kunst liegt im Auge des Betrachters.
    Um bei Herrn Regener zu bleiben: Er kann sich als Künstler fühlen wie er will, wenn es aber die Zielgruppe nicht interessiert, wird er freiwillig kein Geld von ihr bekommen. Nur eine GEMA sorgt dafür, dass trotzdem Geld für ihn eingetrieben wird, zwangsweise.

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 22:04

  38. Frisch über Twitter eingeflogen: http://11k2.wordpress.com/2012/03/22/sven-regener-du-erzahlst-unsinn-und-ich-erklar-dir-warum/

    Vielleicht sind die Rechteverwerter tatsächlich die Saurier der Vergangenheit?

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 22:31

  39. @Florian: a) diese Möglichkeiten sind längst gegeben. Man kann aber das, was ich im Kopf habe, nur bei bei mir abholen. Es gibt erfreulicher Weise genügend Leute, die das tun. b) Woraus schliesst du, ich würde Künstler zu Lakaien erklären oder verlangen, dass diese sich „nackt zu Boden werfen“? Ich achte die Arbeit von jedem, nehme mir aber die Freiheit selbst zu entscheiden, ob ich etwas haben will oder nicht. Nicht anders als beim Erwerb anderer Güter verfahre ich bei Musik, Büchern, dem Besuch von Filmen, Theater, Konzerten. Oder habei ich die Einführung eines Rezipientenzwangs verpasst? Wenn ein Künstler meint, er könne auf Schellackplatte oder Musikkasette liefern, habe ich nichts dagegen. Nur werde ich diese Produkte ebenso links liegen lassen, wie zig andere Sachen, für die ich keine Verwendung habe. RTL und RTL2 überlasse ich gern dir allein; ebenso den Gottesvergleich. Wenn du dir den Schaum vom Mund abgewischt hast, kannst du ja vielleicht noch ein paar Argumente einbringen, die zu wägen sich lohnt.

    Comment by M. Boettcher — 22.03, 2012 @ 22:32

  40. Man kann im Internet über Stunden seine Runden drehen über Blogs, Twitter, Google+ wieder Blogs und der Kreis schließt sich wieder mit einem Verweis (ganz unten) auf den Artikel oben in diesem Blog: http://klawtext.blogspot.de/2012/03/offener-brief-abmahnmissbrauch-im.html

    Nur Facebook habe ich ausgelassen, aber da diskutiert wohl auch niemand.

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 22:43

  41. Hey Leute, schon mal über ne monatliche Kulturflatrate nachgedacht? Da kann dann jeder Künstler von entlohnt werden, der natürlich nicht auf die Verbreitung seines Werkes in den neuen medien verzichten will und soll, aber bitte zu fairen Bedingungen! CDs kosten heutzutage im Durchschnitt um die 20€, und ein Kinobesuch liegt deutlich über 10€. Wer soll das bezahlen, Kultur nur noch für Reiche nach Maßgabe des Geldbeutels?? Schließlich gibts die neuen medien, willkommen im 21. Jahrhundert!!

    Comment by pewo — 22.03, 2012 @ 22:47

  42. Ich darf mich freuen: Unterschreibe weiter Verträge mit Sendern, in denen Urheberrechte klar definiert sind, weiß, dass sich die Sender daran halten und die wirkliche Welt doch besser und respektvoller funktioniert als die Kindertraumbude Internet, die sich für den Nabel der Welt hält. Die Leute, die mein Zeug runterladen, interessieren mich normalerweise nicht, die Diskussion als solche schon, weil gerade Musiker davon betroffen sind. Dazu gehöre ich nicht, aber ich finde die mit Idealismus und Revoluzzergehabe getarnte asoziale Selbstbedienermentalität einfach nur peinlich.
    Wenn ich hier schon das armseligste Heulerargument von allen höre: Das kann man doch nicht bezahlen. Ich muss ja schon so viel für Miete und Essen bezahlen. Was soll man dazu sagen? Wenn man was nicht bezahlen kann, dann kauft man es nicht. Fertig. Ist das jetzt neu oder was? Wenn ich den Dachdecker nicht bezahlen kann, dann stelle ich mich auch nicht hin und heule: Dann muss er das umsonst machen! Das ist aber wirklich Kindergarten alles, Leute. Wenn ich mir Musik kaufen will, kaufe ich eine CD oder den Titel bei Musicload für einen Euro und wenn ich das Geld nicht habe oder die Musik nicht haben will, kauf ich sie nicht. Wie alles überall. Was gibts denn da zu heulen und zu klappern und zu schimpfen? Wenn Musik geschützt ist und der Urheber sie nicht frei gegeben hat, läuft sie eben nicht für lau bei Youtube. Peng. Fertig. Was habt ihr eigentlich für Probleme?

    Comment by Florian — 22.03, 2012 @ 23:17

  43. @Florian
    „Wenn man was nicht bezahlen kann, dann kauft man es nicht. Fertig.“

    Aber genau das tun doch schon die Downloader :-)
    Also entsteht auch kein Schaden, weil nichts gekauft wird und nichts gekauft werden würde.
    Wo ist das Problem?

    Comment by Frank — 22.03, 2012 @ 23:24

  44. Kulturflatrate funktioniert nicht, weil es bisher keinen Schlüssel gibt (und meiner Ansicht nach auch prinzipiell nicht geben kann), über die man die Einnahmen fair verteilen könnte.

    Comment by Ein Mensch — 22.03, 2012 @ 23:50

  45. Ich habe gehört, dass Regener eingwiesen worden wäre. Er soll in einer Arztpraxis ausgerastet sein, wo alle Patienten sich geweigert haben, den Arzt privat zu bezahlen und sich in ihrer angelernten Wulffschen-kostenlos-Schnorrerkultur erdreistet haben, nur Plastikarten von ihren Krankenkassen hinzulegen, statt Bargeldstapel, die man leicht in die Schweiz transferieren kann, wenn man durch den Bodensee taucht.

    Die spannende Frage ist nur noch, ob er von den Ärzten des Marburger Bundes (angestellte und verbeamtete Ärzte) in die Klapse eingewiesen wird oder von den privaten Chefärzten Geld bekommt, um seiner Empörung bei Jauch im TV Luft zu machen.

    Radio Eriwan soll berichtet haben, dass Regener noch mit Jauch verhandelt, ob nach der Talkshow er nicht eines seiner weltberühmten Musikstücke live zum Besten geben soll, damit er auch von kleiner Münze aus der GEZ-Kulturflatrate mal schnuppern kann, wie es ist völlig andere Finanzierungsquellen als Vinyl-Schallplattenverkäufe zu erschließen. Jauch muss aber zusichern, dass alle Fernsehzuschauer dann ihre Videorecorder ausgeschaltet lassen.

    Außerdem ist er strikt dagegen, dass einer sich bei seinem Arzt abguckt, wie man schmerzarm eine Heroinspritze drückt. Weil wenn das jemand kopiert, muss der Arzt in die Privatinsolvenz.

    @Florian
    Niemand will Dir Deine CD-Käufe nehmen, aber ich bleib weiter bei meiner Rundfunkgebühr. Da mach ich mit Flatrate die Dudelkiste an, kann die Lala hören, ohne mir jemand anderen „geistigen Eigentum“ zu „kaufen“. Ist das OK für Dich, dass ich weiter mein Radio behalte? Oder muss ich jetzt auch im Radio für jeden Song individuell bezahlen, weil ich so ein gnadenloser „Kostenlos“-Kindskopf bin?

    Wenn YouTube mit Werbubng finanziert ist, bleibt das dann OK für Dich, dass weiter Werbung getrieben wird, oder ist Dir das auch zu kindisch, dass Künstler Geld aus den Werberlösen von YouTube bekommen? Wenn jeamnd seine Zeugs nicht bei YouTube haben will, soll er es mit funktionsfähigem DRM sichern. Aber nicht in die Welt werfen und heuchlerisch kucken, wenn das jemand kopiert.

    Comment by Jan Dark — 22.03, 2012 @ 23:54

  46. Ein Problem ist, dass es einen Riesenschatz an Kultur gibt, der bei irgendwelchen Verwertern in den Kammern liegt und nicht herausgegeben wird, auch nicht wenn man mit Geld droht. Und zwar nur deshalb, weil in den Kammern neuere Werke liegen, die der Verwerter lieber rausgibt.

    Comment by Ein Mensch — 22.03, 2012 @ 23:59

  47. Was beim Thema Urheberrecht und Acta immer vergessen wird: man zahlt auf sämtliche Hardware und Rohlinge eine versteckte Urheberrechtsabgabe, die bereits im Preis inkl ist (zahlen btw auch Unternehmen die PCs usw anschaffen – bin sicher die kopieren alle Musik (ironie)). Die Abgabe wurde mal angeschafft mit dem Argument die Leute würden eben auch so kopieren, man kann es nicht verhindern usw. Dann ging man her und änderte die Gesetzgebung: kopiergeschützte Werke dürfen nicht kopiert werden. Man kassiert also für eine Erlaubnis ab, die dann anschließend wieder per Kopierschutz inofiziell widerrufen wird. Man kommt sich da nurnoch verarscht bei vor. CDs kauf ich nurnoch gebraucht oder lade CC-Musik auf jamendo.com (legal und ohne Zuhälter). einfach mal auf heise.de nach dem letzten Artikel aus Januar 2012 zu dem Thema suchen (bin gerade mit handy online, verbindung elend langsam… sorry!).. da kriegt man so nen Hals!

    Comment by CarpeTemporem — 23.03, 2012 @ 00:39

  48. Was beim Thema Urheberrecht und Acta immer vergessen wird: man zahlt auf sämtliche Hardware und Rohlinge eine versteckte Urheberrechtsabgabe, die bereits im Preis inkl ist (zahlen btw auch Unternehmen die PCs usw anschaffen – bin sicher die kopieren alle Musik (ironie)). Die Abgabe wurde mal angeschafft mit dem Argument die Leute würden eben auch so kopieren, man kann es nicht verhindern usw. Dann ging man her und änderte die Gesetzgebung: kopiergeschützte Werke dürfen nicht kopiert werden. Man kassiert also für eine Erlaubnis ab, die dann anschließend wieder per Kopierschutz inofiziell widerrufen wird. Man kommt sich da nurnoch verarscht bei vor. CDs kauf ich nurnoch gebraucht oder lade CC-Musik auf jamendo.com (legal und ohne Zuhälter). einfach mal auf heise.de nach dem letzten Artikel aus Januar 2012 zu dem Thema suchen (bin gerade mit handy online, verbindung elend langsam… sorry!).. da kriegt man so nen Hals.

    Comment by CarpeTemporem — 23.03, 2012 @ 00:40

  49. Sorry, doppelpost! Liegt an meiner Verbindung, mein Browser lagt :(

    Comment by CarpeTemporem — 23.03, 2012 @ 00:42

  50. Liebe Künstler!
    Eure Verträge mit der MI könnt ihr euch deshalb tapezieren, weil die MI samt Gesetzgeber, ACTA, SOPA et. al. das Aufpassen auf eure Produkte nicht mehr garantieren kann. Was mit – darauf bezog sich ja die Idee der Sanktion von Urheberrechtsverletzungen ursprünglich – physisch existenten Werkstücken ja gerade noch geht, ihre zu unrecht kopierten Werkstücke zu vernichten, den Warenstrom an Schallplatten, Büchern, Designermöbel u. dgl., zu überwachen, so mit Zöllnern, Polizisten und Verkäufern in den Geschäften, führt bei nichtmateriellen Emanationen zum Versuch, diese Zöllner, Polizisten und Verkäufer auf die Transportwege dieser nun Nicht-Dinglichen Waren anzusetzen: Das führt zu Zensur und Überwachung _jeglicher_ Kommunikation, zwangsläufig, wenn man Zahlen mit 9Mrd Ziffern Warencharakter und dingliche Existenz zuerkennt. Und führt dazu, dass nun nicht nur Ideen zum Eigentum und zur Ware werden, sondern auch besagte Zahlen, denn nach den nun schon wahnhaft werdenden Urheberrechtsvorstellungen gehörte die Zahl Pi den Urheberverwertungsgesellschaften und man müsste je nach Anzahl der Nachkommastellen Gebühren an diese Gesellschaften entrichten, da bei genügend langer Rechendauer sämtliche je erschafften und zukünftig zu erschaffenden Kunstwerke in digitalisierter Farm enthalten sind, die Affen an der Schreibmaschine sind irrwitzig schnell geworden…
    Und diese notwendige Rechendauer wird immer kürzer, es wird in Zukunft ein reger Tauschhandel mit Indizierungen stattfinden, die die Stelle angeben, wo das neueste Werk, schon zum Zeitpunkt des Erscheinens, der Gruppe PlaPlah oder die letzte Serie einer Heulbojensendung in dieser Zahl Pi – andere Algoritmen sind auch vorstellbar – enthalten ist.
    Dann ist nicht nur die Zahl Pi, sondern jedmöglich angebbare Zahl und jeglicher Algoritmus, diese Zahl zu beschreiben, verboten.
    Nein, bitte nicht lachen oder nur deshalb, weil die Rechner in Haskell (in dieser Programmiersprache gibt es schon Beispiele) noch soo lange brauchen…

    Comment by Stuff — 23.03, 2012 @ 01:29

  51. @Frank:

    „@Florian
    “Wenn man was nicht bezahlen kann, dann kauft man es nicht. Fertig.”

    „Aber genau das tun doch schon die Downloader :-)
    Also entsteht auch kein Schaden, weil nichts gekauft wird und nichts gekauft werden würde.
    Wo ist das Problem?
    Kommentar by Frank —“

    Das übliche Argument. Nur geht dem Download immer ein Upload voraus und DIESER verbreitet etwas, was der Eigentümer nicht kostenlos verbreitet haben möchte. Es gibt im Grundrecht das Eigentumsrecht, das besagt, dass etwas, was ich selbst geschaffen habe, MIR gehört und ICH frei entscheiden kann, was damit passiert, bzw. welchen Preis ich dafür ansetze.

    Wenn man das Urheberrecht abschafft, man kann ja schliesslich nicht „die ganze Gesellschaft kriminalisieren“ bedeutet das nichts anderes als: Geb Dir ruhig Mühe mit Deiner Kunst, ich will die ja auch gern zum Abschalten hören oder im Club dazu tanzen – aber geben werde ich Dir dafür natürlich nichts, du Trottel, selbst schuld, dass Du an so alten Vertriebsstrukturen festhältst, hättste mal rechtzeitig die neuen Möglichkeiten genutzt.

    Zum Thema Berufsmusiker und Selbst-schuld-wenn-man-davon-leben-will empfehle ich einen Besuch auf den grossen deutschen Hobbymusiker-Portalen recording.de oder myownmusic.de
    Dort gibt es monatliche Charts, also kann man dort mit das beste hören, was Deutschland nach Feierabend vom „richtigen“ Job so fabriziert wird. Garantiert ohne GEMA, Plattenfirma, Profi-Tonstudios und jeglichen kommerziellen Anspruch. Alles selbstvermarktet mit den tollen Möglichkeiten des Internets!

    Bitte mal eine Viertelstunde dort Musik hören.

    Comment by check — 23.03, 2012 @ 01:30

  52. @Stuff:
    „Liebe Künstler!
    Eure Verträge mit der MI könnt ihr euch deshalb tapezieren…“

    Geht am Thema vorbei und zeugt von Ignoranz bezüglich der reellen Situation. Ich muss keine Verträge mit „der Musikindustrie“ haben, um durch illegale Downloads um den Lohn meiner Arbeit gebracht zu werden. Das trifft den Untergrund-Künstler genauso wie den Grönemeyer. Klar wird man es als unbekannter Künstler eher in Kauf nehmen, oder seine Musik sogar bewusst frei rausgeben um mehr potentielle Fans zu erreichen, sowas nennt sich aber „Promotion“ und ist eine freiwillige Entscheidung.

    Ich bin aus dem einzigen Grund für ACTA, weil ich keine andere Möglichkeit sehe, wie die Leute wieder Abstand von Piraterie nehmen sollen, als durch Angst vor Konsequenzen. So wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch. Die Kollateralschäden von ACTA müssen halt noch ausgiebig diskutiert und minimiert werden.

    Aber zumindest ist die Diskussion schon rege im Gange und das freut mich.

    Comment by check — 23.03, 2012 @ 01:43

  53. @check
    „Geht am Thema vorbei und zeugt von Ignoranz bezüglich der reellen Situation.“
    Der war gut, könnte der nochmals erzählt werden? Exakt die Ignoranz der Tatsache enormer Rechenleistungen und der dadurch generierbaren – reellen? – Zahlen macht die Diskussion so spannend, da wäre ein Hinweis auf Walter Benjamin, der schon in den 30er Jahren sich im dem Werk „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ – ach was! Sinnlos, Ziehung zweimal die Woche…

    Comment by Stuff — 23.03, 2012 @ 02:10

  54. @Stuff: Du stellst da halt irgendwelche Fantasieschreckensgebilde auf, die nichts mit der Realität zu tun haben… klar KÖNNTE es so weit kommen, aber das ist doch völlig unrealistisch und hat rein gar nichts mit der Debatte zu tun, sondern ist nur Teufel-an-die-Wand-malen.

    Auch für musikalische Werke gibt es bsp. längst den Begriff der „Schöpfungshöhe“, d.h. ein Stück muss erstmal gewisse Kriterien erfüllen, um überhaupt urheberrechtlich geschützt zu sein. Man kann sich z.B. keine Harmonien oder Rhythmen schützen lassen. Oder ich versteh Dich einfach nicht… aber ist ja auch egal.

    Und… ähh.. „Idee“ sind zum Glück schon längst „Eigentum“ und „Ware“. Coca Cola ist ein Weltkonzern, der auf einer einzigen „Idee“ basiert – einem Mischverhältnis von Substanzen. Einwandfrei geschützt, mit Patent.

    Comment by check — 23.03, 2012 @ 02:23

  55. @check
    Nunja, das mit dem Mischungsverhältnis der Substanzen ist ein hübsches Beispiel: Ein Zitat aus der Patent- bzw. Schutzschrift wäre dann Urheberrechtsverletzung..!
    Aber, wir blicken ein wenig in die Zukunft, die ja schon mit der Verwendung von Graphik-Karten als Rechenknechte begonnen hat: Weil die nämlich 128 Bit breite Register haben, werden diese Graphikkarten zum Errechnen von Rainbow-Tables verwendet, diese Tables sind sozusagen ein Vorrat von Hash-Codes, die auf Passwörter passen. Sehr erfolgreich übrigens, wie den jeweils Fanfaren- oder Tartarenmeldungen zur Sicherheit von IT zu entnehmen ist.
    Und da nun in schon naher Zukunft – also in 2..3 Jahren im Media-Markt zu kaufen – die Rechenleistungen weiter enorm steigen werden, kommt das _Errechnen_ dann auch zeitmässig billiger als das Herunterladen einer DVD etwa: Ist dieser Zeitpunkt erreicht, wird dann nicht mehr „hochgeladen“, sondern es kursieren kurze scripts, die in besagter Zeit das Werkstück errechnen.
    Interessant wird wohl noch, wenn jemand konkret die Existenz eines Musikstückes beispielsweise in der Zahl Pi nachweist, wie dann der Streit über Urheberschaft wohl ausgehen wird?
    Schöne, neue Welt, mit Leutz, die sie überhaupt nicht verstehen, selbst bei Verständnis Konsequenzen nicht wahrnehmen können, das bitter beklagte MI&Künstler-Schicksal dann als Weltenschicksal.
    Sage ich Dir, als jemand, der diverse Urheberrechtsformulare als Urheber jährlich ausfüllt.

    Comment by Stuff — 23.03, 2012 @ 02:40

  56. @Stuff:
    Da kann ich natürlich schlecht widersprechen, denn Zukunftsvisionen sind immer potentiell möglich – allein die Verknüpfung „Nachweis eines Songs in einem davon unhängigen (ausreichend grossem) Datenpaket“ erschliesst sich mir nicht, denn dann wäre ja nur eine einzige digitalisierte Version des Songs geschützt… würde man den Song minimal anders digitalisieren, wäre der Code völlig anders und nicht mehr an der selben Stelle nachweisbar.

    Das Urheberrecht schützt das Stück aber unabhängig davon, ob Tempo 120 oder 123, oder wie laut die Gitarre ist. Deswegen ist das (für mich) ein seltsames Modell, das Du aufstellst.
    Aber was solls, wird offtopic und vielleicht ist mir immer noch nicht klar, was Du meinst.

    Weltenschicksal… naja, ich erschaffe mit Zeit und Kostenaufwand ein Produkt und werde, da nach wie vor keiner drauf verzichten will, durch technischen Fortschritt nicht mehr für die Nutzung entlohnt. Damit hab ich ein Problem, mehr ist es nicht.

    Ich bin raus, cheers

    Comment by check — 23.03, 2012 @ 03:21

  57. Ps: ok, andersrum gedacht, hab verstanden, was Du meinst. Man findet durch Zufall eine BESTIMMTE digitalisierte Form des Songs in einem beliebigen Datenpaket -> Urheberrechtsverstoss… naja, wie gesagt, kann man schlecht gegen argumentieren, da Zukunft. Interessanter Standpunkt aber, das muss ich zugeben. cheers!

    Comment by check — 23.03, 2012 @ 03:27

  58. Von Regener, seinen Fans und deutschen Innenministern wird der „Copy & Waste – Mentalität“ von heute gern die „gute alte Zeit“ gegenübergestellt, in der man die Künstler noch fair behandelt hätte. Das ist aber falsch, auch damals stand der Künstler ganz am Ende der Reihe.
    Z.B. gilt Motown heute als die Firma, die vielen schwarzen Musikern den Durchbruch ermöglichte. Tatsächlich war sie aber ein ruchloser Ausbeuter, band die Künstler durch siebenjährige Knebelverträge an sich und bürdete ihnen sämtliche Kosten und Risiken auf.
    Anne Clark schreibt in ihrer Autobiographie, dass ihr Agent mit sämtlichen Einnahmen durchbrannte und als sie sich bei Virgin Records beschwerte, sagte man ihr: Wenn Du irgend etwas gegen ihn unternimmst, machen wir Dich platt! Genauso reagierte die Konkurrenz – auch damals schon hielten Manager gegen die Künstler zusammen. Und heute ist es ähnlich, wenn sie Urheberrechte sagen und Verwertungsrechte meinen

    Comment by NoHa — 23.03, 2012 @ 07:47

  59. wer sich mit kriminellen vereinigungen wie der gema, deren geschäfts- und verteilungsmodell dem schneballsystem ähnelt, einläßt, hat schon jeden respekt verspielt.
    musik ist kultur. und die sollte zu vernünftigen preisen jedem ungehindert zugänglich sein.

    Comment by kalas — 23.03, 2012 @ 09:18

  60. Es ist doch ein alter Hut und zu weiten Teilen nur ein historischer Abriss, was Stadler da schreibt. Klar hat die Musikindustrie große Fehler gemacht. Aber das legitimiert nicht das Unrecht der anderen, nämlich schlicht und einfach zu klauen und wie Regener es formuliert, den „Künstlern ins Gesicht zu pinkeln.“ Und wenn er sagt die Hörgewohnheiten haben sich verändert, dann meint er doch eher, dass sich die Wertvorstellungen im digitalen Zeitalter verschoben haben, dahin, dass die Leute alles kostenlos haben wollen und den Wert der Kunst nicht mehr schätzen. YouTube und Spotify sind für die Künstler die Pest und mitnichten die Heilsbringer, als die sie sich gerne verkaufen.

    Comment by Albert — 23.03, 2012 @ 09:18

  61. Noch ein Nachtrag an die Leute, die sagen: „Regener kann doch ganz gut davon Leben, also soll er sich nicht beschweren.“ Ihm geht es mehr um die kulturelle und weniger um die ökonomische Dimension des Ganzen. Und er hat Recht mit der These, dass der jüngeren Generation eine endemische Musik fehlt.

    Comment by Albert — 23.03, 2012 @ 09:26

  62. @Michael (Kommentar Nr. 7): Hab selten so einen unreflektierten Beitrag gelesen. Hast Du denn das Web.2.0 verstanden oder plapperst Du nur Phrasen nach. Wie sieht denn das alternative Geschäftsmodell aus, von dem Künstler auch leben können? Bin gespannt ob Du eines auf Lager hast. Und sag nicht Selbstvermarktung wie Radiohead, denn das funktioniert nur für Künstler, die schon Millionen treuer Fans da draußen haben und vor der digitalen Zeit groß geworden sind.

    Comment by Albert — 23.03, 2012 @ 09:30

  63. @Albert (#60):
    Den Begriff endemisch habe ich in Zusammenhang mit Musik noch nie gehört.

    Wenn er den medizinischen Begriff auf das Kulturgut Musik übertragen wollte, dann ist ja wohl ein gehäuftes Auftreten einer Musik bei einer bestimmten Gruppe gemeint? Mir klingt die Aussage dann irgendwie nach dem üblichen Kulturpessimismus.

    Es stellt sich dann auch noch die Frage, weshalb das Internet und Filesharer für die Entwicklung verantwortlich sein sollen, die Regener beklagt.

    Comment by Stadler — 23.03, 2012 @ 09:49

  64. Wer Youtube und Spotify als Pest für die Künstler bezeichnet, hat absolut nichts mitbekommen vom Wandel der Zeit.
    Schlaft ruhig weiter euren Traum von Gestern.

    Comment by Frank — 23.03, 2012 @ 09:50

  65. @ Frank: Ich beschäftige mich intensiv mit Streamingdiensten und nutze selbst Spotify und Simfy. Deshalb ist meine Meinung durchaus qualifiziert. Deren Geschäftsidee ist toll, nur kommt bei den Künstlern zu wenig an. Denkst Du, eine vierköpfige Band kann davon leben, wenn sie pro Stream 0,001 Cent, also 0,00001€ bekommt? Pest ist sicher übertrieben, aber jeder der rechnen kann, wird mir zustimmen, dass die Entlohnung pro Stream deutlich angehoben werden müsste, damit es fair wird.

    Comment by Albert — 23.03, 2012 @ 09:58

  66. jaja, das gute alte „ist nicht mit dem internet aufgewachsen, und hat daher KEINE ahnung von web 2.0 und alternativen distributionswegen“-totschlagargument. muss er ja auch nicht. kann doch sein zeug verkaufen, wie er will. wenn er seine kunst nicht umsonst bei youtube abgeben will, warum muss man ihn dazu zwingen? wenn er dadurch den „wandel der zeit“ verschläft, na und? gibt ja auch leute, die finden den plattenspieler total super, soll man das verbieten? in welcher weise tangiert das denn den internetbürger, der nur opensource software und ccplus-musik hat? garnicht.
    und dass apple hier als heilsbringer der offenen gesellschaft angepriesen wird, ist doch wirklich lachhaft. apple profitiert wie kaum ein anderes unternehmen von lizenzen für geistiges eigentum. musik – lizensiert. software – lizensiert, geschützt. gebrauchsmuster für tablets, handys sowie patente auf technologien. und der A5 prozessor aus dem iPad/iPhone? enhält von ARM lizensiert Kerne. gleich mal auch soviel zu der These, die Musikindustrie wäre durch das Urheberrecht geschützt wie „kaum ein anderer Dienstleister“. Wenn die Content-Industrie so scheisse und unprofitabel ist, warum hat dann noch keiner eine Alternative aufgestellt, bzw. warum ist sie so unbekannt? Bei Büchern wäre doch die Möglichkeit da gewesen, da gibts doch schon lange Reader, die alles lesen können. Warum entstand da keine Flatr-Bewegung? Aber wird sicher noch kommen, Open Source funktioniert ja auch neben Close Source.

    Comment by martin — 23.03, 2012 @ 10:06

  67. @Stadler: „Endemisch“ meint hier eine Musik, die mit einer Generation oder einer Subkultur verbunden ist. Z.B. Grunge. Solche Genres sind oft eng an kleine Indielabels gebunden, die allesamt aufgrund der veränderten Situation sterben. Und daran haben Filesharer großen Anteil. Das ist Fakt. Wenn man sich über Menschen die das beklagen lustig machen will, kann man es Kulturpessimismus nennen. Ich sehe es wie Regener, dass Musik entscheidend die Sozialisierung von Jugendlichen prägt und identitätsstiftend wirkt. Und das leistet Facebook sicher nicht. So jedenfalls habe ich sein Argument verstanden. ;-)

    Comment by Albert — 23.03, 2012 @ 10:07

  68. @51. (check)
    „Nur geht dem Download immer ein Upload voraus und DIESER verbreitet etwas, was der Eigentümer nicht kostenlos verbreitet haben möchte“

    Stimmt, die Uploader sind eigentlich die Bösen, besonders wenn sie damit Geld verdienen das sie den Urhebern nicht zugute kommen lassen.
    Aber mit dem Verbreiten ist das so eine Sache… am besten der Künstler verbreitet seine Kunst nicht, es könnte jemand sein Lied nach singen oder summen.
    Aber es wird ja noch lustiger:

    „das Eigentumsrecht, das besagt, dass etwas, was ich selbst geschaffen habe, MIR gehört und ICH frei entscheiden kann, was damit passiert, bzw. welchen Preis ich dafür ansetze.“

    Das geht faktisch nur, wenn man etwas auch tatsächlich besitzt. Eine virtuelle Musik z.B. besitzt man nicht mehr, der Datenträger besitzt es. Etwas was kopiert wird, wird nicht gestohlen.
    Das Copyright und andere Rechte sagen dir aber auch, wenn du etwas selbst geschaffen hast, das irgendejmandes Werk ähnlich sieht und er die Rechte daran von irgendwelchen Menschen zugesprochen bekam, dann kannst du nicht mehr frei entscheiden und dir gehört es nicht mehr und andere werden entscheiden, dass es vernichtet wird was du geschaffen hast und den Preis dafür werden sie dir diktieren.

    Aber wenn wir den Urheber- und Copyrightwahnsinn in die Vergangenheit ausdehnen, dann würde der Geigenerfinder und seine Nachkommen Lizenzgebühren von jedem Musikstück, jedem Auftritt und jedem verkauften Titel verlangen.
    Bei allen anderen Musikinstrumenten wäre es genauso, weil warum soll man Copyright und Urhebertum nur auf Musik und Kunst anwenden?

    Aber nicht nur da, die Künstler müssten Abgaben je Stück und Auftritt und verkauftem Titel auch an diejenigen zahlen, die z.B. den Rock „erfunden“ haben, denn immerhin profitieren die Künstler davon, dass sie diese Art Musik machen dürfen.

    Man kann den Faden beliebig weiterspinnen, bis kein Künstler mehr ohne Patent- und Markenanwalt irgendein kleines Stückchen Lied mehr texten kann, weil alles irgendwelche Rechte verletzen könnte.
    Der Spieß hat zwei spitze Enden und wird sich auch gegen die Künstler wenden.

    Warum? Weil es in dem Geschäft um Geld geht, nicht um Kunst. Kunst ist dort nur Mittel zum Geldverdienen, das ist alles.
    Künstler leben von den Fans, nicht von den Verwertern. Die Verwerter lassen die Künstler kalt fallen, wenn die Fans abgewandert sind.
    Die Fans wurden aber von der Industrie dermaßen abgezockt, dass der Zug eigentlich abgefahren ist.

    Das Vertrauen ist weg und auch die Zeit, da jeder ein Vermögen für „seine“ Musik ausgab und stolz auf seine Plattensammlung war.
    Musik wird heute konsumiert, man hört es, findet es gut oder schlecht, und freut sich auf die nächsten Titel. Streaming on Demand ist die Zukunft, aber nicht mehr Plattensammlung mit Besitzstandsrechten.
    YouTube und iTunes haben das verstanden und liefern was die Leute wollen.

    Ich habe noch eine veraltete CD-Sammlung, aber unsere Tochter kaum noch, sie hört Musik aus dem mp3 Player und ihrem Handy, teils aus von Youtube. Diese Jugend ist die Zukunft der Musik und diese Jugend lässt sich nicht in CDs pressen.
    Wer nicht dort den Markt eröffnet, wo die Abnehmer sind, hat schlicht den Zug verpasst.

    Comment by Frank — 23.03, 2012 @ 10:24

  69. @65. Albert
    Streaming bedeutet, dass die Musik nicht auf dem Gerät des Konsumenten verbleibt (Ripper mal ausgeschlossen). Folglich entspricht ein Stream nicht einem verkauften Titel, sondern einem einmal angehörten Titel.
    Das darf man nicht mit dem CD-Verkauf verwechseln, bei dem man das Recht erwirbt, die CD so oft anzuhören wie man will.

    Wenn das klar ist, kann man sich durchaus um den Preis streiten. Vielleicht sind die Streaming Portale ja die neuen Abzocker, wer weiß?
    Aber 0.001 Cent kann ich mir nicht vorstellen, weil dann ja 1000 mal gestreamt werden müsste, um nur einen Cent zu verdienen. Da hat sich sicher ein Kommafehler eingeschlichen.

    Die GEMA wollte scheints etwas über 12 Cent pro Stream, das wären 12.000 mal mehr als oben.
    iTunes verlangt pro Titel scheints knapp einen Euro (weiß ich nicht genau).
    Das sind aber keine Streaming-Angebote, sondern echte Downloads die man so oft anhören kann wie man will, ähnlich einer CD.
    Ginge es nach der GEMA, dürfte man ein iTunes Stück gerade mal 8 mal anhören… und dann müsste man sich eine neue Lizenz zum anhören kaufen.

    Aber das ist eine Milchmädchenrechnung, denn wenn die GEMA pro Stream mehr als 12 Cent will, muss oben drauf noch der Betrag gepackt werden, den die Streamer verdienen wollen.
    Wenn es wie im Buchhandel ist, würde ein Stream dann 24 Cent kosten.
    Und das wäre dann selbst mir zu viel.
    Da ist iTunes doch viel billiger.

    Aber um beim Thema zu bleiben:
    Es ist nicht so, dass die Musikkonsumenten nicht bezahlen wollen, sie wollen nur nicht mehr abgezockt werden und sie wollen die Musik so konsumieren, wie sie es möchten, in ihrer Welt.
    Wenn ihre Welt nunmal iPod, Handy, mp3-Player und Internet ist, dann holt sie doch dort ab.

    Aber das könnt ihr nicht, weil die GEMA und andere Verwerter davor stehen und ihr Schutzgeld wollen. Ihr könnt keine direkten Verträge mit Streamingportalen machen und z.B. von Spotify die Hälfte dessen kassieren, was sie durch eure Fans einnehmen.

    Ihr könnt auch nicht Twittern wie es Lady Gaga macht, und eure Fans an euch binden und Videos oder Bilder veröffentlichen, weil die GEMA und andere davor stehen und ihre Geld wollen.
    Videos von Amerikanischen Künstlern die jene selbst auf YouTube hochgeladen haben, können deutsche Fans nicht sehen (ohne dass sie den Ländercode auschalten).
    Warum?
    Weil kein Schutzgeld dafür bezahlt wurde, dass die Künstler dort ihre Videos den Fans kostenlos zur Verfügung stellten.

    Kurzum: Ihr Künstler bezahlt eigentlich Schutzgeld!
    Rechnet doch mal nach, es geht von eurem Geld ab, nicht von den Fans. Denn die wandern ab und viele wurden zu Downloadern und Uploadern.

    Das was jetzt passiert, ist folgendes: Die Saurier haben erkannt, dass sie die Macht verlieren, dass die Preise für Kunst realistischer werden könnten und dass alles transparenter werden könnte und darum reagieren sie wie Saurier eben nur reagieren können: Sie wollen alles platt machen um die Macht zurück zu erhalten.
    Der Künstler spielt bei dem Spiel keine Rolle, er hat seine Macht mit einer Unterschrift abgegeben.

    Comment by Frank — 23.03, 2012 @ 10:50

  70. Hr. Stadler hat das Problem (wieder einmal) messerscharf analysiert: Alle Maßnahmen die angeblich den Künstlern nutzen sollen (z. B. ACTA), nutzen letztendlich nur den Rechteverwertern.

    Dort sollten sich die Künstler auch zuerst beschweren, denn die Gewinne der Musikindustrie steigen, die Einnahmen einiger weniger Künstler auch, der Rest bleibt auf der Strecke.

    Hier ist das Internet auch eine große Chance: verkauft direkt an die Fans, nach Abzug von Steuern und den wenigen Kosten die eine Vermarktung über das Internet mit sich bringt, bleibt der Rest direkt beim Künstler hängen. Dazu könnte man Alben und Songs auch noch günstiger anbieten, bei höherem Ertrag für den Künstler. Eine Win-Win Situation.

    Für TOP-Künstler ist das natürlich keine Möglichkeit, denn diese leben auch größtenteils von der PR durch die großen Plattenfirmen.

    Comment by Alexander Schwarz — 23.03, 2012 @ 11:10

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