Internet-Law

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

31.5.10

Ist das Internet ein Zoo?

Die SPD-Politikerin Barbara Kisseler – übrigens Fachfrau für Kultur in Steinmeiers grandiosem Wahlkampfteam – hat sich mit einer beachtlichen These zu Wort gemeldet. „Die freie Wildbahn im Internet kann nicht in unserem gesellschaftspolitischen Interesse sein“, sagte sie der Zeitschrift proMedia in einem Interview. Was dem Rechtspolitiker sein rechtsfreier Raum, das ist für den Kulturpolitiker offenbar die freie Wildbahn.

Entspricht es tatsächlich unserem gesellschaftspolitischen Interesse, das Internet in einen Zoo umzufunktionieren?  Und wen meint Frau Kisseler, wenn sie von wir spricht? Wohl eher die Content-Industrie als die Gesamtheit dieser Gesellschaft.

Schön ist auch folgender Satz aus dem Interview mit Kisseler:

Wenn man als Provider journalistische Inhalte benutzt, hat man davon einen direkten Vorteil und muss eine Gegenleistung erbringen.

Da kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus vor lauter Expertentum, an dem bei der SPD nach wie vor kein Mangel zu herrschen scheint.

posted by Stadler at 08:00  

15 Comments

  1. Un-glaub-lich!
    „Honorarprofessorin am Studiengang Kulturarbeit der Fachhochschule Potsdam“ (Wiki)
    Kulturarbeit sieht anders aus , liebe Frau Kisseler. Ich glaube die Generation Ü50 ist weitestgehend verloren. Man muss sich wohl für die Bürgerrechte im Internet vor allem auf die jüngeren konzentrieren. Dumm nur, dass die Demografie dagegen spricht. Aber wie erreicht man die älteren wenn sogar solche Leute wie Frau Kisseler solch einen Müll ablassen?

    Comment by cervo — 31.05, 2010 @ 08:18

  2. Frage mich, wo Frau Kisseler leben möchte, wenn sie ein Wildtier wäre. Im Zoo oder doch lieber in der freien Wildbahn ? Doch die Frage ist rhetorisch. Wer so denkt, muss im Zoo geboren sein…

    Comment by Markus Felber — 31.05, 2010 @ 09:56

  3. Nur eine kleine Anmerkung: Meines Wissens ist Frau Kisseler kein(!) Parteimitglied der SPD sondern parteilos.

    Comment by Heiko — 31.05, 2010 @ 10:05

  4. Ich wills direkt vorwegnehmen: Falls gleich Kommentatoren sich hier einfinden und meinen Barbara Kisseler sei parteilos – das ist eine reine Schutzbehauptung.

    Ich werfe das an der Stelle deshalb ein, weil mir das schon auf Twitter entgegengekommen ist: http://twitter.com/BoehningB/status/15092282950

    Bleibt festzuhalten, dass die SPD sich dennoch dieser Person bedient, was meiner Meinung nach allein schon daher kein gutes Licht auf das Moralverständnis der Partei wirft, weil es in meinen Augen schon ziemlich fragwürdig ist, Leute für sich sprechen zu lassen, wenn man eine Agenda X durchdrücken will, sich jedoch von ihnen zu distanzieren, wenn einem dann Kritik entgegebracht wird.

    Mit „für sich sprechen lassen“ meine ich ganz konkret das besagte Interview. Mit „sich dieser Personen bedienen“ ist sowas hier gemeint: http://bit.ly/bKF40H

    Gruss, Peter
    http://www.twitter.com/karpfenpeter

    Comment by Karpfenpeter — 31.05, 2010 @ 10:05

  5. @ cervo
    Es liegt nicht an Ü50. Dafür gibt es genügend Gegenbeispiele.
    Immerhin ist das Gefühl, Mitglied eines Zoos zu werden, eigentümlich und nicht besonders attraktiv.

    Comment by RAWinkler — 31.05, 2010 @ 10:10

  6. @RAWinkler
    Als demnächst Ü60 danke ich für Ihre Verve zugunsten der Ü50 !

    Comment by Markus Felber — 31.05, 2010 @ 10:38

  7. Scheinbar geht es der Contentmafia so dreckig, daß sie sich nicht mal mehr ordentliche PR-Leute leisten kann. Wie wärs mit einer Spende? ;)

    gruß

    Comment by Frank Schenk — 31.05, 2010 @ 11:10

  8. @ RAWinkler
    Ich danke Ihnen für das Lebenszeichen. Mein Vater geht auf die 80 zu und hat die Piraten gewählt. Ausnahme oder Regel? Ich wundere mich einfach, dass jemand der sich mit Kultur- und Kommunikationstheorie beschäftigt (und das unterstelle ich Frau Kisseler) so einen Quatsch von sich gibt. Woran liegt es dann also? Daran das sie Politikerin ist (und deshalb von Zeit zu Zeit Populismus verbreiten muss) oder an einer altersbegründeten Unerfahrenheit mit der digitalen Praxis? OK, wahrscheinlich eine Mischung aus all dem.

    Comment by cervo — 31.05, 2010 @ 11:31

  9. Warum sollte eine Kissler klüger sein als z.B. Naumann der gefordert hatte Kultur, Wissen und Bildung nicht für jeden kostenlos zugänglich machen zu wollen?
    Welches Parteibuch sie hat spielt auch keine Rolle. Mitgehangen, mitgefangen.

    #k.

    Comment by Kand.in.Sky — 31.05, 2010 @ 12:24

  10. Mein Provider hat einen Vorteil, weil er journalistische Inhalte benutzt ???

    Da muss ich doch gleich mal den Herrn Davis anrufen ;-)

    so kann das nicht weitergehen…

    Wo kämen wir da nur hin, wenn jeder das Netz nur zu seinen Vorteilen nutzen würde.

    Comment by CafeGrande — 31.05, 2010 @ 12:35

  11. Der Neid des Faultiers auf das Chamäleon.

    Comment by vera — 31.05, 2010 @ 13:49

  12. Mir ist schon häufiger untergekommen, dass arrivierte Kulturschaffende mit einem gewissen Stolz ihr Nichtnetzwerkerdasein vor sich her tragen. Schwierig wird es nur dann, wenn sie in der Sache mitreden wollen, ohne davon Ahnung zu haben. Das ist nicht ans Alter gekoppelt. Ich habe etliche sehr emsige Kollegen 50 + (u.a. auch den sehr geschätzten Markus Felber), die vorurteilsfrei im Netz agieren und kommunizieren.
    Das ist eine reine Freude.

    Comment by RAWinkler — 31.05, 2010 @ 14:20

  13. Ich hab da mal eine ganz einfache und vielleicht sogar ganz dumme Frage:

    Immer wieder wenn man solche Äusserungen hört (siehe auch von der Leyen und ihren Indien Äusserung) [sry bei mir im kopf ist das in der gleichen Sparte für Bullshit] , frag ich mich warum die anwesenden Journlisten, nich einfach mal sagen das diese Politiker entweder lügen bzw. sich scheinbar ja kaum mit dem Thema auskennen.
    Andersrum gedachte : Wenn man Kindern/Politikern jede „Lüge“ durchgehen lässt, wie sollen sie dann anfangen die Wahrheit zu sagen? Ergo sind vielleicht auch die Jouralisten mitschuld an der verdummung der Bürger….

    Comment by mandros — 31.05, 2010 @ 17:07

  14. @ RAWinkler
    „Ich habe etliche sehr emsige Kollegen 50 + (u.a. auch den sehr geschätzten Markus Felber), die vorurteilsfrei im Netz agieren und kommunizieren.“

    Erwischt. Natürlich bin auch ich mit Vorurteilen in die Diskussion gegangen. Vielleicht braucht es eine „Vereinigung netzaffiner ältere Menschen“ um vom schlechten Image der Ü50ger wegzukommen. Und das meine ich ernst.

    Comment by cervo — 31.05, 2010 @ 17:35

  15. Welche Schlussfolgerung darf man ziehen, wenn man Frau Kisseler auf der offiziellen Website der SPD findet und der Hinweis auf ihre angeblich fehlende Parteizugehörigkeit fehlt?

    Da kann man wohl kaum von schlechter Recherche sprechen, sondern nur wieder von schlechter Informationspolitik der SPD.

    Comment by admin — 31.05, 2010 @ 21:45

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