Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

9.8.10

Jugendschutz auf amerikanisch

Ein Dokumentarfilm über den Holocaust, der von Adam Yauch (aka MCA) von der Kultband Beastie Boys produziert wurde, darf in den USA nicht vor Jugendlichen aufgeführt werden und damit auch nicht an Schulen gezeigt werden. Die fragwürdige Begründung lautet, der Film würde „disturbing images of Holocaust atrocities and graphic nudity “ enthalten.

Adam Yauch ereifert sich darüber, dass Jugendliche zwar mit sinnloser Unterhaltung bombardiert werden dürfen, dass ihnen ein Film von historischem und pädagogischem Wert aber vorenthalten wird.

Die Jugendschutzdiskussion wird leider – nicht nur in den USA – häufig von fragwürdigen Moralvorstellungen beeinflusst, was dazu führen kann, dass die politische Bildung von Jugendlichen leidet. Und das stellt den Sinn des Jugendschutzes, der dazu dient, Jugendliche zu verantwortlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen, auf den Kopf.

posted by Stadler at 10:21  

2 Comments

  1. Ja, zu diesem Jugendschutz (bzw. -zensur) könnte man seitenweise bizarre Beispiele aufführen.
    Wieso ist es in USA für ein Videospiel z.B. kein Problem, wenn es Szenen gibt, in denen Spielfiguren schnell mal der Kopf weggeballert wird (mit allen grafischen Einzelheiten), sollte jedoch irgendwo im Hintergrund eine entblösste Frauenbrust schemenhaft zu erkennen sein, wird es flugs mit „X-Rated“ bestraft…

    Die zweifelhaften Sittenwächter hier bei uns leisten sich im Übrigen öfters auch mal seltsame Stilblüten beim Bewerten eines Films/Computerspiels.

    Comment by Edgar "Fast Edi" Hoffmann — 9.08, 2010 @ 12:23

  2. Ich kenne den Film. Rein persönlich würde ich empfehlen den Film nur mit erwachsener Begleitung Jugendlichen zu zeigen.

    Produziert wurde der Film jedoch nicht von Yauch, sondern von einem israelischen Sender, dem MDR, SWR und ARTE. Er wurde bereits im Februar 2010 in Deutschland unter dem Orginal-Titel „Shtikat Haarchion – Geheimsache Ghettofilm“ gezeigt. Nach 23:00 Uhr versteht sich. Es ist mir jedoch nicht erinnerlich ob ein „U16/U18-Warnhinweis“ vor dem Film geschaltet wurde.

    Yauch erwarb sich die US-Nutzungsrechte für den Film im April 2010. Geplant ist natürlich der release einer DVD (wohl) vor dem Weihnachtsgeschäft und momentan Veröffentlichungen in 29 Kinos. Ob der Film jedoch wirklich in den USA an Highschools in der Fläche jemals zum Unterrichtsmaterial erkoren wird? Das sollte wohl Yauch mit den zuständigen Behörden klären. Ich halte das Ganze für eine geschickte Mischung aus ehrlichem Ärger über das „R“-Rating und ehrlichem Geschäftssinn. Die Mobilisierung der recht anzahlstarken jüdischen Gemeinden in den amerikanischen Städten (für einen Beasty Boy) ist bereits spürbar. Genial.

    Nach Ansicht der Zensoren sind natürlich die Schock-Bilder, aber vor Allem eine „Bad-Szene“ des Orginals (also nicht etwa des eigentlichen Films) Hauptzensurpunkt. Zensiert wird also posthum der Nazi-Filmer der sich eine (na… so einige) sehr kranke Geschichte ausgedacht hat.

    Natürlich ist das albern. In den USA kann ich mir ohne Alterbeschränkung jeden Freikörperkultur-Nazimist kaufen, ansehen, verbreiten, usw… wer dagegen etwas unternehmen will braucht sich nicht an die Behörden zu wenden. Da hat er keine Chance. Auschschnitte in Dokumentationen sind aber zensurwürdig? Dagegen sollte Yauch dann doch klagen. Die Unterstützung dafür bekommt er sicher.

    Die Szene zeigt fünf nackte und …. noch nicht verhungerte … Frauen in einem Ritualbad (Mikveh) und außerhalb des Bades wird von orthodoxen Rabbis eine Beschneidung zelebriert. (Wenn ich Yauch wäre würde ich einen fetten eddingähnlich Zensurbalken mit Hinweis auf die MPAA verwenden). Der Nazifilmemacher wollte schlicht zeigen wie „abartig“ solche Gebräuche praktiziert werden. Der eigentliche Film gibt hier aber auch nicht viel an Erklärungen über diese Szene her.

    Lesenswert eine letzte Woche erschienene Erklärung der Filmemacherin Yael Hersonski http://www.jewishjournal.com/images/articles/Yael-Heronski.jpg im Jewish Journal (L.A.)
    http://www.jewishjournal.com/opinion/article/a_film_unfinished_directors_statement_20100803/

    Comment by Shual — 9.08, 2010 @ 15:15

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